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Ist Lungenkrebs heilbar?

Profilbild von Dr. med. Danny  Jazmati Geschrieben von Dr. med. Danny Jazmati

Überlebenschancen bei Lungenkrebs

Die Heilungschancen für Lungenkrebs haben sich in den letzten zehn Jahren dramatisch verbessert.

Insbesondere in frühen Tumorstadien ist Lungenkrebs mit einer hohen Wahrscheinlichkeit heilbar, durch eine Operation oder Strahlentherapie. Diese führt zur Entfernung beziehungsweise Inaktivierung des Tumors.

In den frühen Tumorstadien ist die Chance auf Heilung entsprechend der neuesten Studiendaten zwischen Operation und Strahlentherapie vergleichbar. Die Chance auf Heilung scheint besser zu sein, wenn moderne Operationsverfahren, wie die videoassistierte Thorakoskopie, durchgeführt werden.

Das Gleiche gilt für die Strahlentherapie: Eine moderne Strahlentherapie, die eine hohe Energiedosis pro Tag verwendet und den Tumor gezielt bestrahlt, wie zum Beispiel die stereotaktische Strahlentherapie, scheint mit einer besseren Chance auf Heilung verbunden zu sein.

Heilungschancen in fortgeschrittenen Tumorstadien

In weiter fortgeschrittenen Tumorstadien gibt es immer noch eine Chance auf Heilung. Das sogenannte Stadium, in dem in der Regel größere Lymphknotenmetastasen im Thorax auf der Seite des Tumors oder auf der gegenüberliegenden Seite liegen, hat eine geringere Chance auf Heilung, diese beträgt jedoch weiterhin circa 30 bis 40 %.

Bedeutung der Immuntherapie und systemischen Therapie

Im Rahmen von Erkrankungen, bei denen der Tumor gestreut hat – das heißt, es befinden sich bösartige Tumorzellen innerhalb des Bluts – ist die Chance auf Heilung deutlich geringer. Nur sehr wenige Patienten gehören zu den sogenannten Langzeitüberlebenden.

Aber während in diesen Stadien die Chance auf Heilung vor zehn Jahren völlig ausgeschlossen war, gibt es heute etwa fünf bis zehn Prozent der Patienten, die zu den Langzeitüberlebenden gehören. Es ist unbekannt, ob bei diesen Patientinnen und Patienten eine wirkliche Heilung erreicht wird oder nur eine langanhaltende Tumorkontrolle.

Die Verwendung einer Immuntherapie scheint jedoch die Prognose deutlich zu verbessern. Die Chance auf Heilung ist größer, wenn der Patient im Fall einer gestreuten Tumorerkrankung fünf oder weniger Tumorherde hat.

Ab mehr als fünf Tumorherden wissen wir, dass die Prognose noch deutlich schlechter ist. In beiden Fällen sollte unbedingt eine systemische Therapie verwendet werden, das bedeutet eine Chemotherapie, die in der Regel auch eine Immuntherapie einschließt.

Bei gutem Ansprechen, das bedeutet, dass der Tumor unter dieser Therapie kleiner wird, kann zusätzlich noch eine Operation oder Strahlentherapie durchgeführt werden, um die Überlebenszeit deutlich zu verlängern.

Zielgerichtete Therapien und deren Einfluss

Besonderes Aufsehen haben sogenannte Targeted-Therapien erregt. Diese Therapie zielt auf veränderte Gene, die zu einer Lungenkrebserkrankung geführt haben. Die berühmtesten Gene sind ALK, EGFR und ROS.

Auch wenn das Ansprechen dieser Medikamente sehr hoch ist und die Überlebenszeit deutlich verlängert wird, können wir in diesem Fall nicht von einer Heilung sprechen.

Der Tumor wird sich der Abwehr des Medikaments entziehen, und es entstehen resistente Tumorzellen, die nicht mehr von dem Medikament kontrolliert werden können.

Diese zielgerichtete Therapie ist daher eher eine Verlängerung des Überlebens als eine tatsächliche Heilung. Wenn man sich vorstellt, dass eine Lungenkrebserkrankung, die gestreut hat, in etwa eine Lebenserwartung von ein bis zwei Jahren hat und Patienten mit einer zielgerichteten Therapie zwischen sieben und zehn Jahren leben, dann erscheint es plausibel, dass diese Medikamente die Prognose von Lungenkrebspatienten dramatisch verbessert haben.

Der kleinzellige Lungenkrebs: Eine Sonderform

Eine Sonderform des Lungenkrebs ist der sogenannte kleinzellige Lungenkrebs. Dieser scheint von der onkologischen Wertigkeit schlechter zu verlaufen als der normale nicht-kleinzellige Lungenkrebs. Bei diesen Patienten ist die Chance auf Heilung sehr gering. Bereits in frühen Stadien kann es sehr schnell zu einer Ausbreitung des Tumors ins Gehirn kommen, was die Chance auf Heilung deutlich reduziert.

Zusammenfassung

Zusammenfassend besteht gerade in frühen Tumorstadien eine sehr hohe Chance auf Heilung, während diese in späteren Stadien deutlich absinkt, aber weiterhin vorhanden ist. Um die Chance auf Heilung so groß wie möglich zu halten, ist es wichtig, dass die Patientinnen und Patienten eine optimale Therapie erhalten.

Das gesamte Therapiekonzept sollte in einem sogenannten Multimodalen Tumorboard besprochen und dann eine Therapie zeitnah eingeleitet werden.

Letzte Änderung: 10. September 2023

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