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Tremor

Profilbild von Anna Flisek Geschrieben von Anna Flisek
Zitternde Hand hält ein Glas.

Zittern ist der umgangssprachliche Ausdruck für Tremor. Dieser Ausdruck beschreibt ein unwillkürliches Muskelzittern. Dieses Muskelzittern entsteht durch ein sich wiederholendes, meist rhythmisches Zusammenziehen verschiedener, entgegenwirkender Muskeln.

Prinzipiell ist ein Tremor normal (physiologisch). Ein physiologischer Tremor kann beispielsweise auftreten durch Schmerz, Koffein, Angst, Kälte, Überanstrengung von Muskeln und Erschöpfung. Dieser normale Tremor ist zwar messbar, aber mit dem bloßen Auge kaum sichtbar.

Wird dieses Muskelzittern sichtbar, kann dies ein Anzeichen für verschiedene Erkrankungen sein (pathologisch). Ein Tremor kann dabei so stark werden, das Betroffene erhebliche Probleme bei der Bewältigung ihres Tagesablaufs haben.

Insbesondere Aufgaben die Feinmotorik erfordern, wie Schreiben oder Essen können für diese Patienten zu einer quälenden Angelegenheit werden. Je nachdem wie stark das Zittern die Betroffenen belastet, ist auch die Lebens-Qualität mitunter stark eingeschränkt.

Ursachen von Tremor

Ursachen im Überblick

Ein natürlicher Tremor kann zum Beispiel durch eine Schilddrüsen-Überfunktion, einen zu geringen Blutzucker-Spiegel, Medikamente, Koffein, Stress, Erschöpfung, Kälte, Vergiftungen oder Drogen, einen Vitamin-B12-Mangel, andere metabolische Störungen ausgelöst werden.

Hierbei handelt es sich meistens um einen feinschlägigen Tremor mit hoher Frequenz und einem geringen Bewegungs-Ausmaß. Dieser Tremor ist meist deutlich sichtbar bei der Anspannung Halte-und Bewegungsmuskulatur. Die Ursachen sind selten krankhaft und verschwindet meist von selbst, wenn der ursächliche Reiz nicht mehr vorhanden ist.

Ein Psychogener Tremor tritt meist im Rahmen von psychischen Störungen und/ oder traumatischen Erlebnissen auf. Hier versucht der Körper durch das Zittern einen gewissen Spannungsabbau zu erreichen.

Das Zittern wechselt in Schnelligkeit und im Bewegungs-Ausmaß. Ein Abheilen ist möglich. Intersannt ist hierbei, dass bei einer Belastung der entsprechenden Muskeln mit einem zusätzlichem Gewicht das Zittern deutlich reduziert werden kann.

Der Essentielle Tremor (familiärer Tremor) hat als Ursache in sechszig Prozent einen Gendefekt. Dieser Gendefekt ist autosomal-dominant vererbt und liegt auf den Chromosomen 2, 3 und 6. Der Tremor kann in jedem Alter zwischen dem zwanzigsten und dem sechzigsten Lebensjahr erstmals auftreten.

Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen und der Tremor kennzeichnet sich durch eine mittelschlägige und mittel-frequente Ausprägung. Hier trifft man auf einen typischen Halte- und Bewegungs-Tremor mit zunehmenden Beschwerden mit steigendem Alter. Im Verlauf der Krankheit wird das Zittern langsamer und das Bewegungs-Ausmaß nimmt zu.

Bei Stress verstärken sich die Beschwerden meist und Intentions-Tremore, Kopf-Tremore und Stimm-Tremore sind zusätzlich möglich. Es besteht oft eine Besserung durch Alkohol-Konsum. Eine Therapie diesbezüglich sollte niemals auf eine Faust durchgeführt werden.

Bei dem Parkinson-Tremor handelt es sich um den Tremor, an dem Patienten mit einer Morbus-Parkinson-Diagnose leiden. Die Frequenz des Zitterns liegt hier bei 4-7 Hz. Ein Ruhetremor kommt in fast jedem Parkinson-Patienten vor. Zusätzlich zum Ruhetremor leidet manche Patienten noch an einem Halte- und Bewegungstremor oder an einem Orthostatischer Tremor (4-12 Hz).

Begleitet zum Parkinson-Tremor kommt es auch zu den typischen Symptomen einer Parkinsonerkrankung wie verlangsamten Bewegungen, Muskelstarre und dem Pillendreher-Tremor. Das Zittern wird bei Nervosität verstärkt und es erfolgt, anders als bei dem essentiellen Tremor keine Besserung durch Alkohol-Konsum.

Bei der Kupfer-Speicher-Krankheit liegt eine Störung im Kupfer-Haushalt vor. Das lebensnotwendige Spuren-Element Kupfer fehlt hier durch einen Defekt in der Erb-Information. Weiter ist für den Morbus Wilson ein kupfer-farbener Ring um die Regenbogen-Haut des Auges, der sogenannte Kayser-Fleischer-Kornealring, ein typisches Symptom.

Bei dieser Erkrankung nehmen die Tremorbeschwerden über den Verlauf der Erkrankung zu aber variert in der Auprägung stark von Patient zu Patient. Weitere Tremorformen die hier häufig auftreten sind Ruhe-, Halte- und Bewegungs-Tremor und der Flügelschlag-Tremor.

Der primäre ortostatische Tremor hat als Ursache einen Vitamin B 12 Mangel und vermutlich eine noch unbekannte Störung der Erb-Information. Dieser Tremor tritt in Familien gehäuft auf, weshalb man hier eine genetische Ursache stark vermutet. Die ersten Symptome kommen meistens im Alter von etwa sechszig Jahren. Der Tremor hier ist hochfrequent mit 13-18 Hz und tritt aufgabenspezifisch auf.

Das heißt, der Patient hat einen Tremor, wenn er beispielsweise seine Beinmuskulatur im Stehen anspannt. Dies führt dann zu einer Standunsicherheit und zitterigen Beinen. Meist tritt er im Stehen auf, selten auch beim Gehen. Eine erhöhte Sturzgefahr ist möglich. Hier beginnt das Zittern meist mild und breitet sich dann auf den ganzen Körper aus.

Der Neuropathische Tremor wird durch Nervenerkrankungen außerhalb des Gehirns und des Rücken-Marks ausgelöst. Das Zittern hat hier eine Frequenz von vier bis acht Schlägen pro Sekunde und ist eher grobschlägig.

Der Holmes Tremor wird auch Mittelhirn-Tremor, Ruber-Tremor, Rubral-Tremor, Myorhythmie, Tremor bei Benedikt-Syndrom, Bindearm-Tremor und thalamischer Tremor genannt. Dieser Tremor entsteht vorallem durch Tumoren, Blutungen, ischämische Schlaganfälle und entzündliche Schädigungen, wie sie beispielweise bei Multipler Sklerose entstehen.

Die Frequenz liegt hier bei 2-5 Hz, ist grobschlägig und geht mit einem zusätzlichen Ruhe-, Halte- und Intentions-Tremor einher. Häufig leidet der Patient auch an zusätzlichen Bewegungs-Störungen.

Der Zerebellärer Tremor (Kleinhirn-Tremor) wird unter anderem wie der Holmes Tremor durch Tumore, Blutungen, ischämische Schlaganfälle, und entzündliche Läsionen ausgelöst. Hier ist das Zittern auch grob und recht langsam mit 2-5 Hz und es gibt ebenfalls häufig zusätzliche Ruhe-, Halte- und Intentions-Tremore. Hier beginnt das Zittern meist im Rumpf.

Der Dystone Tremor zeigt sich durch plötzlich auftretendene und oft schmerzhafte Fehlbewegungen und Verkrampfungen der Muskulatur.

Bei dem isolierten Stimm-Tremor ist nur die Aussprache aufgrund von Bewegungsstörungen der Stimm-Bänder betroffen.

Bei dem isolierter Kinn-Tremor, welcher häufig erbliche Ursachen hat, werden Tremoranfälle vorübergehend durch Stress ausgelöst.

Hat die Mutter in der Schwangerschaft Alkohol konsumiert, kann es nicht selten bei dem Kind zu einem Zittern aufgrund von Entzugserscheinungen kommen. Der Tremor, der hier entsteht, nennt sich auch Delirium tremens Neonatales Abstinenz-Syndrom.

Das Wackelkopfpuppen-Syndrom bezeichnet einen Kopftremor, der bei Kleinkindern vorkommt, die an einer Wasser-Kopf-Erkrankung leiden. Dieses Syndrom ist sehr selten.

Diagnose bei Tremor

Untersuchungen im Überblick

Armvorhalteversuch

Bei dem Armvorhalteversuch werden die Arme des Patienten, wie der Name schon sagt, vor dem Körper ausgestreckt. Bei einem essentiellen Tremor zeigt sich eine symmetrischer Ausschlag der Hände über mehrere Zentimeter.

Finger-Nase-Versuch

Bei diesem Versuch bittet der Arzt den Patienten einen Finger zur Nase zu führen. Bei einem Kleinhirntremor, verstärkt sich der Tremor bei Näherung des Ziels.

Allgemeine Neurologische Untersuchung

Ein Tremor kann auch gemeinsam mit weiteren neurologischen Systemerkrankungen auftreten. Eine Erkrankung ist der Morbus Parkinson .

Hierbei zeigt sich im Rahmen der allgemeinen neurologischen Untersuchung, neben einem Tremor der vor allem in Ruhe ausgeprägt ist, ein erhöhter Muskeltonus eine reduzierte Mimik und eine aufällige Körperhaltung.

MRT

Eine Untersuchung des Gehirns ist bei einem Tremor wichtig. Eine mögliche Ursache eines Tremors stellt ein Hirntumor dar. Dabei ist der Tremor auf einer Seite stärker ausgebildet, als auf der anderen. Ferner können Veränderungen im Bereich des Marklagers auftreten. Dieses deutet auf einen Morbus Parkinson hin.

Oberflächenelektroden

Mittels Oberflächenelektroden, kann die Frequenz eines Tremors bestimmt werden. Da sich die Bereiche jedoch überlappen, ist es nicht einfach das Ergebniss zu interpretieren.

Der Kleinhirntumor weist Frequenzen um die 4 Hz auf, wärhend, Parkinson bei 5 Hz liegt. Ein essentieller Tremor kann zwischen 4 und 8 Hz gemessen werden.

Behandlungen bei Tremor

Als Behandlungs-Möglichkeiten des Tremors stehen chirurgische (operative) und medikamentöse Therapien zur Verfügung. Die Wahl der Behandlungs-Methode ist abhängig von der Ursache des Tremors.

Behandlungsmöglichkeiten im Überblick

Ist für die Beschwerden eine übermäßig gesteigerte Aktivität bestimmter Areale im Gehirn die Ursache, kann man mit speziellen Operations-Methoden versuchen diese Region zu deaktivieren.

Derartige Eingriffe werden häufig unter örtlicher Betäubung durchgeführt, um den Erfolg direkt beurteilen zu können. Eingriffe solcher Art können nicht rückgängig gemacht werden (sind irreversibel) und bergen die Gefahr, versehentlich zu viel zu inaktivieren/ zu zerstören.

Solche Komplikationen können gravierende Nebenwirkungen haben, wie etwa eine halbseitige Lähmung.

Infolgedessen wurden Hirn-Schrittmacher entwickelt, die ein andauerndes Stör-Signal senden. So kann das Zittern unter Umständen gelindert werden.

Diese Operations-Methode hat den Vorteil, dass sie rückgängig gemacht werden kann (reversibel ist) und das Hirn-Gewebe nicht dauerhaft geschädigt wird.

Allerdings ist Operation bisher nicht bei allen Patienten erfolgreich gewesen. Dieses Verfahren wird auch als tiefe Hirn-Stimulation bezeichnet.

Hier steht die Behandlung einer möglicherweise ursächlichen Grund-Erkrankung beziehungsweise die Beseitigung der Ursache im Vordergrund.

Zum Einsatz kommen blutdruck senkende Medikamente (Betablocker zum Beispiel Propranolol) sowie Arzneimittel gegen Krampf-Anfälle (Antiepileptika wie beispielsweise Primidon, Gabapentin , Topiramat).

Auch hier muss die Behandlung der Grund-Erkrankung erfolgen. Mittel der Wahl stellen verschiedene Verfahren der Psycho-Therapie und das Üben und Ausführen von Entspannungs-Techniken (siehe unten) dar.

Eine medikamentöse Unterstützung der Behandlung ist ebenfalls möglich.

Bei essentiellem Tremor (familiärer Tremor) können ebenfalls blutdruck-senkende Medikamente (Betablocker zum Beispiel Propranolol) und Arzneimittel gegen Krampf-Anfälle (Antiepileptika wie beispielsweise Primidon, Gabapentin , Topiramat) angewendet werden.

Die wiederholte Verabreichung Botulinumtoxin A (Botox) kann zur Linderung der Beschwerden beitragen. Die tiefe Hirn-Stimulation (Hirn-Schrittmacher) an einer bestimmten Stelle im Gehirn (im Nucleus ventralis intermedius im Thalamus) findet hier mitunter auch Anwendung.

Bei Vorliegen eines Ruhetremors werden Medikamente wie Anticholinergika, Budipin und Clozapin verabreicht. Sind die Patienten von einem Halte- und Bewegungs-Tremor betroffen erfolgt die Therapie mit blutdruck-senkenden Medikamenten (Betablocker zum Beispiel Propranolol) oder Primidon.

Die tiefe Hirn-Stimulation (Hirn-Schrittmacher) an einer bestimmten Stelle im Gehirn (im Nucleus subthalamicus (STN) oder im Nucleus ventralis intermedius im Thalamus) findet hier mitunter auch hier Anwendung.

Zur Therapie des Morbus Wilson können Kupfer-Aufnahme-Hemmer und Chelat-Bildner verabreicht werden. Das Mittel der letzten Wahl bei schweren Verläufen (Ultima ratio) ist die Leber-Transplantation, bei der Betroffenen die eigene Leber entfernt wird und mit der Leber eines Spenders ersetzt wird.

Clonazepam ist das wirksamste Medikament in der Behandlung des primären orthostatischen Tremors.

Weitere Arzneimittel die Anwendung finden können sind Beruhigungs-Mittel (Benzodiazepine), Medikamente die eigentlich gegen Kramp-Anfälle/ Epilepsie entwickelt wurden (Antiepileptika (Valproate, Gabapentin )), blutdruck-senkende Medikamente (Betablocker zum Beispiel Propranolol), Arzneimittel, die die Muskeln entspannen sollen (Muskel-Relaxantien).

Beispielsweise ist Gabapentin (Medikament gegen Kramp-Leiden, Antikonvulsivum) häufig schon in niedriger Dosierung hilfreich. Primidon (ebenfalls ein Medikament gegen Kramp-Leiden, Antikonvulsivum) gilt beim orthostatischen Tremor als Mittel der 2. Wahl. Propranolol ist bei dieser Form von Tremor unwirksam.

Falls ein entzündliches Nerven-Leiden (Neuropathie) besteht, sollte durch eine entsprechende Behandlung die Entzündung vermindert oder (wenn möglich) geheilt werden. Medikamente wie Propranolol, Primidon, Pregabalin werden eingesetzt.

Die tiefe Hirn-Stimulation (Hirn-Schrittmacher) an einer bestimmten Stelle im Gehirn (im Nucleus ventralis intermedius im Thalamus) findet hier mitunter auch hier Anwendung.

Eingesetzte Medikamente sind vor allem L-Dopa, Anticholinergika, Clonazepam, Clozapin, Die tiefe Hirn-Stimulation (Hirn-Schrittmacher) an einer bestimmten Stelle im Gehirn (im Nucleus ventralis intermedius im Thalamus) findet hier mitunter auch hier Anwendung.

Zusammenfassung

Tremor bezeichnet eine unwillkürliche, rhythmische Muskelkontraktion, die zu zittrigen Bewegungen in einem oder mehreren Körperteilen führt.

Es handelt sich um eine häufige Bewegungsstörung, die am häufigsten die Hände betrifft, aber auch in den Armen, dem Kopf, den Stimmbändern, dem Rumpf und den Beinen auftreten kann.

Der Tremor kann intermittierend oder konstant auftreten. Er kann sporadisch (allein) oder als Folge einer anderen Störung auftreten.

Quellen
  • Herold, G. 2019. Innere Medizin. De Gruyter.
  • Mader, F. 2018. Allgemeinmedizin und Praxis. 8 ed.: Springer.
  • Moog, U. 2014. Medizinische Genetik für die Praxis. 1 ed.: Thieme.
  • Riedl, B. 2017. Basiswissen Allgemeinmedizin 1ed.: Springer.

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