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Parkinson: Diagnose und Behandlung

Geschrieben von Lena Rummler

Diagnose

Eine richtige Diagnose bei Parkinson zu stellen, äußert sich als schwierig, vor allem, wenn sich die Krankheit noch in ihren Anfangsstadien befindet. Generell sollte auf die Bewegungsfähigkeit geachtet werden, eine Einschränkung dieser gilt nämlich als ein wichtiges Indiz. Sind Betroffene schon mit einfachen Alltagsaufgaben überfordert, die sie zuvor ohne Probleme meistern konnten, so spricht dies ebenfalls für eine Erkrankung an Morbus Parkinson.

Zu den häufigsten Alltagsaufgaben, die Menschen mit Parkinson im Anfangsstadium schwerfallen gehören:

  • Feinmotorik: Insbesondere beim Anziehen zeigen sich die ersten Symptome. Die Betroffenen können Knöpfe nur schwer schließen oder öffnen. Auch Reißverschlüsse können nicht mehr problemlos geschlossen werden. Aber auch das Schreiben kann durch die Versteifung der Muskeln schwerfällig sein, das Schriftbild verschlechtert sich.
  • Gleichgewicht und Koordination: Betroffene leiden auch an Gleichgewichtsstörungen und EInschränkungen beim Laufen. Bei Betroffenen die alleine Leben kann dies ein erhöhtes Verletzungsrisiko birgen.
  • Koordination der Augen und Hände: Die Koordination der Augen und Hände bereitet den Betroffenen Schwierigkeiten. Dies zeigt sich beispielsweise beim Autofahren oder beim Essen mit Besteck.
  • Sprechen und Schlucken: Manche Betroffene leiden bereits im Frühstadium unter Sprechschwierigkeiten (Dysarthrie) und Schluckstörungen (Dysphagie).

Es bietet sich an, sowohl für die Diagnostik als auch für die Therapie einen Spezialisten aufzusuchen, da diese Krankheit sehr komplex sein kann. In der Regel ist dies ein Neurologe. Die Diagnose erfolgt hierbei in mehreren Schritten:

Arzt-Patienten-Gespräch

Zunächst wird Ihr Arzt Sie nach Ihrer medizinischen Vorgeschichte und Ihren Symptomen fragen. Denken Sie daran alle relevanten Unterlagen, wie z. B. Atteste oder andere medizinische Aufzeichnungen, mitzubringen. Diese helfen Ihrem Arzt bei der richtigen Diagnose.

Bringen Sie zu diesem Gespräch ruhig eine Begleitperson mit, so können Sie sich besser merken was Ihr Arzt mit Ihnen besprochen hat.

Untersuchung

Der Neurologe wird dann eine Reihe von neurologischen Untersuchungen durchführen, um die typischen Symptome zu erkennen. Dazu gehören beispielsweise die Prüfung des Ganges oder ein sogenannter Pendeltest. Bei diesem Test werden die Schultern des Patienten nach vorne und nach hinten bewegt und anschließend wird die passive Bewegung der Arme beobachtet.

Des Weiteren wird dem Patienten oftmals infolge seiner Beschwerden eine künstlich hergestellte Vorstufe des Dopamins als Medikament verabreicht. Diese kann dann in unserem Körper zu Dopamin umgewandelt werden. Bessern sich die Symptome nach Gabe des sogenannten L-Dopa, so ist dies auch ein wichtiges Indiz für einen Mangel an Dopamin und somit ein Zeichen, dass der Patient eventuell an Morbus Parkinson erkrankt ist.

Durch die nuklearmedizinische Diagnostikmethode PET (kurz für Positronen Emission Tomografie) können indirekt Hinweise auf eine Parkinson Erkrankung gefunden werden, da man hierbei mithilfe von radioaktiv markierten Stoffen dessen Verteilung im Körper sichtbar machen kann.

In diesem Fall wird dann indirekt nach Nervenzellen gesucht, die Dopamin produzieren und ausstoßen und man kann folglich feststellen, ob diese Zellen das in einer gesunden oder krankhaften Menge tun.

Weitere bildgebende, diagnostische Verfahren, wie zum Beispiel ein CT (Computertomografie), werden nicht sehr häufig verwendet, und wenn, dann lediglich zum Ausschließen von anderen Krankheiten und nicht zur Diagnostik von Morbus Parkinson .

Behandlung

Die Therapie setzt sich aus mehreren Teilgebieten zusammen. Allgemein sollte man jedoch immer im Hinterkopf behalten, dass diese Krankheit nicht heilbar ist, sondern man lediglich versuchen kann, die Beschwerden so gut wie möglich zu lindern.

Medikamentöse Therapie

Zunächst wird mit der medikamentösen Therapie begonnen. Hierbei können einzeln oder in Kombination verschiedene Medikamente verabreicht werden, die jeweils diverse Therapieziele haben.

Eines der wichtigsten Medikamente ist wohl das Levodopa, auch L-Dopa genannt. Dieses ist eine Vorstufe des Dopamins und kann im Körper dann endgültig zu Dopamin umgesetzt werden. Somit wirkt es also dem allgemeinen Dopamin Mangel entgegen und gleichzeitig auch den allgemeinen Beschwerden wie Unbeweglichkeit oder Zittern, die ein Dopamin Mangel mit sich bringt.

Eine weitere Gruppe der Medikamente sind die sogenannten Dopamin Agonisten. Diese haben im Körper nach der Aufnahme die gleiche Wirkung wie Dopamin oder verstärken die Wirkung des im Körper bereits vorhandenen Dopamins.

Ebenfalls kann man Medikamente gegen den Abbau des Dopamins einnehmen.

Physiotherapie

Ebenfalls von großer Bedeutung ist die Physiotherapie. Hierbei können die Patienten unterstützt werden, ihre allgemeine Beweglichkeit so gut und lange wie möglich zu bewahren.

Sollte es beispielsweise zu Schädigungen des Sprechverhaltens kommen, so könnte auch die Hilfe eines Logopäden in Betracht gezogen werden, falls notwendig.

Operativer Eingriff

Ob ein operativer Eingriff sinnvoll ist, hängt mit dem Stadium der Erkrankung und dem Alter des Patienten zusammen. In der Regel wird eine Operation als letzte Möglichkeit in Erwägung gezogen, wenn Medikamente und andere Therapieansätze keine Wirkung mehr erzielen.

Bei dem Eingriff, THS (Tiefe Hirnstimulation) genannt, werden dem Patienten Elektroden in das Gehirn implantiert. Diese Elektroden sollen elektrische Impulse abgeben und auf diese Weise die Symptome der Erkrankung lindern.

Psychotherapie

Auch eine Psychotherapie wird wärmstens empfohlen, da diese Krankheit eine große seelische Belastung darstellen kann und die aus der Diagnose resultierenden Angstgefühle, Panikattacken oder Ähnliches mithilfe eines Therapeuten besser und richtig verarbeitet werden können.

Pflege und Betreuung

Befindet sich ein Patient mit dieser Krankheit bereits im Endstadium, ist eine 24-Stunden-Betreuung und Pflege der Betroffenen unausweichlich. Hierbei bietet sich eine Heimbetreuung mit professioneller und geschulter Hilfe im Sinne von ausgebildeten Pflegern an.

Wie bereite ich mich auf die Behandlung vor?

Vor dem Gespräch mit Ihrem Arzt und der anschließenden Behandlung können Sie einige Vorbereitungen treffen, die für einen reibungslosen Ablauf förderlich sind.

Vor Ihrem Arzt-Patienten-Gespräch sollten Sie sich Fragen an Ihren Arzt überlegen. So bleiben hinterher keine Fragen offen und alle möglichen Bedenken können geklärt werden.

Auch Ihre Symptome und wann diese auftreten sollten Sie in einem Parkinson-Tagebuch notieren, dies hilft Ihrem Arzt bei der richtigen Diagnose. Er sollte zudem eine Liste aller Medikamente bekommen, die Sie regelmäßig einnehmen. Dies ist wichtig für eventuelle Wechselwirkungen mit den Parkinson Medikamenten.

Gerade bei Parkinson kann es hilfreich sein seine Symptome, wie Bewegungseinschränkungen, auf Video festzuhalten. So kann sich Ihr Arzt ein besseres Bild von dem möglichen Stadium der Erkrankung machen.

Prognose

Mit einer guten medikamentösen Behandlung können Betroffene für einen langen Zeitraum ohne, beziehungsweise mit geringen Beschwerden leben und somit ein annähernd normales Leben führen.

Allerdings ist diese Krankheit leider nicht heilbar, und Betroffene werden mit Sicherheit durch das Voranschreiten der Krankheit in Zukunft pflegebedürftig sein. Meist resultieren die Muskelschwächen in beispielsweise Schluckstörungen oder Minderung der Atemmuskulatur, sodass diese Krankheit oft auch den Tod mit sich bringt.

Neue Forschungsansätze

Allerdings gibt es viele neue Forschungsansätze im Kampf gegen diese Krankheit: Zum einen will man es ermöglichen, die Krankheit schon in früheren Stadien festzustellen. Hierbei wird momentan an der spezifischen Flüssigkeit des Gehirns, dem Liquor, geforscht und darauf gehofft, mithilfe dessen bald frühere Diagnosen stellen zu können.

Zudem wird auch nach einer Möglichkeit gesucht, die kaputten Nervenzellen des Gehirns ersetzen zu können, damit von diesen wieder reichlich Dopamin produziert werden kann. Hier setzt man vor allem auf eine Stammzellentransplantation vom Knochenmark ins Gehirn, wo sich die dazugehörigen Zellen dann differenzieren können.

Allerdings sind diese neuen Ansätze noch längst nicht genug erforscht und benötigen daher noch einige Zeit, bis man die Wirkung und Effizienz dieser richtig einschätzen kann.

Nachsorge

Da diese Krankheit nicht heilbar ist und meist tödlich endet, sollte der Fokus vor allem darauf liegen, den betroffenen Personen ihr Leben so schön und angenehm wie möglich zu gestalten. Hierbei sind vor allem gute Pflege und eine seelische Unterstützung von großer Bedeutung.

Die Nachsorge besteht auch oft daraus, die pflegenden Personen zu stützen. Diese sind meist durch die massive Arbeit, die sie leisten müssen, um die Kranken rechtmäßig zu pflegen, auch psychisch sehr anfällig.

In beiden Fällen wird empfohlen, sich, wenn nötig, Unterstützung im Sinne einer Psychotherapie zu holen. Auch ein unterstützendes soziales Umfeld sowie Selbsthilfegruppen können Sie unterstützen. In den Selbsthilfegruppen kann man sich über Erfahrungen, Ängste und eventuelle Fragen mit ebenfalls betroffenen Personen austauschen und mit diesen über die Krankheit sprechen, anstatt das Schicksal dieser Krankheit zu verdrängen.

Lebensstil und Hausmittel

Ein gesunder Lebensstil trägt dazu bei, das allgemeine Wohlbefinden und die Gesundheit zu verbessern.

Lebensstiländerungen

Sie sollten darauf achten sich regelmäßig zu bewegen, die körperliche Aktivität kann der Steifheit bei Parkinson entgegenwirken und auch den Gleichgewichtssin stärken.

Auch die richtige Ernährung trägt zu einer gesunden Lebensweise bei und kann weiteren Komplikationen vorbeugen. Essen sie ausreichend Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und gesunde Fette.

Soziale Kontakte halten den Geist fit und können Depressionen und andere psychischen Erkrankungen, wie Angstzuständen, vorbeugen. Treffen Sie sich mit Freunden, der Familie oder gehen Sie neuen Freizeitaktivitäten nach.

Hausmittel

Einigen Hausmitteln wird auch ein positiver Effekt bei Parkinson nachgesagt und können unter Umständen die Symptome lindern.

Hierzu zählen einige Kräuter und Nahrungsergänzungsmittel wie Kurkuma, Grüntee-Extrakt und Q10.

Alternative Medizin

Zu viel Stress ist regelrechtes Gift für unseren Körper und kann auch die Symptome bei Parkinson verstärken. Einige Entspannungstechniken können Ihnen helfen mit Stress besser umzugehen und diesen nach und nach abzubauen.

Zur Therapie mit alternativer Medizin gehören hauptsächlich Akupunktur, Massagen, Yoga und Meditation:

  • Akupunktur: Bei der Akupunktur werden feine Nadeln an spezielle Körperstellen gesetzt. Durch die Stimulation dieser Punkte sollen Schmerzen und andere Symptome gemindert werden.
  • Massage: Massagen sollen bei den Betroffenen die Muskeln und das Gewebe lockern. Die kann der typischen Steifheit bei Parkinson entgegenwirken und die Durchblutung verbessern.
  • Yoga und Meditation: Traditionelles Yoga stärkst die Körpermitte und somit die ganze Körperhaltung. Es wird meist mit Meditation und speziellen Atemübungen kombiniert und wirkt daher gegen Stress.

Letzte Änderung: 7. Mai 2024

Quellen
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