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Medikamentöse Therapie bei COPD: Eine Liste der wichtigsten Medikamente und Sprays

Definition der COPD

Unter COPD (englisch: Chronic Obstructive Pulmonary Disease) versteht man eine chronische Erkrankung der Lunge mit einer damit einer damit einhergehenden Verengung der Atemwege. Der Verlauf ist chronisch und fortschreitend.

Typisch für die Symptomatik der COPD sind ein dauerhafter Husten , meist mit Auswurf und Atemnot. Zudem kommt es im Verlauf auch zu einer verminderten Gasaustauschfläche der Lunge , was in weiterer Folge zu einer verminderten Sauerstoffsättigung des Blutes führt.

Häufigkeit

Die Anzahl der an COPD erkrankten Patientinnen und Patienten nimmt laufend zu. Mittlerweile leiden schon circa 15% der Deutschen über 40 Jahren an der Erkrankung. Bei den über 70-jährigen sind es sogar 27%. Zudem ist COPD die dritthäufigsten Todesursachen weltweit. Der unbestrittene, größte Risikofaktor für das Auftreten von COPD ist Zigarettenrauch, aktiv als auch passiv.

Das unterstreicht einerseits die Dringlichkeit einer Raucherentwöhnung, als auch die Wichtigkeit einer angemessenen Therapie. Das Ziel hier ist eine Verzögerung des Fortschreitens der COPD . Zudem steht die Verhinderung von Folgeerkrankungen im Fokus. 

 

Medikamente

Beta 2- Agonisten

SABA (short-acting beta agonists) = kurz und schnell wirksame ß2-Agonisten 

Wirkstoffe: Bamburterol, Terbutalin, Fenoterol und Salbutamol. 

Diese Wirkstoffe werden vor allem bei akuter Atemnot eingesetzt und inhalativ verabreicht. Der Einsatz von kurz wirksamen β2-Agonisten erfolgt bedarfsorientiert und kann bei COPD jedes Schweregrades eingesetzt werden. Die Wirkdauer umfasst 4-6 Stunden. 

Bei nicht weit fortgeschrittener COPD erfolgt meist eine Monotherapie mit den erwähnten Wirkstoffen oder eine Kombitherapie mit einem kurz und schnell wirksamen Anticholinergikum (SAMA = short-acting muscarinic antagonist).

LABA (long-acting beta agonists) = lang wirksame ß2-Agonisten

Wirkstoffe: Formoterol und Salmeterol.

Präparate die diese Wirkstoffe enthalten werden bei weiter fortgeschrittenen Risikostufen der COPD angewandt. Sie gewährleisten durch ihr lange Wirkdauer von circa 12 Stunden eine dauerhafte Wirkung.

Die Anwendung erfolgt je nach Risikostufe in Kombination mit einem Glucocorticoid oder einem lang wirksamen Anticholinergikum (LAMA = long-acting muscarinic anatgonist)

Zur Wirkung:

SABA und LABA wirken über denselben Wirkmechanismus. Sie unterschieden sich jedoch, wie der Name schon vermuten lässt, in ihrer Wirkdauer. Konkret bedeutet das, dass LABA eine längere Halbwertszeit als SABA aufweisen und auch damit eine dauerhaftere Wirkung gewährleisten.

Nach inhalativer Verabreichung kommt es in der Lunge zur Bindung des Wirkstoffes an die sogenannten ß2-Rezeptoren. Diese Bindung führt zur Auslösung einer sogenannten Signalkaskade und in weiterer Folge zu einer Entspannung der Bronchialmuskulatur.

Diese krampflösende Eigenschaft führt zu einer Erweiterung der Bronchien mit einer damit einhergehenden besseren Weiterleitung der Luft zu den sogenannten Alveolen. An den Alveolen erfolgt dadurch ein effektiverer Gasaustausch und damit auch eine verbesserte Sauerstoffsättigung des Blutes. 

Ein weiterer positiver Effekt der ß2-Agonisten ist die schwache Entzündungshemmung bewirkt durch eine verminderte Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen aus Mastzellen.

Zudem wird die Tätigkeit des Flimmerepithels aktiviert. Dadurch wird eine verbesserte Selbstreinigungstätigkeit der Atemwege gewährleistet.

Generell sind die Nebenwirkungen dieser Wirkstoffgruppe sehr beschränkt, da der Einsatz inhalativ und damit lokal erfolgt. Eine Aufnahme des Wirkstoffes in die Blutbahn erfolgt bei regulärer Anwendung nur in sehr geringem Maße. Bei Überempfindlichkeit oder exzessiver Verabreichung kann es jedoch zu Nebenwirkungen am Herzen führen, wie beispielsweise erhöhter Herzfrequenz. Weitere seltene Nebenwirkungen, die auftreten können, sind Muskelzittern als auch eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels.

 

Muskarin Rezeptor Antagonisten

SAMA (short-acting muscarinic antagonist = kurz und schnell wirksames Anticholinergicum)

Wirkstoff: Ipratropiumbromid

Der Einsatz von Ipratropiumbromid beschränkt sich auf COPD in der Frühphase. Als Monopräparat kommt es selten zum Einsatz. Grund dafür ist schlichtweg eine sehr schwache Wirkung. In Kombinationspräparaten mit kurz und schnell wirksamen ß2-Agonisten findet es jedoch Anwendung.

LAMA (long-acting muscarinic antagonist = lang wirksame Anticholinergika)

Wirkstoffe: Aclidiniumbromid, Glycopyrroniumbromid, Tiotropiumbromid.

LAMA werden ebenfalls, wie die schon erwähnten LABA, bei fortgeschrittener COPD-Erkrankung angewandt. Diese Wirkstoffgruppe weist eine besonders langanhaltende Wirkung von über 24 Stunden auf. Bei Tiotropiumbromid beispielsweise kann es zu einer Wirkdauer von bis zu 3 Tagen kommen.

LAMA werden einerseits als Monopräparat eingesetzt. Sie finden aber auch Anwendung in Kombination mit Glucocorticoiden oder in Kombipräparaten mit LABA. 

Zur Wirkung:

Nach ebenfalls inhalativer Verabreichung kommt es zur Bindung der SAMA und LABA an sogenannten Muscarin-Rezeptoren der Lunge. Diese werden dadurch blockiert. Dadurch erfolgt eine Hemmung des am parasympathischen Nervenende freigesetzten Neurotransmitters Acetylcholin.

An der glatten Muskulatur der Lunge kommt es dadurch zu einem krampflösenden Effekt. Dies führt zu einer Erweiterung der Bronchien und einen damit einhergehenden verbesserten Gasaustausch der Alveolen. Auch hier ist eine erhöhte Sauerstoffsättigung des Blutes die Folge.

Bei SAMA sind aufgrund der sehr geringen Resorption und der schwachen Wirkung sind keine nennenswerten Nebenwirkungen zu befürchten.

LAMA weißen ebenfalls eine sehr gute Verträglichkeit auf, die häufigste Nebenwirkung umfasst Mundtrockenheit bei längerer Anwendung.

Theophyllin

Theophyllin wird bei COPD nur als Reservepräparat angewandt, wenn eine therapeutische Wirkung durch alternative Wirkstoffe nicht gewährleistet werden kann.

Der genaue Wirkmechanismus wurde noch nicht abschließend geklärt. Sicher festgestellt wurde jedoch, dass es nach der inhalativen Anwendung zu einer Hemmung verschiedener Phosphodiesterasen kommt. Durch diese Hemmung kommt es in weiterer Folge zu einem antientzündlichen Effekt aufgrund einer verminderten Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen.

Außerdem führt die Hemmung zu einer schwachen Erweiterung der Bronchien und einem damit einhergehend besseren Gasaustausch an den Alveolen. 

Dem gegenüber steht jedoch ein sehr ungünstiges Nebenwirkungsprofil. Einerseits kommt es durch Theophyllin zu sehr vielen Arzneimittelinteraktionen aufgrund der spezifischen Verstoffwechslung des Wirkstoffes in der Leber .

Andererseits umfasst es ein breites Spektrum an Nebenwirkungen, besonders im zentralen Nervensystem. Muskelzittern, Unruhe und Schlaflosigkeit, Psychotische Veränderungen als auch zerebrale Krampfanfälle können auftreten.

Zudem sind eine Erhöhung der Herzfrequenz als auch Herzrhythmusstörungen möglich. Bei COPD-Patienten, die sehr oft an einer Herzschwäche leiden, kann dies mitunter lebensgefährliche Folgen haben.

 

Inhalative Corticosteroide

Wirkstoffe: Beclometason, Budesonid, Ciclesonid, Fluticason

Inhalative Corticosteroide werden vor allem bei sehr schweren, fortgeschrittenen Fällen von COPD angewandt. Allgemein wird eine Anwendung bei stabiler COPD nicht empfohlen. Bei akuter Verschlechterung der Symptomatik der COPD ist jedoch eine Anwendung der erwähnten Wirkstoffe indiziert.

Der Wirkmechanismus beruht insbesondere auf der antientzündlichen Wirkung des inhalativen Corticosteroide. Durch die Inhalation kommt es zu einer verminderten Ausschüttung an entzündungsfördernden Botenstoffen. Die Wirkung setzt auch erst 4 Stunden nach der Inhalation ein und es kommt zu keiner Erweiterung der Bronchien und auch keinem effektiveren Gasaustausch an den Alveolen.

Systemische Nebenwirkungen sind hier ebenfalls selten. Lokale Nebenwirkungen können jedoch auftreten. Aphtenbildung als auch Mundsoor können infolge der immunsupprimierenden Wirkung des inhalativen Corticosteroids auftreten. Es sollte hier besonders auf Mundhygiene, sowie Ausspülen des Mundes nach Inhalation geachtet werden.

 

Roflumilast

Der Einsatz des Medikament Roflumilast ist auf die schwerste COPD-Stufe beschränkt. Chronische Schleimproduktion, sowie häufige Verschlechterung der Symptome indizieren hier eine Anwendung.

Dieser Wirkstoff wird zumeist in Kombination mit einem inhalativen Corticosteroid und einem lang wirksamen Beta Agonisten verabreicht. 

Die Einnahme von Roflumilast erfolgt oral. Danach kommt es zur Resorption und zur spezifischen Hemmung des Enzyms PDE-4 (Phosphodiesterase-4). Dieses PDE-4 wird vor allem von Entzündungszellen in Lunge , Leber , Gehirn und Nieren exprimiert. Durch die Hemmung der Phosphodiesterase-4 kommt es in weiterer Folge zu einer Hemmung der Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen und damit zu einer entzündungshemmenden Wirkung. 

Die dauerhafte Anwendung erfolgt selten, da Magen-Darm-Beschwerden, Gewichtsverlust, Kopfschmerzen und auch Schlafstörungen häufig auftreten. Zudem weist es ein sehr großes Interaktionspotential mit Arzneistoffen auf, die über spezifische CYP- Enzyme der Leber abgebaut werden.

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