Bei einer Zöliakie handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit, die sich gegen bestimmte körpereigene Darmenzyme richtet und den Dünndarm auf diese Weise in seiner Funktion schädigt. Ausgelöst wird diese fehlgerichtete Immunantwort beim Kontakt mit Bestandteilen des Glutens.
Die Häufigkeit der Zöliakie in Deutschland beträgt aktuell etwa 1:250-300, wobei davon auszugehen ist, dass der überwiegende Teil der betroffenen Menschen nicht offiziell diagnostiziert worden ist. Nach Selbsteinschätzungen von Erwachsenen könnten bis zu 13 % der deutschen Bevölkerung von der Zöliakie betroffen sein.
Gluten ist ein Getreideprotein und wird auch als Kleberprotein bezeichnet. Es findet sich in diversen Getreidearten wie Weizen, Roggen, Gerste, Grünkern (unreifer Dinkel), Triticale, Emmer, Einkorn und Kamut. Das Vorhandensein von bestimmten Eiweißstrukturen auf der Oberfläche von Immunzellen spielt bei der Krankheitsentstehung der Zöliakie eine entscheidende Rolle. In 99 % der Erkrankungsfälle finden sich sog. HLA-DQ2 und/oder HLA-DQ8 auf den Immunzellen.
Das Vorhandensein oder nicht-Vorhandensein von diesen HLA-Molekülen hängt maßgeblich von genetischen, also vererbbaren Faktoren ab. Ca. 25-30 % aller Deutschen sind Träger dieser HLA-DQ2 und 8 Moleküle, jedoch erkrankt nur ein Bruchteil dieser auch an einer Zöliakie. Bei Zöliakiepatienten wird außerdem besonders oft ein sogenannter IgA-Mangel, also der Mangel eines bestimmten Antikörpers nachgewiesen.
Ein Bestandteil des Gluten, das Gliadin wird dem Immunsystem nach Aufnahme über die Darmwand präsentiert. Bei erkrankten Personen, bilden sich daraufhin Autoantikörper gegen die sog. Gewebstransglutaminase, das Gliadin und weitere Strukturen. Es kommt infolge dieser Reaktion zu einer Entzündung mit Zerstörung von Darmgewebe. Die gebildeten Autoantikörper spielen eine diagnostisch wichtige Rolle bei der Erkennung der Zöliakie.
Man kann die Zöliakie in Untergruppen einsortieren, entsprechend ihrer Verlaufsform, aber auch nach histologischen (unter dem Mikroskop sichtbare Strukturen) Aspekten.
Eine weitere Einteilung kann in die Gruppen 0-4 nach Marsh auf Grundlage der Feingewebe Untersuchungen unter dem Mikroskop nach Probeentnahmen aus dem Darm erfolgen.
Neben der Zöliakie gibt es eine ganze Reihe weiterer potenziell infrage kommender Darmerkrankungen, die unter Umständen eine ähnliche Beschwerdekonstellation verursachen können. Dabei spielen vor allem die Mukoviszidose (Cystische Fibrose -CF), Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie M. Crohn und Colitis ulcerosa, Morbus whipple, AIDS und verschiedene angeborene Enzymdefekte eine entscheidende Rolle. Außerdem müssen Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Medikamentenreaktionen, Graf-versus-Host-Reaktionen (Immunreaktion z.B. nach Stammzelltransplantation) und die Acrodermatitis enteropathica (Angeborene Zinkresorptionsstörung) abgegrenzt werden.
Die Symptome eine Zöliakie können sehr vielseitig sein. Dabei spielt vor allem die Ausprägung der Unverträglichkeit eine entscheidende Rolle. Besonders häufig leiden die Betroffenen an Bauchschmerzen mit Flatulenzen und
Außerdem kann es nach diesen den Magen-Darm-Trakt betreffenden Symptomen auch Veränderungen im Bereich Psyche, Neurologie, Haut und der Leber kommen. Durch diese vielen möglichen Ausprägungsformen der Zöliakie kann es unter Umständen sehr schwierig sein, eine eindeutige Diagnose schnell zu stellen. Die Zöliakie wird unter Ärzten auch als "Chamäleonkrankheit" bezeichnet, da sie sich über viele verschiedene Symptome äußern kann.
Die Diagnostik bei einem Patienten, der möglicherweise an Zöliakie leidet, gliedert sich in der Regel in verschiedene Abschnitte. Zuerst findet zumeist ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt. Im Zuge dieses Gesprächs werden die bei dem Patienten vorliegenden Beschwerden so genau wie möglich besprochen. Darüber hinaus spiele auch möglicherweise vorliegende Begleitsymptome eine entscheidende Rolle. Im Falle der Zöliakie findet eine gezielte Befragung hinsichtlich Bauchbeschwerden,
Im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch findet eine umfangreiche körperliche Untersuchung statt. Wenn der Verdacht auf das Vorliegen einer Zöliakie besteht, richtet sich diese Untersuchung natürlich schwerpunktmäßig auf den Bauchraum. Der Arzt inspiziert den Körper zuerst hingehend sichtbarer Veränderungen. Danach hört er das Abdomen ab und versucht einen Druckschmerz zu provozieren. Außerdem werden im Zuge der körperlichen Untersuchung die Vitalwerte, wie der Puls oder der Blutdruck, geprüft.
Sollte auch nach dem Arzt-Patienten-Gespräch und der körperlichen Untersuchung der Verdacht auf das Vorliegen einer Zöliakie bestehen, können weitere spezifischere Untersuchungen angesetzt werden. Vor allem die Durchführung einer Ultraschalluntersuchung kann besonders zielführend sein. In vielen Fällen wird zudem eine Stuhlprobe gewonnen und in einem Labor untersucht. Auch eine Blutabnahme mit anschließender Laboruntersuchung zählt zu den normalen Maßnahmen, die während der Diagnostik der Zöliakie durchgeführt werden. Dabei werden vor allem die Entzündungsparameter CRP und Leukozyten ermittelt. Zudem können im Blut bei Vorliegen einer Zöliakie spezifische Antikörper nachgewiesen werden.
Während der gesamten diagnostischen Maßnahmen ist es besonders wichtig, dass sich der zu untersuchende Patient nach Möglichkeit genau so verhält, wie immer. Das bedeutet, dass er genau die gleichen Lebensmittel zu sich nehmen soll wie immer. Der bewusste Verzicht auf bestimmte Speisen hingegen kann die Ergebnisse der einzelnen Untersuchungen verfälschen.
Zur vollumfänglichen Diagnose "Zöliakie" gehört die serologische Blutuntersuchung auf das Vorhandensein der Autoantikörper, eine HLA-Typisierung zur Prüfung auf das Vorhandensein von HLA-DQ2/HLA-DQ 8 und eine Magen-Darmspiegelung. Bei der sogenannten "ÖGD" der Ösopagogastroduodenoskopie, also der Spiegelung von Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm können bei ausgeprägter Zöliakie bereits mit bloßem Auge Veränderungen im Bereich des Dünndarms vom Untersucher festgestellt werden. Bestätigt wird ein möglicher Verdacht durch die Probenentnahme und die Beurteilung des Feingewebes durch einen Pathologen.
Personen, die nachgewiesen an einer Zöliakie leiden, also kein Gluten vertragen, werden ihr Leben lang von der Erkrankung beeinträchtigt sein. Für die Zöliakie gibt es bis zum heutigen Tage leider keine heilende Therapie. In der Behandlung geht es deshalb darum, die bestehenden Beschwerden so gut wie möglich zu lindern und den betroffenen Patienten ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen. Um dies zu erreichen, ist es in der Regel notwendig dauerhaft von glutenhaltigen Lebensmitteln Abstand zu nehmen und die gesamte Ernährung auf glutenfrei umzustellen. Eine lebenslange glutenfreie Diät steht demnach bei der Behandlung an erster Stelle.
Wenn die Betroffenen die empfohlenen Maßnahmen konsequent einhalten und auf glutenhaltige Speisen verzichten, bilden sich die durch die Zöliakie hervorgerufenen Beschwerden in der Regel zeitnah zurück. Sobald Gluten wieder Bestandteil der Ernährung wird, kehren die Symptome jedoch unverzüglich zurück. Die tägliche Gluten-Toleranzgrenze liegt in der Regel bei lediglich 10 Milligramm pro Tag.
Während der Behandlung ist es zudem wichtig, den Patienten auf mögliche Mangelzustände zu testen. Falls ein Mangel nachgewiesen werden kann, sollte dieser umgehend ausgeglichen werden. Sobald der Darm sich erholt hat, kann er in der Regel wieder so gut arbeiten, dass keine Mangelzustände mehr auftreten. In vielen Fällen ist es hilfreich, den Betroffenen eine spezielle Beratungsstelle an die Hand zu geben. Diese kann dabei helfen, Alternativen für die Ernährung zu finden. Außerdem sind spezielle Schulungen oftmals besonders hilfreich.
Folgende Lebensmittel dürfen dann, auch nicht in Spuren, verzehrt werden:
Unmittelbar nach der Diagnosestellung fühlen sich die meisten der betroffenen Patienten hilflos und in ihrer Ernährung extrem eingeschränkt. Grund dafür ist die Tatsache, dass tatsächlich eine Reihe von Nahrungsmitteln nicht mehr gegessen werden dürfen. Zu diesem Zeitpunkt ist es wichtig, den Betroffenen Alternativen an die Hand zu geben. In vielen Fällen ist es hilfreich, den Betroffenen eine spezielle Beratungsstelle an die Hand zu geben. Diese kann dabei helfen, Alternativen für die Ernährung zu finden. Außerdem sind spezielle Schulungen oftmals besonders hilfreich. Je intensiver sich die Betroffenen über die glutenfreie Ernährung beschäftigen, desto mehr Möglichkeiten finden sie, um sich auch glutenfrei und abwechslungsreich zu ernähren.
Bleibt die Zöliakie unentdeckt, kann es zu einer voranschreitenden Zerstörung des oberflächlichen Darmgewebes mit Störungen der Nahrungsmittel- und Vitaminaufnahme kommen. Die Folgen sind mittelfristig Störungen im blutbildenden System, Mangelernährung, Einbruch des Leistungsvermögens und weitere Komplikationen. Das Risiko für eine bösartige Entartung steigt.
Wird die glutenfreie Diät konsequent durchgeführt, ist mit einem vollständigen Rückgang der Beschwerden zu rechnen, und das Risiko für Komplikationen nimmt massiv ab.
Zur Verlaufskontrolle sollte nach begonnener diätischer Ernährung können im Nachgang Blutuntersuchungen, Magen-Darm-Spiegelungen und weitere Untersuchungen angezeigt sein. Die Betreuung durch eine Diätfachkraft ist sehr ratsam, um Diätfehler zu vermeiden.
Die Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der es zu einer fehlerhaften Reaktion auf den Kontakt mit Gluten im Darm kommt. Es wird vermutet, dass die allermeisten Zöliakien in Deutschland nicht als solche diagnostiziert sind. Die lebenslange glutenfreie Diät ist die wesentliche Therapie hin zu einer Beschwerdefreiheit für Betroffene.
Schreitet eine Zöliakie ohne Gegenmaßnahmen ungehindert voran, kommt es fortwährend zu einer Zerstörung von oberflächlichem Darmgewebe. Die Folge können sog. Ulzerationen (Geschwüre) des Dünndarms sein. Die Gefahr eines Darmdurchbruchs ist hierbei hoch. Weiter besteht die erhöhte Gefahr der Ausprägung von bösartigen Entartungen im Bereich des Magen-Darm Trakts.
Typische Symptome der Zöliakie sind Durchfall, Erbrechen, allgemeine Leistungsschwäche, Blutarmut und weitere Symptome, die sich teilweise auch außerhalb des Magen-Darm-Systems etablieren können. Da die Symptome so vielfältig sein können, gestaltet sich die Diagnostik teilweise schwierig. Beim vollständigen Verzicht auf Gluten sollten die Beschwerden gänzlich verschwinden.
Die Zöliakie ist eine erblich bedingte, angeborene Autoimmunerkrankung, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt (Stand 2021) nicht kausal heilbar ist. Eine lebenslange glutenfreie Diät, verhindert jedoch die Autoimmunreaktion und bekämpft die Beschwerden effektiv.
Bei beinahe allen Zöliakie-Patienten wird ein Molekül auf den Immunzellen nachgewiesen, das HLA-DQ2 und/ oder HLA-DQ8. Es wird für die fehlerhafte Immunreaktion mit verantwortlich gemacht. Die Anlage dieses HLA Merkmals wird genetisch beeinflusst.
Serologische Blutuntersuchung auf das Vorhandensein von Autoantikörpern und die Magen-Darm-Spiegelung stellen in der ärztlichen Diagnostik die Hauptuntersuchungsmethoden dar die eine Zöliakie definitiv bestätigen oder ausschließen können. Ein einfacher Test kann auch der bewusste Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel darstellen. Bessern sich die allgemeinen Symptome schnell, kann von einer Unverträglichkeit ausgegangen werden. Dieser Verdacht sollte trotzdem durch einen Arzt bestätigt werden. Hierfür ist es erforderlich, dann wieder ein normales Essverhalten, ohne Verzicht aufzunehmen.
Die Zöliakie ist keine akut lebensbedrohliche Erkrankung. Schreitet diese allerdings unbehandelt voran, können sich lebensbedrohliche Komplikationen wie massive Blutarmut oder Darmdurchbrüche nach Geschwüren ausbilden.
Gluten ist besonders in diesen Getreidearten Enthalten: Weizen, Roggen, Gerste sowie Grünkern, Dinkel, Kamut, Emmer, Einkorn. Sind diese Bestandteile, auch nur in Spuren in Lebensmitteln enthalten, können sie bei Zöliakie umgehend Symptome verursachen.
Die Risikofaktoren, wie das Vorhandensein bestimmter Strukturen auf Immunzellen sind erblich bedingt. Es kann durch verschiedene Formen der Zöliakie jahrelang zu keinen manifesten Symptome kommen. Diese Form nennt man "stille Zöliakie". Mit voranschreitender Zerstörung von oberflächlichem Darmgewebe, können sich Symptome verzögert entwickeln.
Das Stuhlverhalten reicht von wässrigem Durchfall bis hin zu Stuhlverhalt, also Verstopfung. Zurückzuführen sind diese Symptome auf eine Störung der Darmbeweglichkeit (Darmmotilität) und Zerstörung der Darmoberfläche.
Bei der Zöliakie sollte Streng auf die Vermeidung von Gluten geachtet werden. Werden trotzdem Glutenhaltige Lebensmittel konsumiert, kann dies unmittelbar die Autoimmunreaktion auslösen mit den typischen Symptomen wie Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen. Da es häufig zu Diätfehlern kommt, ist die professionelle Beratung durch eine/einen Diätassistentin/Diätassistenten angeraten.
Die Entsprechenden Risikomerkmale sind größtenteils auf genetische Faktoren zurückzuführen. Wie sehr die Auslösenden Moleküle, die bei nahezu jedem Zöliakie Patienten nachgewiesen werden können, ausgebildet werden ist sehr individuell. Es ist möglich jahrelang ohne Symptome der Zöliakie zu leben, während diese aber trotzdem besteht.
Ja, Zöliakie beschreibt die Unverträglichkeit von Gluten, bzw. dessen Bestandteils Gliadin.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt (Stand 2021) findet sich bei nahezu jedem Zöliakie-Patienten das HLA-DQ2 oder HLA-DQ8 Merkmal auf Immunzellen. Diese Merkmale werden erblich weitergegen. Es erkranken jedoch bei weitem nicht alle Träger dieser Merkmale. Die genauen genetischen Faktoren sind Gegenstand aktueller Forschungsbemühungen.
Glutenunverträglichkeit
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