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Alkoholvergiftung

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Alkoholvergiftung?

Weltweit sind 5,9 % der Todesursachen alkoholbedingt. Europa hat dabei die höchste Konsumrate von Alkohol und die höchste Rate alkoholbedingter Todesfälle. In Südostasien und der östlichen Mittelmeerregion sind die Konsumraten am geringsten. In Deutschland liegt der durchschnittliche Alkoholkonsum bei etwa 11,8l pro Jahr, wobei Männer im Schnitt mehr Alkohol trinken als Frauen.

Wissenswert

Betrachtet man die Prävalenz der Alkoholabhängigkeit in der deutschen Bevölkerung, so sind 5 % der Männer und 1 % der Frauen von einer Abhängigkeit betroffen.

In Krankenhäusern zählen die alkoholbezogenen Störungen zu den zweithäufigsten Diagnosen, bei Männern ist es sogar die häufigste gestellte Diagnose. Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen 30 und 60 Jahren.

Eine Alkoholabhängigkeit entsteht aus dem Zusammenwirken des stoffeigenen Suchtpotenzials des Alkohols, der individuellen Veranlagung bzw. Verletzlichkeit (Vulnerabilität) der Person und der konsumierten Menge an Alkohol (Exposition). Unter dem stoffspezifischen Suchtpotenzial von Alkohol versteht man die neurobiologischen Anpassungsvorgänge innerhalb des menschlichen Körpers, die zu einer Toleranzentwicklung gegenüber Alkohol führen.

Risikofaktoren

Risikofaktoren, die die individuelle Vulnerabilität erhöhen, sind:

Das männliche Geschlecht ist in etwa zwei bis drei Mal häufiger betroffen als das weibliche Geschlecht. Sind bereits Familienangehörige an einer Alkoholsucht erkrankt (positive Familienanamnese), so ist das Risiko für nahestehende Angehörige ebenfalls erhöht.

Personen, die ein sehr impulsives Verhalten und eine hohe Risikobereitschaft („sensation seeking“) zeigen und Personen, die an einer antisozialen Persönlichkeitsstörung leiden, tendieren eher dazu, eine Alkoholsucht zu entwickeln. Dabei existiert keine, wie jahrelang angenommen wurde, „Alkoholpersönlichkeit“. Jeder Mensch, unabhängig seiner Persönlichkeit, kann in eine Abhängigkeit von Alkohol verfallen.

Der genetische Einfluss stellt mit einem Anteil von ca. 50 % den größten Risikofaktor dar. Hierbei ist nicht ein spezifisches Gen ursächlich, sondern ein multigenetischer Einfluss wird angenommen.

Sozialer Stress und zerrüttete Familienverhältnisse erhöhen das Risiko einer Suchtentwicklung, ebenso wie das Auftreten kritischer Lebensereignisse (Gewalt, Tod nahestehender Personen etc.).

Was sind die Symptome einer Alkoholvergiftung?

Die Symptomatik einer Alkoholabhängigkeit ist je nach Erkrankungsstadium verschieden. So weisen junge Menschen mit einer Abhängigkeit in der Regel nur kleinste körperliche Symptome auf, wohingegen mit zunehmendem Alter weitere Folgeerkrankungen hinzukommen. Diese Folgeerkrankungen sind sehr häufig und mitunter sehr schwerwiegend.

Allgemeine Symptome sind ein reduzierter Allgemeinzustand und ein veränderter Ernährungszustand. Es kann zu einem Gewichtsverlust durch verminderten Appetit oder zu einer Gewichtszunahme, der erhöhten Kalorienzufuhr des Alkohols geschuldet, kommen. Muskeluntergang (Atrophie), insbesondere der Wadenmuskulatur, ist häufig. Auf der Haut zeigen sich sichtbare Erweiterungen der kleinen oberflächlichen Gefäße (Teleangiektasien), eine Rötung des Gesichtes und Spider-Nävi, welche ebenfalls sichtbare Gefäßerweiterungen darstellen. Trotz kalten Händen und Füßen ist die Schweißproduktion erhöht. Schlafstörungen und Potenzstörungen sind nicht selten zu beobachten.

Psychische Symptome, wie Affektstörungen, Störungen des Kontaktverhaltens mit Distanzlosigkeit und Denkstörungen kommen hinzu. Unter Affektstörungen werden Störungen der Stimmungslage verstanden. Sie können sich in Form von Ängsten, aggressivem Verhalten oder als depressive Verstimmung äußern. Es ist zu beachten, das oftmals nicht eindeutig ist, ob die Depression die Folge oder die Ursache einer Alkoholabhängigkeit ist. Denkstörungen lassen sich in inhaltliche und formale Denkstörungen, mit Beeinträchtigung des Denkablaufes, unterteilen. Solche Störungen des Denkverhaltens können sich ggf. als Eifersucht-Wahn oder in Form von verlangsamtem Denken und einer Ideenflucht zeigen.

Je nach Schädigungsort des Nervensystems kann es zur Ausprägung einer neurologischen Symptomatik kommen. Ist das Kleinhirn geschädigt, leiden die Betroffenen an einer Sprechstörung (Dysarthrie), einer Störung der Bewegungskoordination (Ataxie), einem unwillkürlichen Zittern der Augen (Nystagmus) oder einem Muskelzittern mit einer Amplitude, die mit Annäherung an das visierte Ziel an Größe zunimmt (Intentionstremor). Kognitive Defizite mit Konzentrationsschwäche und Gedächtnisverlust treten bei einer Schädigung des Großhirns auf, ebenso wie eine zu beobachtende Wesensveränderung.

Sind einzelne distale, vor allem an Beinen gelegene, Nerven durch den Alkohol geschädigt, wird dies als periphere Polyneuropathie bezeichnet. Die Betroffenen klagen über Sensibilitätsstörungen, ein reduziertes Vibrationsempfinden (Pallhypästhesie) und den Ausfall des Achillessehnenreflexes.

Krankheiten einer Alkoholabhängigkeit

Die Alkoholabhängigkeit lässt sich in Krankheiten unterteilen, die einer erhöhten Menge an Alkohol geschuldet sind (Alkoholvergiftung, Rausch, Halluzinose) und in Erkrankungen, die aufgrund von einem Entzug entstehen (Entzugssyndrom, Entzugsdelir).

Eine Alkoholvergiftung entsteht durch einen erhöhten Konsum von Alkohol und resultiert in Bewusstseinsstörungen mit Einschränkungen der Kognition bis hin zum Tod. Von einer leichten Alkoholintoxikation wird zwischen 0,5‰ und 1,5‰ geredet. Diese Phase ist durch einen gesteigerten Antrieb, eine Enthemmung mit Rededrang und eine Gang- und Standunsicherheit gekennzeichnet. Die Haut ist gerötet (Flush-Symptomatik) und die Herzfrequenz erhöht (Tachykardie). Zwischen 1,5‰ und 2,5‰ spricht man von einer mittelschweren Alkoholvergiftung. Die Betroffenen sind benommen und beginnen zu lallen. Die Seh- und Hörfähigkeit sowie das Reaktionsvermögen sind eingeschränkt. Zusätzlich leiden sie unter Übelkeit und Erbrechen . Ab etwa 2,5‰ liegt eine schwere Intoxikation vor. Es setzt ein schwerer Schwindel mit Bewegungs- und Sprechstörungen ein. Hinzu kommt ein Abfall der Körpertemperatur (Hypothermie) und ein Anstieg der Herzfrequenz (Tachykardie). Wird der Alkoholkonsum nicht beendet, droht ein Übergang in ein alkoholisches Koma bis hin zum Tod durch Kreislaufversagen bei ca. 5‰.

Der Rausch stellt eine Unterform der Alkoholvergiftung dar. Es kommt schon bei geringen Mengen Alkohol, bedingt durch eine genetische Prädisposition, zu einem kaum zu unterbrechendem Erregungszustand. Häufig sind junge Menschen betroffen und nicht mehr als 1 Promille Blutalkohol erreicht.

Als Komplikationen droht eine Unterzuckerung (Hypoglykämie), Krampfanfälle, eine Unterkühlung (Hypothermie) oder der Tod durch Ersticken (Bolustod).

Eine Alkoholhalluzinose ist durch eine Hirnschädigung, beruhend auf dem jahrelangen Alkoholkonsum, bedingt. Nehmen die Betroffenen trotz ihres bereits bestehenden Hirnschadens Alkohol zu sich, entwickeln sie Wahnsymptome und Halluzinationen . Die Halluzinationen sind, anders als bei einem Delir, meist akustisch. Diese Symptome klingen meist nach wenigen Tagen bis hin zu mehreren Monaten ab.

Das Alkoholentzugssyndrom entsteht meist innerhalb von 48 Stunden nach dem Beginn der Alkoholabstinenz und klingt in der Regel nach drei bis sieben Tagen wieder ab. Symptome sind eine erhöhte Herzfrequenz (Tachykardie), ein hoher Blutdruck (Hypertonie), vermehrtes Schwitzen und ein Muskelzittern (Tremor ). Des Weiteren sind Konzentrationsstörungen, eine ängstliche Stimmung und eine erhöhte Beeinflussbarkeit Symptome (Suggestibilität), die die Patienten zeigen. Hinzukommen können eine Erhöhung der Körpertemperatur (Hyperthermie), eine erhöhte Atemfrequenz (Tachypnoe), Durchfälle, Erbrechen und Muskelkrämpfe. Treten Halluzinationen , Krampfanfälle oder Orientierungsstörungen als Komplikationen auf, sind dies Anzeichen für den Übergang in ein Alkoholentzugsdelir.

Therapiert wird eine Entzugssymptomatik durch die Gabe von Benzodiazepinen oder Clomethiazol. Beide Medikamente sollten niemals kombiniert und erst ab einer Blutalkoholkonzentration von unter einem Promille verabreicht werden. Da beide Substanzen ein hohes Abhängigkeitspotenzial besitzen, sollten sie nur kurzzeitig zum Einsatz kommen und über ca. eine Woche ausgeschlichen werden. Der Einsatz erfolgt nur in stationärer Überwachung.

Das Alkoholentzugsdelir ist eine Kombination aus dem Alkoholentzugssyndrom und zusätzlich auftretenden Orientierungsstörungen, Halluzinationen, Krampfanfällen und einer Bewusstseinsminderung. Die Patienten sind weder zur Zeit und zum Ort noch zur Situation oder der eigenen Person orientiert. Die Halluzinationen sind meist optischer Natur in Form kleiner, beweglicher Gebilde, welche als „weiße Mäuse“ gedeutet werden. Der Krampfanfall tritt häufig zu Beginn des Delirs auf.

Auch hier ist die Gabe von Benzodiazepinen oder Clomethiazol sinnvoll. Zusätzlich sollte Haloperidol und Thiamin (Vitamin B1) verabreicht werden. Thiamin dient als Prophylaxe zur Verhinderung einer Wernicke-Enzephalopathie , da Thiamin eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel des Gehirns spielt. Epileptische Anfälle sollten durch die Gabe eines Antikonvulsivums verhindert werden.

Wie wird die Alkoholvergiftung diagnostiziert?

Es existieren Screeningtests, die in der Diagnostik der Alkoholabhängigkeit zum Einsatz kommen. Zum einen der AUDIT (Alcohol Use Disorder Identification Test) zur Früherkennung von riskantem Alkoholkonsum und zum anderen der CAGE-Test.

Abgefragt werden vier Punkte. Zwei positive Antworten deuten auf eine Alkoholabhängigkeit hin:

  • Cut down: Wurde bereits darüber nachgedacht, die Menge an konsumiertem Alkohol zu verringern?
  • Annoyed: Ist die Kritik des sozialen Umfeldes bezügliches des eigenen Alkoholkonsums lästig und führt zur Verärgerung?
  • Guilt: Werden Schuldgefühle aufgrund der hohen Trinkmenge empfunden?
  • Eye opener: Wird morgens Alkohol benötigt, um Leistung zu erbringen?

Untersuchungen im Falle einer Alkoholabhängigkeit

Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer Alkoholabhängigkeit gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte:

Will man herausfinden, ob ein Patient tatsächlich alkoholabhängig ist, ist die Anamnese von großer Bedeutung. Hierunter fallen die Alkoholanamnese, eine Medikamenten- und Drogenanamnese, die Frage nach Vorerkrankungen und eine detaillierte Familienanamnese.

Die genaue Menge an täglich konsumiertem Alkohol sollte präzise erfragt werden. Laut WHO besteht ab einer täglichen Alkoholmenge von mehr als 24g bei Männern und mehr als 12g bei Frauen eine potenzielle Suchtgefahr. 30g Alkohol entsprechen 0,75 l Bier oder 0,3 l Sekt.

Um Alkoholabhängige kategorisieren zu können, gibt es verschiedene Einteilungen. Die älteste Methode ist die Typologie der Alkoholabhängigen nach Jellinek. Er unterscheidet fünf Typen:

  • Alpha-Typ: Alpha-Typen trinken in Konfliktsituationen, um sich Erleichterung zu verschaffen (Problemtrinker). Sie sind suchtgefährdet, aber noch nicht abhängig.
  • Beta-Typ: Sie sind Gelegenheitstrinker und ebenfalls noch nicht abhängig. Eine Suchtgefahr besteht auch hier.
  • Gamma-Typ: Das Trinkmuster des Gamma-Typen ist variabel. Kurze Abstinenzphasen wechseln sich mit starken Rauschphasen ab. Er ist bereits abhängig und hat die Kontrolle über sein Trinkverhalten verloren.
  • Delta-Typ: Der Spiegeltrinker konsumiert immer ein konstant hohes Maß an Alkohol, um psychisch stabil zu bleiben. Rauschzustände treten selten auf. Bei Abstinenz treten Entzugssymptome auf.
  • Epsilon-Typ: Der Wechsel zwischen langen Abstinenzintervallen und exzessiven Rauschzuständen mit Kontrollverlust sind kennzeichnend für den Quartalstrinker.

Neuere Einteilungen typisieren Alkoholabhängige nach dem zeitlichen Beginn der Alkoholsucht (früher oder später Beginn) oder nach der Motivation des Trinkens (Trinken um positive Effekte zu erleben oder Trinken um negative Effekte zu vermeiden).

In der körperlichen Untersuchung fallen Symptome, wie die Rötungen (Flush) und Gefäßerweiterungen des Gesichtes (Teleangiektasien und Spider nävi) oder die Folgen einer Leberschädigung auf.

Mithilfe einer Blutentnahme können im Labor Parameter bestimmt werden, die einen Hinweis auf eine akute oder chronische Alkoholabhängigkeit liefern. In der akuten Phase ist das Ethanol messbar in der Atemluft und im Blut erhöht. Ein Teil des Ethanols wird, an Glucoronsäure gebunden, im Urin ausgeschieden und ist dort als Ethylglucuronid nachweisbar. Bei chronischem Alkoholabusus kann das Ethylglucuronid in Haarproben nachgewiesen werden. Ab einem Alkoholkonsum von 60g Alkohol pro Tag bei Männern und 40g Alkohol pro Tag bei Frauen konstant über sieben Tage ist das CDT (Carbohydrate deficient transferrin) im Blut erhöht. Selbst nach Beendigung des Alkoholkonsums kann das CDT bis zu einem Monat lang in erhöhter Konzentration nachweisbar sein. Hat die Leber bereits einen beträchtlichen Schaden genommen, sieht man dies anhand der hohen Transaminasen- (ALT, AST) und Gamma-Glutamyltransferase-Werte. Ein allgemeiner Vitaminmangel (Vitamin B1, Vitamin B6, Vitamin B12, Vitamin D, Vitamin K, Folsäure) sind Anzeichen einer Mangelernährung.

Um die Diagnose einer Alkoholabhängigkeit stellen zu können, müssen verschiedene Diagnosekriterien zutreffen. Zu unterscheiden sind die Diagnosekriterien nach ICD-10 und nach DSM-5, welche etwas umfangreicher sind.

Nach ICD-10 müssen mindestens drei der sechs Kriterien im letzten Jahr über mindestens einen Zeitraum von mindestens einem Monat zugetroffen haben:

  1. 01
    Es besteht ein Zwang (Craving) Alkohol zu konsumieren
  2. 02
    Der Betroffene verliert die Kontrolle über seinen Alkoholkonsum
  3. 03
    Bei ausbleibendem Konsum kommt es zu Entzugssymptomen
  4. 04
    Die Wirkung bestimmter Mengen Alkohol lassen durch eine Toleranzentwicklung nach
  5. 05
    Soziale, berufliche oder Freizeitaktivitäten werden zugunsten der Beschaffung und des Konsums von Alkohol vernachlässigt
  6. 06
    Trotz der Kenntnis über die gesundheitlichen Folgen wird der Alkoholkonsum fortgesetzt

Therapie bei Alkoholvergiftung

Die Therapieziele stellen einerseits die Reduktion des Alkoholkonsums und andererseits das Erreichen einer vollständigen langfristigen Abstinenz dar.

Die zur Verfügung stehenden Behandlungsangebote kommen sowohl ambulant als auch stationär zum Einsatz:

Mithilfe einer motivierenden Gesprächsführung sollen die Patienten eine Bereitschaft entwickeln, ihr Verhalten zu ändern. Diese Art der Gesprächsführung basiert auf fünf Grundregeln: Empathie, Diskrepanzen verdeutlichen, Beweisführung vermeiden, Widerstand wahrnehmen und Selbstwirksamkeitserwartung steigern.

Früh- und Kurzinterventionen sind sehr kurze Interventionen. Ein Gespräch mit dem Hausarzt kann beispielsweise durch konkrete Ratschläge zu einer individuellen Zielfindung beitragen.

Eine qualifizierte Entzugsbehandlung stellt die Regelbehandlung in Deutschland dar und wird stationär durchgeführt. Die Dauer beträgt in etwa bis zu drei Wochen und therapiert Begleit- oder Folgeerkrankungen mit. Während des stationären Aufenthaltes findet auch die Entgiftung statt.

Nach der stationären Entzugsbehandlung folgt die Entwöhnungsphase, auch Postakutbehandlung genannt. Sie dient als Rehabilitationsmaßnahme und kann ambulant oder stationär erfolgen. Die psychotherapeutische Behandlung nimmt hierbei einen großen Stellenwert ein, sowie die Vorbereitung auf die Rückkehr in das gesellschaftliche Leben. Die Adaptationsbehandlung, zur Reintegration in die Berufswelt und die Gesellschaft, kann Teil dieser medizinischen Rehabilitation sein oder zeitlich daran anschließen.

Die Nachbetreuung wird durch Fachambulanzen oder Beratungsstellen gewährleistet. Auch Selbsthilfegruppen tragen nachweislich zur Verbesserung der Abstinenzphase bei.

Um die Gefahr eines Rückfalls zu verringern, können Medikamente, sogenannte Anticraving-Substanzen, eingesetzt werden. Im Einsatz sind derzeit Acamprosat, Naltrexon und Disulfiram. Acamprosat blockiert Glutamat-Bindungsstellen im Gehirn und reduziert das Verlangen nach Alkohol. Naltrexon blockiert Opioid-Bindungsstellen und kann daher auch bei Opioidabhängigkeit eingesetzt werden. Disulfiram ist Teil der Aversions-Therapie und ist die letzte Möglichkeit nach Versagen der anderen Therapieformen. Das Medikament blockiert den Alkoholabbau in der Leber , wodurch es bei Alkoholkonsum zu einer Vergiftungssymptomatik kommt. Die Patienten entwickeln dadurch eine regelrechte Abneigung (Aversion) gegen Alkohol.

Wie ist die Prognose einer Alkoholvergiftung?

Die Alkoholabhängigkeit ist in den meisten Fällen eine chronische Erkrankung. Die Patienten haben ein lebenslang erhöhtes Risiko, einen Rückfall zu erleiden. Lediglich in 40-50 % der Fälle wird langfristig eine Stabilisierung erreicht.

Achtung

Ohne eine Therapie ist die Lebenserwartung um 15-20 Jahre verringert. 15 % aller Alkoholiker sterben an einem Suizid. In 10 % der Fälle leiden Alkoholabhängige zusätzlich an weiteren Abhängigkeiten.

Liegt eine Alkoholhalluzinose vor, so hat diese bei entsprechender Abstinenz eine gute Prognose. Wird weiterhin Alkohol konsumiert, kommt es häufig zu Rezidiven mit einer weitaus schlechteren Prognose.

Das Alkoholentzugsdelir hat unbehandelt eine Sterblichkeitsrate von 25 % und es besteht die Gefahr für die Entwicklung einer Wernicke-Enzephalopathie, weshalb immer prophylaktisch Thiamin (Vitamin B1) gegeben werden sollte.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Alkoholvergiftung

Ist die Diagnose einer Alkoholabhängigkeit gestellt, sollte nach Folgeerkrankungen gesucht werden. Die häufigsten Folgeerkrankungen sind die Leberzirrhose , eine alkoholische Polyneuropathie und bösartige Tumoren im Kopf- und Halsbereich. Auch das Risiko für bösartige Tumoren der Leber, der Brustdrüse, der Darmes und der Bauchspeicheldrüse sind erhöht.

Vor allem bei gebärfähigen jungen Frauen sollte darüber aufgeklärt werden, dass es im Falle einer Schwangerschaft zu einem fetalen Alkoholsyndrom des Kindes kommen kann. Es stellt die häufigste Ursache einer geistigen Behinderung dar und ca. 40 % aller alkoholkranken Schwangeren sind davon betroffen.

Durch regelmäßige Untersuchungen beim Arzt können auch die nachfolgenden Komplikationen verhindert werden:

  • Die Wernicke-Enzephalopathie, die durch einen Thiaminmangel bei Unterernährung entsteht, mit einer Trias aus Bewusstseinsstörung und Verwirrung, Lähmungen der Augenmuskeln und eine Störung der Bewegungskoordination (Ataxie). Die Sterblichkeitsrate beträgt ca. 10 %.
  • Das Korsakow-Syndrom tritt meist nach einer Wernicke-Enzephalopathie auf und ist ebenfalls auf einen chronischen Mangel an Thiamin zurückzuführen. Ausgeprägte Orientierungsstörungen mit Antriebsminderung und eine Störung der Gedächtnisfunktion (amnestisches Syndrom) sind kennzeichnend für das Korsakow-Syndrom.
  • 50 % aller Alkoholiker sind von einer Schrumpfung des Gehirns (Atrophie) betroffen und etwa 10 % aller Demenzerkrankungen sind durch Alkohol bedingt.
  • Entzündungen des Magen-Darm-Traktes
  • eine alkoholische Fettleber bis hin zu einer Entzündung der Leber (Hepatitis )
  • Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck (Hypertonie)
  • Das Schlaganfallrisiko ist bei einem täglichen Alkoholkonsum von mehr als 30g erhöht
  • Der Stoffwechsel wird negativ durch Alkohol beeinflusst. Die Fettwerte im Blut steigen (Hypertriglyceridämie) und es kommt gehäuft zu Unterzuckerung (Hypoglykämien)
  • Die Testosteron- und Östrogenspiegel sinken, wodurch Männer einen Libidoverlust verspüren und unter Impotenz leiden. Bei Frauen hingegen kann die Periode ausbleiben (Amenorrhoe )

Zusammenfassung

Die Alkoholabhängigkeit ist eine Erkrankung, an der ca. 2 Millionen Menschen in Deutschland leiden. Alkoholbezogene Störungen gehören zu den am häufigsten vergebenen Krankenhausdiagnosen. Die individuelle Alkoholverträglichkeit variiert stark. Diagnostisch können neben einer genauen Alkoholanamnese Screening-Tests sowie die Bestimmung von Blutwerten (CDT, Transaminasen) wegweisend sein.

Während die akute Vergiftung, ein Rausch oder eine Halluzinose durch eine vermehrte Aufnahme entstehen, ist das Entzugssyndrom in einem absinkenden Alkoholspiegel begründet. Zahlreiche Folgeerkrankungen führen zu einer deutlichen Einschränkung der Lebenserwartung der Patienten. Medikamente wie Benzodiazepine und Vitamin B1 werden im klinischen Entzug eingesetzt. Nach dem Entzug sollte im Setting einer Rehaklinik eine Langzeitentwöhnung erfolgen.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Eine Alkoholabhängigkeit liegt vor, wenn mindestens drei der nachfolgenden sechs Kriterien nach ICD-10 innerhalb eines Jahres erfüllt sind:

  • Es besteht ein Zwang (Craving) Alkohol zu konsumieren
  • Der Betroffene verliert die Kontrolle über seinen Alkoholkonsum
  • Bei ausbleibendem Konsum kommt es zu Entzugssymptomen
  • Die Wirkung bestimmter Mengen Alkohol lassen durch eine Toleranzentwicklung nach
  • Soziale, berufliche oder Freizeitaktivitäten werden zugunsten der Beschaffung und des Konsums von Alkohol vernachlässigt
  • Trotz der Kenntnis über die gesundheitlichen Folgen wird der Alkoholkonsum fortgesetzt

Die Symptomatik einer Alkoholabhängigkeit ist je nach Erkrankungsstadium verschieden. So weisen junge Menschen mit einer Abhängigkeit in der Regel nur kleinste körperliche Symptome auf, wohingegen mit zunehmendem Alter weitere Folgeerkrankungen hinzukommen. Diese Folgeerkrankungen sind sehr häufig und mitunter sehr schwerwiegend.

Allgemeine Symptome sind ein reduzierter Allgemeinzustand und ein veränderter Ernährungszustand, im Sinne eines Gewichtsverlusts mit Untergang der Muskeln oder einer Gewichtszunahme. Das Auftreten von Hautzeichen (Teleangiektasien und Spider-Nävi), eine erhöhte Schweißproduktion, Schlafstörungen und Potenzstörungen sind häufig. Psychische Symptome, wie Stimmungsstörungen, Störungen des Kontaktverhaltens mit Distanzlosigkeit und Denkstörungen kommen hinzu. 

Je nach Schädigungsort des Nervensystems, kann es zur Ausprägung einer neurologischen Symptomatik kommen. Bei einer Kleinhirnschädigung leiden die Betroffenen an einer Sprechstörung (Dysarthrie), einer Störung der Bewegungskoordination (Ataxie), einem unwillkürlichen Zittern der Augen (Nystagmus) oder einem Muskelzittern mit einer Amplitude, die mit Annäherung an das visierte Ziel an Größe zunimmt (Intentionstremor). Kognitive Defizite mit Konzentrationsschwäche und Gedächtnisverlust sind Zeichen einer Großhirnschädigung, ebenso wie eine zu beobachtende Wesensveränderung. Eine periphere Polyneuropathie entsteht durch die Schädigung von einzelnen Nerven der Beine.

Eine Alkoholabhängigkeit entsteht aus dem Zusammenwirken des stoffeigenen Suchtpotentials des Alkohols, der individuellen Veranlagung bzw. Verletzlichkeit (Vulnerabilität) der Person und der konsumierten Menge an Alkohol (Exposition). Unter dem stoffspezifischen Suchtpotential von Alkohol versteht man die neurobiologischen Anpassungsvorgänge innerhalb des menschlichen Körpers, die zu einer Toleranzentwicklung gegenüber Alkohol führen. Risikofaktoren, die die individuelle Vulnerabilität erhöhen sind:

  1. 01
    Allgemeine Risikofaktoren - Das männliche Geschlecht ist in etwa zwei bis drei Mal häufiger betroffen als das weibliche Geschlecht. Sind bereits Familienangehörige an einer Alkoholsucht erkrankt (positive Familienanamnese), so ist das Risiko für nahestehende Angehörige ebenfalls erhöht.
  2. 02
    Persönlichkeitsbezogene Risikofaktoren - Personen, die ein sehr impulsives Verhalten und eine hohe Risikobereitschaft („sensation seeking“) zeigen und Personen, die an einer antisozialen Persönlichkeitsstörung leiden, tendieren eher dazu eine Alkoholsucht zu entwickeln. Dabei existiert keine, wie jahrelang angenommen wurde, „Alkoholpersönlichkeit“. Jeder Mensch, unabhängig seiner Persönlichkeit, kann in eine Abhängigkeit von Alkohol verfallen.
  3. 03
    Genetische Risikofaktoren - Der genetische Einfluss stellt mit einem Anteil von ca. 50% den größten Risikofaktor dar. Hierbei ist nicht ein spezifisches Gen ursächlich, sondern ein multigenetischer Einfluss wird angenommen.
  4. 04
    Psychosoziale und umweltbedingte Risikofaktoren - Sozialer Stress und zerrüttete Familienverhältnisse erhöhen das Risiko einer Suchtentwicklung, ebenso wie das Auftreten kritischer Lebensereignisse (Gewalt, Tod nahestehender Personen,etc..).

Trinkt ein Alkoholiker keinen Alkohol kommt es meist innerhalb von 48 Stunden zu einem Alkoholentzugssyndrom. Dieses dauert in der Regel drei bis sieben Tagen an. Es äußert sich mit einer erhöhten Herzfrequenz (Tachykardie), einem hohen Blutdruck (Hypertonie), vermehrtem Schwitzen und einem Muskelzittern (Tremor). Auch sind Konzentrationsstörungen, eine ängstliche Stimmung und eine erhöhte Beeinflussbarkeit Symptome (Suggestibilität), die die Patienten zeigen. Hinzukommen können eine Erhöhung der Körpertemperatur (Hyperthermie), eine erhöhte Atemfrequenz (Tachypnoe), Durchfälle, Erbrechen und Muskelkrämpfe. Treten Halluzinationen, Krampfanfälle oder Orientierungsstörungen als Komplikationen auf, sind dies Anzeichen für den Übergang in ein Alkoholentzugsdelir.

Häufige Symptome eines regelmäßigen Alkoholkonsums sind ein reduzierter Allgemeinzustand und eine Gewichtsabnahme durch Mangelernährung bzw eine Gewichtszunahme durch den hohen Kaloriengehalt von Alkohol. Die Wadenmuskulatur wird abgebaut (Atrophie) und die Gefäße der Haut sind erweitert (Teleangiektasien und Spider-Nävi). Die Schweißproduktion im Körper ist erhöht und Schlaf- und Potenzstörungen treten auf. Die Stimmung ist häufig verändert. Die Betroffenen sind ängstlich, aggressiv oder depressiv. Darüberhinaus entsteht eine Distanzlosigkeit und Denkstörungen, die sich in einem Eifersuchtswahn äußern können. Das Nervensystem wird ebenfalls durch Alkohol angegriffen.

Durch Schäden des Kleinhirns entsteht eine Sprechstörung (Dysarthrie), eine Störung der Bewegungskoordination (Ataxie), ein unwillkürliches Zittern der Augen (Nystagmus) oder ein Muskelzittern mit einer Amplitude, die mit Annäherung an das visierte Ziel an Größe zunimmt (Intentionstremor). Konzentrationsschwäche und Gedächtnisverlust sind Zeichen einer Großhirnschädigung. Sind einzelne distale, vor allem an Beinen gelegene, Nerven durch den Alkohol geschädigt, wird dies als periphere Polyneuropathie bezeichnet. Die Betroffenen klagen über Sensibilitätsstörungen, ein reduziertes Vibrationsempfinden (Pallhypästhesie) und den Ausfall des Achillessehnenreflexes. Häufige Folgeerkrankungen sind eine Leberzirrhose und bösartige Tumoren im Kopf- und Halsbereich.

Auch das Risiko für bösartige Tumoren der Leber, der Brustdrüse, der Darmes und der Bauchspeicheldrüse sind erhöht. Weitere Folgen des Alkoholkonsums können eine Wernicke-Enzephalopathie oder das Korsakow-Syndrom sein, welche beide einem Thiaminmangel geschuldet sind. 50% aller Alkoholiker sind von einer Schrumpfung des Gehirns (Atrophie) betroffen und etwa 10% aller Demenzerkrankungen sind durch Alkohol bedingt. Weitere Komplikationen können Entzündungen des Magen-Darm-Traktes, eine alkoholische Fettleber, Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck (Hypertonie) sein. Das Schlaganfallrisiko ist bei einem täglichen Alkoholkonsum von mehr als 30g erhöht. Die Fettwerte im Blut steigen (Hypertriglyceridämie) und es kommt gehäuft zu Unterzuckerungen (Hypoglykämien). Die Testosteron- und Östrogenspiegel sinken, wodurch Männer einen Libidoverlust verspüren und unter Impotenz leiden. Bei Frauen hingegen kann die Periode ausbleiben (Amenorrhoe).

Symptome sind unter anderem ein reduzierter Allgemeinzustand und ein veränderter Ernährungszustand, im Sinne eines Gewichtsverlusts oder einer Gewichtszunahme. Wadenbetont ist ein Muskelrückgang zu erkennen (Muskelatrophie) und auf der Haut bilden sich durch erweiterte Gefäße sogenannte Teleangiektasien und Spider-Nävi. Schlaf- und Potenzstörungen und psychische Symptome, wie eine Stimmungsstörung, treten ebenfalls auf. Zu den neurologischen Symptomen zählen eine periphere Polyneuropathie, Gedächtnisstörungen und Sprech- und Blickstörungen. Unter einer Polyneuropathie versteht man die Schädigung verschiedener Nerven, was sich als gestörtes Vibrationsempfinden, Sensibilitätsstörungen und als Ausfall des Achillessehnenreflexes verdeutlicht.

Mithilfe von Selbsthilfegruppen, Psychotherapien und medikamentösen Entgiftungstherapien kann die Alkoholabhängigkeit überkommen werden. Dennoch kann es sein, dass ein verstärktes Verlangen nach Alkohol bestehen bleibt.

Es fällt den Betroffenen häufig schwer alleine von ihrer Sucht loszukommen, daher sollten sie sich Hilfe beim Hausarzt oder nahen Angehörigen suchen. Darüberhinaus ist eine Sucht nicht innerhalb von wenigen Tagen zu bekämpfen. Eine Überwindung kostet Zeit und Geduld. Es sollte daher nicht abrupt von jetzt auf gleich mit dem Alkoholkonsum gestoppt werden, sondern er sollte Stück für Stück ausgeschlichen werden. Da der Körper sich für lange Zeit an den Alkohol gewöhnt hat, kann es bei einem abrupten Absetzen zu Entzugserscheinungen kommen.

Ohne eine Therapie ist die Lebenserwartung um 15-20 Jahre verringert. 15% aller Alkoholiker sterben an einem Suizid. Bei einem unbehandelten Entzugsdelir liegt die Sterblichkeitsrate bei 25%.

Angehörige sollten den Betroffenen unterstützen und ihm bei der Suche nach Hilfe unterstützen. Es sollte vermieden werden vermehrt Kritik auszuüben, da dies den Betroffenen noch weiter in seine Sucht treiben kann.

Alkoholikern fällt es sehr schwer sich alleine, ohne Hilfe vom Alkohol zu distanzieren. Daher ist es ratsam Beistand in Selbsthilfegruppen und im eigenen sozialen Umfeld zu suchen. Zusätzlich sollte eine Entgiftungstherapie und eine Entwöhnungsbehandlung erfolgen.

Die Begriffe Alkoholiker und Alkoholkrank sind Synonyme und können beide verwendet werden.

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Alkoholvergiftung einfach erklärt

Alkoholintoxikation

Ursachen

  • Konsum großer Mengen Alkohol

Symptome

  • Persönlichkeitsveränderungen
  • Enthemmung
  • Bewusstseinsverlust
  • Übelkeit
  • Erbrechen

Komplikationen

  • Auskühlung
  • Organschädigung
  • Herz-Kreislauf-Stillstand
  • Atemstillstand

Diagnose

  • Anamnese
    • Haben sie Alkohol getrunken?
    • Wieviel Alkohol haben sie zu sich genommen?
    • Mussten sie sich übergeben?
    • Waren sie bewusstlos?
  • Spezifische Tests
    • Messung des Alkoholspiegels
  • Körperliche Untersuchung
    • immer mit Blutzuckermessung!

Therapie

  • Flüssigkeitssubstitution
  • Konservative Behandlung

Präventionsmaßnahmen

  • Aufklärung zum Thema Alkohol

Prognose

  • In der Regel guter Verlauf

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