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Mukoviszidose

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Mukoviszidose?

„Mukoviszidose: Der Mukus ist zu viskös.“ Das bedeutet, dass das Sekret, welches in unserem Körper gebildet wird, wie zum Beispiel im Darm , in der Leber oder in der Bauchspeicheldrüse , zu dickflüssig ist. Diese Pathogenese führt zur weiteren Definition des Krankheitsbildes, da Mukoviszidose ebenso als zystische Fibrose bezeichnet wird: Der zähflüssige Schleim führt zu einer chronischen Entzündung und durch Freisetzung weiterer Enzyme zur Organschädigung. Hierbei entstehen kleine Zysten , die den Untergang der körpereigenen Drüsen begünstigen.

Doch wie entsteht diese Erkrankung? Mukoviszidose wird autosomal rezessiv vererbt. Einer von 25 Menschen überträgt dieses fehlerhafte Gen. Werden zwei defekte Gene übertragen, führt dies zur Ausprägung der Erkrankung. Das wiederum bedeutet, dass zwei gesunde Partner, die das Gen in sich tragen, eine Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent aufweisen, ein krankes Kind zu gebären.

Die Mutation befindet sich auf den Chromosomen sieben, im sogenannten CFTR-Gen (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator). Die in Deutschland häufigste, nachgewiesene Mutation ist die Delta F508 (ΔF508). Dabei fehlt an der Stelle 508 eine Aminosäure, sodass das CFTR-Protein weniger und vor allem fehlgefaltete Chloridkanäle bildet.

Dieser Chloridkanal ist für die Sekretion dieser Blutsalze verantwortlich. Ist dieser Kanal fehlgefaltet, wird Chlorid nicht ausgeschieden, Wasser verbleibt innerhalb der Zelle und kann demnach nicht dem osmotischen Druck folgen. Es entsteht der zähflüssige Schleim.

Wissenswert

Im Neugeborenenscreening wird diese Erkrankung erfasst. Bei dieser Untersuchung wird dem Neugeborenen Fersenblut zwischen der 36. und 72. Stunde nach der Geburt entnommen und auf mehrere Stoffwechselstörungen geprüft.

Was sind die Symptome einer Mukoviszidose?

Die Symptome der Mukoviszidose können von Patient zu Patient sehr stark variieren. Außerdem kann auch die Ausprägung der durch die Krankheit hervorgerufenen Beschwerden sehr unterschiedlich sein. Die Erkrankung beeinträchtigt die Funktion verschiedener Organe, manifestiert sich aber vor allem in der Lunge und im Verdauungsapparat.

Bei einer Mukoviszidose ist der Einbau spezieller Chloridkanäle in die Zellmembran beeinträchtigt. Auf diese Weise können Ionen und Flüssigkeit nicht mehr adäquat transportiert werden, beziehungsweise diffundieren, wodurch die Zusammensetzung einer Reihe von Körperflüssigkeiten stark verändert wird.

Ein erstes Anzeichen auf das Vorliegen der Erkrankung kann bereits unmittelbar nach der Geburt auftreten, denn Kinder mit Mukoviszidose haben in der Regel einen verzögerten Abgang des Mekoniums. Unter dem Begriff Mekonium versteht man den ersten Stuhlgang, der nach der Geburt eines Säuglings erfolgt. Der Rückhalt des ersten Stuhls kann im Verlauf zu einer Darmpassagestörung führen.

Mögliche Begleitsymptome der neugeborenen Kinder mit Mukoviszidose ist ein Rektumprolaps. Bei einem Rektumprolaps handelt es sich um eine Ausstülpung des Enddarms. Zugleich fällt den Eltern beim Kuss der Kinder ein salziger Geschmack des Schweißes auf. Es gibt aber auch Fälle, bei denen die betroffenen Kinder über Jahre keinerlei Symptome aufweisen. Bei diesen Kindern erscheinen die ersten Beschwerden erst mit dem Eintritt in die Pubertät.

Die Stoffwechselerkrankung manifestiert sich primär in der Lunge. Die Patienten leiden an einem chronischen Husten , teils mit Blutauswurf und zunehmender Leistungsschwäche. Aufgrund diverser Lungenveränderungen, wie zum Beispiel Bronchiektasen , werden Atemwegsinfektionen begünstigt. Bronchiektasen sind dabei sackförmige Ausweitungen der Atemwege, sodass Bakterien diese leichter besiedeln können. Neben Bakterien können ebenso Viren und Pilze die Lunge befallen und folglich zu einer Lungenentzündung führen.

Im Allgemeinen ist das Leitsymptom der zystischen Fibrose die respiratorische Insuffizienz: Die Lunge ist nicht mehr in der Lage, den Körper mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Charakteristische Zeichen sind Uhrglasnägel und Trommelschlegelfinger. Dies sind vergrößerte, rundlich formierte Nägel mit bindegewebeartigen Vermehrungen an den Fingerendgliedern, die kolbenartig aufgetrieben sind.

Während der kindlichen Entwicklung fällt eine Gedeihstörung auf. Dies ist die Konsequenz aus der gestörten Verdauung, welche wiederum wegen der Bauchspeicheldrüseninsuffizienz entsteht. Verdauungsenzyme können nicht freigesetzt werden, sodass eine Leberverfettung und Fettstühle vorliegen. Zudem leistet der Körper aufgrund der Atemanstrengungen mehr Arbeit, in Folge wird mehr Energie verbraucht.

Hinweis

Die Kinder nehmen schwerer an Gewicht zu und wachsen langsamer im Vergleich zu den Gleichaltrigen. Zudem kann sich eine verzögerte Pubertätsentwicklung zeigen. Die Männer sind in der Regel infertil, also zeugungsunfähig. Frauen weisen eine verminderte Fruchtbarkeit auf.

Ferner kann die gestörte Funktion der Bauchspeicheldrüse zu einem Diabetes, also einem erhöhten Blutzuckerspiegel führen. Aufgrund der chronischen Veränderungen der Lungenstruktur wird das Herz ebenso mehr belastet. Es können Herzvergrößerungen, Rhythmusstörungen bzw. insgesamt eine verminderte Pumpfunktion auftreten.

Wie wird die Mukoviszidose diagnostiziert?

Obwohl die Mukoviszidose heutzutage in der Regel sehr früh erkannt wird, spielt das Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) in der Diagnostik der Erkrankung eine entscheidende Rolle. In diesem Fall findet das Gespräch nicht mit dem eigentlichen Patienten, sondern mit dessen Erziehungsberechtigten statt. Im Zuge dieses Arzt-Patienten-Gesprächs ist es besonders wichtig, die vorliegenden Auffälligkeiten so genau wie möglich zu beschreiben.

Darüber hinaus sollten auch möglicherweise bestehende Begleitsymptome benannt und dahingehend geprüft werden, ob sie mit einer Mukoviszidose in Zusammenhang stehen können oder ob die Zusammenschau der Beschwerden eher auf eine andere Erkrankung hindeutet. Außerdem können wichtige Erkenntnisse zu der Verdachtsdiagnose schon bei dem sogenannten Neugeborenen-Screening erlangt werden.

Im Neugeborenen Screening wird unter anderem das Trypsin, bei dem es sich um eine Aminosäure des Körpers handelt, bestimmt. Eine Erhöhung dieser Aminosäure spricht für eine fehlerhafte Sekretion der Bauchspeicheldrüse . Da von einer Mukoviszidose alle Drüsen betroffen sind, kann die fehlerhafte Sekretion des Pankreas einen Hinweis für das Vorliegen einer Mukoviszidose darstellt.

Darüber hinaus sind weitere Untersuchungen, wie die Bestimmung des Pankreas-spezifischen-Proteins (kurz PAP) und weitere genetische Untersuchungen zur Bestätigung der Diagnose notwendig. 

Außerdem sind zwei voneinander unabhängige Schweißtests erforderlich, um die Diagnose Mukoviszidose endgültig treffen zu können. Zu diesem Zwecke werden die Schweißdrüsen des betroffenen Patienten stimuliert und im Anschluss der Salzgehalt des Schweißes analysiert. Ist dieser über 60mmol/l erhöht, wird die Diagnose der Mukoviszidose bestätigt.

Die gestörte Bauchspeicheldrüsenfunktion lässt sich mithilfe eines Enzymnachweises, der Elastase, im Stuhl untersuchen. Laborchemisch können die fettlöslichen Vitamine vermindert sein. Ebenso können Zeichen der Leberzellschädigung und der Entzündung vorliegen.

Mithilfe einer Bildgebung, wie dem Röntgen der Lunge, lassen sich die chronischen Lungenveränderungen und im Rahmen einer Infektion die Entzündungszeichen veranschaulichen.

Therapie bei Mukoviszidose

Die Intensität der Therapie an sich und der einzelnen Therapiemaßnahmen richtet sich in erster Linie danach, wie ausgeprägt die Erkrankung bei dem einzelnen Patienten ist und wie weitreichend sich die Organbeeinflussungen zeigen. Fest steht jedoch, dass bei Personen, die an Mukoviszidose leiden, eine lebenslange Behandlung notwendig ist.

Im Vordergrund der Therapie steht die symptomatische Linderung der Lungenbeschwerden. Besonders wichtig dabei ist die Sekretolyse, also die adäquate Auflösung des für die Erkrankung typischen zähen Schleims. Außerdem ist es bei den betroffenen Patienten essenziell, bei Atemwegsinfekten durch die Inhalation mit einer hochprozentigen Kochsalzlösung und/oder mit Medikamenten, die dazu in der Lage sind, die Bronchien zu erweitern (zum Beispiel Salbutamol ), unterstützend einzugreifen.

Darüber hinaus können DNA-spaltende Enzyme verwendet werden, da beim Abbau der Entzündung kleine DNA-Reste freigesetzt werden.  Ein wesentlicher Bestandteil der Sekretolyse ist die sogenannte Physiotherapie, die zum Beispiel mithilfe einer Klopfmassage durchgeführt werden kann. Eine Lungenentzündung muss schnell effektiv je nach Genese behandelt werden. Hier helfen beispielsweise die Inhalation und systemische Gabe mit einem Antibiotikum.

Bei progredienter Lungenschwäche bekommt der Patient eine tägliche Sauerstofftherapie. Die letzte Möglichkeit der Therapie der chronischen Lungenschwäche stellt die Lungentransplantation dar. Wegen der Bauchspeicheldrüseninsuffizienz ist der Ersatz von Vitaminen und Pankreasenzymen sowie Insulin notwendig. Für die verbesserte Gewichtszunahme wird eine hochkalorische Ernährung verabreicht.

Hinweis

Eine weitere Säule der Therapie ist kausale Therapie der Funktionsstörung des Chloridkanals. Dies erfordert eine lebenslange Einnahme dieser Medikamente. Sie fördern die richtige Faltung des Proteins und erhöhen die Öffnungswahrscheinlichkeit dieser Kanäle. Beispiele für diese neuen Medikamente sind Ivacaftor und Lumacaftor.

Wie ist die Prognose einer Mukoviszidose?

Die Mukoviszidose entsteht im Zuge einer Veränderung des Erbguts und ist aus diesem Grund nicht heilbar. Im Allgemeinen kann davon ausgegangen werden, dass sowohl die Lebensqualität als auch die Lebenserwartung bei Personen, die an Mukoviszidose leiden, deutlich reduziert ist. Um die Beschwerden so lange wie möglich unter Kontrolle zu haben, ist eine lebenslange Behandlung erforderlich. Ohne adäquate Therapie verschlechtert sich der Gesundheitszustand der Betroffenen rapide. Die meisten der Patienten versterben bereits kurze Zeit nach dem Absetzen der Behandlungsmaßnahmen.

Wenn die Mukoviszidose frühzeitig diagnostiziert und schon in jungen Jahren eine geeignete Behandlung eingeleitet wird, kann der Krankheitsverlauf um einiges verlangsamt und damit die Lebenserwartung des Patienten erheblich gesteigert werden.

Durch die mittlerweile möglichen Behandlungsmaßnahmen leben die meisten der betroffenen Patienten deutlich länger als es noch vor einigen Jahren der Fall war. Die mittlere Lebenserwartung bei Mukoviszidose liegt derzeit bei etwa 50 Jahren. Viele Patienten werden aber auch älter.

Voraussetzung dafür ist jedoch ein Team aus Experten verschiedener Fachrichtungen, die ihr Wissen gemeinsam in diesen Fall einbringen. Es handelt sich bei der Erkrankung ja prinzipiell um eine Erkrankung, die viele Organe betreffen kann, sodass das Einleiten einer Therapie von höchster Bedeutung ist.

Zusammenfassung

Die Mukoviszidose ist eine Stoffwechselstörung, die aufgrund eines fehlgefalteten Chloridkanals zu einer erhöhten Viskosität des körpereigenen Sekrets führt und folglich verschiedene Drüsen des Körpers zugrunde gehen. Wiederkehrende Lungenentzündungen und Gedeihstörungen aufgrund der Bauchspeicheldrüseninsuffizienz resultieren.

Die wichtigste Therapiesäule stellt die Mobilisation der Lungensekrete mithilfe von Physiotherapie sowie Inhalation dar. Aufgrund neuerer Therapieformen, die den fehlgefalteten Chloridkanal ändern, konnte die Lebenserwartung in den letzten Jahren auf 53 Jahre erhöht werden.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Die Erkrankung der Mukoviszidose wird seit 2016 im Neugeborenenscreening erfasst. Weiterhin fällt die Erkrankung bereits im Kindesalter auf. Eine neue, spontane Mutation des Gens im Erwachsenenalter ist nicht möglich.

Ja, es ist eine angeborene Stoffwechselstörung.

Ja, aufgrund des Lungenbefalls entstehen rezidivierende Lungenentzündungen sowie pulmonale Veränderungen, die eine respiratorische Insuffizienz zur Folge haben. Im Endstadium sind die Patienten aufgrund der anstrengenden Atemarbeit so geschwächt, dass die Sauerstofftherapie nicht mehr ausreicht, um den Körper mit dem notwendigen Sauerstoff zu versorgen. Teils entsteht aus der Lungenentzündung noch eine Blutvergiftung. Insgesamt reicht die körperliche Reserve der Patienten oftmals nicht mehr aus, um sich von einer Lungenentzündung zu erholen.

Es ist eine Stoffwechselstörung, die aufgrund eines zähflüssigen Schleims zu einer chronischen Entzündung mehrere Organe führen kann. Dennoch befällt sie primär die Lunge.

Ja, zum Einem im Neugeborenenscreening, als auch laborchemisch aufgrund der Organschädigung.

Bisher konnte keine Heilung der Erkrankung erreicht werden. Aufgrund fortschrittlicher Therapiemöglichkeiten des defekten Chloridkanals konnte die Lebenserwartung dennoch deutlich gesteigert werden.

Die Mukoviszidose ist eine der häufigsten, angeborenen Stoffwechselstörungen in Deutschland. Jährlich erkrankt eins von 3300 Neugeborenen.

Nein, es handelt sich hierbei um eine Stoffwechselstörung, die genetisch übertragen wird.

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Mukoviszidose einfach erklärt

Zystische Fibrose

Häufigkeit

  • Prävalenz weltweit: zwischen 70.000 und 100.000 Menschen
  • Prävalenz Europa: schätzungsweise 50.000 Menschen
  • Prävalenz Deutschland: ca. 8.000 Patienten
  • Inzidenz: ca. 200 Kinder pro Jahr

Risikofaktoren

  • erkrankte Eltern oder Großeltern

Ursachen

  • Vererbung (autosomal rezessiver Erbgang)

Symptome

  • Gedeihstörung
  • Reizhusten
  • Atemnot
  • Durchfall
  • Infektanfälligkeit

Diagnose

  • Anamnese
    • Wurden bei ihnen/Bei ihrem Kind Gedeihstörungen festgestellt?
    • Haben sie/ Hat ihr Kind ständig anhaltenden Reizhusten?
    • Bekommen sie/ Bekommt ihr Kind schlecht Luft?
    • Leiden sie/Leidet ihr Kind an wiederkehrenden, starken Durchfällen?
    • Leiden sie/Leidet ihr Kind häufig an Infekten im Bereich der Atemwege?
    • Gibt es in ihrer Familie Fälle von Mukoviszidose?
  • Laboruntersuchung
    • - Bluttest auf Immunreaktives Trypsin (IRT)
    • - Pankreatitis-assoziiertes Protein (PAP)
  • Spezifische Tests
    • Schweißtest: erhöhter Salzgehalt im Schweiß
  • Genetische Testung
    • Veränderung des CFTR-Gens

Differenzial Diagnose

  • Lungenfibrose
  • Tuberkulose

Therapie

  • Medikamente
  • Physiotherapie
  • Operation

Prognose

  • Erkrankung ist nicht heilbar
  • Lebenserwartung verkürzt

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