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Endometriose in der Blase: Symptome erkennen und behandeln

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Bei Endometriose in der Blase siedeln sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut in der Harnblase oder an den ableitenden Harnwegen an und verursachen dort häufig Schmerzen sowie Probleme beim Wasserlassen.

Symptome der Harnblasenendometriose

Eine Endometriose kann bei den betroffenen Frauen eine Vielzahl verschiedener Beschwerden hervorrufen. Die dabei typischerweise auftretenden Symptome können sich in Abhängigkeit davon, wo die Schleimhautzellen lokalisiert sind, deutlich voneinander unterscheiden.

Die häufigsten Symptome bei einer Endometriose in der Harnblase sind:

  • Starke Schmerzen im Bauchraum: Wenn die Blase durch Endometrioseherde beeinträchtigt wird, entwickeln sich bei den Erkrankten häufig starke Schmerzen im Bauchraum. Die Schmerzen treten dabei sowohl bei gefüllter Blase als auch während des Wasserlassens auf.
  • Häufiger Harndrang: Zudem berichten die meisten Frauen mit einer Harnblasenendometriose, dass sie einen sehr häufigen Harndrang verspüren und dann nur kleinste Mengen Harn absetzen müssen.
  • Blutungen: Darüber hinaus können die Herde im Bereich der Harnblase zu Blutungen führen. Ob solche Blutungen tatsächlich entstehen, hängt vor allem von der sogenannten Eindringtiefe der Schleimhautzellen ab. Das Blut wird dann in der Regel über den Urin ausgeschieden. Blutbeimengungen im Urin müssen allerdings nicht unbedingt sichtbar sein. Es ist durchaus möglich, dass man das Blut nur anhand spezieller Teststreifen nachweisen kann. In der Medizin spricht man in diesem Fall von einer Mikrohämaturie. Dem entgegen steht die Makrohämaturie, bei der die Blutbeimengungen schon mit dem bloßen Auge sichtbar sind.
  • Starke Schmerzen beim Stuhlgang : Aufgrund der anatomischen Beziehung zwischen Harnblase und Darm kommt es bei Frauen mit Blasenendometriose genauso häufig zu starken Schmerzen beim Stuhlgang .
  • Unfruchtbarkeit : Bei Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch sollte neben den weiblichen Geschlechtsorganen auch die Blase auf den Befall durch Endometrioseherde hin untersucht werden. Dies ist unbedingt notwendig, weil die Harnblasenendometriose bei vielen Erkrankten ebenfalls zu Unfruchtbarkeit führt.

Es gibt allerdings auch Frauen, die trotz starkem Befall keinerlei Beschwerden entwickeln und vollkommen schmerzfrei bleiben. Ungefähr jede sechste Frau, die an einer Endometriose leidet, entwickelt zu keinem Zeitpunkt Schmerzen.

Diagnose der Harnblasenendometriose

Wenn bei einer Frau, die nachweislich an einer Endometriose leidet, Symptome entdeckt werden, die auf eine Beteiligung der Harnblase hindeuten, sollten zeitnah weitere diagnostische Maßnahmen eingeleitet werden. Wie bei jeder Form der Endometriose wird bei den Betroffenen zuerst eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt.

Ultraschalluntersuchung bei Verdacht auf Blasenendometriose

Bei Verdacht auf den Befall der Harnblase oder der ableitenden Harnwege findet eine Ultraschalluntersuchung über den Bauch, also eine sog. abdominelle Sonografie, statt.

Mit Hilfe der Sonografie ist es möglich, die Wände des Harnblase darzustellen und auf Veränderungen hin zu prüfen. Während sich große Endometrioseherde in der Regel zügig im Ultraschall finden lassen, können kleinere betroffene Bereiche hingegen unentdeckt bleiben.

Achtung

Auch wenn während der Ultraschalluntersuchung keine Endometriose-Herde gefunden werden, schließt das eine Blasenendometriose nicht gänzlich aus.

MRT bei Verdacht auf Blasenendometriose

Eine Alternative zur Sonografie stellt die Magnetresonanztomografie (kurz: MRT ) dar. Auch dabei findet keine Strahlenbelastung der Patientin statt. Bei dem MRT können kleinere Endometriose-Herde oftmals besser dargestellt werden.

Aber auch mit diesem bildgebenden Verfahren ist der sichere Ausschluss eines Befalls der Blase nicht möglich.

Blasen- und Bauchspiegelung bei Verdacht auf Blasenendometriose

Eine zuverlässige Aussage über einen möglichen Befall der Harnblase kann nur mit Hilfe einer Blasenspiegelung (Zystoskopie), die gegebenenfalls durch eine Bauchspieglung (Laparoskopie) ergänzt wird, getroffen werden.

Bei einer Blasenspiegelung wird eine kleine Kamera über die Harnwege in die Blase eingeführt. Mit Hilfe dieser Kamera können die Wände der Blase genau inspiziert und auf Veränderungen hin untersucht werden. Die äußere Seite der Harnblase lässt sich während einer Bauchspiegelung ideal darstellen.

Bei diesem diagnostischen Verfahren wird die Bauchdecke durch einen kleinen Schnitt geöffnet und damit ein Zugang zur Bauchhöhle geschaffen. Durch diesen Zugang schiebt der Operateur anschließend eine Kamera vor.

Eine Blasenspiegelung ohne Befund, schließt Endometriose-Herde auf der Außenseite der Blase zwar nicht aus, in Kombination mit einer Bauchspiegelung kann jedoch eine zuverlässige Diagnose erfolgen.

Behandlung der Harnblasenendometriose

Die Behandlung eines Endometriosebefalls der Harnblase kann auf unterschiedliche Weisen erfolgen. Dies ist immer Abhängig von dem Schweregrad der Endometriose und auch der Lage der einzelnen Endometriose -Herde.

Die Harnblasenendometriose kann wie folgt behandelt werden:

  • Medikamentöse Behandlung: Grundsätzlich kann eine Endometriose, unabhängig von der Lokalisation der Herde, medikamentös behandelt werden. Vor allem Gestagenpräparate wie die Pille können durch eine Regulation des Zyklus und das Aussetzen der Monatsblutung dabei helfen, die Beschwerden zu lindern.
  • Blasen-und Bauchspieglung: Die Endometriose-Herde können werden bei einer Blasen- und Bauchspieglung abgetragen werden. Dies ist jedoch nur möglich, wenn die Schleimhautzellen nicht zu tief in die Wand der Harnblase eingewachsen sind.
  • Partielle Zystektomie: Bei einem tiefen Befall, bei dem die Blasenwand bis tief ins Gewebe Endometriose-Herde aufweist, gilt die teilweise Entfernung der Blase (partielle Zystektomie) bis heute als Mittel der Wahl. Die Operation wird in der Regel minimalinvasiv, also ohne großen Bauchschnitt, durchgeführt. Um die ein Auslaufen zu verhindern, die Blase zu schützen und einer Dehnung der Blasenwand vorzubeugen, wird die Patientin nach dem Eingriff über einige Tage mit einem Blasenkatheter versorgt.

Prognose

Eine Prognose bei einer Harnblasenendometriose zu treffen ist schwierig, da der Krankheitsverlauf individuell verschieden ist und von weiteren Faktoren abhängt.

Entscheidende Faktoren sind das Alter der Patientin, der Schweregrad der Erkrankung, die Behandlung und ob ein Kinderwunsch besteht.

Meist sind Frauen im gebährfähigen Alter von einer Harnblasenendometriose betroffen. In den Wechseljahren klingen die Symptome und auch die Entzündungsherde weitestgehend ab.

Je nachdem wo die Endometriose-Herde angesiedelt sind und wie weit sie ins Gewebe gehen, sind auch die Behandlungsmöglichkeiten und deren Auswirkungen unterschiedlich.

Folgende Auswirkungen kann eine Blasenendometriose haben:

  • Unfruchtbarkeit: Frauen, die an einer Blasenendometriose erkrankt sind, haben nachweislich ein höheres Risiko unfruchtbar zu sein. Einen möglichen Kinderwunsch sollten Sie daher umgehend mit Ihrem Arzt besprechen.
  • Häufige Harnwegsinfektionen: Viele Frauen klagen über wiederkehrende Harnwegsinfektionen, die hin zur Menstruation stärker werden. Hierzu gehören ein anhaltender Harndrang und teilweise auch Schmerzen beim Wasserlassen.
  • Blasenfunktionsstörungen: Möglich sind auch Funktionsstörungen der Blase, diese sind ebenfalls durch einen häufigen Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen gekennzeichnet. Hinzu kommt eine mögliche Inkontinenz .
  • Leicht erhöhtes Krebsrisiko: Die Endometriose-Herde in und an der Blase steigern das Risiko an Blasenkrebs zu erkranken. Das Rico ist jedoch nur leicht erhöht.

Ein Befall der Harnblase und/oder der ableitenden Harnwege (UTE, urinary tract endometriosis) liegt bei etwa zwei von 100 Frauen, die an einer Endometriose leiden, vor.

Tatsächlich sind die ableitenden Harnwege im Vergleich deutlich seltener betroffen. Bei ungefähr 80 Prozent der Patientinnen mit UTE zeigen sich die Endometriose-Herde auf der Harnblase.

Dies kann vor allem bei Frauen beobachtet werden, bei denen eine sogenannte tief infiltrierende Endometriose (TIE) diagnosiziert wurde. Tief infiltrierend bedeutet in diesem Zusammenhang, das die Schleimhautzellen tief in das Gewebe eindringen.

Die Blasenendometriose ist bislang nicht heilbar, mit der richtigen Therapie und Behandlung kann ihr Verlauf jedoch gemildert und verlangsamt werden. Wichtig ist, dass Sie in regelmäßigen Abständen zu Kontrolluntersuchungen bei Ihrem Arzt vorsprechen.

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