Einführung
Der Begriff "Chlamydien" ist ein, in der Alltagssprache gebräuchlicher Begriff, der mehrere Arten von Bakterien, die zu der Familie "Chlamydiaceae" gehören, beschreibt. Es handelt sich um Bakterien, die auch als parasitär umschrieben werden, da sie selbstständig nicht in der Lage sind, energiereiche Verbindungen herzustellen und diese nur von den Zellen, die sie infizieren, erhalten.
Chlamydien Infektionen nennt man Chlamydiosen. Diese betreffen vor allem das Auge und die Atemwege/ . Bekannter sind jedoch die Chlamydien Infektionen der Harn- und Geschlechtsorgane, die sexuell übertragen werden.
In der Familie der Chlamydien gibt es drei Arten:
- Chlamydia psittaci
- Chlamydia pneumoniae
- Chlamydia trachomatis
Chlamydia psittaci infiziert hauptsächlich Vögel, die wiederum den Menschen infizieren können (Zoonose) und ruft das Krankheitsbild der (grippeähnliche Krankheit) hervor.
Chlamydia pneumoniae befällt den Menschen akut respiratorisch. Das heißt, dass sich eine Infektion in den Atemwegen und der Lunge manifestieren und etwa Lungenentzündungen hervorrufen kann.
Die Chlamydien der Art Chlamydia trachomatis, umfasst eine Reihe von Unterarten von Erregern, die eine Infektion des Auges und die Infektionen von Harnröhre und Geschlechtsorganen hervorrufen. In diesem Artikel werden vorwiegend die Krankheitsbilder beschrieben, die durch Infektionen mit Chlamydia trachomatis ausgelöst werden.
Was sind die Ursachen und Risikofaktoren bei Chlamydien?
Unterteilungen der Chlamydien
Die Art Chlamydia trachomatis weist verschiedene Serotypen (verschiedene Struktur und Oberfläche) auf, die unterschiedliche Krankheitsbilder hervorrufen.
Die Serotypen A-C sind als Erreger des Trachoms bekannt. Das Trachom ist eine chronische und wiederkehrende des Auges, die durch Schmierinfektion übertragen werden kann. Etwa durch das Teilen desselben Waschlappens oder durch Hand-Augen-Kontakt.
Kinder im Alter von 3-6 Jahren sind am häufigsten betroffen. Das Trachom kommt in Europa selten vor, in Entwicklungsländern, durch die schlechteren Hygienebedingungen, jedoch eine der häufigsten Augenerkrankungen, die bei Nichtbehandlung auch in Erblindung enden kann.
Die Serotypen D-K sind für okulogenitale Infektionen verantwortlich. Das bedeutet, dass die Erreger dieser Unterart das Auge und die Geschlechtsorgane betreffen können. Junge Erwachsene unter 25 Jahren sind besonders häufig von einer Infektionskrankheit dieser Art betroffen, mit einer Häufigkeit der Erkrankung von 2-5 %.
Es wird angenommen, dass die Übertragung ausschließlich über Geschlechtsverkehr und während einer Geburt von der Mutter auf das Kind erfolgen kann. Über diese Wege ist Chlamydia trachomatis allerdings sehr infektiös.
Die Serotypen L1-L3 des Chlamydia trachomatis, rufen das Krankheitsbild des Lymphogranuloma venereum (LGV) hervor. Wie das Trachom, ist das LGV in Europa selten, in Entwicklungsländern jedoch noch immer verbreitet. Chlamydia trachomatis hält sich normalerweise nur im Epithel, sprich den obersten Schichten der Organe, auf, doch die Serotypen L1-L3 dringen bis in die Lymphknoten vor.
Dort vermehren sie sich. Wenn die Bakterien ins Blut gelangen, kann der Befall sogar systemisch werden, d.h. den gesamten Körper betreffen.
Inkubationszeit
Wenn man sich mit Chlamydien infiziert, kommt es nicht sofort zur Ausbildung, der für eine Infektion typischen Anzeichen und Beschwerden. Die Erreger müssen sich erst im Körper ausbreiten, bevor die Krankheit ausbricht. Diesen Zeitraum von der Ansteckung mit einem Erreger und dem Ausbruch einer Infektion nennt man in der Medizin "Inkubationszeit".
Bei Chlamydia trachomatis kann die Inkubationszeit ein bis drei Wochen betragen. Bei Psittaci- und Pneumoniae-Stämmen, vergehen ungefähr ein bis vier Wochen bis die ersten Symptome der Chlamydien Infektion in Erscheinung treten.
Da es jedoch eine Vielzahl von Infizierten gibt, die überhaupt keine Beschwerden entwickeln, ist es im Falle der Chlamydien Infektion nicht einfach, eine exakte Inkubationszeit zu benennen.
Was sind die Symptome bei Chlamydien?
Die Serotypen D-K befallen das Epithel von Auge und Geschlechtsorganen, also die oberste Zellschicht der oder Schleimhaut. Oft ist es so, dass die Infektion mit den Subtypen D-K von Chlamydia trachomatis symptomatisch mild bis unbemerkt ablaufen.
Die Erkrankung ist ohne Behandlung allerdings chronisch und wiederkehrend. Die milde Symptomatik der Chlamydien Infektion bleibt oft unbehandelt, wodurch es zur Gefahr von gefährlichen chronischen Spätfolgen kommt.
Eine Bindehautentzündung (Trachom) beginnt mit einer Rötung, Schwellung und Lichtempfindlichkeit des betroffenen Auges. Es kann auch ein Fremdkörpergefühl vorhanden sein. Das infizierte Auge nässt typischerweise stark.
Das Trachom heißt auch Körnerkrankheit, da im späteren Krankheitsverlauf Follikel, aussehend wie Knötchen, an der Innenseite des Oberlids entstehen. Durch zunehmende Vernarbung des Gewebes im Auge, kann es im späteren Verlauf zur Erblindung kommen.
Symptome der Bindehautentzündung (Trachom)
Chlamydien lösen auch sehr häufig eine Bindehautentzündung aus. Zusammengefasst sind die Symptome einer Bindehautentzündung folgende:
Leitsymptome
- Rötung
- Schwellung
- Lichtempfindlichkeit
- manchmal Fremkörpergefühl
- Nässendes Auge
- Juckendes oder brennendes Auge
- später: Knötchen an der Innenseite des Oberlids
Nur sehr selten wird das Epithel überwunden und die Bakterien dringen in tiefere Schichten des Gewebes ein.
Es kann sich jedoch auch ein Paratrachom bilden. Dieser Infekt entsteht meistens dadurch, dass eigenes Geschlechtssekret durch eine Schmierinfektion ins Auge gelangt. Sehr häufig ist dadurch bei einem Paratrachom auch ein genitaler Infekt mit Chlamydia trachomatis vorhanden. Klinisch äußert sich das Paratrachom durch eine gerötete, brennende Bindehaut und der Entstehung von Knötchen auf der Innenseite der Lider, die durch Anschwellen des Lymphgewebes entstehen.
Häufig ist eine Ptosis (Herabhängen des Lids) durch die lokale Schwellung. Das Paratrachom heilt unbehandelt in den meisten Fällen ohne Dauerschäden ab, dies kann sich jedoch über Monate ziehen.
Die Chlamydien Infektion der Genitalen äußert sich bei Mann und Frau mit verschiedener Symptomatik.
Bei einer genitalen Infektion des Mannes durch Chlamydien der Art Chlamydia trachomatis D-K ist der Ort der Erstinfektion meistens der letzte Abschnitt der Harnröhre in unmittelbarer Nähe der Eröffnung der Eichel. Von hier kann die Infektion in die Harnorgane aufsteigen, über den Samenleiter auch in die Nebenhoden. Die häufigste Manifestation des Bakterienbefalls beim Mann ist die Urethritis, sprich eine Entzündung der Harnröhre.
Typisch ist ein vor Kurzem stattgefundener Wechsel des Sexualpartners. Nach wenigen Wochen kommt es zu Dysurie (Schmerzen beim Harnlassen) und einem , der meistens wässrig-schleimig, aber auch eitrig-schleimig sein kann. Es gibt aber auch asymptomatische Verläufe.
Bleibt die Urethritis unbehandelt, bilden sich die Symptome innerhalb von Tagen bis Wochen zurück. Bestimmte Faktoren, wie andere Infekte oder mechanische Belastungen, wie Verletzungen, Sport oder intensiver Geschlechtsverkehr, können zum Wiederauftritt der Chlamydien Infektion führen. Erstinfektion und ein Wiederauftreten der Chlamydien Infektion, lassen sich hierbei klinisch nicht unterscheiden.
Steigt die Chlamydien Infektion über die Samenleiter auf, kann der Nebenhoden betroffen sein. Es kommt zu einer Epididymitis (). Die Entzündung fängt im unteren Nebenhoden an, breitet sich rasch in diesem aus und kann schließlich auch den Hoden befallen. Dann besteht eine Epididymo-Orchitis (Entzündung des Nebenhodens und Hodens).
Die Symptome beginnen mit einer Schwellung, Verhärtung und Rötung des Nebenhodens und Hodens. Bei einem schweren Verlauf strahlen die starken Schmerzen bis in die Leiste und den Unterbauch. Auch kann auftreten. In den meisten Fällen ist der Befall einseitig.
Kommt es jedoch zu einer beidseitigen Chlamydien Infektion, kann diese zur Sterilität des betroffenen Mannes führen. Auch in der Harnröhre sind Spätfolgen einer Infektion mit Chlamydia trachomatis erkennbar. Sie kann Verengungen aufweisen, die jedoch nur in den seltensten Fällen klinisch bedeutsam sind.
Symptome der Chlamydien Infektion beim Mann
Die Chlamydien Infektion beim Mann kann verschiedene Symptome mit sich bringen, je nachdem, welche Harn- und Geschlechtsorgane, wie stark betroffen sind.
Symptome der Harnröhrenentzündung
- Schmerzen beim Urinieren (Dysurie)
- Druckgefühl
- wässrig schleimiger oder eitrig schleimiger Ausfluss
- oft aber auch ein symptomloser Verlauf
Symptome der Nebenhodenentzündung oder Hoden & Nebenhodenentzündung
- Schwellung des Hodens und/ oder Nebenshodens
- Verhärtung des Hodens und/ oder Nebenhodens
- Rötung des Hodens und/ oder Nebenhodens
- teilweise starke Schmerzen bis in die Leiste und/ oder den Unterbauch
- teilweise Fieber
Bei einer genitalen Infektion der Frau durch Chlamydien der Art Chlamydia trachomatis D-K, ist der Ort der Erstinfektion meistens die Zervix, sprich der Gebärmutterhals. Von dort kann die Chlamydien Infektion aufsteigen und das Endometrium (Gebärmutterschleimhaut), die Adnexen (Eierstöcke und Eileiter), das kleine Becken und das Peritoneum (Bauchfell) befallen.
Auch beim weiblichen Geschlecht kann Chlamydia trachomatis D-K eine Urethritis (Harnröhrenentzündung) verursachen. Wenn der Gebärmutterhals betroffen ist, liegt eine Zervizitis (Gebärmutterhalsentzündung) vor.
Es kommt zu einem dicken schleimigen Ausfluss, der übel riecht. Manchmal besteht auch eine Zervixerosion, also die Beschädigung der obersten Schicht des Gebärmutterhalses. Ist nur die Zervix betroffen, so verläuft der Infekt, ausgelöst durch die Chlamydien, sehr häufig symptomlos.
Die Urethritis tritt meist gemeinsam mit der Zervizitis auf, nur in den wenigsten Fällen isoliert. Es kommt zu Dysurie (schmerzhaftes Urinieren) und vermehrtem Harndrang. Etwa die Hälfte dieser Fälle verläuft ohne Symptome.
Symptome der Chlamydien Infektion bei der Frau
Die Chlamydien Infektion bei der Frau löst meist eine Harnröhrenentzündung und eine Gebärmutterhalsentzündung zusammen und nicht isoliert aus. Manchmal kann eine Chlamydien Infektion auch zu der sogenannten Pelvic Inflammatory Disease (PID) führen.
Symptome der Harnröhrenentzündung
- Vaginaler Ausfluss
- Unterbauchschmerzen
- teilweise Schmerzen beim Urinieren
- häufiger Harndrang
- kann auch komplett symptomlos verlaufen
Symptome der Gebärmutterhalsentzündung
- übelriechender gelblich-eitriger Ausfluss
- Kontaktblutung der Schleimhaut
Symptome der Pelvic Inflammatory Disease (PID)
- Bauchschmerzen und
- Zwischenblutungen
- Fieber
Auch kann Chlamydia trachomatis D-K zu einer Pelvic Inflammatory Disease (PID) führen. Dies ist ein Sammelbegriff für die Infektion des oberen weiblichen Genitaltrakts (Endometrium, Eileiter, Eierstock, in weiterer Folge das Bauchfell). In Europa ist in 75 % der Fälle Chlamydia trachomatis D-K Auslöser für eine PID, oft ist es eine Mischung mehrerer Erreger.
Die Symptome der Erkrankung sind variabel. Es kann etwa eine Adnexitis, also eine Entzündung der Eierstöcke und Eileiter, bestehen. Oft treten Bauch- und auf. Auch Zwischenblutungen und können zu den Symptomen zählen.
Es kann zu Tuboovarialabszessen kommen, sprich Eiteransammlungen in Eierstock oder Eileiter. Die gefährlichste Spätfolge der PID ist die Tubensterilität, die durch Vernarbungen und Verwachsungen in den Eileitern entstehen kann. Mit jedem Krankheitsschub steigt das Risiko einer ektopen Schwangerschaft (Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter).
Als seltene Komplikation einer PID kann eine Perihepatitis, auch Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom genannt, auftreten. Dabei kommt es zu Verwachsungen zwischen und Bauchwand, mit Schmerzen im rechten Oberbauch.
Chlamydien Infektion beim Neugeborenen
Während der Geburt wird eine Mutter, die mit Chlamydien infiziert ist, diese Infektion sehr wahrscheinlich auf das Neugeborene übertragen.
Symptome der Bindehautentzündung beim Neugeborenen
- Rötung der Bindehaut
- Abgabe von Sekret aus dem Auge
Symptome der Atemwegserkrankung beim Neugeborenen
- Schnupfen (Rhinitis)
- Entzündung der Bronchien (Bronchitis)
- teilweise (Pneumonie)
- Mittelohrentzündung (Otitis media)
Wenn die Atemwege und die Lunge betroffen sind, kann sich dies in einer Rhinitis (Schnupfen), Bronchitis und Pneumonie (Lungenentzündung) äußern. Als Langzeitfolge kann hier eine obstruktive Veränderung der Lunge auftreten. Die Pneumonie kann ebenso von einer Otitis media (Mittelohrentzündung) begleitet werden. Wenn Vaginalflüssigkeit in die Atemwege des Kindes gelangt, kann dies die Lungenentzündung zur Folge haben.
Vor allem für Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch, die an einer Infektion mit Chlamydia trachomatis leiden, ist es wichtig zu wissen, dass sich diese während der Geburt auf das Kind übertragen kann. Während der Geburt wandert das Kind durch den mit Chlamydia trachomatis infizierten Geburtskanal, wobei das Infektionsrisiko sehr hoch ist. In den meisten Fällen bleibt die Chlamydien Infektion des Kindes nahezu symptomlos.
Es sind vor allem die Augen und deren Bindehäute und Lunge/ Atemwege betroffen. Die Bindehautentzündung, beim Neugeborenen Einschlusskörperchenkonjunktivitis genannt, mit Rötung der Bindehaut und Abgabe von Sekret, heilt meistens problemlos und ohne Dauerschäden ab. In seltenen, schlimmen Fällen kann sie jedoch zur Erblindung führen.
Wenn schon eine Infektion mit Chlamydia trachomatis D-K besteht, kann diese durch eine Geburt getriggert werden. Dabei wird das sonst eher seltener betroffene Endometrium befallen, es kommt zu einer Post-partum-Endometritis mit .
Wenn man sich in der Schwangerschaft mit Chlamydien infiziert, können die gleichen Symptome wie bei einer Nicht-Schwangeren in Erscheinung treten. Genauso ist es möglich, dass die Infektion mit Chlamydien auch während der Schwangerschaft vollkommen ohne Beschwerden abläuft und deshalb unbemerkt bleibt.
Zu den typischen Symptomen bei Chlamydien in der Schwangerschaft zählen Entzündungen im Bereich des Gebärmutterhalses und der Gebärmutterschleimhaut. Durch diese entzündlichen Prozesse besteht in der Schwangerschaft das Risiko einer Frühgeburt oder eines vorzeitigen Blasensprungs. Auch das Eintreten anderer Schwangerschaftskomplikationen ist bei einer Chlamydien Infektion nicht auszuschließen.
Darüber hinaus ist es möglich, dass die Chlamydien auf das ungeborene Kind übergehen und dieses infizieren. Das Risiko dafür ist während der Geburt besonders groß und beträgt zwischen 50 und 70 Prozent. Neugeborenen, die sich mit den Erregern angesteckt haben, entwickeln besonders häufig, unmittelbar nach der Geburt, eine schwere . Außerdem kann es zur Entstehung einer Chlamydien assoziierten Mittelohrentzündung kommen.
Ein Symptom einer Chlamydien Infektion kann auch die SARA, die "sexually acquired reactive arthritis", sein. Sie tritt als Begleitsymptom von Infektionskrankheiten auf und äußert sich in einer Synovitis (Gelenkinnenhautentzündung), die allerdings steril, also nicht unmittelbar durch Bakterien verursacht, abläuft. Bei einem hohen Prozentsatz der Betroffenen kann eine genitale Infektion mit Chlamydia trachomatis nachgewiesen werden.
Erwähnenswert ist auch, dass sich durch die Änderungen der Sexualpraktiken häufiger Chlamydien der Art Chlamydia trachomatis im Rachen und Mastdarm nachweisen lässt. Die dadurch verursachte (Mastdarmentzündung) verläuft meistens ohne Beschwerden. Nur manchmal lassen sich im Auflichtmikroskop Spuren des Infekts finden, beispielsweise Vernarbungen.
Stadien bei einem Lymphogranuloma venerum
Beim Lymphogranuloma venerum, das durch die Serotypen L1-L3 hervorgerufen wird, gibt es drei für die Erkrankung typische Stadien.
Im Primärstadium entsteht an der Stelle des Erstkontakts mit dem Chlamydien Erreger eine schmerzlose Blase, die sich öffnet und dann abheilt. Das Primärstadium kann sich auch als Urethritis äußern, wenn sich die Stelle des ersten Kontakts in der Harnröhre befindet. Daneben sind im Primärstadium eine oder Proktokolitis (Entzündung von Mastdarm und Dickdarm) möglich.
Das Sekundärstadium äußert sich mit einem allgemeinen Krankheitsgefühl, auch eine erhöhte Temperatur ist möglich. Dazu kommt das typische, einseitig schmerzhafte Anschwellen eines Lymphknotens in der Leistenregion. Die starke Entzündung der Lymphknoten verursacht, dass diese mit dem Gewebe darunter und darüber verschmelzen und eitern, sodass sie zu Abszessen werden. Diese nennt man Bubonen.
Unbehandelt kann das Sekundärstadium entweder langsam über Monate abheilen oder ins Tertiärstadium übergehen. Die Entzündung kann von den Lymphknoten der Leistengegend zu den Lymphknoten des kleinen Beckens wandern. Von dort breitet es sich aus, es kommt zum sogenannten anorektalen Syndrom, mit Krankheitsgefühl, und Schmerzen beim Stuhllassen.
Das Tertiärstadium tritt erst Jahre nach der Erstinfektion ein und kann sich über Jahrzehnte hinweg ziehen. Es kommt zu Entzündungen des Rektums, der Analgegend und der äußeren Geschlechtsorgane. Die chronische Entzündung führt zum Anschwellen und zur Zerstörung des betroffenen Gewebes.
Wie werden Chlamydien diagnostiziert?
Diagnostik einer Chlamydien Infektion
Um festzustellen, ob sich der Patient mit Chlamydien infiziert hat, geht der Arzt folgendermaßen vor:
Zuerst befragt der Arzt den Patienten nach seiner Krankheitsgeschichte. Hier ist es wichtig, dass der Patient jedes Symptom so genau wie möglich beschreiben kann und nichts auslässt. Gerade bei Geschlechtskrankheiten sind solche Arztbesuche oft mit einer Scham behaftet, die eher hinderlich ist. Anhand der geschilderten Symptome kann der Arzt oftmals schon eine Einschätzung zur vorliegenden Krankheit abgeben, die im Falle einer Chlamydien Infektion noch labortechnisch bestätigt werden muss.
Körperliche Untersuchung: Handelt es sich bei den Beschwerden um solche im Intimbereich, nimmt der Arzt (Gynäkologe) einen Abstrich ab und sendet diesen in ein Labor. Dort werden die Bakterien nachgewiesen. Eine weitere Möglichkeit ist es, eine Urinprobe einzusenden.
Bei einer Bindehautentzündung werden vom Arzt manchmal auch Abstriche aus dem sogenannten Bindehautsack genommen, um die Bakterien nachzuweisen und das geeignete Antibiotikum verschreiben zu können.
Der Nachweis von Chlamydien erfolgt durch den direkten Erregernachweis. Dieser erfolgt durch Zellkulturen, wobei durch diese auch gleich auf mögliche Antibiotikaresistenzen der Erreger geschlossen werden kann, und NAATs. NAAT steht für Nucleic Acid Amplification Technology. Es handelt sich um ein Verfahren, bei dem die Nukleinsäure aus der Erbinformation der Bakterien vervielfältigt wird, um die Anwesenheit dieser schon bei kleiner Menge nachweisen zu können.
Es existieren auch Antikörpernachweise, doch diese sind durch die NAATs obsolet und höchstens für die Beobachtung des Krankheitsverlaufs brauchbar. Nach jeder Infektion bilden sich Antikörper, die über Jahre bestehen können. Somit kann bei einem Antikörpertest nicht zwischen einer rezenten oder einer zurückliegenden Infektion unterschieden werden.
Der Chlamydiennachweis soll nicht nur bei Symptomen angewandt werden, sondern auch im Rahmen von Routineuntersuchungen bei besonders vulnerablen Gruppen. Dazu gehören Frauen unter 25 Jahren, Frauen mit neuen oder häufig wechselnden Partnern oder Partnerinnen, Schwangere und Patientinnen mit dem Vorliegen anderer STI (sexuell übertragbare Infektionen).
Therapie bei Chlamydien
Da es sich bei Chlamydien um Bakterien handelt, kommen bei einer Infektion Antibiotika zum Einsatz. Nach dem Leitfaden der Deutschen STI-Gesellschaft 2020/21 ist die Therapie der 1. Wahl bei einer unkomplizierten Chlamydien Infektion:
Doxycyclin 100 mg 2x tgl. oral 7 Tage oder Azithromycin 1,5 g oral einmalig
Bei Schwangerschaft ist Azithromycin das Mittel der ersten Wahl. Bei Kindern unter 45 kg Körpergewicht und Neugeborenen ist es Erythromycin.
Zu beachten ist, dass bei einer Chlamydien Infektion auch immer der Sexualpartner mitzubehandeln ist. Erst nach abgeschlossener Behandlung (bei LGV erst bei völliger Abheilung) darf wieder sexueller Kontakt erfolgen.
Wann welches Antibiotikum?
Die Therapie in der Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Neugeborenen unterscheidet sich
Da eine symptomatische Infektion mit Chlamydien während der Schwangerschaft zu einer Frühgeburt oder einem frühzeitigen Blasensprung führen kann, sollte sie unbedingt behandelt werden. Bevorzugt wird die Chlamydien Infektion mit dem Antibiotikum Azithromycin therapiert. Die betroffene Schwangere bekommt davon eine einmalige Dosis, die in den meisten Fällen bereits ausreicht, um die Chlamydien Infektion zu stoppen.
Alternativ kommt auch das Antibiotikum Erythromycin infrage. Je nach genauer Dosierung muss es über einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen eingenommen werden.
Beide Antibiotika können auch in der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden. Wichtig dabei ist aber, dass der behandelnde Arzt die Einnahme verordnet und überwacht. Außerdem sollte der Sexualpartner der infizierten Schwangeren stets mitbehandelt werden.
Wenn sich ein Baby während der Geburt bei seiner Mutter mit Chlamydien ansteckt, wird es in der Regel mit dem Antibiotikum Erythromycin behandelt. Die Antibiotikagabe erfolgt dann über einen Zeitraum von 14 Tagen.
Alternativ kann zur Therapie einer Chlamydien Infektion bei einem Neugeborenen auch Azithroycin zum Einsatz kommen. In vielen Fällen genügt dann bereits eine Einmaldosis. Es ist jedoch auch möglich, dass das Antibiotikum über einige wenige Tage angewendet werden muss.
Prognose:
Eine Chlamydieninfektion ist, wenn sie frühzeitig erkannt wird, mit Antibiotika sehr gut behandelbar. Die Gefahr dieser Erkrankung liegt in den Spätfolgen, die besonders dann entstehen können, wenn durch einen milden oder gar symptomlosen Verlauf keine Behandlung erfolgt. Deshalb ist ein regelmäßiges Screening auch von symptomlosen, sonst gesunden Patienten beim Arzt dringend zu empfehlen. Die Spätfolgen können unter anderem zu einer führen.
Empfehlungen zur Nachsorge bei Chlamydien
Zur Nachsorge einer Chlamydieninfektion gehört die Nachkontrolle, die mittels NAAT frühestens 3 Monate nach Behandlung erfolgt. Frühere Kontrollen könnten noch positiv ausfallen, deshalb wird von diesen abgeraten. Während der Behandlung soll auf sexuellen Kontakt verzichtet werden, um das Anstecken der Sexualpartner zu verhindern. Die meisten Fälle von neuerlicher Krankheitsaktivität sind auf Reinfektionen zurückzuführen.
Zusammenfassung
Bei dem im Alltagsgebrauch verwendeten Begriff Chlamydien Infektion, handelt es sich um eine Infektion mit dem Bakterium Chlamydia trachomatis, das vor allem die Geschlechts- und Harnorgane befällt. Oft verläuft ein Chlamydien Infekt mild oder sogar symptomlos, weshalb ein Screening beim Arzt auch bei symptomlosen Patienten jährlich durchgeführt werden sollte.
Gefährlich sind die Spätfolgen, die bis hin zur Unfruchtbarkeit reichen, weshalb die Gabe von wirksamen Antibiotika in der Behandlung einen sehr hohen Stellenwert einnimmt.