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Inkontinenz

Profilbild von Jessica Papic Geschrieben von Jessica Papic
Frau hält sich den Schritt auf der Toilette.

Menschen, die unter einer Inkontinenz (Blasenschwäche) leiden, können den Harn nicht mehr richtig halten. Aus diesem Grund geht der Harn bei ihnen immer wieder unwillkürlich ab.

Die Harnblase hat im menschlichen Körper zwei essenzielle Aufgaben. Zum einen muss sie den von den Nieren abgeleiteten Urin sammeln, um ihn dann idealerweise zum gewünschten Zeitpunkt abzugeben. Der Blasenmuskel ist während des Speicherns entspannt, wohingegen der Schließmuskel der Blase unter Anspannung steht.

Auf diese Weise ist die Harnblase dazu in der Lage sich auszudehnen und zu füllen, ohne dass der gesammelte Urin sofort über die Harnröhre abfließen kann. Sobald der Blasenmuskel kontrahiert und der Schließmuskel erschlafft, wird die Blase entleert und der Urin kann problemlos über die Harnröhre abfließen. Entwickelt sich beim Zusammenspiel der einzelnen Muskeln eine Störung, so kann dies eine Inkontinenz zur Folge haben.

Die International Contenence Society hat die Harninkontinenz anhand verschiedener Kriterien in Subtypen eingeteilt.

Formen der Inkontinenz

Die Dranginkontinenz definiert sich durch den Harnverlust aufgrund eines nicht unterdrückbaren Harndrangs. Dieser Drang Urin abzulassen triff bei den Betroffenen typischerweise überfallartig und ohne Ankündigung auf.

Menschen, die an einer Dranginkontinenz leiden, entwickeln im schlimmsten Fall mehrmals stündlich einen solchen Harndrang. Eine Dranginkontinenz kann beispielsweise mit einer Blasenentzündung in Zusammenhang stehen.

Bei Personen mit Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz ) kann der Harn bei sehr hoher körperlicher Anstrengung nicht mehr adäquat gehalten werden. Die Belastungsinkontinenz kann vor allem beim Husten, Niesen, Lachen, Tragen schwerer Gegenstände und beim Treppensteigen beobachtet werden.

Menschen, die unter einer unbewussten Inkontinenz leiden, verlieren regelmäßig Urin, ohne dass sie es wahrnehmen oder im Vorhinein Harndrang verspüren.

Bei dieser Form der Inkontinent kommt es nach dem Wasserlassen zum sogenannten Nachtröpfeln. Nachtröpfeln bedeutet, dass die Betroffenen nach dem Entleeren der Blase unwillkürlich noch einige Urintropfen Urin verlieren.

Menschen, die an dieser Form der Inkontinenz leiden, sind nicht dazu in der Lage zu spüren, ob ihre Harnblase voll ist. Darüber hinaus ist die willkürliche Blasenentleerung bei den Betroffenen häufig nicht mehr normal möglich. Es kommt zu einer überschießenden Reflexaktivität, die zum unwillkürlichen Abgang von Urin führt.

Bei dieser Form der Inkontinenz handelt es sich um eine fortgeschrittene Form der gewöhnlichen Harninkontinenz. Bei den Betroffenen kommt es typischerweise zum fortdauernden Abgang kleinster Urinmengen aus der maximal gefüllten Harnblase.

Neben diesen besonders häufig auftretenden Formen der Harninkontinenz existieren auch andere Arten der Harninkontinenz, die jedoch weniger oft zu beobachten sind.

Eine Inkontinenz kann aus den unterschiedlichsten Gründen hervorgerufen werden. In den meisten Fällen beruhen die verschiedenen Ursachen auf einem Missverhältnis im fein abgestimmten System aus Blasenmuskulatur, Schließmuskeln und Beckenbodenmuskulatur.

Direkte Gründe für die Störung können Fehler in der Signalübertragung der relevanten Nervenfasern oder Probleme bei der Signalumsetzung sein.

Eine Inkontinent ist keine Seltenheit und sollte längst kein Tabuthema mehr sein. Hierzulande sind verteilt über alle Altersstufen ungefähr 13 von 100 Menschen betroffen. Bei Frauen kommt es deutlich häufiger zu Problemen mit der Harnblase als bei Männer. Das Risiko für die Entstehung einer Harninkontinenz steigt mit dem Alter an.

Ursachen der Inkontinenz

Ursachen im Überblick

Für die Entstehung einer Inkontinenz kann es eine Vielzahl unterschiedlichster Ursachen geben. Die häufigsten Gründe der Harninkontinenz unterscheidet sich vor allem in Abhängigkeit davon, welche Inkontinenzform bei dem Betroffenen vorliegt.

Eines haben sämtliche Ursachen der Harninkontinenz jedoch gemeinsam, sie führen alle zu einer Funktionsstörung im Bereich der Harnblase und deshalb zum Verlust von Urin.

Bei einer sogenannten Belastungsinkontinenz beruht die ursächliche Problematik auf einer Störung des Verschlussmechanismus zwischen dem Blasenhals und der Harnröhre. Gründe für diese Störung können beispielsweise Verletzungen im Bereich des Beckenbodengewebes sein.

Typischerweise können solche Verletzungen im Zuge einer Prostata-Operation oder nach einem Unfall beobachtet werden. Außerdem können Verletzungen der Nervenfasern im Bereich der Blase dazu führen, dass die Betroffenen eine Belastungsinkontinenz entwickeln. Gleiches gilt für ausgeprägte Nervenreizungen. Auch eine ausgeprägte Vorwölbung der Harnblase kann eine Ursache für die Entstehung einer Belastungsinkontinenz darstellen.

Die Wahrscheinlichkeit, eine Harninkontinenz im Allgemeinen und eine Belastungsinkontinenz im Besonderen zu entwickeln, ist nicht bei allen Menschen gleich hoch. Das Risiko für die Entstehung einer Belastungsinkontinenz kann demnach durch eine Reduktion der relevanten Risikofaktoren deutlich gesenkt werden.

Risikofaktoren:

  • chronischer Husten
  • Übergewicht
  • häufiges Heben schwerer Lasten
  • Bewegungsmangel und eine daraus resultierende Beckenbodenschwäche
  • Absinkende Beckenorgane bei Frauen
  • Schwangerschaft

Auf Grund der anatomischen Unterschiede des weiblichen und männlichen Beckens, tritt die Belastungsinkontinenz bei Frauen deutlich häufiger auf.

Bei dieser Form der Inkontinenz ist die Signalweiterleitung zwischen der Blase und dem Gehirn gestört. Wenn die Blase auch nur ein wenig gefüllt ist, reagiert der Körper der Betroffenen so, als sei die Blase bereits vollständig gefüllt.

Die Reaktion auf dieses fehlerhafte Signal ist ein nicht willkürlich kontrollierbarer Harndrang. Aufgrund dieses Mechanismus wird die Dranginkontinenz häufig auch als überaktive Blase bezeichnet.

Die genauen Ursachen für diese Form der Inkontinenz können dabei unterschiedlich sein. In vielen Fällen lassen sich bei den betroffenen Personen Nervenschäden oder Nervenreizungen nach einem chirurgischen Eingriff nachweisen.

Darüber hinaus führen neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson , Alzheimer oder Schlaganfälle häufig zu der Entstehung einer Dranginkontinenz. Auch das Vorliegen eines Hirntumors ist bei Menschen mit dieser Form der Inkontinenz möglich.

Zudem kann auch die anhaltende Reizung der Harnblase, beispielsweise durch Blasensteine oder wiederkehrende Harnwegentzündungen (Blasenentzündung) einen negativen Einfluss auf das Wasserlassen ausüben. Auch bei Personen, die unter unbehandeltem Diabetes mellitus leiden, kann besonders häufig eine Dranginkontinenz beobachtet werden.

Ursachen der Dranginkontinenz:

  • Nervenschäden und -reizungen durch operative Eingriffe
  • neurologische Erkrankungen
  • rezidivierende Harnblasenreizungen
  • unbehandelter Diabetes mellitus
  • psychische Ursachen

Bei Personen, die an der sogenannten Reflexinkontinenz leiden, beruht die Ursache der Inkontinenz auf einer Verletzung von Nervenfasern im Bereich des Gehirns und des Rückenmarks. Solche Nervenverletzungen können beispielsweise im Zuge einer Querschnittslähmung entstehen.

Zudem führen einige neurologische Erkrankungen (beispielsweise Parkinson oder Multiple Sklerose) zu relevanten Beeinträchtigungen der Kontinenz.

Liegt eine Überlaufinkontinenz vor, so wird der Abfluss des Urins aus der Harnblasenöffnung blockiert. Direkte Ursache für diese Blockade können zum Beispiel eine Vergrößerung der Prostata oder eine Harnröhrenverengung sein.

Wenn ein Tumor im Bereich des Urogenitaltrakts auf die Harnröhre und/oder die Harnblasenöffnung drückt, kann dies ebenfalls die Entstehung dieser Form der Inkontinenz zur Folge haben.

Die Ursachen für das Auftreten einer extraurethralen Inkontinenz können bereits im Mutterleib angelegt sein oder aber unmittelbar nach der Geburt entstehen. Angeborene Fehlbildungen oder Fisteln zählen dabei zu den häufigsten Ursachen für die Entstehung der extraurethralen Inkontinenz.

Bei einer Fistel handelt es sich um ein kleines, nicht natürliches Verbindungskanälchen zwischen zwei Hohlorganen oder einem Hohlorgan und der Körperoberfläche.

Im Falle dieser Form der Inkontinenz wird der Urin nicht über den Harntrakt, sondern zum Beispiel über die Scheide oder den After ausgeschieden. Dies ist nur dann möglich, wenn sich eine Fistel zwischen den harnableitenden Strukturen (vor allem der Blase oder der Harnröhre) und der Scheide oder dem After ausgebildet hat.

Bei einigen der betroffenen Personen lässt sich sogar beobachten, dass sich die Fistel zwischen der Blase oder der Harnröhre und der Körperoberfläche bildet. In diesen Fällen wird der Urin unmittelbar über die Haut des Betroffenen abgeleitet.

Typischerweise entstehen für die Entstehung einer extraurethralen Inkontinenz relevante Fisteln, wenn im Bereich des Urogenitaltrakts entzündliche Prozesse auftreten. Außerdem können operative Eingriffe oder Röntgenbestrahlungen zur Ausbildung einer solchen Fistel führen.

Darüber hinaus bildet sich bei einigen Menschen bereits im Mutterleib eine falsche Verbindung zwischen der Harnblase oder der Harnröhre und der Scheide, dem After oder der Haut aus. In diesen Fällen besteht bei den Betroffenen eine angeborene extraurethrale Inkontinenz.

Wann muss man bei Inkontinenz zu einem Arzt gehen?

Das Thema Inkontinenz ist noch immer mit Scham behaftet und wird von den meisten Menschen vermieden. Grund dafür ist die Tatsache, dass ihnen Probleme beim Stuhlgang oder dem Wasserlassen häufig peinlich sind.

Es gibt jedoch keinen Grund, sich zu schämen! Liegt eine Harninkontinenz vor, so sollte unbedingt ein Facharzt aufgesucht und die ursächliche Problematik aufgeklärt werden.

Nur auf diese Weise ist es dem Arzt möglich, die Inkontinenz effektiv zu behandeln. Wie bei allen Erkrankungen gilt auch bei der Harninkontinenz und deren Ursachen: Je früher sie diagnostiziert werden und je eher eine adäquate Behandlung eingeleitet wird, desto besser ist die Prognose.

Diagnostik bei Inkontinenz

Untersuchungen im Überblick

Für die Entstehung einer Inkontinenz kann es viele Ursachen geben. Um diese eingrenzen zu können, findet die Diagnostik gewöhnlich in verschiedenen Abschnitten statt.

Am Anfang der Diagnostik findet in der Regel ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (kurz: Anamnese) statt. Während dieses Gesprächs ist es besonders wichtig, dass die bei dem betroffenen Patienten auftretenden Beschwerden so genau wie möglich beschrieben werden. Außerdem muss geklärt werden, ob diese mit der bestehenden Inkontinenz in Zusammenhang stehen können.

Darüber hinaus spielen die Krankengeschichte des Betroffenen und dessen Familienanamnese im Zuge des Arzt-Patienten-Gesprächs eine entscheidende Rolle.

In diesem Zusammenhang ist es besonders wichtig, folgende Fragen zu beantworten:

  • Seit wann verlieren Sie Urin?
  • In welchen Situationen verlieren Sie Urin?
  • Wie oft scheiden Sie ungewollt Urin aus?
  • Treten beim ungewollten Urinabgang Schmerzen auf?
  • Haben Sie das Gefühl, dass sich die Blase auch bei gewollter Miktion nicht vollständig entleert?
  • Können Sie spüren, ob Ihre Blase gefüllt oder leer ist?
  • Kommt es beim Niesen, Husten und/oder Lachen zum ungewollten Urinabgang?
  • Gibt es weitere Beschwerden?
  • Hatten Sie eine Operation?
  • Haben Sie ein/mehrere Kinder entbunden? Wann ja, wie viele?
  • Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?
  • Liegen bei Ihnen irgendwelche Grunderkrankungen, beispielsweise Diabetes mellitus, Multiple Sklerose oder Parkinson, vor?

In vielen Fällen liefert das Arzt-Patienten-Gespräch bereits wichtige Hinweise darauf, wodurch die Inkontinenz hervorgerufen wird. In Abhängigkeit davon, welche möglichen Ursachen nahe liegen, können verschiedene diagnostische Maßnahmen eingeleitet werden.

Vor allen anderen Untersuchungsmethoden wird bei jedem der Patienten zuerst eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Während dieser Untersuchung müssen die äußeren Genitalien und der Enddarm inspiziert und auf Auffälligkeiten hin untersucht werden.

In vielen Fällen von Harninkontinenz kann die körperliche Untersuchung bereits zu ersten Hinweisen auf die zugrunde liegende Ursache führen. Vor allem Fisteln und Vergrößerungen der Prostata lassen sich auf diese Weise leicht entdecken.

Außerdem sollte im Zuge der körperlichen Untersuchung stets der Spannungszustand der Schließmuskel geprüft werden. Bei Frauen, die unter Inkontinenz leiden, schließt sich daraufhin eine gynäkologische Untersuchung an.

Bei dieser Untersuchung wird unter anderem geprüft, ob möglicherweise eine Scheidensenkung und/oder ein Gebärmuttervorfall für das Auftreten der Beschwerden verantwortlich ist.

Mit Hilfe der gezielten Untersuchung einer Urin- und/oder Blutprobe können Hinweise auf das Vorliegen entzündlicher Prozesse gewonnen werden. Außerdem kann geprüft werden, ob beispielsweise Blut mit dem Urin ausgeschieden wird.

Ultraschalluntersuchung: Bei diesem diagnostischen Verfahren wird der Patient dazu aufgefordert, seine Blase vollständig zu entleeren. Im Anschluss kann die Menge des nach dem Toilettengang in der Harnblase verbleibenden Urins ermittelt werden.

Außerdem lassen sich Nieren- oder Blasensteine, Tumore oder angeborene Fehlbildungen im Ultraschall darstellen.

Bei Patienten, die an einer Harninkontinenz leiden, kann mithilfe der urodynamischen Untersuchung die Funktion der Harnblase genau beurteilt werden. Im Zuge dieses diagnostischen Verfahrens kann im Rahmen einer sogenannten Uroflowmetrie die Harnmenge, die Dauer der Miktion und die Aktivität der Beckenboden- und Bauchmuskeln gemessen werden.

Der Arzt setzt dazu spezielle Elektroden ein, die auf die Haut des Patienten aufgebracht werden.

Entzündliche Prozesse im Bereich der Harnblase oder im Darm lassen sich bei einer Blasen- beziehungsweise Darmspiegelung erkennen. Zu diesem Zwecke wird eine kleine Kamera in die Blasenöffnung oder den After eingebracht.

Mithilfe dieses diagnostischen Verfahrens lassen sich auch Tumore der Blase oder des Darms aufdecken.

Behandlung bei Inkontinenz

Welche Methode zu Behandlung der Inkontinenz am besten geeignet ist, richtet sich maßgeblich nach der zugrunde liegenden Ursache und der exakten Form der Miktionsbeschwerden.

Da die Harninkontinenz bei einer Vielzahl der Betroffenen (vor allem bei Frauen) mit einer schwachen Beckenbodenmuskulatur (Beckenbodentraining) in Zusammenhang steht, ist es immer sinnvoll diese im Rahmen der Inkontinenz-Therapie zu stärken.

Am effektivsten ist es, einen Physiotherapeuten aufzusuchen und mit ihm geeignete Übungen abzusprechen und zu trainieren. Auf diese Weise werden die Muskeln nicht bloß gestärkt, die betroffenen Patienten lernen auch, die Belastung im Alltag, die auf den Beckenboden einwirkt, zu reduzieren. Für viele Menschen gestaltet es sich als besonders schwer, die einzelnen Muskeln im Bereich des Beckenbodens wahrzunehmen. Deshalb ist es natürlich auch schwer, die Muskeln gezielt zu trainieren. Das sogenannte Biofeedback stellt deshalb eine ideale Behandlungsmaßnahme bei Inkontinenz dar. Bei dieser Form der Therapie wird eine kleine Sonde in den Enddarm oder die Scheide eingeführt.

Mithilfe dieser Sonde lassen sich die Kontraktionen im Bereich des Beckenbodens messen. Um diese Kontraktionen für den Patienten wahrnehmbar zu machen, werden sie in optische oder akustische Signale umgewandelt. Durch das Biofeedback ist es dem Betroffenen möglich zu erlernen, ob er tatsächlich die richtigen Muskeln anspannt und trainiert.

Des Weiteren ist es möglich, die Muskulatur im Bereich des Beckenbodens passiv durch schmerzlose, elektrische Impulse zu trainieren. Dieses Verfahren wird als Elektrotherapie bezeichnet.

Auch das Toilettentraining (Blasentraining) gehört zu den besonders effektiven Strategien zur Behandlung einer Inkontinenz. Im Zuge dieses Verfahrens wird der an Harninkontinenz leidende Patient dazu aufgefordert, über einen längeren Zeitraum ein Miktionsprotokoll zu führen. In dieses Protokoll trägt er jeden Harndrang ein, den er verspürt.

Außerdem wird mithilfe des Protokolls erfasst, wann und wie viel Urin ausgeschieden wird und ob dies willkürlich oder unwillkürlich passiert. Die Miktion kann aber nur in den richtigen Zusammenhang gesetzt werden, wenn auch die getrunkene Flüssigkeitsmenge von dem Patienten exakt erfasst wird.

Nach dem Anfertigen des Miktionsprotokolls ist es dem behandelnden Arzt möglich, auf Grundlage der im Protokoll erfassten Daten, einen Trink- und Miktionsplan zu erstellen. In diesem Plan wird genau festgehalten, welche Mengen der Patient trinken darf und zu welchem Zeitpunkt er eine Toilette aufsuchen muss.

Auch wenn kein Harndrang besteht, sollte die Blase zu diesen Zeiten konsequent geleert werden. Ziel dieser Behandlungsmethode ist es, den unwillkürlichen Abgang von Urin, durch die regelmäßige Blasenentleerung zu verhindern.

Eine Harninkontinenz steht bei einigen Menschen auch mit einem ausgeprägten Östrogenmangel in Zusammenhang. Diese Abhängigkeit kann vor allem bei Frauen nach den Wechseljahren beobachtet werden. Durch die lokale Anwendung von Östrogenpräparaten im Zuge einer Hormontherapie, kann diesen Frauen oftmals Abhilfe geschaffen werden.

Neben den Östrogenpräparaten können auch andere Medikament zur Behandlung der Harninkontinenz verwendet werden. Im Falle der Dranginkontinenz ist es sinnvoll, krampflösende Medikamente einzunehmen.

Außerdem kommen sogenannte Alphablocker immer dann zum Einsatz, wenn der Blasenverschluss bei Patienten mit Überlaufblase oder die spontane Aktivität der Blasenmuskulatur bei Personen, die an Reflexinkontinenz leiden, gelockert werden soll.

Bei Personen mit besonders ausgeprägter Reflexinkontinenz kann es durchaus sein, dass die Einnahme von Alphablockern nicht mehr ausreichend ist. In diesen Fällen sollte die Blase regelmäßig über einen Katheter entleert werden.

Liegt hingegen eine extraurethrale Inkontinenz als Form der Blasenschwäche vor, so ist eine operative Behandlung unumgänglich. Während des Eingriffs können möglicherweise bestehende Fisteln verschlossen werden.

Auch die Behandlung einer derart vergrößerten Prostata, wegen der es zur Inkontinenz kommt, erfolgt chirurgisch. In allen anderen Fällen kommt einer Operation erst dann in Betracht, wenn sämtliche konservative Therapiemaßnahmen versagen.

Bei den betroffenen Patienten ist es möglich, einen künstlichen Schließmuskel um die Harnröhre zu legen. Auch das Einsetzen eines Implantats, das die Harnröhre so weit zusammendrückt, dass der Urin nicht mehr ungewollt abgehen kann, gehört zu den häufigsten operativen Verfahren bei Blasenschwäche. Sollte eine überaktive Harnblase für die Entstehung der Inkontinenz verantwortlich sein, so kann über die Implantation eines sogenannten Blasenschrittmachers nachgedacht werden. Mithilfe dieses Schrittmachers lässt sich die Blase beruhigen. Zudem ist auch eine Stimulation der Harnblase ist mittels Blasenschrittmacher möglich.

Alternative Therapieansätze

Ergänzend zur ärztlichen Behandlung, gibt es einige einfache Maßnahmen, die dabei helfen, die Therapieerfolge zu maximieren und vom Betroffenen selbst durchgeführt werden können.

Es gibt Vorlagen in verschiedenen Stärken, Einmalunterhosen, und Inkontinenz-Slips, die dabei helfen können, mit der Blasenschwäche besser umzugehen. Männer, die an einer Form der Blasenschwäche leiden, können zudem ein sogenanntes Kondom-Urinal nutzen.

Dabei handelt es sich um eine Art Kondom, das über den Penis gezogen wird und ausgeschiedenen Urin auffangen kann. Dieser Urin wird dann in einen Beutel geleitet.

Personen, die zu oft oder zu selten zur Toilette gehen, um die Blase zu entleeren, erhöhen die Wahrscheinlichkeit im Laufe ihres Lebens eine Blasenschwäche zu entwickeln. Wird die Harnblase zu häufig entleert, findet ein Gewöhnungsprozess statt und die Blase reagiert mit der Zeit auf kleine Urinmengen, als sei die Blase randvoll.

Größere Urinmengen können deshalb kaum noch gespeichert werden. Auch zu selten stattfindende Toilettenbesuche können sich negativ auf die Blasenfunktion auswirken. Wird die Harnblase häufig zu stark gefüllt, kommt es zu einer Überdehnung, die verschiedene Funktionsstörungen zur Folge haben kann.

Das ein hohes Körpergewicht als Risikofaktor für viele Erkrankungen gilt, ist mittlerweile bewiesen. Doch auch im Falle der Harninkontinenz besteht für adipöse Menschen ein deutlich erhöhtes Risiko. Grund dafür ist die Tatsache, dass es aufgrund des Gewichts zu einer Druckerhöhung im Bauchraum kommt.

Dieser gesteigerte Druck kann sowohl eine Inkontinenz provozieren, als auch eine bereits vorliegende Blasenschwäche verschlimmern. Zur Vorbeugung er Harninkontinenz ist es also sinnvoll, das Körpergewicht zu reduzieren.

Durch regelmäßige und besonders sorgfältige Körperpflege können Hauterkrankungen als Folge einer Blasenschwäche verhindert werden.

Personen, die bereits an einer Blasenschwäche leiden oder ein deutlich erhöhtes Risiko für die Entstehung einer Inkontinenz aufweisen, sollten auf Lebensmittel, die die Blase reizen, verzichten.

Zu den dabei relevanten Lebensmitteln gehören jene Speisen, die scharfe Gewürze aufweisen. Auch der Genuss von Kaffee sollte dringend reduziert werden.

Eine der möglichen Ursachen für die Entstehung einer Inkontinenz sind psychischer Natur. Aus diesem Grund können Entspannungsübungen wie autogenes Training können dabei helfen, der Blasenschwäche vorzubeugen.

Die Behandlungsmöglichkeiten bei dem Vorliegen einer Inkontinenz sind demnach besonders vielfältig. Heutzutage muss man sich nicht mehr mit den Problemen bezüglich der Miktion abfinden, sondern findet nach Erfassung der genauen Ursache einige Methoden, die Abhilfe schaffen können.

Zusammenfassung

Unter Harninkontinenz versteht man das ungewollte Abgehen von Urin. Es handelt sich um ein häufiges Problem, das im Alter in vielen Fällen auftritt. Es gibt verschiedene Arten von Harninkontinenz, darunter Belastungs- und Dranginkontinenz.

Quellen
  • Hautmann, R. 2010. Urologie. 4 ed.: Springer.
  • Kaufmann, M. 2013. Die Gynäkologie. 3 ed.: Springer.
  • Mader, F. 2018. Allgemeinmedizin und Praxis. 8 ed.: Springer.
  • Riedl, B. 2017. Basiswissen Allgemeinmedizin 1ed.: Springer.

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