Die Gicht (Arthritis urica) bezeichnet eine anfallsartige Entzündung der Gelenke durch eine krankhafte Ablagerung von Harnsäurekristallen. Die Erkrankung entsteht aufgrund einer Erhöhung des Harnsäurespiegels durch eine Störung im Harnsäure-Stoffwechsel. Typisch ist ein plötzlicher Beginn im Großzehengrundgelenk, im weiteren Verlauf sind daraufhin häufig die Sprunggelenke und die Kniegelenke betroffen. Es können allerdings auch verschiedene Gelenke, das Weichteilgewebe, die Nieren und das Herz betroffen sein.
Die Gicht ist mit Übergewicht,
Ein Gichtanfall entsteht, wenn das Löslichkeitsmaximum der Harnsäure im Blut (6,4 mg/dl) überschritten wird. Man spricht hier von einer Hyperurikämie (Erhöhung der Harnsäurekonzentration). Harnsäure entsteht im Körper durch den Abbau von Purinen (stickstoffhaltige Verbindungen in DNA und RNA) sowie durch die Aufnahme von Purinen über die Nahrung (Fleisch, Fisch, Innereien, Bier).
Der Gicht liegt meist eine Fehl- beziehungsweise Überernährung zugrunde.
Der menschliche Körper kann Harnsäure nicht weiter verstoffwechseln und scheidet sie zu 80 % über die Nieren aus. Normalerweise herrscht ein Gleichgewicht zwischen der Bildung und dem Abbau von Harnsäure. Entsteht allerdings mehr Harnsäure im Körper oder kann weniger Harnsäure über die Nieren ausgeschieden werden, so entsteht ein Ungleichgewicht und die Harnsäurewerte im Blut steigen an.
Meistens ist die Gicht erblich bedingt und durch eine primäre Erhöhung der Harnsäure (Hyperurikämie) verursacht. Hier ist bei 99 % der Patienten die Ausscheidungsfunktion der Nieren für Harnsäure gestört. Es kommt zu einem Anfall durch Harnsäure, da zu wenig ausgeschieden wird.
Die sekundäre Hyperurikämie bezeichnet eine Stoffwechselstörung, die durch einen vermehrten Zellabbau (beispielsweise im Rahmen einer Chemotherapie), durch bestimmte Medikamente (unter anderem Abführmittel, Medikamente gegen Krebs, Aspirin), durch verschiedene Krankheiten (Diabetes Typ 2, Nierenerkrankungen) oder durch den exzessiven Konsum von Alkohol, ausgelöst wird.
Ein erhöhter Harnsäurespiegel im Blut, welcher leicht unentdeckt bleibt, birgt das Risiko eine akute oder chronische Gicht zu entwickeln. Risikofaktoren für die primäre Gicht (verursacht durch die primäre Hyperurikämie) sind eine familiäre Vorbelastung, eine purinreiche Ernährung, Alkoholmissbrauch, Übergewicht und ein metabolisches Syndrom. Risikofaktoren für eine sekundäre Gicht (verursacht durch die sekundäre Hyperurikämie) sind Vorerkrankungen (beispielsweise Leukämie, Anämie), Medikamente (Diuretika, niedrig dosiertes Aspirin), sowie ein exzessiver Alkoholkonsum.
Ein akuter Gichtanfall wird meist durch rasch ansteigende oder absinkende Harnsäurespiegel im Blut verursacht. Risikofaktoren sind hier eine reichhaltige Mahlzeit mit viel Fleisch, Fisch, Innereien und Alkohol (beispielsweise bei Feiern), Nulldiät, starker Gewichtsverlust, Fasten, starke körperliche Betätigung und die Freisetzung von Harnsäure aus Ablagerungen im Körper in den ersten Wochen einer harnsäuresenkenden Therapie.
Die Gicht ist eine Erkrankung, die sich meist über mehrere Jahre entwickelt. Deshalb unterscheidet man 4 Krankheitsstadien mit jeweils unterschiedlichen Symptomen.
Im ersten Stadium zeigt sich lediglich ein erhöhter Harnsäurespiegel im Blut (über 7 mg/dl), es sind jedoch noch keine Krankheitszeichen vorhanden. Dieses Stadium heißt deshalb auch "asymptomatisches" Stadium. Häufig wird dieses Stadium der Gicht zufällig bei einer Routine-Laboruntersuchung entdeckt.
Das zweite Stadium ist durch den akuten Gichtanfall gekennzeichnet, welcher meist nach 20-40 Lebensjahren mit erhöhten Harnsäurewerten erstmalig auftritt. Der Anfall beginnt hier typischerweise entweder nachts oder in den frühen Morgenstunden.
Das dritte Stadium ist gekennzeichnet durch wiederkehrende Gichtanfälle ohne weitere Krankheitszeichen. Je öfter Gichtanfälle auftreten, desto länger dauern sie meistens. Außerdem sind sie dann auch schlechter zu behandeln.
Das vierte Stadium ist die chronische Gicht mit Gelenkschäden, Nierenschäden und Tophi (entzündlichen Knoten).
Typische Symptome für einen akuten Gichtanfall sind ein plötzlicher, starker, meist nachts einsetzender Gelenkschmerz mit einer Überwärmung, Berührungsempfindlichkeit und einer Rötung des betroffenen Gelenks. In 80 % der Fälle ist hierbei ein Gelenk der Beine betroffen, in 60 % der Fälle ist es das Großzehengrundgelenk. Begleitende allgemeine Symptome sind häufig Herzjagen, Übelkeit,
Der akute Gichtanfall dauert dabei Stunden bis maximal einige Tage.
Im Stadium der chronischen Gicht unterscheidet man zwischen einer Gelenk-Gicht, einer Weichteil-Gicht, einer Nieren-Gicht und einer Gicht mit der Beteiligung anderer Organe. Die Gelenk-Gicht bezeichnet eine Erkrankung, bei der sich die Gicht auf mehrere Gelenke ausgedehnt hat und hier zu bewegungsabhängigen Gelenkschmerzen mit Bewegungseinschränkungen führt. Im weiteren Verlauf kann es bis zu einer Verformung von Gelenken kommen.
Die Weichteil-Gicht bezeichnet die knotenförmige Ablagerung von Harnsäurekristallen unter der Haut (oft im Bereich des Ohrknorpels oder an den Händen und Füßen). Diese Knoten werden Gicht-Tophi genannt. Bei der Nierengicht kommt es durch die Ablagerung der Harnsäure in den Nieren zu Nierensteinen, Nierengrieß und im weiteren Verlauf auch Nierenschäden. Die maximale Ausprägung der Nierengicht ist das Nierenversagen. Selten kommt es zu einer Ablagerung von Harnsäurekristallen im Herz oder im Darm, hier spricht man dann von einer Gicht mit der Beteiligung anderer Organe.
Die klinischen Beschwerden eines Gichtanfalls sind typisch und daher meist ausreichend für eine Diagnosestellung. Weitere Diagnosemöglichkeiten sind eine Bestimmung des Harnsäurewertes im Blut, wobei dieser auch bei einem akuten Gichtanfall im Normbereich liegen kann. In unklaren Fällen kann eine Gelenkpunktion des betroffenen Gelenks mit mikroskopischer Untersuchung auf Harnsäurekristalle durchgeführt werden. Zur Begutachtung der Gelenke, vor allem im chronischen Stadium, eignet sich die konventionelle Röntgenuntersuchung. Zur Begutachtung der Nieren und gegebenenfalls des Herzens wird eine entsprechende Ultraschalluntersuchung durchgeführt.
Bis die Entzündung und die Schmerzen bei einem unbehandelten Gichtanfall abklingen, dauert es meistens 7-14 Tage. Im Verlauf der Entzündung juckt die Haut des betroffenen Gelenks und schält sich daraufhin. Das Ziel der Behandlung eines akuten Gichtanfalls ist es, möglichst schnell Schmerzen zu lindern und die Entzündungsreaktion zu hemmen.
Häufig werden hier schmerzlindernde, entzündungshemmende Medikamente wie Diclofenac, Indometacin oder Colchicin angewendet. Ist die Nierenfunktion eingeschränkt, empfiehlt sich eine Behandlung mit Kortison, welches im Bedarfsfall auch direkt in das betroffene Gelenk injiziert werden kann und so lokal die Entzündung bekämpft. Zusätzlich sollten die betroffenen Gelenke gekühlt und hochgelagert werden.
Bei der Therapie der chronischen Gicht ist das Ziel die langfristige Senkung des Harnsäurespiegels im Blut. Hier unterscheidet man zwei verschiedene Medikamentenklassen, die Urikostatika und die Urikosurika. Das bekannteste Urikostatikum ist Allopurinol, welches den letzten Abbauschritt zur Harnsäure (die Xanthin-Oxidase) hemmt. Es entsteht somit ein leichter wasserlösliches Vorprodukt der Harnsäure, welches besser über die Nieren ausgeschieden werden kann.
Febuxostat ist ein weiterer Vertreter der Urikostatika, welche noch stärker wirksam ist als Allopurinol, und bei einer Allopurinol-Unverträglichkeit gegeben werden kann. Die Urikosurika, wie beispielsweise Benzbromaron, steigern die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren. Die Therapie sollte hierbei langsam gesteigert werden, da eine zu schnelle Erhöhung der Medikamentendosis einen Gichtanfall provozieren kann. Weiters steigern Urikosurika die Harnausscheidung, sodass auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (mindestens 2 Liter pro Tag) geachtet werden muss. Urikosurika werden meist eingesetzt, wenn Urikostatika nicht eingenommen werden dürfen, oder nicht zum gewünschten Therapieerfolg führen.
Wichtig ist es während eines akuten Gichtanfalls, keine harnsäuresenkenden Medikamente einzunehmen.
Unbehandelt führt die Gicht zu chronisch wiederkehrenden Anfällen, wobei im weiteren Verlauf auch die Gelenke, die Haut und die Nieren geschädigt werden können. Wird eine erhöhte Harnsäurekonzentration frühzeitig erkannt, lassen sich Komplikationen der Erkrankung meist verhindern. Deshalb ist es wichtig, bei einer bekannten, erblichen Vorbelastung, regelmäßige Kontrollen des Harnsäurespiegels im Blut durchzuführen. Ist der Harnsäurewert nur leicht erhöht, können oft sehr einfache Lebensstilmodifikationen diesen normalisieren und so Gichtanfälle vorbeugen.
Die alternativen (nicht-medikamentösen) Behandlungen der Gicht gliedern sich in die Schmerztherapie (mithilfe von Elektrotherapie oder Wärmebehandlung), die Therapien zur Durchblutungsverbesserung (mittels Massage, Wärme- oder Kältebehandlungen), die Muskelbekräftigung (durch Gymnastik oder Reizstromtherapie), die Behandlung von Bewegungseinschränkungen und die Korrektur von gichtbedingten Gelenkfehlstellungen (beide mithilfe von Ergotherapie oder Physiotherapie).
Als Hausmittel kommen alle Mittel infrage, die lokal und systemisch entzündungshemmend wirken wie beispielsweise Zitronensaft, Ingwer, Apfelessig oder kalte Umschläge für die betroffenen Gelenke.
Nahrungsmittel, die den Harnsäurespiegel stark steigen lassen können, und damit zu Gichtanfällen führen sind:
Auch können bestimmte Medikamente wie Chemotherapeutika den Harnsäurespiegel stark ansteigen lassen.
Die Behandlung der Hyperurikämie zielt darauf ab, die Harnsäurespiegel im Blut wieder zu normalisieren (angestrebter Wert: 5,5 - 6,4 mg/dl). Bei der Therapieeinstellung und im weiteren Verlauf kann es sinnvoll sein, die Harnsäurespiegel regelmäßig zu kontrollieren, bis ein stabiler Wert unter der regelmäßigen Medikamenteneinnahme erreicht wird. Im fortgeschrittenen Stadium, und bei der chronischen Gicht, können Gelenkschäden und weitere Komplikationen durch die erhöhte Harnsäure mithilfe von geeigneten Untersuchungsmethoden kontrolliert werden (beispielsweise durch Röntgen, Nierenultraschall oder Herzultraschall).
Wichtig ist es auch als Betroffener eine geeignete Diät einzuhalten und auf Lebensmittel, die Gichtanfälle provozieren können, möglichst zu verzichten.
Die Gicht ist eine sehr schmerzhafte, entzündliche Erkrankung der Gelenke durch die Ablagerung von Harnsäurekristallen. Sie entsteht meist aufgrund einer verminderten Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren oder einem erblich bedingen Harnsäureüberschuss. Die Gicht ist eine gut behandelbare Erkrankung, welche unbehandelt jedoch schwere Komplikationen und Schäden am Körper verursachen kann.
Gicht Ratgeber durch deine Erkrankung
Vermieden werden sollte der übermäßige Konsum von Fleisch, Fisch, Innereien und anderen purinreichen Lebensmitteln. Zudem sollte auf Alkohol gänzlich verzichtet werden, oder man sollte zumindest den Konsum stark einschränken. Auch fruktosereiche Getränke wie etwa Softdrinks sind für eine Gicht nicht förderlich.
Eine primäre oder sekundäre Hyperurikämie kann noch vor dem ersten Gichtanfall durch eine Bestimmung des Harnsäurewertes im Blut diagnostiziert werden. Im akuten Gichtanfall treten starke Gelenksschmerzen in Kombination mit allgemeinen Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen und Übelkeit auf.
Das erste Anzeichen der Gicht ist meist der akute Gichtanfall mit nachts auftretenden, starken Schmerzen in einem Gelenk. Das betroffene Gelenk ist gerötet, berührungsempfindlich, überwärmt und geschwollen. Beim erstmaligen Auftreten der Erkrankung ist meist ein Großzehengrundgelenk betroffen.
Meist liegt die Ursache für die Gicht in einer erblich bedingten Stoffwechsel-Störung im Bereich der Harnsäure. Andere Ursachen sind Vorerkrankungen wie Leukämie oder Diabetes, bestimmte Medikamente wie Diuretika und niedrig dosiertes Aspirin oder der exzessive Konsum von Alkohol.
Purinreiche Lebensmittel wie beispielsweise Fleisch, Fisch, Innereien, Linsen und Bohnen. Weiters löst auch Alkoholkonsum Gichtanfälle aus und sollte bei bekannter Gicht reduziert oder vermieden werden.
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