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Auswirkungen von Alkohol auf COPD

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Geschrieben von
Leyla Al-Sayegh (Ärztin)

Wissenswert

Die wenigen Studien die sich dem Zusammenhang zwischen Alkohol und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung gewidmet haben, reihen sich den Ergebnissen von der allgemeinen Auswirkung von Alkohol auf die Gesundheit ein:

Während schwerer Alkoholkonsum definitiv negative Auswirkungen auf die Lungenfunktion, die COPD-bedingten Begleiterkrankungen, die allgemeine Lebensqualität und das Sterblichkeitsrisiko hat, zeigen einige Studien, dass ein moderater Genuss von Alkohol positive Effekte auf die COPD im Gegensatz zu gar keinem Alkoholkonsum sowie dem Missbrauch von Alkohol hat.

Schwerer Alkoholkonsum stellt dabei sowohl einen Risikofaktor dar, generell im Laufe des Lebens an einer COPD zu erkranken, als auch bei bereits vorhandener COPD an einem schwereren Verlauf zu leiden.

Unter anderem konnte nachgewiesen werden, dass PatientInnen vor allem an der Abnahme des Körpergewichts wegen des Verlusts der Muskelmasse leiden.

Dies führt nämlich zu einer Einschränkung der Alltagsaktivität, körperlichen Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. Dieser Abbau der Muskelmasse ist sowohl durch die COPD an sich, als auch durch einen schweren Alkoholkonsum alleine bedingt. Eine Kombination der beiden führt damit logischerweise zu einer schwerwiegenderen Form des krankhaften Muskelabbaus.

Aber auch andere Mechanismen, wie die Auslösung von Entzündungen durch Alkohol und die Reduktion der Lungenfunktion verschlechtern die Symptome bei bestehender COPD .

In verschiedenen Studien in Bezug auf die Folgen von moderatem Trinken auf die COPD konnte hingegen gezeigt werden, dass es zu einer Verbesserung der individuellen Belastung durch die COPD, zu einer Reduktion der COPD-Symptome und einer messbaren Steigerung der relevanten Werte im Lungenfunktionstest kommt.

Achtung

Bis lang wurden noch zu wenige Studien in Bezug auf moderaten Alkoholkonsum und die Auswirkungen auf COPD durchgeführt. Eine endgültige Aussage zu den Folgen von Alkohol auf COPD kann deswegen noch nicht getroffen werden. Weitere Daten müssen auf jeden Fall noch gesammelt werden.

Empfehlungen zu Alkoholkonsum bei COPD

Achtung

Für Menschen, die an COPD leiden, gilt die klare Empfehlung, von jeglichen Alkoholkonsum abuzusehen.

Klar ist, dass übermäßiger Alkoholkonsum allen Menschen - unabhängig von Alter, Geschlecht und Begleiterkrankungen - schadet. Wie es sich mit dem moderaten Genuss von schwachen alkoholischen Getränken verhält, ist weiterhin Gegenstand der Forschung.

Menschen mit einer chronischen obstruktiven Lungenerkrankung sollten von Alkoholkonsum allerdings laut aktuellen Empfehlungen absehen. Eine große Komplikation beim Fortschreiten der Lungenkrankheit ist nämlich die Abnahme von Muskelmasse bis hin zu gesundheitsschädigendem Untergewicht, Minderung der Leistungsfähigkeit und Reduktion der Lebensqualität. Auch Alkohol führt zu einer Beeinträchtigung des Muskelaufbaus, wodurch der Abbau der Körpermasse beschleunigt werden kann.

Daneben führt Alkohol nach aktuellen Daten auch über verschiedene Mechanismen zu einer Verschlechterung der Lungenfunktion, die bei Menschen mit COPD mit einem höheren Ausmaß an Symptomen und häufigeren Exazerbationen einhergehen kann.

Auch wenn einige Studien besagen, dass ein moderater Alkoholkonsum die individuelle Belastung der COPD-Symptome mindern kann, überwiegt doch der negative Effekt von Alkoholkonsum auf den menschlichen Körper. Darum gilt für alle Menschen und Menschen mit COPD insbesondere: Finger weg von Alkohol.

Definitionen beim Alkoholkonsum

Die Definitionen von moderatem und schwerem Trinken sind je nach Quelle unterschiedlich.

In etwa kann man sich jedoch an folgendes halten:

Als moderates Trinken wird die Einnahme von zirka 14g Alkohol pro Tag bezeichnet. 14g Alkohol finden sich in etwa 125ml Wein oder 400ml Bier. Praktisch bedeutet das für die Definition von moderatem Trinken:

  • Frauen und Menschen ≥65 Jahre: < 7 Gläser pro Woche an Wein oder Bier und nicht mehr als 3 Gläser pro Tag
  • Männer <65 Jahre: < 14 Gläser pro Woche an Wein oder Bier und nicht mehr als 4 Getränke pro Tag

Schweres Trinken wird durch den Konsum von mehr als 14g Alkohol pro Tag definiert.

  • Frauen: >7 Getränke pro Woche oder >3 Getränke pro Tag
  • Männer: >14 Getränke pro Woche oder >4 Getränke pro Tag

Binge Trinken: auch Alkoholexzesse, also die Zufuhr von großen Mengen an Alkohol in kurzer Zeit (unabhängig von regelmäßigem Alkoholkonsum), bringt negative Konsequenzen mit sich. Deswegen wurde auch eine kritische Menge an Alkohol, die während eines Anlasses getrunken wird, definiert, die nicht überschritten werden sollte:

  • Frauen: ≥4 Getränke
  • Männer: ≥ 5 Getränke

Wie es sich mit dem Trinken von hochprozentigem Alkohol verhält, ist umstritten. Einige Daten geben Hinweise, dass lediglich die Menge an zugeführten Ethanol von Wichtigkeit ist, andere Quellen meinen wiederum, dass "harter Alkohol" verglichen zu niedrigprozentigen Getränkenn serwohl mehr Schaden anrichtet.

Allgemeine Auswirkungen von Alkohol auf den menschlichen Körper

Jedem Menschen muss klar sein, dass der Missbrauch von Alkohol schwerwiegende Folgen mit sich bringt. Zu den häufigsten organischen Problemen (mit Todesfolge), die durch Alkohol ausgelöst werden, zählen:

  • Erkrankungen des Herzkreislaufsystems: Bluthochdruck , Herzinfarkt, Schlaganfall,...
  • Krebserkrankungen: allen voran Tumore im Bereich der Mund- und Rachenschleimhaut, Luftröhre, Speiseröhre , Magenkrebs , aber auch andere Tumore, wie im Darm , der Bauchspeicheldrüse , der Leber , der Lunge oder der Brust
  • Erkrankungen der Leber: Da die Leber den Großteil des eingenommenen Alkohols verstoffwechselt, üben die alkoholischen Stoffwechsel-Gifte hier oft die ersten schweren Probleme aus. Alkohol führt zu einer Verfettung, Entzündung, Vernarbung und anschließendem Zerfall des Lebergewebes, sodass es zu einer schrittweisen Reduktion der (entgiftenden) Leberfunktion kommt.
  • Pankreasentzündungen: Der übermäßige Konsum von Alkohol ist ein Auslöser für akute oder chronische Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, die mit stärksten, gürtelförmig ausstrahlenden Schmerzen einhergeht.
  • Lungenerkrankungen: Einige Studien konnten einen negativen Zusammenhang zwischen schwerem Alkoholkonsum und einer reduzierten Lungenfunktion feststellen. In weiterer Folge bedeutet das, dass die übermäßige Zufuhr von Alkohol eine Verschlechterung von verschiedenen Lungenerkrankungen, darunter auch die COPD , haben kann.

Im Gegensatz zu den durchwegs negativen Auswirkungen von schwerem Trinken auf die Organfunktionen des menschlichen Körpers, zeigen einige Studien einen überaus positiven Effekt von moderaten Alkoholkonsum auf die Gesundheit der verschiedenen Organe (Herz-Kreislauf-System, Magen-Darm-Trakt, Lunge ) und Lebensqualität im Allgemeinen.

Hinweis

Weitere Daten müssen jedoch noch gesammelt werden, um diese Aussagen zur positiven Auswirkung von Alkohol auf die allgeneube Gesundheit zu bestätigen.

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