Geschrieben von Bassem Maalouf (Arzt)
Die Schilddrüsenunterfunktion ("Hypothyreose") bezeichnet die verminderte oder fehlende Produktion von Schilddrüsenhormonen in der Schilddrüse. Die Schilddrüsenhormone sind wichtige und unverzichtbare Hormone. Zu ihren Funktionen gehören unter anderem die Steuerung des Stoffwechsels, sowie des Wachstums.
Es gibt zahlreiche Ursachen, die zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen können. Eine sehr häufige Form ist die sog.
Ungefähr ein Prozent der Menschen in den westlichen in Industrieländern leidet unter einer Schilddrüsenunterfunktion. Etwa eines von 3.200 Neugeborenen kommt schon mit einer bestehenden Hypothyreose zur Welt. In diesen Fällen spricht man von einer sogenannten primären oder angeborenen Schilddrüsenunterfunktion.
Bei der Hypothyreose muss man zwischen einer manifesten und einer latenten Form unterscheiden. Neben den unzähligen Menschen, die an der manifesten Form der Unterfunktion leiden, gibt es noch zahlreiche Menschen, die eine latente Schilddrüsenunterfunktion aufweisen. Bei diesen Menschen sind die Blutwerte der Schilddrüsenhormone noch normal. Lediglich das TSH ist erhöht. Das bedeutet, dass die Schilddrüse nur noch dann ausreichende Hormonmengen produziert, wenn sie von der Hypophyse sehr stark angeregt wird. Irgendwann wird diese Anregung wahrscheinlich nicht mehr ausreichen und die latente Hypothyreose in eine manifeste Schilddrüsenunterfunktion übergehen.
Die Schilddrüse, beziehungsweise deren Hormone, haben einen weitreichenden Einfluss auf nahezu alle Vorgänge im Organismus. Aus diesem Grund kann eine Schilddrüsenunterfunktion eine Vielzahl von Symptomen verursachen.
Eines der besonders häufig auftretenden Symptome bei Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) sind zum Beispiel Leistungs- und Konzentrationsschwäche. Auch zu übersteigerter
Zudem lässt sich bei vielen der Erkrankten eine gesteigerte Kälteempfindlichkeit beobachten. Die
Darüber hinaus fällt häufig eine trockene, kühle Haut auf. Zusätzlich kommt es oft zur
Auch auf das Herz-Kreislaufsystem kann der ausgeprägte Hormonmangel einen negativen Einfluss haben. Im Zuge der Erkrankung kommt es immer wieder zu niedrigen Blutdrücken und einer erniedrigten Herzfrequenz. Bleibt der Mangel über einen sehr langen Zeitraum bestehen und wird nicht durch Hormonsubstitution ausgeglichen, so können die Herzkranzgefäße verkalken und es kann zur Entstehung einer Herzmuskelschwäche oder einem Herzbeutelerguss kommen.
Symptome bei Schilddrüsenunterfunktion zusammengefasst:
Von den klassischen Beschwerden abzugrenzen sind jene Symptome, die schon bei einer latenten Unterfunktion der Schilddrüse auftreten können. In der Regel schafft es der Körper der Betroffenen noch, durch einen Anstieg der TSH-Konzentration über den Hypothalamus, die Schilddrüse derart stark zu stimulieren, dass der Spiegel an T3 und T4 normal hoch bleibt. Gerade am Übergang zwischen latenter und manifester Schilddrüsenunterfunktion setzen dann Symptome wie
Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer Schilddrüsenunterfunktion gliedert sich gewöhnlich in verschiedene Schritte. Zuerst findet in der Regel ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt. Im Zuge dieses Gesprächs sollen die bei dem erkrankten Patienten bestehenden Beschwerden so genau wie möglich beschrieben werden. Zudem ist es wichtig zu erfahren, ob die Beschwerden durch irgendetwas, zum Beispiel das Essen bestimmter Lebensmittel oder Lebensmittelinhalte, verstärkt werden können.
Darüber hinaus spielen auch die möglicherweise vorliegenden Begleitsymptome eine entscheidende Rolle. Dabei ist es vor allem besonders wichtig zu eruieren, ob diese Beschwerden mit der Verdachtsdiagnose "Schilddrüsenunterfunktion" vereinbar sind oder ob sie eher auf eine andere Erkrankung hindeuten. Da einige der für eine
Grund dafür ist die Tatsache, kann auch eine bösartige Bauchspeicheldrüsenerkrankung im Raum stehen könnte und bei Krebserkrankungen eine genetische Komponente nicht ausgeschlossen werden kann.
Im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch findet gewöhnlich eine orientierende körperliche Untersuchung statt. Im Zuge dieser Untersuchung achtet der Arzt auf sichtbare Auffälligkeiten. Im Falle einer Schilddrüsenerkrankung kann es zum Beispiel zu Veränderungen der Organgröße kommen. Auch der Körperbau des betroffenen Patienten kann einen entscheidenden Hinweis darauf geben, ob tatsächlich eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt. Durch die Folgen der verminderten Produktion der Schilddrüsenhormone T3 und T4 neigen Personen mit Unterfunktion nämlich zur Gewichtszunahme. Sollte der zu untersuchende Patient sehr schlank bis dünn sein, spräche dies eher für eine
Den wichtigsten Schritt in der Diagnostik der Schilddrüsenunterfunktion stellt die Blutuntersuchung dar. Neben einer Reihe von anderen Blutwerten, die dabei ermittelt werden können, dienen vor allem die Schilddrüsenhormone T3 , T4 und das TSH (thyreoid-stimulierendes Hormon)eine entscheidende Rolle. Bei dem Schilddrüsen-stimulierenden Hormon handelt es sich um ein Hormon, das im
Typische Hormonkonstellation bei Schilddrüsenunterfunktion: T3/T4 erniedrigt THS erhöht In seltenen Fällen können die Schilddrüsenhormone THS und T4 erniedrigt sein. Dies deutet auf eine sogenannte sekundäre Schilddrüsenunterfunktion hin. In diesen Fällen müssen weitere Blutwerte bestimmt werden, um festzustellen, ob die Hirnanhangsdrüse beeinträchtigt ist. Außerdem ist die Durchführung einer Magnetresonanztomografie (MRT) bei den betroffenen Patienten äußerst sinnvoll. Mithilfe dieser bildgebenden Maßnahme kann ein Tumor im Bereich der Hypophyse ausgeschlossen werden.
Zusätzlich sind im Falle einer Hashimoto-Krankheit (Hashimoto Thyreoditis) Antikörper im Blut (TPO- und Thyreoglobulin-Antikörper) nachweisbar. Diese spezifischen Antikörper sind ein typisches Anzeichen für das Vorliegen einer Hashimoto Thyreoditis.
In vielen Fällen ist es zusätzlich zum Nachweis der Schilddrüsenüberfunktion sinnvoll, die Ursache für deren Entstehung zu finden. Aus diesem Grund können weitere diagnostische Maßnahmen eingeleitet werden.
Vor allem die Ultraschalluntersuchung kann dabei helfen, der Ursache für die Hormonstörung auf die Spur zu kommen. Während dieser Untersuchung werde die Größe und die Beschaffenheit des Organs bestimmt. Außerdem achtet man gezielt auf knotige Veränderungen, die innerhalb des Schilddrüsengewebes auftauchen können. Bei diesen knotigen Veränderungen spricht man von sogenannten Schilddrüsenknoten. Ein Schilddrüsenknoten kann dann mittels Szintigrafie hinsichtlich seiner Hormonaktivität weiter untersucht werden.
Von kalten Knoten (in der Bildgebung blau) spricht man immer dann, wenn der Knoten tendenziell weniger aktiv ist als das umliegende Schilddrüsengewebe. Ein heißer Knoten hingegen (in der Bildgebung rot) stellt ein Areal mit erhöhter Drüsenaktivität dar. Neben kalten und heißen Schilddrüsenknoten gibt es auch knotige Veränderungen, die die gleiche Aktivität wie das umliegende Gewebe aufweisen. Darüber hinaus muss beachtete werden, dass Schilddrüsenknoten sowohl gut- als auch bösartig sein können.
Bei heißen Knoten muss man sich in der Regel keine Sorgen machen, denn diese sind im Grunde nahezu alle gutartig. Ein kalter Knoten hingegen muss unbedingt weiter untersucht werden, um Malignität auszuschließen. Aus diesem Grund kann auch eine Biopsie, also die zielgerichtete Entnahme von Gewebeproben, sinnvoll sein. Die bei der Biopsie gewonnenen Proben werden dann im Labor weiter untersucht.
Die Behandlung erfolgt in aller Regel durch die Gabe des fehlenden Hormons T4 („L-Thyroxin“). Dabei beginnt man mit einer geringen Dosis, die über einige Wochen immer wieder angepasst werden sollte. Dabei wird sich am TSH-Wert orientiert. Ist der TSH-Wert weiterhin erhöht, sollte eine schrittweise Dosis-Erhöhung erfolgen.
Die Substitution der Hormone zum Ausgleich des Hormonmangels muss in der Regel lebenslang erfolgen.
Die Prognose ist mit frühem Behandlungsbeginn sehr gut. Durch das Neugeborenen-Screening, bei dem jedes Neugeborene auf eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion getestet werden soll, können auch dramatische Verläufe einer Unterfunktion verhindert werden.
Bei Personen, die an einer Unterfunktion der Schilddrüse leiden, sollten regelmäßige Blutuntersuchungen erfolgen. Dabei müssen stets die Werte TSH, T3 und T4 im Auge behalten werden. Da sich die Erkrankung jedoch auch auf andere Organe auswirkt und zum Beispiel zu einer Abnahme der Erythrozytenkonzentration oder der Anstieg des Cholesterinspiegels führen kann, sollte zudem stets ein Blutbild angefertigt werden.
Die Schilddrüsenunterfunktion ist eine Erkrankung, bei der aus unterschiedlichen Gründen erniedrigte Mengen Schilddrüsenhormon im Körper vorliegen. Die Beschwerden sind
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Geschrieben von
Bassem Maalouf
Medizinisch geprüft am
30. Sept. 2022
Eine hausärztliche Untersuchung und ggf. Blutentnahme können die Diagnose sichern oder ausschließen.
Eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion kann erste Komplikationen haben und im schlimmsten Fall bis zum Tode führen.
Grundsätzlich gilt es auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Dabei kann natürlich auf Lebensmittel verzichtet werden, die individuell Unwohlsein auslösen. Eine spezielle Diät ist in der Regel nicht erforderlich, allerdings sollte auf eine ausreichende Jod-Zufuhr geachtet werden. Dies ist meist gegeben, wenn beispielsweise jodiertes Salz benutzt wird.
Die Schilddrüsenunterfunktion basiert nicht auf einem Vitamin-Mangel, weshalb keine explizite Vitamin-Substitution empfohlen wird.
Erkrankung zusammengefasst
Hypothyreose
Begriffe
Haarausfall
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