Geschrieben von Dr. Moritz Wieser (Arzt)
Bei einer Hodenentzündung (Orchitis) handelt es sich um eine Erkrankung, bei der es zur Ausbildung entzündlicher Prozesse im Hoden kommt. In den meisten Fällen liegt der Entzündung, die sowohl ein- als auch beidseitig auftreten kann, ein viraler Krankheitserreger zugrunde. Eine Orchitis kann aber auch durch Bakterien hervorgerufen werden.
Kommt es zu einer Hodenentzündung, so treten die entzündlichen Prozesse in der Regel auch auf den/die Nebenhoden über. Man spricht dann von einer sogenannten Epididymorchitis.
Betroffen sind vor allem junge Männer, die gerade erst die Pubertät durchgemacht haben. Aber auch bei älteren Männern ist das Auftreten einer Hodenentzündung keine Seltenheit. Eine weitere wichtige Risikogruppe sind Männer hohen Alters, die mit einem Dauerkatheter versorgt sind. Die Inzidenz der Erkrankung liegt bei ungefähr 290 Fällen pro 100.000 Männern pro Jahr.
Da sich Entzündungen im Bereich des Hodens negativ auf die Zeugungsfähigkeit auswirken können, sollte bei entsprechenden Symptomen umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Eine Entzündung des/der Hoden kann durch verschiedene Erreger hervorgerufen werden. In den meisten Fällen liegt der Erkrankung eine virale Infektion zugrunde. Von allen relevanten Viren, spielen die Mumps-Erreger dabei eine besonders wichtige Rolle, denn die Mumps-Orchitis ist mit Abstand die häufigste Form der Hodenentzündung.
Außerdem können Infektionen mit Varizella-Zoster-Viren, dem Epstein-Barr-Virus und Coxsackie-Viren zur Entstehung von entzündlichen Prozessen in den Hoden führen. Diese Erreger rufen bei den betroffenen Patienten Infektionen wie Windpocken oder
Neben viralen Krankheitserregern können auch verschiedene Bakterien die Entstehung einer Hodenentzündung provozieren. Besonders wichtig dabei sind zum Beispiel Salmonellen oder die Erreger von sexuell übertragbaren Krankheiten wie
In einigen Fällen liegt der Entstehung der Hodenentzündung aber auch eine Entzündung der Nebenhoden zugrunde. Das bedeutet, dass es zuerst zur Ausbildung entzündlicher Prozesse im Bereich der Nebenhoden kommt und diese dann im weiteren Verlauf auch auf das Hodengewebe übertreten.
Seltener, aber dennoch möglich ist die Ausbildung einer Hodenentzündung im Zuge eines schweren Traumas, also einer direkten Gewalteinwirkung auf das Hodengewebe.
Gefährdet sind besonders ältere Menschen mit Harnwegsinfekten (insbesondere Dauerkatheterträger).
Die Beschwerden treten typischerweise einige Tage nach Beginn der Grunderkrankung (Harnwegsinfekt bzw. Epididymitis) auf. Betroffene haben plötzlich starke Hodenschmerzen mit Schwellung und Rötung. Der Hoden ist deutlich vergrößert und stark berührungsempfindlich. Weiters bestehen meist allgemeine Krankheitszeichen wie Abgeschlagenheit und
Bei einer direkten, bakteriellen Entzündung des Hodens entwickeln die Betroffenen ebenfalls starke Schmerzen im Bereich des Hodens. Zudem kommt es im Zuge der Erkrankung zu Schwellungen und Rötungen des Hodens. Typisch für die bakterielle Form der Orchitis ist jedoch, dass die Beschwerden deutlich langsamer in Erscheinung treten als im Falle einer viralen Genese.
In 10-15 % der Fälle sind beide Hoden gleichzeitig betroffen. Im weiteren Verlauf sind Hoden und Nebenhoden nicht mehr voneinander abgrenzbar. Anheben des betroffenen Hodens bringt typischerweise Erleichterung.
Die Diagnose erfolgt durch Anamnese, Inspektion, vorsichtiges Abtasten des Hodens sowie Ultraschall. Bei Verdacht auf eine Virus-Orchitis ist die Bestimmung spezifischer Antikörper vor allem gegen Mumps- und Coxsackievieren hilfreich.
Nach einem Arzt-Patienten-Gespräch, bei dem der betroffene Patient die bei ihm vorliegenden Beschwerden angeben sollte, wird der Hoden vorsichtig untersucht. In der Regel fällt der Hoden dabei schon durch seine Rötung und Schwellung auf. Zudem ist ein entzündeter Hoden deutlich überwärmt. Hinweisgebend für die Orchitis ist das sogenannte Prehn-Zeichen. Das bedeutet, dass es bei Männern mit Hodenentzündung durch das vorsichtige Anheben des Hodensacks zu einer Schmerzlinderung kommt.
Im Anschluss an die körperliche Untersuchung erfolgt die Sonografie des entzündeten Hodengewebes. Mithilfe der Dopplersonografie ist es möglich, die durch die entzündlichen Prozesse induzierte Durchblutungssteigerung nachzuweisen.
Wenn im Zuge der Diagnostik der Verdacht auf das Vorliegen einer sexuell übertragbaren Erkrankung entsteht, sollte der Partner/Sexualkontakt unbedingt ebenfalls untersucht werden. Sollte sich der Verdacht bestätigen, müssen beide Personen behandelt werden. Andernfalls würden sie sich immer wieder gegenseitig anstecken (sogenannte Ping-Pong-Infektion).
Die wichtigste Differenzialdiagnose der Entzündung des Hodens ist die sogenannte
Wenn der Verdacht auf das Vorliegen einer Orchitis besteht, sollte eine möglicherweise bestehende Hodentorsion dringend ausgeschlossen werden. Grund dafür ist vor allem die Tatsache, dass der Hoden durch die Unterbindung der Blutzufuhr binnen kurzer Zeit absterben kann.
Diagnostisch unterscheiden sich beide Erkrankungen vor allem bezüglich der Prehn-Zeichens und der Dopplersonografie. Im Falle der Torsion führt das Anheben des Hodensacks nicht zum Nachlassen der Schmerzen. Darüber hinaus kann mithilfe der Dopplersonografie keine gesteigerte, sondern eine gedrosselte, beziehungsweise erloschene Blutzufuhr nachgewiesen werden.
Sollte statt einer Entzündung eine Hodentorsion vorliegen, so muss der betroffene Patient umgehend operativ versorgt werden. Andernfalls droht das Absterben des Hodengewebes und eine damit einhergehende Beeinträchtigung der Zeugungsfähigkeit.
Die Therapie erfolgt durch eine resistenzgerechte Antibiotikatherapie, Hochlagerung und kühle Umschläge. Eine Virus-Orchitis wie bei
Einer Hodenentzündung kann nicht immer zuverlässig vorgebeugt werden. Zumindest die Entstehung einer Entzündung im Zuge einer Infektion mit dem Mumps-Virus kann durch eine Impfung verhindert werden. Gleiches gilt für entzündliche Prozesse des Hodengewebes, die in Zusammenhang mit Varizellen stehen.
Sowohl die Impfung gegen Mumps als auch die Immunisierung gegen Varizellen findet in der Regel bereits im Kindesalter statt. Mumps wird dabei zusammen mit den Impfungen gegen
Generell sind die entsprechenden Impfungen für alle Menschen sinnvoll. Besonders wichtig sind sie aber für Personen, die berufsbedingt ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben. Das betrifft vor allem medizinisches Personal, Lehre und Erzieher.
Für Entzündungen der Hoden, die durch eine sexuell übertragbare Krankheit provoziert werden, gilt die Verwendung von Kondomen als beste Vorbeugungsmaßnahme. Eine Ansteckung kann damit zwar nicht zu 100 Prozent verhindert werden, das Risiko sich zu infizieren nimmt jedoch deutlich ab.
Bei der Hodenentzündung handelt es sich um eine sehr schmerzhafte Infektion, die sich jedoch relativ gut therapieren lässt. Im Falle der bakteriellen Orchitis kann eine Behandlung mithilfe von Antibiotika erfolgen. Sollte die Hodenentzündung eine virale Genese haben, so halten die Beschwerden in der Regel länger an.
Bei einer mit einer Mumpsinfektion einhergehende Entzündung des Hodens persistieren die Beschwerden über einen Zeitraum von ungefähr drei bis zehn Tagen. Auswirkungen der Erkrankung, zum Beispiel die Beeinträchtigung der Spermienproduktion, können jedoch über einige Monate anhalten. Nur in besonders ausgeprägten Fällen wird das Hodengewebe durch die entzündlichen Prozesse derart stark geschädigt, dass die Spermienproduktion dauerhaft in Mitleidenschaft gezogen bleibt. Bei ungefähr ein bis zwei Prozent der Männer, die an einer Mumps-Orchitis leiden, kommt es zur
Als Hausmittel eignen sich kühlende Umschläge sowie alle fiebersenkenden und antientzündlichen Mittel.
Die Orchitis sollte 2-3 Tage nach dem Therapiebeginn kontrolliert werden. Nach 10 Tagen kann gegebenenfalls zusätzlich eine Kontrolle von Blutbild, CRP und Urin erfolgen.
Die Orchitis ist eine Entzündung des Hodens, die meist durch das Übergreifen einer
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Geschrieben von
Dr. Moritz Wieser
Medizinisch geprüft am
24. Okt. 2022
Eine Virus-Orchitis heilt prinzipiell von alleine aus, jedoch sollte auch hier eine Therapie erfolgen. Beispielsweise mit antiphlogistischen Medikamenten und Bettruhe.
Bei Hodenproblemen sowie bei allen anderen Problemen des männlichen Urogenitalapparates sollte ein Urologe konsultiert werden.
Je nach zugrundeliegender Ursache einige Tage bis zu einigen Wochen.
Ja. Eine Hodenentzündung ist eine ernstzunehmende Erkrankung, bei welcher Bettruhe für einen bestmöglichen Verlauf notwendig ist.
Die bakterielle Infektion des Hodens erfolgt durch Streuung einer Infektion über das Blut (hämatogene Streuung).
Eine Orchitis ist eine ernstzunehmende Erkrankung, welche im Regelfall gut ausheilt, im schlimmsten Fall jedoch eine operative Freilegung des Hodens erfordern kann.
Eine Nebenhodenentzündung äußert sich durch plötzliche Hodenschmerzen, Rötung des betroffenen Hodens sowie allgemeinen Krankheitszeichen wie Fieber und Abgeschlagenheit.
Erkrankung zusammengefasst
Orchitis
Begriffe
Abszess
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