Medisigel logo
Gesundheit von A-Z

Leber

Aufbau

Die Leber liegt im rechten Oberbauch. Sie besteht aus vier Lappen: Dem rechten größeren, dem linken kleineren und den dahinter liegenden zwei sehr kleinen Lappen: dem viereckigen und dem schwanzförmigen. Die Vorderseite der Leber mit den beiden größeren Lappen ist flach und glatt.

Die Rückseite hingegen hat viele Einbuchtungen, in die die umliegenden Organe, wie die Speiseröhre , der Magen , der Darm und die rechte Niere eingebettet sind. Direkt verbunden ist die Leber mit dem Zwerchfell, Gefäßen und der Gallenblase: nach oben ist die Leber über Bindegewebe mit dem Zwerchfell verbunden. Durch die Atmung und die damit verbundene Bewegung des Zwerchfells befindet sich die Leber je nachdem ob ein- oder ausgeatmet wird auf unterschiedlichen Höhen.

Die große Hohlvene liegt direkt an der Leberrückseite an. Die Leber hat sowohl selbstversorgende arterielle Gefäße als auch die venöse Pfortader, die Blut aus dem Körperkreislauf zu der Leber leitet. Über die Pfortader kommt das gesamte gesammelte nährstoffreiche Blut aus dem Magen-Darm-Trakt in die Leber, wo es verschiedenste Prozesse stattfinden.

Funktion

Die Leber ist eine unglaublich vielfältige und extrem wichtige Zwischenstation in unserem Stoffwechselsystem. Ihre Funktion umfasst einerseits Entgiften und Entsorgen von Giftstoffen und Abfallprodukten, andererseits arbeitet die Leber auch als Produzent von Hormonen, speziellen Blutzellen und wichtigen Proteinen. Dazu kommt auch, dass die Leber als Speicherort für Fett, Nährstoffe, Vitamine und das energieliefernde Glykogen dient.

Entgiftung

In der Leber sitzen viele Enzyme, die Fremdstoffe, wie Gifte und Medikamente, aber auch körpereigene Stoffe, wie den Blutfarbstoff Bilirubin, Steroidhormone und Cholesterin, in unserem Körper weiterverarbeiten und abbauen.

Für die Verstoffwechselung von schädlichen oder dann auch nützlichen Stoffen (zum Beispiel lebenswichtige Medikamente) gibt es in der Leber besondere Fresszellen. Man muss also genau wissen, wie viel des entsprechenden Medikaments  zuerst in der Leber abgebaut wird, bevor es im Körper wirksam werden kann. Aus diesem Grund werden manche Medikamente auch über die Vene oder in den Muskel gespritzt und nicht geschluckt (orale Gabe), um zu vermeiden, dass sie abgebaut werden, bevor sie ihren Wirkungsort erreicht haben. Der Leberkreislauf wird somit umgangen.

Achtung

Ab Überschreiten einer regelmäßigen bestimmten Menge von Alkohol (bei Männern etwa zwei Gläser Wein täglich; bei Frauen ungefähr ein Glas Wein täglich) welches bekanntlich ein Gift für den Körper ist, wird die Leber geschädigt. Sie beginnt zu vernarben und  verliert dann immer mehr ihrer funktionierenden Zellen. Das ist das Krankheitsbild der Leberfibrose. Wird weiter übermäßig Alkohol getrunken, wird es schlimmer und es kann sich eine Leberzirrhose entwickeln. Eine solche Leberkrankheit kann aber auch nach einer Infektion mit Hepatitis Viren ausgelöst werden. Es gibt Impfungen gegen die Viren, die Hepatitis A und B verursachen, aber noch nicht gegen Hepatitis C.

Blutzellen erneuern sich in unserem Knochenmark ständig. Sterben sie ab, entsteht der gelb-braune Abbaustoff Bilirubin. Dieser wird ebenfalls in der Leber verarbeitet und dann durch die Gallengänge über Darm und Nieren ausgeschieden.

Produktionsort und Speicherplatz

Die Leber produziert viele verschiedene Proteine. Angefangen mit Enzymen, die wir für das Immunsystem zum Kampf gegen Eindringlinge wie Bakterien benötigen, über die Proteine, welche wichtig  für die Blutgerinnung (das Stoppen einer Blutung) sind, bin hin zu den Transportproteinen.

Nehmen wir über unsere Nahrung Fette und Kohlenhydrate zu uns, werden diese in unserem Magen-Darm-Trakt verdaut. Über die Darmschleimhaut und den Transport über das Blut der Pfortader gelangen die kleinen Nahrungsbausteine zur Leber. Unter diesen Nahrungsbausteinen befindet sich auch die Glukose, welche auch als (Einfach-)Zucker bekannt ist. In der Leber werden dann viele Glukose-Einheiten zu Glykogen aneinander gekettet, welches dann in dieser Form in der Leber als Energiespeicher gelagert wird. Gibt es eine große Anstrengung und es wird Energie aus Reserven benötigt, dann wird dieses Glykogen wieder zerlegt und kann als Glukose wieder über das Blut verteilt werden.

Aus den Bausteinen der Fette, den Fettsäuren, kann die Leber über ihren Fettstoffwechsel zum Beispiel Hormone und Cholesterin herstellen.

Andere Hormone, wie beispielsweise Schilddrüsenhormone, werden in der Leber aktiviert und Steroidhormone werden abgebaut. Auch das Vitamin D, was für den Knochenaufbau sehr wichtig ist, kann in der Leber aktiviert werden. Viele andere Vitamine, Spurenelemente und Eisen werden in der Leber gespeichert. Über den sogenannten Harnstoffkreislauf, der ebenfalls  in der Leber stattfindet, wird Bikarbonat, ein basischer Puffer, je nach Bedarf hergestellt. Den Einsatz  von Bikarbonat benötigt der Körper, um seinen  Säure-Base-Haushalt aufrechtzuerhalten. Ein sehr wichtiges Protein, welches in der Leber ebenfalls produziert wird, heißt Albumin. Dieses hat 2 wichtige Aufgaben: Es muss einerseits Stoffe, wie z. B. Bilirubin, was beim Abbau von roten Blutkörperchen entsteht, transportieren und zum anderen hält es durch sein Vorhandensein den Druck in den Körperflüssigkeiten aufrecht. Ist die Leber krank und die Herstellung von Albumin eingeschränkt, kommt es zu Wassereinlagerungen, da der Flüssigkeitsaustausch zwischen Gewebe und Gefäßen gestört ist.

Leberzellen

Das ankommende Blut aus der Pfortader wird durch die Leberzellen geleitet, um dann über die Lebervenen die Leber wieder zu verlassen. Die Leberzellen sind in vielen sechseckigen Leberläppchen, die man sich wie Bienenwaben vorstellen kann, angeordnet.

Das Blut, welches aus der Pfortader kommt, wird auf dem Weg durch diese Leberzellen ordentlich bearbeitet. Der Weg des Blutes durch die Leberzellen hat sehr viele Abzweigungen und kleine Öffnungen, die zu den speziellen Räumen führen. Durch manche Filter in den Leberläppchen kann allerdings nicht alles Blut durchtreten. So wird immer das herausgefiltert, was verändert oder in der Leber gespeichert werden soll.

Wissenswert

In vielen verschieden spezialisierten Leberzellen werden die Blutbestandteile unterschiedlich behandelt. Es gibt zum Beispiel Zellen, die fettlösliche Stoffe speichern, und welche, die eine reinigende Funktion für das Blut haben.

Pfortader-Kreislauf

Der Pfortader-Kreislauf ist ein in sich geschlossener kleiner Kreislauf. Die ungefähr zehn Zentimeter lange Pfortader zieht vom Dünndarm zu der Leber. In ihr befindet sich nährstoffreiches, sauerstoffarmes Blut. Die Nährstoffe, die sich in diesem Blut befinden, sind aus dem Verdauungstrakt und der Milz über die halbdurchlässigen Organwände dort hineingelangt (sie wurden aus dem Blut „absorbiert“). In der Leber wird dieses Blut dann gereinigt und gefiltert. Dieses gefilterte Blut ist nun nährstoffarm. Alle für die Leber nützlichen Nährstoffe wurden dem Blut entnommen, da sie diese für ihre verschiedenen Stoffwechsel benötigt. Dieses nährstoffarme Blut kommt aus der Leber und fließt indessen über die große Hohlvene zu dem Herzen. Über das Herz wird es zu der Lunge gepumpt, wo es wieder mit Sauerstoff angereichert wird. Und von dort gelangt das nun sauerstoffreiche Blut wieder zum Herzen, von wo es dann wieder  in den Körperkreislauf gepumpt wird (siehe Kreisläufe bei Herz und Lunge).

Hinweis

Ist die Leber krank, und arbeitet sie nicht mehr richtig, kommt es zum Stau im Bereich der Einmündung der Pfortader in die Leber. Dann muss sich das venöse, nährstoffreiche Blut andere Abflusswege suchen, es wird sozusagen umgeleitet. Es fließt etwa in die oberflächlichen Venen in den Bauch ab. Die blauen Gefäße kann man unter der Bauchdeckenhaut gut sehen, sie schlängeln sich um den Bauchnabel herum, was aussieht wie der Schlangenkopf der Medusa (Caput medusae). Auch im Bereich der Speiseröhre oder am Darmausgang können sich solche Krampfadern , auch Varizen genannt, bilden.

Gallengänge

Direkt an das innere Lebersystem angeschlossen, sind die Gallengänge. Sie leiten unter anderem die von der Leber "aussortierten" Stoffe in die Galle ab. Die Gallensäuren selbst werden auch in der Leber produziert. Sie sind aber keines Falls nur der „Abfall“ aus der Leber. Über die Galle wird auch in der Leber produziertes Cholesterin und Gallensäure in den Magen-Darm-Trakt geleitet. Dieser Gallensaft wird auch für eine gesunde Verdauung benötigt.

Die Gallensäuren sind sehr wichtig, um Fette, die wie Fettaugen in einer Suppe auch in unserem Darm oben schwimmen, transportiert zu bekommen. Die Gallensäuren legen sich als Mizellen um die wasserunlöslichen Fette und bringen diese an ihr Zielorgan. Diese Gallensäure ist recht kompliziert in der Herstellung, deshalb versucht der Körper sie so lange wie möglich in unserem Körperkreislauf immer wieder zu recyceln und möglichst nicht auszuscheiden.

Wissenswert

Vor der Geburt

In dem Bauch der Mutter läuft im kindlichen Kreislauf noch einiges anders. Hier werden die Blutzellen nicht wie bei dem Erwachsenen später in Knochenmark produziert, sondern in der Leber. Die Blutbildung in der Leber wird bei manchen Krankheiten wieder aktiviert.

Untersuchungen

Bei einem Internisten, dem Facharzt der Inneren Medizin, kann man am besten seine Leber untersuchen lassen.

Als Erstes wird bei einem Verdacht auf eine Lebererkrankung der nackte Bauch von dem Arzt begutachtet und abgetastet. Bei dem Abtasten kann der Arzt schon feststellen, ob die Leber vielleicht verhärtet oder angeschwollen ist.

Da die Leber ein vielseitiges Organ mit allerlei Aufgaben ist, gibt es auch viele Werte, die man hier untersuchen lassen kann. Man kann in der Leber hergestellte Proteine, wie Albumin, kontrollieren, oder auch nach Bakterien suchen. Im Blut kann man zum Beispiel die Werte der speziellen Leberenzyme GPT(ALT) und GOT(AST) untersuchen. Eigentlich kommen diese Enzyme so gut wie nur innerhalb der Leberzellen vor. Ist die Leber aber geschädigt, können diese Enzyme austreten und im Blut in erhöhter Zahl nachgewiesen werden.

Ein Ultraschall eignet sich gut für eine Leberuntersuchung. Der Arzt trägt ein Gel auf den Ultraschallkopf. Dann fährt er mit dem Ultraschallkopf über den rechten nackten Oberbauch des Patienten und möglicherweise auch über die rechte Seite bis zu dem Rücken. Über reflektierte Ultraschallwellen kann der Arzt Rückschlüsse über die Gesundheit der Leber ziehen. Manche Gewebe oder Körperflüssigkeiten reflektieren stärker als andere, so ergibt sich ein Schwarz-Grau-Weißes Live-Bild auf dem Bildschirm. Die Untersuchung geht schnell, ist einfach und ohne Nebenwirkungen.

Bei einer Biopsie darf der Patient vor der Behandlung ein Beruhigungsmittel und ein örtliches Betäubungsmittel bekommen. Mit einer länglichen hohlen Nadel sticht der Arzt durch die Haut zwischen zwei Rippen und gerade in die Leber des Patienten. Kurz bevor der Arzt einsticht, wird der Patient zum Ausatmen und kurzem Luftanhalten gebeten. Die Nadel wird nach dem Einstich direkt wieder rausgezogen. Der Eingriff an sich dauert so nur wenige Sekunden. Mit dieser Untersuchungsmöglichkeit kann der Arzt eine kleine Gewebeprobe der Leber aus dem Körper des Patienten entnehmen, ohne einen größeren Eingriff zu benötigen. Diese Probe wird daraufhin im Labor auf Krankheiten und Infektionen untersucht. Es gibt auch bei einer Magen-Spiegelung die Möglichkeit durch die Organwand von Innen hindurch in gewissen Fällen die Leberprobe zu entnehmen. Ein Risiko stellt bei der Untersuchung die hohe Durchblutung der Leber dar. So kann es bei einer Leberbiopsie zu einer Einblutung kommen, welche unter Umständen mit einer Operation behandelt werden muss. Ganz selten kommt es bei einer Biopsie zu einer Infektion oder Verletzung von umliegendem Gewebe, wie der Lunge oder der Gallenblase.

Funktionsstörungen der Leber

Gelbsucht

Die Gelbsucht ist ein auffälliges Symptom, welche oft bei einer Leber- und/oder Gallenschädigung auftritt (Die Gelbsucht kann allerdings auch andere Ursachen haben). Hierbei verfärben sich die Haut und die Augen des Patienten gelb. Das kommt oft bei einer verschlechterten Lebertätigkeit vor.

Das Bilirubin ist das Abbauprodukt von den Blutzellen des Körpers, welche sich konstant erneuern. In der gesunden Leber wird das Bilirubin eigentlich abgebaut, über die Galle in den Darm abgeleitet und ausgeschieden. Wird es aufgrund von einer geschädigten Leber oder Galle nicht ordentlich abgebaut und ausgeschieden, kommt es zur Gelbsucht . Folglich sammelt sich das gelb-braune Abbauprodukt im Blut an und lagert sich in Haut und Augenweiß ab.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Bei einer Fettleber ist die Leber vergrößert. Der Patient leidet meist unter Appetitlosigkeit, einem anhaltenden Völlegefühl, Blähungen, Druckgefühl und Übelkeit.

Ein Leberschaden wird meistens begleitet von starker Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Juckreiz, Druck im rechten Oberbauch, einer gelbgefärbten Haut, hellen Stuhl und dunklen Urin.

Wenn die Leber aufgrund der Krankheit „Fettleber“ vergrößert ist, dann kann die Leber auf den Magen drücken.

Bei einer Hepatitis Infektion tastet sich die Leber sehr weich, bei einer Fettleber ist sie vergrößert und bei einer Leberfibrose und Leberzirrose fühlt sich die Leber hart und huckelig an.

Gelbsucht ist ein ziemlich charakteristisches Zeichen für ein beginnendes  Leberversagen. Dabei verfärben sich Augenweiß und Haut gelblich. Dazu fühlt sich ein leberkranker Patient häufig müde und schwach.

Alkohol, Überernährung, Süßigkeiten, schlechte Nahrungsfette, Fettleibigkeit, Bewegungsmangel, Medikamente, Infektionen und vieles mehr können zu einer Leberschädigung führen.

Nicht empfohlene Lebensmittel sind Weißbrot, Toast, Zwieback, Milchbrötchen, Pommes, Kartoffelpuffer, Fertigprodukte, Fast Food, Süßigkeiten, Lebensmittel die viel Zucker enthalten, Chips, Salzgebäck, gesalzene Nüsse, Schmalz, Fruchtsäfte, Softdrinks, Majonäse, paniertes Fleisch, Speck,  Sahne, Schmand,…

Die Leber selbst schmerzt nicht. Man bekommt Schmerzen vor allem wenn sie an die Rippen drückt, den Bauchraum anspannt und sie Bauchkrämpfe auslöst.

In den Anfangsstadien ja, bereits vernarbtes Gewebe ist aber verloren. Das restliche Lebergewebe kann sich erholen, zumindest kann ein Fortschreiten der Zirrhose gestoppt werden,  nur dauert es eine Zeit. Damit sich die Leber erholen kann, sind eine streng gesunde Ernährung, ein absolutes Alkoholverbot und ausreichend Bewegung unbedingt nötig.

Ohne Leber kann man nicht überleben. Doch reicht ein Drittel einer gesunden Leber aus zum Leben. Zum Teil kann sie sich regenerieren und es besteht auch die Möglichkeit in bestimmten Fällen eine Lebertransplantation durchzuführen.

Begriffe

Krampfadern

Als Krampfadern (lat. Varizen) werden unregelmäßig geschlängelte, sackförmig erweiterte Venen (Blutgefäße, die Blut zurück zum Herzen transportieren) bezeichnet. Der Begriff Krampfader leitet sich vom Wort „Krummader“ ab und hat keinerlei Zusammenhang mit Muskelkrämpfen!
Hepatitis beschreibt allgemein die Entzündung der Leber. Die Leber nimmt im Körper eine sehr zentrale Rolle ein: Sie ist das Einzelorgan mit den meisten Stoffwechselvorgängen im Körper und kann bis heute nicht durch Maschinen ersetzt werden.
Die Leberzirrhose ist das Endstadium einer chronischen Lebererkrankung. Durch chronische Lebererkrankungen kommt es zur Zerstörung der Leberzellen, die nach und nach ihre Funktion nicht mehr ausüben können.

Medisiegel

Newsletter anmelden

Unsere Artikel sollen Ihnen einen ersten Eindruck von einem medizinischen Thema vermitteln. Sie ersetzen keine ärztliche Untersuchung und Beratung.
Wir übernehmen keine Gewähr für die inhaltliche Richtigkeit und Vollständigkeit der Darstellung.

Copyright © 2022, Medisiegel. All rights reserved.