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COPD und Sport: Geeignete Übungen und Vorteile der körperlichen Aktivität

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Obwohl die bereits vorhandene Destruktionen im Bereich der Atemwege und der Lunge nicht rückgängig gemacht werden können, also obwohl die COPD nicht heilbar ist, gibt es eine Reihe geeigneter Behandlungsmaßnahmen, die dabei helfen die COPD-assoziierten Beschwerden zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu unterbinden.

Neben den gängigen medizinischen Interventionen und Medikamenten, gibt es einiges, was die Betroffenen selbst tun können. Sie können den Krankheitsverlauf zum Beispiel dadurch positiv beeinflussen, indem sie umgehend das Rauchen von Zigaretten einstellen.

Darüber hinaus können Menschen, die an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung leiden, sich selbst Abhilfe schaffen, indem sie sich regelmäßig bewegen und Sport treiben.

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) zählt zu den häufigsten Krankheiten der Welt. Weltweit lässt sich seit langem ein deutlicher Anstieg an Neuerkrankungen pro Jahr beobachten.

Hierzulande sind mittlerweile rund fünf Millionen Menschen an COPD erkrankt. Die Erkrankung tritt dabei hauptsächlich bei Erwachsenen in einem Alter von über 40 Jahren auf. Etwa 10 bis 12 Prozent dieser Altersgruppe leiden nachweislich an COPD.

Wissenswert

In Deutschland sind ungefähr fünf Millionen Menschen an COPD erkrankt

Besonders problematisch ist die zum Teil besonders ausgeprägte Atemnot, die sich zu Beginn vor allem unter körperlicher Anstrengung zeigt. Im weiteren Verlauf der Erkrankung zeigen sich die Atemnot und Kurzatmigkeit jedoch bereits im Ruhezustand, also ohne das der Körper besonders angestrengt wird.

Aus eben diesem Grund neigen die meisten der betroffenen Patienten dazu, sich körperlich zu schonen. Schonung führt aber dazu, dass sich der Krankheitsverlauf beschleunigt. Besser ist es also, sich trotz Atemnot zumindest moderat zu bewegen.

Wissenswert

Etwa 90 Prozent der COPD-Patienten sind Raucher oder haben früher einmal geraucht.

Vorteile von Sport

Eine lange Zeit galt die Annahme, dass sich Menschen, die an einer Lungenerkrankung leiden, besonders schonen müssten. Mittlerweile konnte hingegen durch verschiedene klinische Studien nachgewiesen werden, dass gerade Inaktivität die Erkrankung verschlimmert. Wohingegen der Krankheitsverlauf durch Bewegung und Sport positiv beeinflusst werden kann.

Je weniger aktiv Menschen mit einer COPD sind, desto schneller baut sich die Muskulatur ab. Tatsächlich sind jedoch gerade Personen, die an einer Lungenerkrankung leiden, auf die Atem- und Atemhilfsmuskulatur angewiesen. Auf Grund der anhaltenden Schonung kommt es im Verlauf der COPD zu einer deutlichen Abnahme der körperlichen Belastbarkeit.

Es ist nicht notwendig, dass sich Menschen mit COPD täglich über Stunden sportlich betätigen. Bereits vergleichbar geringe Aktivitäten können den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.

Dabei nehmen vor allem die Lungenkapazität sowie die Belastbarkeit deutlich zu. Für die Betroffenen genügen kurze Bewegungseinheiten, die regelmäßig durchgeführt werden, um die Sterblichkeit zu senken.

Hinweis

Mit Hilfe von regelmäßiger Bewegung kann die Sterblichkeitsrate der COPD um bis zu 14 Prozent gesenkt werden. Zudem nimmt die Lebenserwartung um circa drei Jahre zu.

Welche Form der Bewegung oder welche Sportart für den jeweiligen an COPD- Erkrankten geeignet ist, kann mit Hilfe des behandelnden Arztes bestimmt werden. Vor dem Trainigsbeginn sollte deshalb die Lungenfunktion eines jeden Patienten ermittelt werden. Außerdem ist die Durchführung einer sportmedizinische Leistungsdiagnostik sinnvoll.

In Abhängigkeit von dem Zustand der Lunge und dem Krankheitsstadium des Einzelnen, sind Sportarten wie Laufen, Radfahren, Wandern oder Nordic Walking für COPD- Patienten besonders geeignet.

Hinweis

Weitere positive Auswirkungen von Sport und Bewegung bei COPD sind:

  • Erhöhung der Leistungsfähigkeit
  • Zunahme der Muskelmasse
  • Zunahme der Muskelkraft
  • Kräftigung der Atem(hilfs)muskulatur
  • Steigerung der Lebensqualität
  • Schutz vor depressiven Verstimmungen

Geeignete Sportarten

Auf Grund der vorherrschenden Atemnot sind für Patienten, die an COPD leiden, vor allem moderate Ausdauersportarten geeignet. Um den Muskelaufbau zu unterstützen sollten diese mit leichtem Kraftsport kombiniert werden. Welche Sportart für den einzelnen Patienten am geeignetsten ist, hängt vor allem von den bestehenden Beschwerden sowie von dem Stadium der Erkrankung ab.

Aber auch mögliche Begleiterkrankungen können die möglichen sportlichen Aktivitäten einschränken. Deshalb ist es besonders wichtig, vor dem Trainingsbeginn Kontakt mit dem behandelnden Arzt aufzunehmen und diesen zur Rate zu Ziehen.

Im Anfangsstadium (COPD 1) liegen bezüglich der Lungenfunktion nur 0 bis 20 Prozent Abweichungen von der Norm vor. Mögliche Beschwerden sind bei den betroffenen Menschen nur schwach ausgeprägt, wodurch es bei der Wahl einer geeigneten Sportart nahezu keine Einschränkungen gibt. Besonders geeignet sind Sportarten wie Laufen, Radfahren, Schwimmen, Tanzen und Gymnastik.

Patienten mit einer mittelschweren COPD (COPD 2) weisen bereits eine Abweichung der Lungenkapazität von 20 bis 50 Prozent auf. In diesem Krankheitsstadium nehmen die Symptome deutlich zu. Betroffene sollten bei der Wahl einer Sportart auf Ausdauertraining wie Wandern oder Nordic Walking zurück greifen.

Sobald eine Abweichung der Lungenkapazität von 50 Prozent überschritten ist, spricht man in der Medizin von einer schweren COPD (COPD 3). Die betroffenen Patienten bemerken bereits bei geringgradiger körperlicher Belastung Symptome wie Atemnot, Husten , Kurzatmigkeit und Auswurf.

Für diese Patienten sind Sportarten, bei denen der Sauerstoffverbrauch nicht zu hoch ist, geeignet. Dazu zählen zum Beispiel das Angeln, Bogenschießen, Yoga und Thai Chi.

Eine sehr schwere COPD (COPD 4) liegt immer dann vor, wenn die Lungenkapazität des Erkrankten um mehr als 70 Prozent von den Normwerten eines Gesunden abweicht. Menschen, die an einer COPD 4 leiden, sind chronisch mit Sauerstoff unterversorgt.

Aus diesem Grund leiden sie an schwerer Atemnot, die auch ohne körperliche Belastung vorliegt. Sowohl die körperliche Leistungsfähigkeit als auch die Lebensqualität der Betroffenen sind sehr stark eingeschränkt.

Bei einer COPD 4 steht nicht der Sport, sondern die Rehabilitation im Vordergrund. Sport sollte nur unter ärztlicher Anleitung, zum Beispiel mit einem Heimtrainer, getrieben werden.

Achtung

Welche Sportarten für den einzelnen Patienten geeignet sind, hängt von dessen Krankheitsstadium ab. Vor dem Trainingsbeginn sollte deshalb ein Arzt aufgesucht werden.

Richtiges Training

Genauso wie bei gesunden Menschen, sollten COPD-Patienten anhand eines festen Plans trainieren. Dieser Plan sollte stets gleichermaßen Elemente aus dem Bereich der Ausdauer, der Beweglichkeit sowie des Krafttraining enthalten.

Besonders wichtig ist es, dass COPD-Patienten langsam mit dem Sport beginnen und das Training konsequent und regelmäßig durchführen. Außerdem sind einige Dinge zu beachten, um den Sport für die Erkrankten sicher, angenehm und effektiv zu gestallten.

Vor dem Training ist es wichtig, sich ausreichend aufzuwärmen. Ein gezieltes Aufwärmprogram mit einer Dauer von ungefähr fünf bis zehn Minuten, hilft dabei den Körper auf die anstehende Belastung vorzubereiten.

Als Aufwärmtraining sind verschiedene Übungen, die nur zu einer leichten Belastung führen, geeignet. So zum Beispiel das schnelle Gehen. Während des Aufwärmens müssen Lungenpatienten daran denken, in einem regelmäßigen Atemrhytmus zu bleiben.

Im Anschluss an die Aufwärmphase kann das Training beginnen. Wenn eine COPD vorliegt, sollte man dabei darauf achten, bei einer konstanten Belastung zu bleiben. Mit gleichbleibendem Tempo und Intensität gelingt es der Lunge besser, die Lungenfunktion an den Sport anzupassen.

Darüber hinaus ist es für COPD- Patienten unerlässlich, in regelmäßigen Abständen Erholungsphasen einzubauen. Das kann beim Joggen zum Beispiel ein Übergang zum Gehen sein.

Im Allgemeinen wirken sich kürzere, regelmäßige Sporteinheiten deutlich mehr auf die Lungenfunktion von COPD-Patienten aus, als langes, intensives Training. Wenn es während des Sports zu akuter Atemnot kommen sollte, kann sich der Erkrankte mit der sogenannten Lippenbremse Abhilfe schaffen.

Dabei wird über mehrere Minuten langsam durch die Nase ein- und durch gespitzte Lippen ausgeatmet werden. Wichtig ist zudem, dass COPD- Patienten für den Notfall ein Medikament dabei haben, das sich zügig erweiternd auf die Atemwege auswirkt.

Hinweis

Bei akuter Atemnot während des Trainings kann die sogenannte Lippenbremse helfen.

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