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Endometriose im Bauch: Verstehen und bewältigen

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Bei dem Begriff „Endo-Belly“ handelt es sich nicht um einen medizinischen Fachbegriff im eigentlichen Sinne. Tatsächlich ist mit dieser Bezeichnung lediglich ein sehr stark ausgeprägter Blähbauch gemeint. Ein solcher Blähbauch entsteht immer dann, wenn sich große Mengen an Luft im Darm ansammeln.

Im Allgemeinen können Frauen und Männer gleichermaßen von einem aufgeblähten Bauch betroffen sein. In der Klinik zeigt sich jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines solchen Blähbauchs vor allem bei Frauen, die an einer Endometriose erkrankt sind, deutlich ansteigt. Ungefähr 96 Prozent der Endometriose- Patientinnen leiden hin und wieder unter vermehrten Luftansammlungen im Bereich des Darms.

Hinweis

Etwa 96 Prozent der Frauen, die an einer Endometriose leiden, weisen zusätzlich einen Endo-Belly auf.

Wenn ein Endo-Belly vorliegt, zeigen sich in den meisten Fällen verschiedene Symptome. Zu den häufigsten Beschwerden zählen zum Beispiel die deutliche Zunahme des Bauchumfangs, die der Luft im Darm zu schulden ist.

Bei einigen der betroffenen Frauen ist der Bauch derart aufgebläht, dass er an den Bauch einer Frau am Anfang des zweiten Trimenons der Schwangerschaft erinnert.

Neben den Luftansammlungen entwickeln die Betroffenen Patientinnen besonders häufig Verstopfungen. DIe Verstopfung wiederum sorgt dafür, dass noch mehr Luft in den Darm gelangt und der Blähbauch weiter zunimmt.

Es kommt jedoch ebenso häufig vor, dass ein ausgeprägter Blähbauch mit starken Durchfällen einher geht. Grund dafür ist vor allem die Freisetzung der Gasansammlungen im Inneren des Darms.

In Abhängigkeit von der Ausprägung des Endo- Belly treten bei den Frauen häufig Schmerzen auf. Die Intensität dieser Schmerzen korreliert in der Regel mit der Menge des Gases im Magen .

Darüber hinaus zählen Schwindel, Übelkeit und ein allgemeines Unwohlsein zu de typischen Symptomen des Endo- Belly.

Wissenswert

Symptome

Zu den typischen Symptomen des Endo- Bellys zählen:

  • Zunahme des Bauchumfangs ohne Gewichtszunahme
  • Verstopfungen
  • Durchfälle
  • Abdominelle Schmerzen
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Unwohlsein
  • Druckgefühle
  • Bauchschmerzen
  • Schmerzen beim Stuhlgang
  • Schleim und Blutauflagerungen im Stuhl

Auf welche Weise die versprengten Zellen der Gebärmutterschleimhaut einen Endo-Belly hervorrufen, konnte bislang nicht abschließend geklärt werden. Es gibt einige Theorien, deren Wahrheitsgehalt im Verlauf jedoch erst geprüft werden muss.

Sicher ist bereits, dass die Muskulatur des Magen- Darm- Trakts ähnlich wie die Endometriose- Herde hormonellen Einflüssen unterliegt. Von besonderer Bedeutung ist dabei das weibliche Geschlechtshormon Östrogen. Der EInfluss der Hormone auf den Darm beziehungsweise auf die Darmtätigkeit zeigt sich vor allem anhand der Tatsache, dass auch bei Frauen, die nicht an einer Endometriose leiden, im Verlauf des Zyklus Veränderungen der Verdauung statt finden.

Während die Darmtätigkeit im ersten Abschnitt des Zyklus besonders rege ist und die Verdauung deshalb in der Regel problemlos und zügig von statten geht, wird der Darm in der zweiten Hälfte des Zyklus deutlich träger. Aus diesem Grund leiden viele Frauen in der Zeit nach dem Einsprung unter rezidivierenden Durchfällen.

Hinweis

Die Muskulatur des Darms ist ähnlich wie die Endometriose-Herde von hormonellen Einflüssen abhängig. Aus diesem Grund verändert sich die Verdauung während des Zyklus.

Auf Grund der Tatsache, dass die für den Endo-Belly typischen Beschwerden sehr stark ausgeprägt sind, ist davon auszugehen, dass nicht einzig der hormonelle Einfluss auf die Muskulatur des Darms für dessen Entstehung ursächlich sein kann.

Man geht vielmehr davon aus, dass die Symptome durch das Einwirken der weiblichen Geschlechtshormone an Intensität gewinnen. Dass die vermehrte Einlagerung der Gase innerhalb es Darms, unmittelbar durch die Hormone hervorgerufen wird, ist hingegen zu bezweifeln.

Einige Fachleute gehen davon aus, dass vielmehr die Darmflora, beziehungsweise Veränderungen der Darmflora, die im Zuge der Endometriose auftreten, für die Entstehung des Endo-Bellys verantwortlich sind.

Das bedeutet, dass vor allem die Art der innerhalb des Darmrohres siedelnden Bakterien, ursächlich ist. Darüber hinaus scheint die Endometriose einen Einfluss auf das Nervensystem des Darms zu haben.

Auch Frauen, die vorher keinerlei Überempfindlichkeiten aufgewiesen haben, können auf Grund der versprengten Gebärmutterschleimhautzellen plötzlich besonders sensibel auf verschiedene Inhaltsstoffe der Lebensmittel reagieren.

Bei einem im Zusammenhang mit einer Endometriose auftretendem Blähbauch und den damit einher gehenden Beschwerden, neigen die Ärzte dazu, die betroffenen Frauen zuerst zu einem Gastroenterologen zu überweisen. Dieser versucht daraufhin die Ursache der vorliegenden Verdauungsprobleme mit Hilfe einer Darmspiegelung nachzuweisen.

Die Darmspiegelung stellt ein sehr gutes diagnostisches Verfahren dar. Grund dafür ist vor allem, dass neben der Diagnose häufig auch umgehend eine Behandlung erfolgen kann.

Im Falle der Endometriose liefert eine Darmspiegelung jedoch zumeist keinen Befund. Grund dafür ist die Tatsache, dass Endometriose- Herde typischerweise in die tiefen Schichten der Darmwand einwachsen.

Erst im Zuge der weiteren Diagnostik, lassen sich die versprengten Schleimhautzellen der Gebärmutter auffinden. Um die Gewebsinseln sichtbar zu machen, eignet sich vor allem eine Ultraschalluntersuchung sowie eine MRT-Aufnahme.

Beide bildgebenden Verfahren liefern genaue Aufnahmen der einzelnen Schichten der Darmwand. Die Anfertigung von MRT- Aufnahmen ist einer Ultraschalluntersuchung jedoch deutlich überlegen. Grund dafür ist die Tatsache, dass sich sehr kleine Herde nicht mit Hilfe des Ultraschalls darstellen lassen.

Wenn ein Blähbauch auf Grund einer Endometriose diagnostiziert werden kann, raten die behandelnden Ärzte zumeist zu einer operativen Eingriff, bei dem die versprengten Gebärmutterschleimhautzellen im Bereich der Darmwand abgetragen werden.

Die meisten Frauen, die an einem Endometriose- assoziierten Endo-Belly leiden, fragen sich, wie sie mit den bestehenden Beschwerden umgehen und Schmerzen effektiv lindern können.

Viele Endometriose- Patientinnen berichten davon, dass eine Ernährungsumstellung dazu führen kann, dass sich weniger Gas im Darm ansammelt. Wichtig dabei ist es auch verschiedene Stoffe in Lebensmitteln zu verzichten.

Vor allem Gluten, ein Eiweiß, das hauptsächlich im Weizen vorkommt, sollte stets gemieden werden. Das gleiche gilt auch für die sogenannten „FODMAPs“. Die Abkürzung FODMAP steht für verschiedene fermentierbare Oligo-, Di und Monosaccharide sowie Polyole, also Kohlenhydrate, die für die Entstehung der Blähungen verantwortlich sein können. FODMAPs lassen sich vor allem in vielen Obst- und Gemüsesorten, in Honig und in Fast Food finden.

Wissenswert

Der bewusste Verzischt auf Gluten und sogenannte FODMAPs kann dazu beitragen, dass sich weniger Luft im Darm ansammelt und die für den Endo-Belly typischen Beschwerden abnehmen.

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