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Nebenhodenentzündung

Profilbild von Bassem  Maalouf

Geschrieben von
Bassem Maalouf (Arzt)

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Nebenhodenentzündung?

Die Nebenhodenentzündung (Epididymitis) ist eine relativ häufige Erkrankung des Mannes. Sie ist äußerlich kaum von der Hodenentzündung zu unterscheiden. Da die beiden Krankheiten oft gemeinsam oder in kurzem zeitlichem Zusammenhang auftreten und auch ähnlich behandelt werden, wird die Entzündung oft als Epididymorchitis, also der Entzündung von Hoden und Nebenhoden bezeichnet.

Wissenswert

Es gibt zwei besonders häufige Ursachen, die zu einer (Neben-)Hodenentzündung führen. Die erste Ursache ist eine Infektion mit Bakterien. Meist sammeln sich die Bakterien dabei im Urin in der Blase (also eine Blasenentzündung) und wandern von dort aus in den Samenstrang, wo sie eine entsprechende Entzündung auslösen. Bakterielle Infektionen in der Blase werden vor allem begünstigt, wenn die Blase sich nicht vollständig entleeren kann, also nach dem Wasserlassen immer noch eine gewisse Menge sogenannten "Restharns" in der Blase verbleibt.

Dieser Restharn wirkt wie ein Reservoir, in dem sich die Bakterien schneller vermehren können. Gründe dafür, dass sich die Blase nicht mehr vollständig entleeren kann sind zahlreich, ein häufiger Grund ist die Prostatavergrößerung im Alter. Entsprechend sind (Neben-)Hodenentzündung bei älteren Männern häufig auf eine Folge von Restharn bzw. dem damit verbundenen erhöhten Risiko einer Infektion mit Bakterien. Anders ist es bei jungen Männern, die an einer (Neben-)Hodenentzündung leiden. Die überwiegende Ursache ist hier die Infektion mit einer sexuell übertragbaren Erkrankung, beispielsweise Chlamydien oder Gonokokken, also den Bakterien, die Gonorrhoe auslösen.

Neben Bakterien gibt es noch einige wenige andere mögliche Ursachen, etwa Viren. Das berühmteste Beispiel ist hier das Mumps-Virus, das in erster Linie eine Hodenentzündung verursacht. Von dem Virus geht daher auch die Gefahr der Unfruchtbarkeit von Männern aus, weshalb eine Impfung nach den aktuellen STIKO-Empfehlungen stets beachtet werden sollte. Auch ein Trauma, z.B. ein Schlag oder Tritt kann nachträgliche eine Entzündung von Hoden oder Nebenhoden auslösen. In einigen Fällen ist der Grund für eine Entzündung der Nebenhoden auch die Einnahme des Medikamentes "Amiodaron".

Was sind die Symptome einer Nebenhodenentzündung?

Die Entzündung von Hoden und/oder Nebenhoden sind in der Regel schmerzhaft und fallen durch eine einseitige Schwellung des Hodensacks auf. Typisch für eine Entzündung fühlt sich die Seite wärmer an und die Haut kann rot erscheinen. Neben diesen typischen Beschwerden kann es zu Fieber , Schmerzen beim Wasserlassen und geschwollenen Lymphknoten in der Leiste kommen. Oft lindert das Anheben der betroffenen Hodenseite die Schmerzen.

Achtung

Starke, vor allem plötzliche Schmerzen und die Schwellung eines Hodens können auch Anzeichen einer Hodentorsion , also Hodenverdrehung sein. Dabei handelt sich um einen medizinischen Notfall, der sofort behandelt werden muss.

Wie wird die Nebenhodenentzündung diagnostiziert?

Im Vordergrund stehen immer die Beschreibung der Beschwerden und die ärztliche, körperliche Untersuchung. Da wie oben beschrieben die meisten Entzündungen eine bakterielle Ursache haben, wird im nächsten Schritt meist eine Urin-Probe auf Entzündungszeichen und ggf. auf Bakterien untersucht. Dafür kann auch ein Abstrich aus der Harnröhre notwendig sein, der aber schnell und ungefährlich ist. In jedem Fall sollte ein Ultraschall der betroffenen Seite gemacht werden, um andere Krankheitsbilder, etwa die Hodenverdrehung, auszuschließen. Im Zweifel kann auch eine Blut-Untersuchung gemacht werden, um nach Entzündungszeichen zu suchen.

Hinweis

Sollte der Patient nicht gegen das Mumps-Virus geimpft sein, kann auch eine spezielle Untersuchung gemacht werden, um diesen Verdacht zu verfolgen.

Therapie bei Nebenhodenentzündung

Die zwei Hauptsäulen der Therapie einer (Neben-)Hodenentzündung sind die Schmerzlinderung und die Bekämpfung der Entzündung. Hierfür eignen sich einfache entzündungshemmende Schmerzmittel (z.B. Ibuprofen ). Im Falle einer bakteriellen Entzündung kann je nach Art der Bakterien die Einnahme von einem oder mehreren Antibiotika erforderlich werden. Dabei ist es sehr wichtig, die Medikamente genau so einzunehmen, wie sie verschrieben worden sind, um die Entzündung endgültig zu bekämpfen. Insbesondere bei sexuell übertragbaren Bakterien müssen unbedingt auch die Geschlechtspartner mitbehandelt werden.

Bis die Erkrankung vollständig abgeheilt ist, sollte in jedem Fall auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden. Ist die Ursache der Infektion Restharn-bedingt, kann die Anlage eines Katheters notwendig werden, die den Urin durch einen dünnen Schlauch ausleitet, sodass das oben beschriebene "Reservoir" nicht mehr für die Bakterien zur Verfügung steht. Vielen Patienten hilft die Hochlagerung des Hodensacks mit kleinen Polstern oder eines sog. "Hodenbänkchens" und die Kühlung der Region.

Achtung

In einigen Fällen kann die Aufnahme in ein Krankenhaus notwendig sein. Bei besonders schweren Fällen kommen weitere Medikamente und im schlimmsten Fall auch die Operation zum Einsatz.

Wie ist die Prognose einer Nebenhodenentzündung?

Leichte Verläufe der Erkrankung haben eine meist gute Prognose. Werden die Ursachen der Entzündung verhindert (z.B. Verhinderung von sexuell übertragbaren Krankheiten durch Kondome) bzw. anderweitig behandelt, besteht kein erhöhtes Risiko erneut zu erkranken. In seltenen Fällen kann es nach Nebenhodenentzündungen zur Sterilität, also Unfruchtbarkeit , kommen.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einer Nebenhodenentzündung

In Apotheken sind sog. Hodenbänkchen erhältlich, die den Hoden anheben und damit die Schmerzen lindern und ggf. auch beim direkten Kühlen des Hodens helfen können.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Nebenhodenentzündung

Sofern die Entzündung unter ärztlicher Therapie und ggf. urologischer Mitbeurteilung vollständig abgeheilt ist, bedarf es keiner Nachsorgen.

Zusammenfassung

Die Hodenentzündung und Nebenhodenentzündung sind oft gemeinsam auftretende und sich stark ähnelnde Erkrankungen, die am häufigsten durch Bakterien verursacht sind und sowohl junge als auch ältere Männer betrifft. Die Erkrankung äußert sich durch Schmerzen, Schwellung und Rötung meist eines Hodens und kann gut mit Medikamenten, Kühlung und Hochlagerung behandelt werden.

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Nebenhodenentzündung einfach erklärt

Epididymitis

Betroffene

Organe(e):

Nebenhoden

Häufigkeit

  • Häufigkeitsgipfel: 18 bis 50 Jahre

Risikofaktoren

  • Ungeschützter Geschlechtsverkehr
  • Entleerungsstörungen der Harnblase
  • Fehlbildungen des Urogenitaltrakt
  • Blasenkatheter
  • Hodentorsion
  • Verletzung/Trauma

Ursachen

  • Bakterielle Entzündung

Pathophysiologie

  • bakterielle Infektion > Bakterien gelangen über Harnwege zur Prostata und Nebenhoden> Entzündung

Symptome

  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Schmerzen im Nebenhoden
  • Fieber
  • Übelkeit
  • Ausfluss aus der Harnröhre

Komplikationen

  • Abszess
  • Sepsis
  • Chronifizierung
  • Hodenentzündung
  • Unfruchtbarkeit

Diagnose

  • Anamnese
    • Leiden sie unter Schmerzen im Hoden?
    • Strahlen diese Schmerzen bis in die Leiste und den Unterbauch aus?
    • Haben sie Fieber?
    • Leiden sie an Übelkeit und Erbrechen?
    • Haben sie Ausfluss aus dem Penis?
    • Haben sie Schmerzen beim Wasserlassen?
    • Hatten sie ungeschützten Geschlechtsverkehr?
  • Körperliche Untersuchung
    • Abtasten der Nebenhoden und der Hoden
  • Ultraschalluntersuchung
  • Laboruntersuchung
    • erhöhte Entzündungsparameter
  • Urin- Stix
    • Ausschluss Harnwegsinfekt

Laborwerte

  • CRP Erhöht
  • Leukozyten Erhöht
  • BSG Erhöht

Differenzial Diagnose

  • Hodenentzündung

Therapie

  • Medikamente
  • Schmerztherapie

Präventionsmaßnahmen

  • Nutzung von Kondomen
  • Blasenentleerung nach dem Geschlechtsverkehr
  • Frühzeitige Behandlung von Harnwegsinfekten

Mögliche Vorsorgemaßnahmen

  • Nutzung von Kondomen
  • Blasenentleerung nach dem Geschlechtsverkehr
  • Frühzeitige Behandlung von Harnwegsinfekten

Prognose

  • Lange Heilungsphase von bis zu sechs Wochen
  • In der Regel problemlose Ausheilung.

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