Geschrieben von Leonard Schwarz
Das Sjögren-Syndrom hat viele Namen: Sicca-Syndrom, autoimmune Exokrinopathie oder Dacryo-Sialo-Adenopathia atrophicans. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung. Es gehört außerdem zu den rheumatischen Erkrankungen.
Bei einer Autoimmunerkrankung bildet es Immunsystem Antikörper gegen Strukturen des eigenen Körpers. Normalerweise dienen die Antikörper dazu, fremde Strukturen besser zu erkennen und sie teilweise auch schon unschädlich zu machen. Dementsprechend ist die eigentliche Funktion der Antikörper eine Abwehrfunktion vor möglicherweise gefährlichen fremden Strukturen (wie zum Beispiel bestimmte Viren). Bei Autoimmunerkrankungen werden aber Antikörper gebildet, die den eigenen Körper angreifen. Im Falle des Sjögren-Syndroms richten sich diese Antikörper gegen die Tränendrüsen und gegen die Speicheldrüsen.
Am Sjögren-Syndrom erkranken circa 10 Mal häufiger Frauen als Männer. Dabei sind insbesondere Frauen in den Wechseljahren betroffen. Erste Symptome zeigen sich meist zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Ein späteres Auftreten ist jedoch möglich. In Deutschland sind etwa vier von 1.000 Menschen vom Sjögren-Syndrom betroffen.
Das Syndrom kann ohne bekannte Ursache auftreten (Primäres Sjögren-Syndrom). Es kann sich aber auch zusammen mit anderen Erkrankungen zeigen. Erkrankungen, bei denen das Syndrom gehäuft auftritt, sind:
Die Ursachen der Entstehung eines Sjögren-Syndroms sind ungeklärt. Diskutiert werden Einflussfaktoren wie genetische Veranlagung, hormonelle Veränderungen (etwa im Rahmen der Wechseljahre) und Stress. Menschen mit Sjögren-Syndrom leiden etwa 10-mal häufiger an Allergien und Glutenunverträglichkeit (glutensensitiver Enteropathie,
Das Sjögren-Syndrom drückt sich vor allem durch das "Austrocknen" von Mund und Auge wieder. Es können jedoch auch andere Organe austrocknen oder betroffen sein.
Bei Patienten mit einem Sjögren-Syndrom sind trockene Augen (Xerophthalmie) ein Kernsymptom der Erkrankung. Ein trockenes Auge zeigt sich häufig, über ein Fremdkörpergefühl oder ein juckenden bzw. brennendes Auge.
Da der Tränenfilm, auch eine Schutzfunktion für unser Auge innehat, stellt demnach das trockene Auge auch ein erhöhtes Risiko dar, dass sich das Auge entzündet. Häufig entzünden regelmäßig beide Augen (Keratokonjunktivitis sicca), als Folge der permanenten Trockenheit.
Bei Frauen zeigt sich häufig auch eine trockene Scheidenschleimhaut, die zu Einschränkungen innerhalb des Sexuallebens führen kann.
Häufig ist das Sjögren-Syndrom assoziiert mit neurologisch, psychiatrischen Erkrankungen. Die Betroffenen sind häufig sehr müde und schon nach geringer Arbeit erschöpft (Fatigue). Das längere Arbeiten an einer Tätigkeit ist meistens, aufgrund einer Konzentrationsschwäche ("Brain-Fog") nicht möglich. Neurologische Auffälligkeiten sind zwar eher selten, können jedoch auch sehr bedrohlich sein, wenn einzelne Nerven beschädigt werden und sich in der Folge Muskeln nicht mehr bewegen können.
Weitere Erscheinungsbilder der Erkrankung betroffen eine Entzündung der Gefäße, der
Die Kombination des trockenen Mundes und den trockenen Augen wird als Sicca-Syndrom bezeichnet. Das Sicca-Syndrom ist das Leitsymptom des Sjögren-Syndroms. Ein Leitsymptom bezeichnet für eine bestimmte Erkrankung sehr typische Beschwerden, die den Verdacht eben auf eine bestimmte Erkrankung lenken bzw. die bei der Erkrankung wesentlich im Vordergrund stehen und so helfen die Erkrankung zu erkennen. So ist das Arzt-Patienten-Gespräch bedeutend, um erste Hinweise zu erhalten. Die Trockenheit von Augen und Mund sind teilweise bereits mit dem bloßen Auge festzustellen.
Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen eines Sjögren-Syndroms gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte:
Zu Beginn findet zumeist ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt. Im Zuge dieses Gesprächs sollten alle bei dem Patienten vorliegenden Krankheitszeichen so genau wie möglich beschrieben werden.
Es gibt mehrere Tests und Untersuchungen, die den Verdacht auf ein Sjögren-Syndrom erhärten oder bestätigen können:
Da es sich beim Sjögren-Syndrom um eine rheumatische Erkrankung handelt, werden Betroffene von Fachärzten für Rheumatologie betreut (Rheumatologen). Je nach begleitenden Beschwerden können aber Mitbehandlungen weiterer Fachdisziplinen notwendig sein.
Es gibt die Möglichkeit, Beschwerden medikamentös zu behandeln.
Pilocarpin kann zur Förderung des Tränenfilms/ der Produktion von Tränenflüssigkeit verabreicht werden. Muskel- und Gelenkschmerzen sprechen meist gut auf Schmerz-Medikamente wie
Trifft das Sjögren-Syndrom im Rahmen anderer Erkrankungen auf, sollten diese natürlich ursächlich auch behandelt werden. Kann die in diesem Fall sogenannte Grunderkrankung fachgerecht behandelt werden, kann sich das Syndrom unter Umständen vollständig zurückbilden.
Kommt das Sjögren-Syndrom ohne eine verursachende Grund-Erkrankung vor, ist es eine anhaltende (chronische) Erkrankung, die als nicht heilbar gilt. Die Prognose ist davon abhängig, welche Begleit-Erscheinungen auftreten und zu welchen Komplikationen es im Rahmen der Erkrankung kommt. Durch sie kann die Lebens-Qualität der Betroffenen stark beeinträchtigt werden. In schweren Fällen kann es außerdem zur Behinderung durch Erblindung kommen (Hornhautgeschwür des Auges).
Das Syndrom führt außerdem zu einem häufigeren Auftreten einer Form von Krebs, die von bestimmten Abwehrzellen des Immunsystems (Lymphozyten) betrifft (malignes Lymphom). Die Sterblichkeit dieser Betroffenen ist erhöht.
Im Normalfall ist die Prognose der Erkrankung aber gut und es ist nicht generell von einer verkürzten Lebenserwartung auszugehen.
Vorbeugende Maßnahmen können aufgrund der unbekannten Erkrankungsursache keine genannt werden.
Zur Linderung der Beschwerden hilft es vielen Patienten viel zu trinken und auch Kaugummi kauen, um den Mund so feucht zu halten. Eine sorgfältige Mundhygiene ist für diese Patienten besonders wichtig. Tabakrauch und Klimaanlagen-Luft sollten meiden, um ein zusätzliches Austrocknen zu verhindern. Regelmäßiges Inhalieren, beispielsweise von kochsalzhaltigen Lösungen, viel frische Luft, ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit in Innenräumen tragen ebenfalls zur Beschwerdelinderung bei.
Da es sich um eine dauerhafte (chronische) nicht heilbare Erkrankung handelt, ist eine dauerhafte ärztliche Betreuung notwendig. Meist handelt es sich um eine Behandlung durch Ärzte mehrerer Fachrichtungen.
Das Sjögren-Syndrom ist eine Autoimmunkrankheit, die zu den rheumatischen Erkrankungen gehört. Dabei werden Speichel- und Tränendrüsen durch sogenannte Auto-Antikörper angegriffen und geschädigt. Die Erkrankung gilt als nicht heilbar und als chronisch. Im Normalfall ist die Prognose der Erkrankung aber gut und es ist nicht generell von einer verkürzten Lebenserwartung auszugehen.
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Geschrieben von
Leonard Schwarz
Medizinisch geprüft am
28. Nov. 2022
Es kann zu gefährlichen Komplikationen kommen, die behandelt werden müssen. Dabei handelt es sich aber generell nicht um plötzliche Notfälle, sondern um Beschwerden die durch regelmäßige Kontroll-Termine und fachgerechte Untersuchungen auffallen und entsprechend therapiert werden können.
Einige Symptome insbesondere das häufigere Auftreten einer Form von Krebs, die von bestimmten Abwehrzellen des Immun-Systems (Lymphozyten) betrifft (malignes Lymphom) können die Sterblichkeit der Betroffenen erhöhen. Im Normalfall ist die Prognose der Erkrankung aber gut und es ist nicht generell von einer verkürzten Lebens-Erwartung auszugehen.
Erkrankung zusammengefasst
Sicca-Syndrom, autoimmune Exokrinopathie
Begriffe
Cholangitis
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