Die Operation stellt eine wichtige Komponente im Rahmen der Therapie eines Prostatakrebses dar. Aber oft stellen sich die Patienten vor dem Hintergrund der Alternative durch die Strahlentherapie die Frage: Soll ich mich für eine Operation entscheiden? Ja oder Nein?
Die Operation kann in allen Risikogruppen des lokalisierten
Bei metastasierten Tumoren, das heißt der Tumor hat schon Tochterläsionen in anderen Organen gebildet, wird die Rolle der Operation des primären Tumors an der Prostata gerade in klinischen Studien getestet.
Um vor einer Prostataoperation auszuschließen, dass bereits Metastasen vorhanden sind- und ggf. eine unnötige große Operation durchgeführt wird eignet sich vor allem bei hochrisiko-Patienten eine PSMA-PET Untersuchung.
Diese kann mögliche Tochterherde in über 80% der Fälle erkennen und gilt als die sicherste Untersuchung zum Ausschluss von Metastasen.
Beim lokalisierten Prostatakrebs muss sich der Patient häufig zwischen Operation und Strahlentherapie entscheiden. Beide Therapiemodalitäten wurden in vielen Studien miteinander verglichen.
Es zeigte sich hinsichtlich der Tumorkontrolle und des Gesamtüberlebens kein Unterschied zwischen Strahlentherapie und Operation.
Das birgt für den Patienten natürlich eine große Herausforderung, ob er sich für eine Operation oder eine Strahlentherapie entscheiden soll. (Die wichtigste Studie zu dieser Fragestellung ist die englische Protect-Trial)
Die beiden Verfahren unterscheiden sich mehrheitlich hinsichtlich des Komplikationsspektrums.
Bei Patienten, die bestrahlt werden, kann die erektile Funktionalität in der Regel häufiger erhalten werden, als nach einer Operation.
Da Patienten in höherem Risiko jedoch auch eine Hormontherapie zur Strahlentherapie benötigen, wird diese die Erektionsfähigkeit in der Regel zumindest für den Zeitraum der Hormontherapie (zwei bis drei Jahre) nach einer Strahlentherapie reduziert sein. (Eine Hormontherapie ist in der Regel nicht erforderlich bei Patienten mit niedrigem Risiko und umstritten bei Patienten mit mittlerem Risiko)
Ferner ist bei Patienten, die die Erektionsfähigkeit nach Strahlentherapie verlieren, der medikamentöse Ansatz mit Medikamenten wie Viagra oder Cialis häufiger vielversprechender als nach einer Operation.
Bei Patienten mit Strahlentherapie tritt eine
Bezüglich einer möglichen Darmtoxizität ist die Gefahr der Strahlentherapie höher. Durch die Nähe zum Darm kann es zu einer Strahlenbelastung des Darms kommen.
Dieses ist zwar sehr selten, kann aber zu Verwachsungen des Darms und teilweise blutigen Durchfällen führen.
Manche strahlentherapeutischen Zentren probieren diese Komplikation durch die Verwendung von Spacern, ein Gel, was invasiv zwischen Prostata und Rectum gelegt wird und so den Abstand zum Strahlenfeld vergrößert, oder Rektalballons, ein Ballon, der den Darm aufbläst und die hintere Darmwand vom Strahlenfeld entfernt, zu reduzieren.
Ein Nachteil der Strahlentherapie bei Hochrisikosituationen ist, dass die Strahlentherapie in Kombination mit einer Hormontherapie durchgeführt wird. Die Hormontherapie dauert in der Regel zwei bis drei Jahre.
Entscheidet man sich in einer Hochrisikosituation jedoch für eine Operation, muss man daran denken, dass bei Patienten mit größerem Tumor (über T3-Durchbruch des Krebs durch die Prostatakapsel oder Eindringen des Krebs in die Samenblase) und bei Patienten, bei denen ein Rest in der Prostata nach der Operation verbleibt, eine Strahlentherapie im Verlauf notwendig sein könnte.
Früher wurden alle Patienten mit T3 oder Rest nach der Operation bestrahlt. Da aber nicht alle Patienten ein Rezidiv in dieser Situation entwickeln werden, wartet man heute ab und kontrolliert den PSA Wert.
Etwa 20 bis 50 Prozent der Patienten werden ein PSA-Rezidiv entwickeln, für das eine Strahlentherapie notwendig ist. Die Kombination beider Therapiemodalitäten ist mit dem höchsten Komplikationsrisiko verbunden, da sich die Komplikationen addieren.
Insgesamt erfordert die Wahl des geeigneten Therapieverfahren eine individuelle Abschätzung von Chancen und Risiken. Und es empfiehlt sich, sowohl mit einem Spezialisten für Strahlentherapie als auch mit einem Spezialisten für Operationen getrennt, die individuellen Wünsche an das Therapieergebnis zu besprechen.
Das Ziel der Operation ist die Entfernung der gesamten Prostata einschließlich relevanter Risikobereiche.
Die Operation kann in allen Risikogruppen (niedrige Risikogruppe, mittlere Risikogruppe und Hochrisikogruppe) angewendet werden, alternativ zur Strahlentherapie.
Mit dem Patienten sollte ausführlich über die Chancen und Risiken einer Operation im Vergleich zu einer Strahlentherapie diskutiert werden.
Während sich das Nebenwirkungs- beziehungsweise Komplikationsspektrum zwischen den beiden lokalen Therapiemodalitäten unterscheidet, scheint das Krebsüberleben und die Kontrolle des Tumors bei beiden Verfahren vergleichbar zu sein.
Wenn die Planung für einen Prostatakrebs ansteht, können Sie viele Dinge bereits im Voraus organisieren, um Ihr Wohlbefinden und Ihre Sicherheit nach der Operation zu verbessern.
Vor der Operation ist es hilfreich, viel klare Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Hier sollte in Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin vor allem klare Flüssigkeit getrunken werden.
Da aufgrund der Narkose ein gewisser Zeitabstand eingehalten werden muss, wird Ihr Behandlungsteam Ihnen mitteilen, wann Sie aufhören sollten zu trinken und zu essen.
Es ist unbedingt erforderlich, dass Sie sich strikt an diese Zeiten halten. Der genaue Zeitpunkt hängt natürlich vom Operationszeitpunkt ab.
Es ist wichtig, dass Sie vor und nach Ihrer Operation eine gesunde, ausgewogene Ernährung einhalten. In einem guten Operationsteam werden Sie die Chance haben, mit einem Ernährungsberater ausführlich über die individuelle Rolle der Ernährungstherapie zu sprechen.
Ein guter Ernährungsplan beinhaltet vor allem pflanzliche Lebensmittel, mageres Eiweiß und fettarme Milch.
In jedem Fall sollten stark verarbeitete Produkte oder rohes Fleisch vermieden werden. Die gleichen Ernährungsempfehlungen scheinen auch bei Gesunden das Risiko für die Entstehung von
Ein besonderes Risiko bei jeder Operation, so auch bei einer Operation für einen Prostatakrebs, stellt eine Infektion dar. Da der Darminhalt bzw. der Stuhl eine gefährliche Quelle für Infektionen darstellt, ist eine entsprechende Vorbereitung des Darmes vor einer Operation ratsam.
Dies kann einmal durch eine Darmreinigung geschehen, kann aber in vielen Fällen auch Einläufe am Abend vor der Operation erfordern.
Wenn man von einer langen Reise nach Hause kommt, ist es sehr schön, wenn man eine aufgeräumte Wohlfühlatmosphäre vorfindet. Das Gleiche gilt in stärkerer Form für Ihr Zuhause nach der Prostataoperation.
Denken Sie daran, dass Sie nach dieser Operation vielleicht für ein paar Tage sich erholen müssen und nicht die Kraft haben, die Wohnung aufzuräumen.
Dies ist insbesondere wichtig, da die emotionale Unterstützung Ihrer Familie und Freunde bei der Erholung von dem Eingriff eine große Rolle spielen kann.
Vielleicht ist es Ihnen unangenehm, diese in einer unaufgeräumten Wohnung empfangen zu können. Deshalb empfiehlt es sich, an den Tagen vor der Operation die Wohnung so herzurichten, dass Sie sich wohlfühlen und mit einem guten Gefühl Ihre Freunde und Liebsten einladen können.
Auch können Sie die Wohnung so herrichten, dass sie Ihnen in einer Zeit, in der Sie vermutlich etwas geschwächt sind, helfen kann. Probieren Sie, einen Ort der Ruhe an Ihrem Bett zu schaffen und probieren Sie, auf dem Weg zwischen Bett, Toilette und Küche mögliche Stolperfallen zu entfernen.
Kaufen Sie Hilfsmittel bereits vor dem Eingriff ein und fragen Ihr Behandlungsteam nach den individuellen Empfehlungen. Hilfsmittel stellen zum Beispiel lockere Unterwäsche dar, die auf das Operationsgebiet nicht so sehr drückt.
Ein Toilettensitz kann Ihnen den Toilettengang erleichtern und da Sie in den ersten Tagen vielleicht auch Urin verlieren werden, sind Wegwerfunterlagen ratsam.
In den ersten Tagen nach der Operation kann ein Katheter notwendig sein. Dies ist ein Schlauch, der von Ihrem Penis in die Harnblase geschoben wird und den Urin von der Harnblase in einen Beutel befördert.
Abhängig von Ihrer Trinkmenge kann sich der Katheter und der daran befindliche Beutel natürlich sehr schnell füllen.
Es kann hilfreich sein, einen Eimer zuhause zu haben, in dem Sie den Beutel leeren können, ohne dass Sie durch viele Wegstrecken nach der Operation belastet werden. Stellen Sie diesen Eimer direkt an Ihr Bett.
Keiner kann Ihnen so viele Tipps geben wie Menschen, die diesen Weg bereits vor Ihnen gegangen sind.
Es gibt viele aktive Prostataselbsthilfegruppen, die Sie bereits vor der Operation kontaktieren können und die Ihnen gerne entsprechende Ansprechpartner vermitteln.
Aktuell werden zwei konkurrierende operative Verfahren eingesetzt: die radikale offene Prostatektomie und die laparoskopische, roboterunterstützte radikale Prostatektomie.
Bei der offenen radikalen Prostatektomie wird ein operativer Zugangsweg entweder im unteren Bauch oder im Perineum gewählt. Das Perineum bezeichnet die Dammregion, also die Region zwischen Hoden und Anus.
Bei dieser Operation wird die gesamte Prostata entfernt, wobei auf die Schonung der umgebenden Nerven eine besondere Rücksicht genommen werden muss, um so viel Funktionalität wie möglich zu erhalten.
Bei einer laparoskopischen Operation werden viele kleine Zugänge gewählt, über die der Chirurg das Operationswerkzeug in den Körper des Patienten einführen kann.
Neben dem Operationswerkzeug wird auch eine Kamera eingeführt, über die der Chirurg von außen in den Körper des Patienten hineinsehen kann.
Statt am Patienten selbst zu operieren, sitzt der Operateur häufig in einer kleinen Kammer, von der er das Werkzeug in dem Patienten navigiert.
Im Vergleich zu einer offenen Operation kann mit einer robotergestützten Operation das Werkzeug feiner abgestimmt werden und führt dementsprechend zu weniger Schmerzen, weniger Blutverlusten und einer schnelleren Erholungszeit mit einer kürzeren Aufenthaltsdauer im Krankenhaus.
Im Anschluss an eine radikale Operation der Prostata müssen die Betroffenen häufig ein bis zwei Tage im Krankenhaus verweilen.
Da die Prostata nach der Operation häufig noch gereizt ist, müssen die Patienten in der Regel einen sogenannten Dauerkatheter tragen.
Dabei handelt es sich um einen Schlauch, der über den Penis durch die Harnröhre in die Blase eingeführt wird und damit den Urin direkt von der Harnblase nach draußen befördert, ohne die operierte Prostata zu reizen.
Eine frühe Mobilisation nach der Operation hat eine hohe Chance, Komplikationen zu verhindern, sodass Betroffenen geraten wird, sich früh wieder zu mobilisieren, wofür am Anfang in der Regel eine Physiotherapie erforderlich ist.
Die Nachsorge nach einer Prostatakrebs-Operation orientiert sich einmal an den individuellen Nebenwirkungen und an der Kontrolle des Krebs. Um den Krebs zu kontrollieren, wird in der Regel eine PSA-Untersuchung durchgeführt.
Beim PSA handelt es sich um einen Organparameter, der von der Prostata ins Blut freigesetzt wird und im Labor gemessen werden kann.
Dieser wird auch ohne Prostatakrebs von der Prostata gebildet, ist jedoch höher bei Patienten mit Prostatakrebs. Die Höhe des PSA gibt auch Aufschluss über die Risikokonstellation des individuellen Patienten.
Nach einer Prostatakrebs-Operation ist die komplette Prostata einschließlich des Krebses entfernt, wodurch man einen Wert von in etwa Null erreichen sollte.
Einen Wert nahe Null sollte man erreichen. Der unterste Wert wird als "Nadir" bezeichnet und die PSA-Kontrolle soll danach regelmäßig und lebenslang erfolgen. Bei zwei Anstiegen aus dem Nullbereich heraus, muss ein Rezidiv in Betracht gezogen werden.
Die Prostata liegt unterhalb der Blase und kann mit ihrem Druck auf die Harnröhre den Urin kontrollieren.
Wenn die Prostata operiert wird, reduziert sich dementsprechend dieser Druck auf die Harnröhre, was zu einer Inkontinenz führen kann.
Der Grad der Inkontinenz, der nach einer Operation auftritt, wird dadurch bemessen, wie viele Vorlagen der Patient benötigt.
Auch wenn viele Patienten direkt im Anschluss an die Operation eine Inkontinenz haben, kann sich dieses bei vielen Patienten nach einer Zeit von mehreren Monaten wieder normalisieren, wobei manche Patienten leider permanent inkontinent bleiben.
Eine der wichtigsten und für Männer häufig gefürchtetsten Komplikationen einer Operation der Prostata stellt die Erektionsstörung dar.
Es ist noch nicht genau bekannt, wodurch die Erektionsstörung nach Resektion der Prostata entsteht. Man geht aber davon aus, dass die Nerven, die um die Prostata verlaufen und von kleinen Blutgefäßen versorgt werden, durch die Operation verletzt werden können.
Hierdurch stellt die erektile Dysfunktion eine der häufigsten Komplikationen nach Prostata-Resektion dar. Die Nervenendigungen, die jedoch die Fähigkeit zum Orgasmus kontrollieren, werden von der Operation in der Regel nicht beeinflusst.
Manche Männer können sich von der Operation erholen und bei diesen Männern kann die medikamentöse Unterstützung (z.B. Viagra oder Cialis), Injektionstherapien in den Penis, Vakuumpumpen oder Implantate in den Penis hilfreich sein und sollten offen zwischen Arzt und Patienten diskutiert werden.
Ein wichtiger Hinweis ist jedoch, dass viele Patienten, die an einer Prostata operiert werden, bereits in sehr fortgeschrittenem Lebensalter sind.
In diesem Lebensalter kommt es ohnehin zu einer Reduktion der Standhaftigkeit und Festigkeit der Erektion. Die vorbestimmende Fähigkeit zur Erektion ist der wichtigste Risikofaktor für den Verlust der Erektion nach Operation.
Studien können zeigen, dass der Erfolg der Prostata-Operation, das bedeutet die Entfernung des Krebs die bei einer niedrigen Rate von Komplikationen, sehr von der Erfahrung des Operateurs abhängig ist.
Es ist daher ratsam, die Operation in einem großen Zentrum, das viel Erfahrung und Routine mit diesem Verfahren hat, durchzuführen.
In jedem Fall ist nach der akuten Erholungszeit auch eine langfristige Anpassung des Lebensstils erforderlich, um sich von der Operation optimal zu erholen.
Digitale Anwendungen und Apps können dabei eine wesentliche Unterstützung leisten.
Letzte Änderung: 20. September 2023
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