Die Auswirkungen der Parkinson-Krankheit auf Beziehungen sind pro Patient:in sehr unterschiedlich. Dabei kommt es sowohl auf den Umgang der Betroffenen mit ihrer Krankheit an, als auch auf die Art der Beziehung. Am meisten wird wohl die Beziehung zu Ehepartner oder Ehepartnerin oder mit den Patient:innen zusammenlebenden Personen beeinflusst.
Je nach Schwere und Verlauf der Krankheit müssen Partner:innen ihre Angehörigen aufgrund von körperlichen Einschränkungen pflegen und unterstützen. Auch Kinder oder andere Angehörige können diese Funktion übernehmen.
Es kommt also zu einer Veränderung von einer rein ehelichen, familiären oder freundschaftlichen Beziehung zu einem pflegerischen Verhältnis. Das ist an sich noch nicht als gut oder schlecht zu beurteilen, ist aber eine offensichtliche Veränderung, mit der jedes Paar und jede Familie anders umgeht. Es könnte zum Beispiel zu Stress bei den Angehörigen, aber durch die vermehrte gemeinsame Zeit auch zu einer engeren Bindung führen.
Die Parkinson-Krankheit kann dazu führen, dass Betroffene sich sozial zurückziehen. Gründe dafür können Scham über eingeschränkte körperliche Funktionen sein, aber auch psychische Erkrankungen, die bei Menschen mit Parkinson gehäuft auftreten.
Dazu gehören zum Beispiel Depressionen und Angststörungen. Das führt dazu, dass Betroffene eventuell weniger soziale Beziehungen haben, was wiederum ihr psychisches Wohlergehen beeinträchtigt. Wenn es zum Beispiel um einen Sportkurs geht, kann aber auch das körperliche Wohlergehen beeinflusst werden.
Die oben genannte Veränderung zu einer pflegerischen Beziehung kann zum Beispiel zu Folge haben, dass sich der Partner oder die Partnerin trotz mehr gemeinsamer Zeit, emotional distanziert zum/r Patient:in fühlt. Das kann daran liegen, dass das Paar weniger über andere Themen als die Krankheit und die Pflege redet.
So geht eine gemeinsame Identität der Beziehung verloren. Wenn beispielsweise sonst oft über eine gemeinsame Leidenschaft gesprochen wurde, dazu aber nun keine Zeit mehr bleibt, wird eventuell ein wichtiger Bestandteil der Beziehung genommen.
Es kann aber auch an Symptomen der Krankheit selbst liegen:
Betroffene haben zusätzlich oft ein Symptom, das Alexithymie, übersetzt: Gefühlsblindheit, genannt wird. Dabei können Gefühle nicht so gut unterschieden, wahrgenommen oder in Worte gefasst werden. Auch das kann zu emotionaler Distanziertheit in der Beziehung beitragen.
Die Parkinson-Krankheit kann den Alltag und die Beziehung von Patient:innen und Angehörigen deutlich beeinflussen:
Durch all diese und viele weitere Punkte wird die Beziehungsstabilität und Zufriedenheit innerhalb der Beziehung erschwert. Dies kann wiederum zu Depressionen und anderen psychischen aber auch körperlichen Krankheiten führen.
Davon sind beide Menschen in der Partnerschaft, also Patient:innen und Angehörige betroffen. Deswegen sollten diese Schwierigkeiten früh erkannt werden, damit dagegen vorgegangen werden kann.
Menschen mit Parkinson können einige Symptome haben, die ihre Kommunikation mit anderen Menschen beeinflusst:
Vor allem sollten die Symptome, die die Beziehungen erschweren, mit medizinischem Personal besprochen werden. Vor allem depressive Symptome werden oft nicht genannt und dann auch nicht erkannt. Diese können allerdings sehr gut behandelt werden, was sowohl für die Betroffenen als auch für die Beziehungen sehr wichtig und erleichternd wirkt.
Wenn bemerkt wird, dass die Beziehung immer weniger partnerschaftlich oder freundschaftlich oder wie zuvor wird, sondern eher pflegerisch wird, kann ein abgesteckter Zeitraum helfen. In diesem Zeitraum kann über andere Themen als die Krankheit gesprochen werden.
Aber auch die Kommunikation über die Schwierigkeiten selbst ist sehr wichtig: In Studien zeigte sich, dass das offene Besprechen von sensiblen Problemen wie beispielsweise sexuellen Störungen oder aber auch depressiven Gedanken, die Lebensqualität erheblich verbessern kann. Die Planung von zukünftigen Pflegemaßnahmen, die die Wünsche von Patient:innen enthalten, tragen ebenfalls dazu bei.
Wenn Betroffene sich sozial zurückziehen, können Gruppenaktivitäten mit anderen Betroffenen helfen. Das verringert Schamgefühle bezüglich der Krankheit und ermöglicht soziale Kontakte. Das Teilnehmen an Aktivitäten mit vorherigen sozialen Kontakten kann ebenfalls durch das Besprechen von Problemen und Gefühlen möglich gemacht werden.
Auch wenn das anfangs schwierig ist, hilft es sehr, sich offen über Probleme und vor allem Gefühle zu unterhalten. Mimik und Gestik sind ein großer Bestandteil von zwischenmenschlicher Kommunikation. Wenn dieser wegfällt, ist es wichtig, dies sprachlich zu ersetzen: Offene Kommunikation über Gefühle, hilft hier den Patient:innen und auch der emotionalen Beziehung zu Angehörigen.
Da Kontakte zu Ärzt:innen je nach Krankheitsfortschritt sehr selten sein können, ist es wichtig, dass Angehörige Symptome der Betroffenen wahrnehmen. So kann zum Beispiel eine
Auch das Motivieren zu Gruppenaktivitäten, kann Betroffenen sehr helfen, ihren Scham und ihre Motivationslosigkeit zu überwinden.
Veränderungen in Beziehung, die schon lange bestehen, sind manchmal schwer zu akzeptieren. So ist es auch bei Angehörigen von Menschen mit Parkinson nicht leicht, die durch die Krankheit verursachten Abweichungen zum "Normalen" einfach so hinzunehmen.
Wie bei den anderen genannten Problemen, hilft es darüber zu sprechen. Gespräche mit den Partner:innen, sowie mit außenstehenden Personen, nehmen oft eine große Last von den Schultern der Personen in der veränderten Beziehung.
Wenn alle beteiligten Personen ihre Wünsche äußern können, kann eventuell ein Kompromiss gefunden werden. Denn manche Veränderungen geben Platz für neue Aspekte in einer Beziehung. Das kann diese auch bereichern. Natürlich ist auch das aber von Beziehung zu Beziehung unterschiedlich und es kann auf erfolgreiche Bewältigungsmaßnahmen für vorherige Probleme zurückgegriffen werden.
Bei zu viel pflegerischem Aufwand durch Angehörige kann ein Pflegedienst oder ein Platz im Altenheim helfen. Das ist natürlich ein großer Schritt innerhalb einer Familie oder Partnerschaft, kann aber alle beteiligten Personen entlasten. Durch den Wegfall vom pflegerischen Teil in der Beziehung, ist es so eventuell möglich, den intimen, sozialen und emotionalen Teil wiederzubeleben.
Es gibt Gruppenangebote für Menschen mit Parkinson oder anderen Erkrankungen, die genutzt werden können. Damit kann sowohl der Körper trainiert, als auch soziale Kontakte hergestellt werden. Soziale Kontakte verbessern die Lebensqualität von vielen Menschen mit Parkinson enorm.
Die Parkinson-Krankheit kann zum Verlust von sexuellen Funktionen und Lust führen und auch die emotionale Intimität beeinträchtigen. Das Wichtigste ist es, über diese Probleme offen zu sprechen, auch wenn das anfangs schwerfallen mag. Denn meistens geht es beiden Personen in der Beziehung ähnlich und ein Gespräch erschafft Erleichterung.
Intimität kann auch auf andere Weise gefunden werden, als bis jetzt in der einzelnen Beziehung gewohnt. Manchmal kann zum Beispiel emotionale Intimität die körperliche sehr gut ersetzen, aber auch körperlich können andere Methoden zum Lustgewinn gefunden werden.
Wichtig ist, zu akzeptieren, dass sich die Intimität in der Beziehung auf jeden Fall verändert und dies meist auch nicht rückgängig gemacht werden kann. Andere Wege zu finden, muss aber nicht unbedingt etwas Schlechtes bedeuten und kann die Beziehung auch bereichern.
Durch gezieltes Abgrenzen von der Krankheit für geplante Zeiträume. Ein eigener Alltag, in dem es nicht nur um Pflege und Probleme geht, ist sehr wichtig für die psychische Gesundheit von jedem Menschen. Das kann zum Beispiel im Rahmen von geplanten Aktivitäten mit anderen Menschen sein.
Über seine Probleme sowohl mit seinem/r Partner:in als auch mit anderen Menschen zu sprechen, kann psychischen Leidensdruck deutlich verringern. Das gelingt auch, ohne sofort Lösungen zu finden.
Wenn ernsthafte depressive Gedanken bestehen, sollte darüber auf jeden Fall mit medizinischem oder psychologischem Personal gesprochen werden. Eine Psychotherapie hilft vielen Menschen mit diesen Gedanken.
Letzte Änderung: 22. November 2023
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