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COPD und Schlaf: Wie man Schlafstörungen bewältigt

Profilbild von Leyla Al-Sayegh Geschrieben von Leyla Al-Sayegh

Schlafstörungen sind vielen Menschen mit COPD bekannt. Daten einer großen Studie zeigten, dass etwa 40% aller an COPD Erkrankten an Schlafstörungen leiden.

Schlafstörungen werden im Allgemeinen in Einschlafstörungen und Durchschlafstörungen (oder Kombinationen daraus) eingeteilt. Wie der Name schon sagt, finden Betroffene bei den Einschlafstörungen oft nicht in den Schlaf.

Durchschlafstörungen äußern sich entweder durch nächtliches Erwachen mit längeren Wachphasen oder durch frühzeitiges Erwachen in den Morgenstunden.

Beide Schlafstörungen werden als sehr belastend wahrgenommen, negative Gedanken und Grübeleien mischen sich oft in die Sorge, nicht ausreichend Schlaf zu erhalten.

Ein nicht-erholsamer Schlaf kann sich auf längere Sicht verschiedenst präsentieren:

  • chronische Müdigkeit ("Fatigue")
  • Tagesschläfrigkeit
  • Fehlende Konzentration und Aufmerksamkeit
  • Gereiztheit
  • morgendliche Kopfschmerzen

Wie der Schlaf COPD beeinflusst

In Studien wurde gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und COPD gibt: Je weiter fortgeschritten das Stadium der COPD ist, desto häufiger und schwerwiegender werden die Schlafstörungen. Schlafstörungen erhöhen das Risiko für COPD-Exazerbationen, Notfallsituationen und einer Verschlechterung der Tagessymptomatik.

Ein Grund für die Verschlechterung der COPD-Symptomatik beim Schlafen ist die liegende Position. Durch das flache Liegen wird natürlicherweise der Druck auf die Lunge erhöht. Starkes Übergewicht verstärkt diese Druckerhöhung noch zusätzlich.

Praktisch führt dies zu einer Verkleinerung des Lungenvolumens, bei der Einatmung kann sich die Lunge also nicht so gut entfalten, weniger Luft steht für die Atmung in der Lunge zur Verfügung.

Außerdem werden auch die oberen Atemwege durch die Weichteile des Halsbereichs verengt, wodurch zusätzlich weniger Luft ein- und ausströmen kann. Alles in allem wird also die Atemarbeit in der liegenden Position erschwert.

Der Schlaf selbst hat darüber hinaus natürlicherweise verschiedene, drosselnde Einflüsse auf die Atmung. Sowohl der zentrale Atemantrieb im Gehirn, als auch die Lungenmechanik und muskuläre Atembewegung sind im Schlaf reduziert. Gesunde Individuen merken im Normalfall nichts von der natürlichen nächtlichen Atemreduktion.

Bei Menschen mit COPD kommt es jedoch auch im Zuge der Erkrankung zu einem Abfall der normalen Lungenbelüftung auf Grund einer Erhöhung des Atemaufwands, einer Verringerung des natürlichen Atemantriebs und einer Schwäche der Atemmuskulatur.

Kommen diese beiden Zustände - Schlaf- und COPD-bedingte Reduktion der Atmung - nun zusammen, kann das zu den typischen Symptomen eines unerholsamen Schlafs führen.

Besonders bemerkt wird das dann in den Morgen- und auch Abendstunden. Typischerweise kommen Menschen mit COPD erst nach einigen Stunden nach dem Aufstehen in Schwung. Davor werden sie ganz besonders von den typischen Symptomen der COPD (Husten mit Auswurf, Atemnot) und den Beschwerden, die durch den schlechten Schlaf entstanden sind (morgendliche Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit) geplagt.

Ein weiterer Aspekt, der bedacht werden muss, ist, dass klassische Schlafmedikamente die Atemarbeit unterdrücken und damit zu vermehrten unerwünschten nächtlichen Sauerstoffabfällen führen können.

Herkömmliche Schlafmittel sollten von Menschen mit COPD nur unter genauester Absprache mit dem Arzt/ der Ärztin eingenommen werden, damit keine unerwünschte Wirkungen oder eine Verschlechterung der COPD-Symptomatik in der Nacht auftreten.

Wie COPD den Schlaf beeinflusst

Andersrum wirkt sich COPD oft negativ auf die Schlafqualität, Ein- und Durchschlaffähigkeit und die Schlafmenge aus. Es sind einige, ganz verschiedene Mechanismen bekannt, die zu Schlafstörungen bei an COPD Erkrankten führen.

Zum einen beeinflussen die typischen Symptome der COPD - nämlich Husten und Atemnot - den Ein- und Durchschlaffprozess natürlich negativ. Wer ständig Husten musst, kriegt oft kein Auge zu.

Leider treten diese Symptome nachts sogar verstärkt auf, da sich der Druck auf die Lunge durch die liegende Position erhöht und sich die Atemwege durch den natürlichen Schlafvorgang im Körper noch weiter verengen.

Außerdem neigen Menschen, die unter chronischen Erkrankungen leiden, eher zu depressive Verstimmungen und negative Gedankenkreisen, was wiederum zu nächtlichen Grübeln, Ein- und Durchschlafproblemen führt.

Auch auf die eingenommenen COPD-Medikamente muss besonderes Augenmerk gelegt werden, denn viele Medikamente, die für die COPD verschrieben werden, wirken sich negativ auf das Ein- und Durchschlafen aus.

Eine schlechte Kombination: Das obstruktive Schlafapnoe Syndrom (OSAS) und COPD

Die obstruktive Schlafapnoe beschreibt eine Erkrankung, bei der es beim Schlaf zu Schnarchen, Beeinträchtigung der Atmung bis zu Atempausen kommt.

Diese atembezogenen Schlafstörung entsteht, weil die Muskeln im ganzen Körper - also auch im Hals-Rachen-Bereich - im Schlaf natürlicherweise ihre Spannung verlieren. Durch die liegende Position kommt es dann vereinfacht gesagt zu einem "Einfallen" der Rachen- und Halsmuskeln in die oberen Atemwege, was wiederum eine Verengung oder gar eine vollständige Verlegung verursacht.

Risikofaktoren sind vor allem Übergewicht, aber auch das höhere Lebensalter, eine Fehlstellung des Kiefers, Alkoholkonsum oder Einnahme von einigen Medikamenten.

Die Symptome bei der obstruktiven Schlafapnoe zeigen viele Überschneidungen mit COPD-assoziierten Schlafstörungen: Betroffene leiden an unerholsamen Schlaf, sind untertags müde, unkonzentriert, unaufmerksam und leiden an frühmorgendlichen Kopfschmerzen.

Sowohl COPD als auch OSAS für sich verringern die Schlafqualität. Wenn beide Symptome gemeinsam auftreten, wird das als "Overlap-Syndrome" (frei übersetzt: "Überschneidungs-Syndrom") bezeichnet.

Das Overlap-Syndrome verursacht häufiger und schwerwiegendere nächtliche Atemaussetzer im Vergleich zu nur einer der beiden Erkrankungen. Neben der direkten Auswirkung auf einen unerholsamen Schlaf (Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen), entwickeln Betroffene über längere Zeit auch allgemeine Symptome, wie Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen, weswegen eine Therapie unbedingt erfolgen muss, um weitere schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.

Was kann man selbst bei Schlafstörungen unter COPD unternehmen?

Es ist von großer Wichtigkeit, eine geringe Sauerstoffsättigung oder gar Atemaussetzer beim Schlafen zu vermeiden. Leider gibt es nur wenige Maßnahmen, die man zur Besserung der Atmung selbst durchführen kann.

Eine der wichtigsten Maßnahmen sollte der Erhalt des Normalgewichts sein. Studiendaten zeigen, dass Menschen mit Übergewicht eher an Atemaussetzern im Schlaf neigen - unabhängig davon, ob eine COPD-Erkrankung zusätzlich auftritt oder nicht.

Auch die richtige Schlafposition kann zu einer Besserung der Symptome beitragen. Dies gilt vor allem für Personen, die sowohl an COPD als auch an OSAS - also den Overlap-Syndrom - leiden.

Die nächtliche Atemnot ist nämlich lageabhängig: Schnarchen und Atemaussetzer entstehen (fast) nur in Rückenlage. Mit verschiedenen Methoden (Tennisball unterlegen, Anwendung von extra angefertigen Kunststoffblöcken oder elastischen Bändern) kann die Rückenlage und damit die Atemnot weitgehend vermieden werden.

Eine frühzeitige Vorstellung beim Facharzt/ der Fachärztin - Spezialisten bei Lungenerkrankungen werden PulmologInnen genannt - ist bei Verdacht auf COPD-bedingten Schlafstörungen überaus empfehlenswert.

Wie unterstützt professionelle Hilfe bei Schlafstörungen mit COPD?

Wer an COPD leidet und zusätzlich von Schlaflosigkeit, Tagesmüdigkeit, morgendlichen Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten geplagt wird, sollte dies frühzeitig medizinisch abklären lassen.

Der Arzt/ die Ärztin wird zuerst nähere Informationen über die auftretenden Symptome bezogen auf die Schlafstörungen sowie COPD einholen. Fragen zu aktueller Beschwerdestärke der COPD-Symptomatik, der Auswirkung der Schlafstörung auf den Alltag und die COPD-Symptome sowie die eingenommenen Medikamente werden gestellt. Je nach Ausprägung und Ursache der Schlafstörung unter COPD werden dann verschiedene Therapieprinzipien verfolgt.

In erster Linie ist eine Evaluierung der COPD-Therapie durchzuführen: Eine optimale Einstellung der Erkrankung kann die Schlafqualität beträchtlich steigern. Andererseits muss bedacht werden, dass COPD-Medikamente den Schlaf beeinträchtigen können.

Darum soll auch die COPD-Medikation in dieser Hinsicht nochmals überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Manchmal ist eine Änderung des Einnahmezeitpunkts schon ausreichend um eine bessere Schlafqualität zu schaffen.

Stellt sich heraus, dass der Grund für die Schlafstörung in depressiven Verstimmungen liegt, wird eine fachärztliche Untersuchung beim Psychiater/der Psychiaterin empfohlen. Diese/r kann nach genauester Abwägung antidepressive Tabletten oder Schlafmedikamente verschreiben.

Bei der Verwendung von Schlaf-Medikamenten bei bekannter COPD ist besondere Vorsicht geboten: Viele Schlafmittel beeinträchtigen die nächtliche Atmung, was zu niedrigen Sauerstoffkonzentrationen im Blut führt.

Nur bei Melatonin-Rezeptor-Antagonisten konnte bislang ein Vorteil der Schlafqualität ohne negative Wirkungen auf die Atemarbeit festgestellt werden. Jegliche Einnahme von Schlaftabletten sollte vorher mit dem Arzt/der Ärztin besprochen werden.

Je nach Ermessen des Arztes/der Ärztin könnte auch eine professionelle Schlafuntersuchung nötig sein. Diese kann entweder ambulant - also zuhause beim Patienten - durchgeführt werden oder durch eine Untersuchung im Schlaflabor - eine sogenannte Polysomnographie - erfolgen.

In jedem Fall werden bei diesen Untersuchungen mit Hilfe von verschiedenen Messgeräte die Schlafphasen, die Gehirnaktivität und auch die Kohlenstoffdioxid- und Sauerstoffwerte im Blut überprüft. Spezielle Schlaffragebögen müssen darüber hinaus ausgefüllt werden. Sie unterstützen den Arzt/die Ärztin bei der Behandlungsentscheidung zusätzlich.

Abhängig vom Ergebnis wird dann über die weitere Therapiemöglichkeiten entschieden.

Für viele Betroffene ist eine nächtliche Sauerstofftherapie das Mittel der Wahl.

Bei Menschen mit COPD kann eine zu hohe Sauerstoffsättigung im Blut gefährlich sein. Eine genaue Überprüfung des Sauerstoff- bzw. Kohlenstoffdioxid-Wertes ist deswegen nötig.

Alternativ kann eine spezielle nicht-invasive Beatmung beim Schlafen Linderung schaffen. Hierbei wird nachts eine spezielle Nasenbrille oder eine Atemmaske angelegt.

Dadurch wird künstlich ein Druck in den Atemwegen erschaffen. So wird die Belüftung der Lunge erleichtert, die Atemarbeit sinkt, die Sauerstoffsättigung im Blut bleibt konstant und die unangenehmen Symptome verschwinden weitgehend.

Letzte Änderung: 6. September 2023

Quellen

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