Auch wenn bei vielen Betroffenen ein eher langsam wachsender Tumor zugrunde liegt, sind 10% aller krebsbedingten Todesursachen bei Männern auf ein Prostatakarzinom zurückzuführen.
Die Prognose des Prostatakarzinoms hängt maßgeblich von der Größe und Ausbreitung des Tumors ab. Tumore, die noch auf das Organ begrenzt sind und verhältnismäßig klein sind, haben eine deutlich bessere Prognose, als jede, die größer sind oder bereits die Organgrenzen überschritten haben.
Denn, sobald die Organgrenzen überschritten werden, ist das Risiko, dass der Tumor sich in andere Organe weiter ausbreitet besonders hoch.
Daher sehen Befürworter der Vorsorge eine große Chance, durch frühzeitige Vorsorgeuntersuchungen, Patienten in einem Tumorstadium diagnostizieren zu können, in dem die Krebserkrankung die größte Aussicht auf Heilung hat. In frühen Tumorstadien ist die Chance auf Heilung extrem hoch.
Gegner der Vorsorgeuntersuchungen betonen jedoch, dass mehr Männer mit einem Prostatakrebs sterben als an einem Prostatakrebs.
Flächendeckende Vorsorgeuntersuchungen führen demnach dazu, dass bei vielen Männern eine Krebserkrankung festgestellt wird, deren Prostatakrebs vielleicht nie symptomatisch, geschweige denn therapiebedürftig gewesen wäre.
Deshalb empfiehlt die deutsche Leitlinie für Prostatakrebs, dass Männer ergebnisoffen über die Vor- und Nachteile beraten werden. Die Vorteile stellen die frühe Diagnose dar, die Nachteile stellen falsch positive Testergebnisse und gegebenenfalls eine Übertherapie dar.
Ab dem 45. Lebensjahr kann eine Vorsorgeuntersuchung erwogen werden.
Die Vorsorgeuntersuchung setzt sich in der Regel aus einer Tastuntersuchung und einem Laborbefund zusammen.
Beim
PSA wird durch die Prostata gebildet und ist somit ein organspezifischer Marker. Dieser ist aber nicht nur erhöht beim Prostatakrebs, er kann auch bei gutartigen Vergrößerungen der Prostata, die häufig im höheren Lebensalter auftreten (benigne Hyperplasie), bei Entzündungen der Prostata (Prostatitis) oder auch nach Manipulationen der Prostata auftreten.
Manipulationen der Prostata sind z.B. die digital-rektale Untersuchung (diese sollte deshalb immer im Anschluss an die Blutentnahme stattfinden) Fahrradfahren, Geschlechtsverkehr oder sogar Handrang.
Das bedeutet, dass ein erhöhter PSA-Wert immer in Zusammenschau mit den patientenspezifischen Parametern interpretiert werden muss.
Die PSA-Untersuchung wird in Deutschland nicht von den gesetzlichen Krankenversicherungen bezahlt. Wie oft eine PSA-Untersuchung erfolgen soll, hängt vom Alter des Betroffenen und der Höhe des PSA-Wertes ab.
Bei einem PSA-Wert unter 1 ng/ml ist von einem allenfalls sehr niedrigen Risiko auszugehen und eine Kontrolle sollte frühestens in vier Jahren erfolgen. Bei Betroffenen, die bereits das 70. Lebensjahr zur Untersuchung überschritten haben, ist bei einem PSA-Wert von unter 1 ng/ml davon auszugehen, dass kein aggressives Prostatakarzinom in der Lebenszeit sich mehr entwickelt und daher sollten keine weiteren Früherkennungsuntersuchungen durchgeführt werden.
Beträgt der PSA-Wert zwischen 1 und 2 ng/ml, sollte die nächste Untersuchung früher stattfinden und zwar bereits in zwei Jahren. Bei PSA-Werten über 2 ng/ml wird eine jährliche Blutuntersuchung zur Bestimmung des PSA-Wertes empfohlen.
Als auffällig gilt im Allgemeinen ein Wert, der 4 ng/ml übersteigt. Es gibt jedoch Patienten, die als risikoreich eingestuft werden, zum Beispiel jüngere Patienten, bei denen bereits ein Wert von über 2,5 ng/ml eine Aussage trifft.
Ein noch besserer Parameter zur besseren Differenzierung ist der Anteil des freien PSAs am Gesamt-PSA. Dieser sollte über 20% sein.
Es zählt nicht nur der PSA-Wert selbst, sondern es zählt auch der Unterschied zwischen zwei gemessenen ansteigenden PSA-Werten. Man spricht von der PSA-Velocity.
Diese berechnet sich aus dem Durchschnitt von zwei aufeinanderfolgenden unterschiedlichen angestiegenen Untersuchungen. Da die PSA-Velocity sich auf zwei ansteigende Werte bezieht, sind mindestens drei Laboruntersuchungen notwendig.
Die PSA-Verdoppelungszeit hingegen definiert den Zeitraum, in dem sich der PSA-Wert zwischen verschiedenen Laboruntersuchungen verdoppelt hat.
Im Rahmen der Tastuntersuchung (digital-rektalen Untersuchung) führt der Arzt einen Finger über den Anus ein und tastet die Prostata von hinten. Dies liegt daran, dass der
Ab dem 45. Lebensjahr wird diese Untersuchung von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Aber es wird in der aktuellen Leitlinie darauf hingewiesen, dass bei Risikogruppen, das sind insbesondere Menschen, in deren Familie ein
Normalerweise ist der Tastbefund eine prallelastische Prostata. Tastet man hingegen derbe Areale innerhalb der Prostata, die gegebenenfalls auch nicht verschieblich sind, spricht dieses für einen suspekten Befund.
Bei Auffälligkeiten kann unter Umständen auch eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden. Dafür wird ein spezieller Ultraschall (TRUS) in das Rektum eingeführt und die Prostata dargestellt. Diese Untersuchung ist in der Wertigkeit allerdings umstritten.
Bei auffälligen Befunden kann sonografiegesteuert auch eine Gewebeprobe der Prostata entnommen werden. Dies sollte durchgeführt werden bei Auffälligkeiten in der digital-rektalen Untersuchung oder bei auffälligen PSA-Werten. Dabei wird unter lokaler Betäubung zwölf Gewebeproben entnommen.
Die moderne Bildgebung, insbesondere die MRT-Bildgebung, kann mittels dünnschichtiger MRT-Aufnahmen die Prostata gut darstellen und bietet die Möglichkeit, suspekte Areale zu identifizieren.
Die Empfehlungen für oder gegen eine Vorsorgeuntersuchung werden von den unterschiedlichen, internationalen Leitlinien nicht einheitlich definiert. Insgesamt zeigen aber alle Leitlinien, dass die Wertigkeit der Vorsorgeuntersuchungen nicht unumstritten ist.
Letzte Änderung: 20. September 2023
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