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ALK, EGFR & ROS positive mutation bei Lungenkrebs

Bei Patientinnen und Patienten, die noch nie in ihrem Leben geraucht haben, ist eine genetische Veränderung eine häufige Ursache für Lungenkrebs . Diese genetische Veränderung führt zu einem Wachstumssignal in den Tumorzellen.

Die Feststellung dieser genetischen Veränderung hat zur Entwicklung von hochspezialisierten Medikamenten geführt, die diese Gene effektiv ausschalten und damit das Wachstum der Tumorzellen regulieren können.

Wissenswert

Diese Medikamente heißen Tyrosinkinase-Inhibitoren. Sie führen bei einem Großteil der Patienten, in der Regel etwa 80%, zu einem guten bis sehr guten Tumoransprechen.

Leider entwickeln die Krebszellen gegen diese Medikamente sogenannte Resistenzen, das heißt, es vermehren sich Zellen, die von dem Medikament nicht mehr aktiv blockiert werden können.

Resistenzen und Behandlungsstrategien

Dies tritt bei nahezu allen Betroffenen auf. Eine Tyrosinkinase-Inhibitor-Therapie kann das Fortschreiten der Erkrankung zwar verlängern, führt aber nicht zur Heilung. Die Prognose im metastasierten Stadium (das heißt, wenn der Tumor gestreut hat) ist substanziell besser, wenn eine genetische Veränderung vorliegt, aber er führt nicht zur Heilung.

Nach einer Zeit, in der der Tumor kontrolliert wird, kann der Krebs wiederkommen. Da die Medikamente so effektiv sind, wird die Therapie häufig fortgesetzt und der Tumor wird an der Stelle, an der er wiedergekommen ist lokal mit Strahlentherapie oder Operation bekämpft. Erst wenn an so vielen Stellen der Tumor zurückkehrt, dass diese Therapien keine Chance mehr haben sollte das Medikament zur letzten Stufe gewechselt werden.

Hier kommen drei wichtige Untergruppen zur Geltung: ALK, EGFR und ROS. Gegen weitere genetische Mutationen gibt es jedoch auch schon Medikamente.

Medikamente im Überblick

Bei der Verwendung dieser Medikamente ist es entscheidend, den genetischen Status des Tumors zu kennen, da ihre Wirksamkeit von spezifischen genetischen Mutationen oder Fusionen abhängt.

Es ist auch wichtig, potenzielle Nebenwirkungen und Resistenzen gegen diese Therapien zu beachten.

  1. 01
    Crizotinib (Xalkori)
    • Erster zugelassener ALK-Inhibitor zur Behandlung von ALK-positivem NSCLC.
  2. 02
    Ceritinib (Zykadia)
    • Ein ALK-Inhibitor der zweiten Generation, der zur Behandlung von Patienten mit ALK-positivem NSCLC entwickelt wurde, die zuvor Crizotinib erhalten haben oder nicht darauf ansprechen.
  3. 03
    Alectinib (Alecensa)
    • Ein weiterer ALK-Inhibitor der zweiten Generation, der eine geringere Neigung hat, Nebenwirkungen im Zentralnervensystem zu verursachen.
  4. 04
    Brigatinib (Alunbrig)
    • Zugelassen für die Behandlung von ALK-positivem NSCLC bei Patienten, die zuvor mit Crizotinib behandelt wurden.
  5. 05
    Lorlatinib (Lorbrena)
    • Ein ALK-Inhibitor der dritten Generation, entwickelt für Patienten, die gegen frühere ALK-Inhibitoren resistent sind.
  1. 01
    Erlotinib (Tarceva)
    • Ein EGFR-Inhibitor der ersten Generation für Patienten mit EGFR-positivem NSCLC.
  2. 02
    Afatinib (Gilotrif)
    • Ein EGFR-Inhibitor, der irreversibel an das Enzym bindet und bei bestimmten EGFR-Mutationen wirksam ist.
  3. 03
    Gefitinib (Iressa)
    • Ein weiterer EGFR-Inhibitor der ersten Generation.
  4. 04
    Osimertinib (Tagrisso)
    • Ein EGFR-Inhibitor der dritten Generation, der spezifisch gegen die T790M-Resistenzmutation gerichtet ist.
  1. 01
    Crizotinib (Xalkori):
    • Außer seiner Wirkung gegen ALK hat Crizotinib auch Aktivität gegen ROS1-positiven NSCLC.
  2. 02
    Entrectinib (Rozlytrek):
    • Zugelassen zur Behandlung von ROS1-positivem NSCLC und zeigt Aktivität gegen NTRK-Genfusionen.
  3. 03
    Lorlatinib (Lorbrena):
    • Neben seiner Wirkung gegen ALK hat Lorlatinib auch eine Wirkung gegen ROS1.
  1. 01
    Capmatinib (Tabrecta)
    • Zugelassen zur Behandlung von METex14-überspringenden Mutationen beim NSCLC.
  2. 02
    Tepotinib (Tepmetko)
    • Ein weiterer Inhibitor, der gegen METex14-überspringende Mutationen gerichtet ist.
  1. 01
    Selpercatinib (Retevmo)
    • Zugelassen zur Behandlung von NSCLC mit RET-Fusionen.
  2. 02
    Pralsetinib (Gavreto)
    • Auch entwickelt zur Behandlung von RET-Fusions-positivem NSCLC.
  1. 01
    Dabrafenib (Tafinlar) in Kombination mit Trametinib (Mekinist)
    • Diese Kombination wurde für NSCLC-Patienten mit einer BRAF V600E-Mutation entwickelt.
  1. 01
    Larotrectinib (Vitrakvi)
    • Ein Inhibitor zur Behandlung von soliden Tumoren mit einer NTRK-Genfusion, einschließlich NSCLC.
  2. 02
    Entrectinib (Rozlytrek)
    • Wie bereits erwähnt, zielt dieses Medikament sowohl auf ROS1 als auch auf NTRK-Genfusionen.
  1. 01
    Pembrolizumab (Keytruda):
    • Ein PD-1-Inhibitor, der allein oder in Kombination mit anderen Therapien für NSCLC verwendet wird.
  2. 02
    Nivolumab (Opdivo):
    • Ein weiterer PD-1-Inhibitor für NSCLC.
  3. 03
    Atezolizumab (Tecentriq):
    • Ein PD-L1-Inhibitor zur Behandlung von NSCLC.
  4. 04
    Durvalumab (Imfinzi):
    • Auch ein PD-L1-Inhibitor, der in bestimmten NSCLC-Szenarien eingesetzt wird.

Suche nach genetischen Markern: Molekulare Pathologie

Um herauszufinden, ob man selber zu denjenigen gehört, für die solche Medikamente in Frage kommen, ist eine molekulare Pathologie erforderlich.

Hierbei wird das Tumorgewebe auf die verschiedenen Mutationen (genetische Veränderungen) geprüft. Dafür wird die Gewebeprobe (Biopsie) des Tumors, die zur Diagnosestellung verwendet wurde, aufwendig weiter untersucht. Man sollte als Patient darauf drängen, dass dies durchgeführt wird, insbesondere dann, wenn man selber nie geraucht hat.

Aber auch bei Rauchern kann es sein, dass solche Veränderungen gefunden werden können. In der Regel ist der typische Patient etwa 40 bis 50 Jahre alt, weiblich und Nichtraucher.

Medikamentenverträglichkeit und Wirkung

Die Medikamente werden in der Regel sehr gut vertragen und Nebenwirkungen treten selten auf. Bei ALK-Patienten ist der Standard der Therapie, mit den Medikamenten Alectinib oder Brigantinib zu beginnen.

Bei Patienten mit EGFR-Rezeptor-Veränderung ist die aktuelle Vorgehensweise, mit dem Medikament Osimertinib zu beginnen. Bei Patienten mit ROS beginnt man mit Ceritinib.

Bei diesen Medikamenten besteht, im Gegensatz zu Vorläufermedikamenten, eine erhöhte Blut-Hirn-Schranke. Das bedeutet, dass dieses Medikament durch das Blut auch eine Schranke zwischen dem Körper und dem Gehirn durchdringen kann und demnach auch im Gehirn wirksam ist. Dadurch können Gehirnmetastasen im Vergleich zu Vorgängerpräparaten besser verhindert werden.

Achtung

Eine Resistenz tritt in etwa drei bis vier Jahre nach Einleitung der ersten Therapie auf.

Wenn eine Resistenz auftritt, ist es das Ziel, den Krankheitsverlauf so lange wie möglich unter Einnahme des Medikaments zu verlängern. Bei wenigen Metastasen könnte erwogen werden, das Medikament trotz nachgewiesener Wirkungsschwelle weiter zu nehmen und die lokalen Herde, die neu aufgetreten sind, durch eine lokale Bestrahlung oder Operation zu behandeln, insbesondere bei Patienten, bei denen ein Zurückkommen des Tumors oder das neu Auftreten einer vorher nicht vorhandenen Metastase beobachtet wird.

Weiterführende Therapieansätze

Wenn der Tumor erst nach mehr als drei Jahren wieder auftritt, sind die Heilungschancen besser. Sollte die Krankheit trotz örtlicher Behandlung fortschreiten, wird ein neues Medikament empfohlen.

Momentan ist "Lorlatinib" das neueste in dieser Kategorie. Bei diesen Patienten wirken Chemo- und Immuntherapien nicht so gut wie bei anderen.

Die Ergebnisse einer großen amerikanischen Studie, haben gezeigt, dass die Immuntherapie nicht besonders wirksam bei Patienten mit genetischer Veränderung ist.

Wenn der Tumor zurückkommt: Rezidivbehandlung

Jedes Rezidiv sollte erneut biopsiert werden. Dann kann geprüft werden, ob weiterhin die genetische Veränderung vorliegt. Es kann auch interessant sein, nach TP53 zu suchen, da dieses mit einer schlechteren Prognose verbunden ist. Es gibt Daten, dass insbesondere das älteste Medikament Crizotinib, eine TP53-Mutation unterdrücken kann.

Eine seltene Komplikation ist, dass sich aus dem Tumor ein kleinzelliges Bronchialkarzinom entwickelt. Daher sollte dies immer histologisch geprüft werden.

Insgesamt gibt es viele vielversprechende Studiendaten, die die Prognose der betroffenen Patienten langfristig verbessern können. Dazu gehören gezielte Impfungen und vielversprechende Medikamentenkombinationen.

Wichtige Therapiezentren

Wichtig ist es, die Therapie in einem Zentrum durchzuführen, das Erfahrung in der Therapie mit Tyrosinkinase-Medikamenten hat.

Zusammenfassung

Bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) und bestimmten genetischen Mutationen oder Fusionen hat sich gezeigt, dass gezielte Therapien das Überleben im Vergleich zu traditionellen Chemotherapie-Regimen im Stadium 4 signifikant verlängern.

Die Fortschritte in der molekulargenetischen Diagnostik und die Entwicklung von Medikamenten, die spezifisch gegen diese genetischen Veränderungen gerichtet sind, haben zu diesen verbesserten Überlebensraten beigetragen.

Darüber hinaus deuten erste Daten darauf hin, dass die Anwendung dieser gezielten Therapeutika als ergänzende Therapie in frühen Krankheitsstadien das Intervall bis zum Auftreten eines Rezidivs verlängern kann.

Während noch weitere Studien erforderlich sind, um die besten Strategien zur Integration dieser Therapien in früheren Krankheitsstadien zu bestimmen, sind diese vorläufigen Ergebnisse vielversprechend.

Die positive Wirkung dieser Medikamente unterstreicht das Potenzial der personalisierten Medizin bei der Behandlung von NSCLC und bietet Patienten neue Hoffnung auf bessere Ergebnisse und eine höhere Lebensqualität.

Es ist ein ermutigender Fortschritt in der Onkologie, der das Potenzial hat, das Leben vieler Patienten zu verändern.

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