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Fibromyalgie: Diagnose und Behandlung

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Geschrieben von
Dr. Moritz Wieser (Arzt)

Die Diagnose von Fibromyalgie richtet sich nach dem empfundenen Schmerz, der in Form von speziellen Fragebögen gemessen wird. Es gibt nicht den einen Test, mit dem man Fibromyalgie beweisen kann, sodass auch andere Erkrankungen ausgeschlossen werden müssen.

Die Therapie der Erkrankung richtet sich nach dem Leidensdruck. Häufig müssen mehrere Behandlungsstrategien zusammen angewendet werden.

Diagnose

Es ist zwar von Mensch zu Mensch unterschiedlich wie die Schmerzen empfunden werden, Fragebögen schaffen aber eine gute Grundlage um zu erkennen, ob Fibromyalgie hinter den Beschwerden steht.

Wichtig ist, dass die Beschwerden von Fibromyalgie auch durch eine andere Erkrankung entstanden sein könnten. Daher wird der Arzt seine Untersuchungen nicht nur auf Fibromyalgie beziehen, sondern auch andere Verwandte Krankheiten ausschließen wollen.

Es gibt keinen eindeutigen Beweis, dass jemand Fibromyalgie hat, was es für Betroffene häufig schwierig macht in Ihrem Leiden ernst genommen zu werden. Weit verbreitet ist immer noch, dass Patienten mit Fibromyalgie für Ihr Leiden belächelt werden oder man ihnen nicht glaubt krank zu sein.

Gerade am Arbeitsplatz kann das mit vielen Herausforderungen verbunden sein.

Fragebögen

Die Diagnose orientiert sich heute vor allem an den Symptomen des Patienten, die in speziellen Fragebögen erfragt werden.

Diese sind der:

  • WPI (Widespead Pain Index): Das ist ein Fragenbogen zur Bewertung von Schmerzen in 19 Körperbereichen.
  • SSS (Symptom Severity Scale): Dieser Fragebogen bewertet wie schwer Müdigkeit , Schlafstörung, körperliche Symptome und Konzentrationsstörung ausgeprägt sind.

Triggerpunkte

Früher wurde die Diagnose einer Fibromyalgie vor allem durch eine Untersuchung der Triggerpunkte gestellt. Dafür wurde an 18 definierte Stellen, zwischen Muskel und Sehne von dem Arzt mit dem Finger ein Druck ausgelöst. Wenn mindestens 11 der 18 Stellen druckschmerzhaft waren, wurde eine Fibromyalgie diagnostiziert.

Blutwerte

Häufig werden Blutwerte bestimmt, um andere Erkrankungen auszuschließen. Dazu gehören:

  • Rheumafaktoren
  • CRP (C-reaktives Protein)
  • TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon)
  • T3 (Trijodthyronin)
  • T4 (Thyroxin)
  • CK (Kreatinkinase)
  • CK-MB (Kreatinkinase-MB)
  • D-Dimere
  • Troponin
  • proBNP (N-terminales pro-B-Typ natriuretisches Peptid)

Therapie

Die Fibromyalgie kann nicht geheilt werden. Trotzdem kann die Kombination aus mehreren medikamentösen und nicht-medikamentösen Behandlungsstrategien dabei helfen Symptome erträglicher zu machen und die Lebensqualität trotz der Erkrankung zu erhalten.

Es gibt nicht die eine Behandlung, die für alle Symptome und für alle Betroffenen in gleicher Weise wirkungsvoll ist. Vielmehr muss der Betroffene gemeinsam mit seinem Arzt herausfinden, was für ihn individuell die beste Strategie ist.

Medikamentöse Behandlung

Medikamente können dabei helfen, die Schmerzen zu behandeln unter denen Patienten mit Fibromyalgie leiden. Zu den angewendeten Medikamenten zählen:

  • Antidepressiva: Duloxetin, Amitriptylin, Fluoxetin, Paroxetin werden in der Behandlung der Fibromyalgie zur Schmerzbehandlung verwendet. Diese Antidepressiva führen zu einer Veränderten Wahrnehmung der Schmerzen. Zusätzlich können mit Antidepressiva auch begleitende Depressionen therapiert werden. Je nach Medikament und begleitender Störung können Antidepressiva die Schlafstörung verbessern, den Antrieb steigern oder die Angststörung reduzieren.
  • Antiepileptika: Gabapentin und Pregabalin werden zur Schmerzbehandlung verwendet. Sie können die Wahrnehmung von Schmerzen, die über die Nerven transportiert werden, reduzieren und sich damit positiv auf die Schmerzen auswirken. Antiepileptika können sich auch positiv auf die Schlafstörung auswirken, führen aber auch zu Schlafattacken, die das Fahren eines Autos verbieten.
  • Schmerzmittel: Klassische Schmerzmittel wie Ibuprofen , Metamizol und Paracetamol scheinen bei Patienten mit Fibromyalgie kaum wirksam zu sein, auch wenn sie häufig von Ärzten verwendet werden. Bei sehr schweren Schmerzen kann das Morphin Tramadol eingesetzt werden. Hier besteht aber eine große Gefahr der Abhängigkeit.

Nicht-Medikamentöse Behandlung

Es gibt eine Vielzahl von nicht-medikamentösen Behandlungsstrategien, die häufig gemeinsam eingesetzt werden, um die Symptome zu verbessern und den Leidensdruck zu verringern. Dazu gehören unter anderem:

  • Psychotherapie: Die Fibromyalgie ist häufig mit mentalen Erkrankungen verbunden, die die Lebensqualität stark beeinflussen können. Viele Erkrankte leiden an einer Depression oder einer Angststörung .
  • Bewegungstherapie: Die steife, unbewegliche Muskelatur sollte durch eine ausgewogene Bewegungstherapie aktiviert werden. Empfohlen wird ein schonendes Ausdauertraining (2-3 Mal pro Woche, 20 - 40 Minuten Gehen, Schwimmen oder Radfahren), Wassergymnastik, Tai-Chi, Qi-Gong und Yoga.
  • Ernährungstherapie: Eine entzündungshemmende Ernährung, die reich an Antioxidantien ist, kann für viele Patienten mit Fibromyalgie vorteilhaft sein. Auch gibt es Hinweise, dass eine glutenfreie oder vegetarische Ernährung für die Betroffenen von Vorteil ist. Es gibt nicht die eine Empfehlung für alle Betroffenen. Patienten müssen verschiedene Ernährungsstrategien ausprobieren und für sich herausfinden, was am besten funktioniert.
  • Verhaltenstherapie: Durch die Verhaltenstherapie können Patienten einen besseren Umgang mit ihren Symptomen erlernen.
  • Ergotherapie: Da viele Bewegungen erschwert sind, sollten alternative Bewegungen zur Meisterung des Alltages erlernt werden.
  • Selbsthilfegruppen: Besonders das Treffen in einer Selbsthilfeorganisation macht Mut, ermöglicht einen Austausch und hilft Betroffenen dabei, die Erkrankung besser zu bewältigen.

Alternativmedizinische Therapie

Menschen mit Fibromyalgie können auf verschiedene Behandlungsformen unterschiedlich reagieren. Daher werden häufig alternative Strategien mit Schulmedizinischen Verfahren kombiniert. Alternativmedizinische Möglichkeiten sind:

  • Akupunktur: Bei manchen Patienten führt die Akupunktur zur Entspannung von Muskeln, weniger Schmerzen und einer besseren Lebensqualität.
  • Massage: Muskelverspannungen können mit professionellen Massagen effektiv reduziert werden.
  • Yoga und Tai Chi: Sanfte Bewegungsformen fördern die Flexibilität, Stärke, Atmung und Entspannung.
  • Meditation und Entspannungstraining: Können helfen, Stress zu bewältigen und Anspannungen zu reduzieren.
  • Biofeedback-Therapie: Die Kontrolle über die eigenen Körperfunktionen kann Stress abbauen und Schmerzen verringern.

Was kann ich selbst machen?

Im Rahmen der Behandlungsstrategie ist es wichtig, Verantwortung für sich selber zu übernehmen. Da die Fibromyalgie viele Teile des täglichen Lebens betrifft, sind Anpassungen notwendig.

Die Erkrankung kann durch Stress verschlechtert werden, was eine gute Planung und Organisation erfordert, um nicht unnötig in Stress zu geraten.

Dabei kann es manchmal erforderlich sein, die eigenen Interessen an die erste Stelle zu setzten und Verpflichtungen zu minimieren.

Die Fibromyalgie betrifft bei vielen Betroffenen den Schlaf. Schlafstörungen wirken sich stark auf die Lebensqualität aus. Feste Schlafenszeiten können dabei helfen Schlafstörungen zu verringern und somit die Fibromyalgie Symptome zu lindern.

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