Geschrieben von Jessica Papic (Ärztin)
Unter dem Begriff Zungenbrennung versteht man eine Störung der Empfindungen im Bereich der Zuge und der Schleimhäute innerhalb der Mundhöhle. Das Zungenbrennen wird in der Medizin auch Glossodynie, Glossalgie, chronisches orales Schmerzsyndrom oder Burning-mouth-Syndrom (BMS) genannt.
Betroffene Personen haben nicht bloß das Gefühl, als würde die Zunge brennen. In vielen Fällen verspüren sie auch Schmerzen in der Mundhöhle. In den meisten Fällen ist das Zungenbrennen keine eigenständige Erkrankung sondern vielmehr das Symptom einer chronischen Erkrankung. Im Allgemeinen kann jeder Mensch dieses Zungenbrennen entwickeln. Tatsächlich lässt sich jedoch beobachten, dass vor allem Frauen von dieser Empfindungsstörung betroffen sind.
Zumeist betrifft das Zungenbrennen Frauen im mittleren und höheren Lebensalter. Man geht davon aus, dass ungefähr jede sechste Frau während der Wechseljahre oder im Anschluss daran eine Empfindungsstörung in Form von Zungenbrennen entwickelt. Männer hingegen sind deutlich seltener betroffen. Falls überhaupt, beschränkt sich die Störung bei ihnen auf die Lippen. Zunge und Mundschleimhaut sind bei männlichen Patienten eher selten betroffen. Schätzungsweise leidet jeder 30. erwachsene Mensch an Zungenbrennen.
Im Grunde kann jede beliebige Stelle der Zunge und der Mundschleimhaut betroffen sein. Es lässt sich jedoch beobachten, dass das Brennen vor allem an den Rändern und dem vorderen Anteil der Zunge auftritt.
Die Ursachen für das Auftreten von Zungenbrennen, können vielfältig sein. Fest steht jedoch, dass diese Sinnesstörung keine eigenständige Erkrankung, sondern vielmehr das Symptom einer chronischen Erkrankung ist.
Bei einigen der Betroffenen lässt sich jedoch keine Ursache für das Zungenbrennen finden. Dabei handelt es sich um ein idiopathisches Syndrom, dass im Zuge einer somatoformen Schmerzstörung entsteht.
Die Entstehung von einem brennenden oder gar schmerzenden Gefühl an der Zunge und an anderen Teilen der Mundschleimhaut kann eine Vielzahl von Ursachen haben. Viele dieser möglichen Ursachen sind vollkommen harmlos, weshalb das Zungenbrennen in der Regel binnen kurzer Zeit und vor allem ohne medizinische Intervention wieder verschwindet.
Es gibt aber auch einige ernste Erkrankungen, die Zungenbrennen hervorrufen können und unbedingt zeitnah behandelt werden sollten. Aus diesem Grund ist es wichtig, einen Facharzt für Hals-Nasen- und Ohrenheilkunde oder alternativ einen Zahnarzt aufzusuchen und die Ursache für die Missempfindungen ermitteln zu lassen. Dies gilt vor allem dann, wenn das Zungenbrennenüber einen längeren Zeitraum anhält oder innerhalb eines längeren Zeitraums immer wieder in Erscheinung tritt. Auch wenn das Zungenbrennen mit weiteren Symptomen, zum Beispiel mit starken Rötungen, einher geht.
Die Diagnostik bei Personen, die an Zungenbrennen leiden, gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte. Dabei ist es besonders wichtig abzuklären, ob die Empfindungsstörung harmlos ist oder ob eine ernste und vor allem behandlungsbedürftige Erkrankung ursächlich ist.
Zu Beginn der Diagnostik wird zumeist ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) durchgeführt. Im Zuge dieses Gesprächs sollten die bei dem Patienten vorliegenden Beschwerden so genau wie möglich beschrieben werden. Dabei spielen vor allem die exakte Lokalisation und das Ausmaß der Störung eine entscheidende Rolle. Zudem ist es für den Arzt wichtig, zu erfahren, ob das Zungenbrennen dauerhaft vorliegt, immer wieder erscheint oder zum ersten Mal besteht. Darüber hinaus sollten bei dem Betroffenen möglicherweise vorliegende Begleitbeschwerden so genau wie möglich benannt werden. Wenn die Zunge zum Beispiel neben der Empfingungsstörung stark gerötet ist, deutet dies auf entzündliche Prozesse hin. Im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch ist es die Aufgabe des Arztes, zu eruieren, für welche Grundproblematik die Zusammenschau aller vorliegenden Symptome am ehesten spricht.
Außerdem spielen die Krankengeschichte und mögliche Dauermedikationen des Patienten und dessen Familienanamnese bezüglich maligner Erkrankungen in der Diagnostik bei Zungenbrennen, eine entscheidende Rolle. Grund dafür ist die Tatsache, dass eine erbliche Komponente bei malignen Erkrankungen nicht ausgeschlossen werden kann.
Im Anschluss an das Gespräch findet in der Regel eine körperliche Untersuchung statt. Bei Personen, die an Zungenbrennen leiden, liegt der Schwerpunkt dieser Untersuchung natürlich auf dem Mundraum. Zuerst inspieziert der Arzt sowohl die Zunge als auch die Mundhöhle. Er achtet dabei auch mögliche Verletzungen, Beläge, Rötungen oder anderweitige Auffälligkeiten (zum Beispiel Geschwüre). Wenn sich weiße "Stippchen" und Rötungen im Bereich der Mundschleimhaut, als an Zunge und an anderen Teilen des Mundraums finden lassen, spricht das für eine Hefepilzinfektion (Mundsoor). Zeigt sich die Zunge als stark gerötet, liegt eine Entzündung vor. Diese kann durch einen Vitamin-B12- oder
Vor allem eine Blutabnahme mit anschließender Labordiagnostik der Probe, können zum Beispiel Eisen- oder Vitaminmangel nachgewiesen werden. Auch wenn das Zungenbrennen mit einer Blutarmut in Zusammenhang steht, kann dies über eine einfache Blutabnahme bewiesen werden. Neben der Blutuntersuchung spielt auch ein Test zur Speichelproduktion in der DIagnostik bei Personen, die an Zungenbrennen leiden, eine wichtige Rolle. Mit Hilfe dieses Tests kann eine mögliche Mundtrockenheit, die das Auftreten von Zungenbrennne ebenfalls triggern kann, nachgewiesen werden. Sollte der Verdacht auf das Vorliegen einer Allergie bestehen, kann zusätzlich eine Allergietest, zum Beispiel ein Prick-Test, durchgeführt werden.
Für den Arzt gestalltet sich die Diagnostik einfach, wenn direkte Hinweise auf die zugrunde liegende Erkrankung sichtbar sind. Tatsächlich sind derartige Hinweise aber in den meisten Fällen nicht zu finden. Die Diagnostik muss dann durch weiterführende Maßnahmen ergänzt werden. In einigen Fällen ist es zudem notwendig andere Ärzte in die Diagnostik mit einzubeziehen.
Die Behandlung von Patienten, die an anhaltendem oder rezidivierendem Zungenbrennen leiden, richtet sich maßgeblich nach der zugrunde liegenden Ursache.
Wenn die Empfindung von einer eher banalen Ursache, zum Beispiel von sauren oder scharfen Lebensmitteln, provoziert wird, muss keinerlei Behandlung erfolgen. Wird das Zungenbrennen durch kleine Verletzungen, die durch scharfe Zahnkanten entstanden sind, provoziert, so sollte eine zahnärztliche Behandlung zum Beispiel in Form einer Füllungstherapie statt finden. Recht einfach stellt sich die Therapie auch dann dar, wenn die Beschwerden in Zusammenhang mit einem Vitamin- oder
In jenen Fällen, in denen eine Pilzinfektion innerhalb der Mundhöhle dafür sorgt, dass die Zunge brennt,kann ein sogenanntes Antimykotikum, also ein Antipilzmittel, zum Einsatz kommen. Sollten Erkrankungen, wie
Eine nicht zu unterschätzende Ursache für das Auftreten von Zungenbrennen ist das sogenannte Sjörgen-Syndrom. Betroffene Patienten sollten zeitnah einen Facharzt für Rheumatologie aufsuchen. Das Sjörgen-Syndrom ist eine nicht heilbare, aber gut behandelbare, Autoimmunerkrankung. Vor allem die mit der Erkrankung einhergehende Schädigung der Speicheldrüsen und damit auch die Mundtrockenheit, lassen sich mit den Wirkstoffen Pilocarpin oder Cevimelin therapieren.
Vor allem bei älteren Patienten sollte vor dem Einleiten einer Behandlung geprüft werden, ob sie eventuell ein Medikament einnehmen, dass das Zungenbrennen hervorrufen kann. Dies kann besonders häufig bei Antidepressiva oder blutdrucksenkenden Arzneimitteln beobachtet werden. Falls solche Medikamente eingenommen werden, sollte der behandelnde Arzt prüfen, ob die Medikation eventuell umgestellt werden kann.
Wenn das Zungenbrennen in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen steht, kann möglicherweise eine Psychotherapie zielführend sein. In Abhängigkeit von der jeweiligen Grunderkrankung, zeigt sich häufig die sogenannte kognitive Verhaltenstherapie als besonders hilfreich. Darüber hinaus können verschiedene Arzneimittel, zum Beispiel Antidepressiva, angewendet werden. Bei der Einnahme eines Antidepressivums muss jedoch beachtet werden, dass diese selbst zu Mundtrockenheit und damit einhergehendem Zungenbrennen führen können. Falls dies passiert, muss die Medikation unbedingt umgestellt werden.
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Geschrieben von
Jessica Papic
Medizinisch geprüft am
2. Aug. 2022
Begriffe
Fibromyalgie
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