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Niereninsuffizienz

Geschrieben von Leonard Schwarz
Querschnitt durch die menschliche Niere mit wissenschaftlichem Hintergrund.

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Niereninsuffizienz?

Im menschlichen Körper gibt es 2 Nieren. Sie sehen aus wie 2 große Bohnen und befinden sich unter dem Brustkorb, links und rechts nahe der Wirbelsäule.

Eine ihrer Aufgaben ist beispielsweise, das Blut zu filtern. Dadurch bildet sich Urin. Mit dem Urin werden unter anderem Abfallstoffe und auch manche Giftstoffe aus dem Körper ausgeschieden. 

Außerdem produzieren die Nieren auch sogenannte Botenstoffe und helfen dabei, den Blutdruck zu regeln. Der Blutdruck an sich ist sehr wichtig für die Filter-Leistung der Nieren. Die Nieren sind sehr empfindlich und können nur in einem bestimmten Blutdruckbereich optimal arbeiten.

Bei einer Niereninsuffizienz oder auch bei einer Nierenschädigung nimmt die Filter-Leistung der Niere ab. Man unterscheidet zudem die akute Nierenschädigung von der chronischen Niereninsuffizienz.

  • Akut meint einen plötzlichen Eintritt,
  • chronisch bedeutet, dass sich etwas über einen längeren Zeitraum entwickelt und anhaltend/dauerhaft ist.

Bei der chronischen Niereninsuffizienz sind eine oder beide Nieren in ihrer Struktur und/ oder Ihre Funktion geschädigt. Dabei muss es für mehr als 3 Monate zu Auswirkungen auf die Gesundheit gekommen sein.

Bei einer Nierenschwäche/-schädigung ist die wichtige Filterfunktion eingeschränkt. Anfänglich nur vorübergehend.

Bei der Niereninsuffizienz ist die Filterfunktion dauerhaft gestört. Es handelt sich also um ein ernst zu nehmendes Krankheitsbild. Dabei wird unterschieden, ob das Problem, welches das Nierenversagen ausgelöst hat, "vor" der Niere liegt, "in" der Niere selbst, oder "nach" der Niere gelegen ist.

Beispiele für verschiedenen Gründe der Nierenschädigung:

Grundsätzlich kann der Schaden an der Niere anatomisch an verschiedenen Stellen passieren. Es kann vor der Niere, innerhalb der Niere oder nach der Niere entstehen.

  • "Vor" der Niere (prärenal - ca. 60 %): Zu wenig Blut-Volumen ist vorhanden, die Niere kann kaum Blut filtern, da zu wenig Blut(-druck) vorhanden ist. Das kann zum Beispiel der Fall bei erhöhtem Blutverlust, starkem Erbrechen, Durchfall oder durch Medikamente (zum Beispiel Kontrastmittel bei ärztlichen Untersuchungen) passieren.
  • "In" der Niere (infrarenal - ca. 35 %): Schäden am Filtersystem der Niere selbst - das kann im Rahmen verschiedener Erkrankungen geschehen, aber auch durch die Einnahme von Medikamenten bedingt sein.
  • "Nach" der Niere (postrenal - ca. 5 %): Durch Fehlbildungen der Harnabfluss-Wege. Diese können angeboren sein, aber auch später noch entstehen.

Beispiele für Gründe einer chronischen Niereninsuffizienz:

Es gibt verschiedene (chronische) Grunderkrankungen, die zu einer Niereninsuffizienz führen können. Als Beispiele seien hier folgende genannt:

Was sind die Symptome einer Niereninsuffizienz?

Symptome im Überblick

Verschiedene Symptome können im Rahmen einer Niereninsuffizienz auftreten. Grundsätzlich sind alle Symptome nicht zwingend vorhanden und es ist auch möglich, dass keine speziellen Beschwerden auftreten. Es gibt auch komplett beschwerdefreie Verläufe.

  • verringerte Ausscheidung von Urin (<500 ml Harnproduktion/Tag - Oligurie)
  • Einstellung der Urin-Produktion (<100ml Harnproduktion/Tag - Anurie)
  • seltener: Steigerung der Urin-Produktion
  • Wassereinlagerungen z.B. an den Unterschenkeln und der Lunge
  • Juckreiz
  • Müdigkeit
  • allgemeine Abgeschlagenheit
  • Missempfindungen
  • Krampfanfälle
  • Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma
  • Beschädigungen von roten Blutkörperchen

Auch die ursächlichen Erkrankungen, die zum Nierenschaden geführt haben, können Symptome auslösen, wie z.B. Flankenschmerzen und Fieber . Im Rahmen der akuten Nierenschädigung kann es zum erhöhten Risiko für infektiöse (ansteckende) Erkrankungen kommen.

Dadurch steigt auch die Wahrscheinlichkeit, im Verlauf der Erkrankung zu versterben. Außerdem ist das Risiko für Blutungen des oberen Magen-Darm-Trakts erhöht.

Wie wird die Niereninsuffizienz diagnostiziert?

Untersuchungen im Überblick

Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer Niereninsuffizienz gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte.

Zu Beginn findet zumeist ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt. Im Zuge dieses Gespräches sollten alle bei dem Patienten vorliegenden Beschwerden so genau wie möglich beschrieben werden. Darüber hinaus ist es besonders wichtig, auch die möglicherweise vorliegenden Begleitbeschwerden zu benennen.

Im Anschluss ist es die Aufgabe des Arztes zu prüfen, ob diese Beschwerden mit einer Niereninsuffizienz in Zusammenhang stehen können oder ob die Zusammenschau aller vorliegenden Symptome eher auf eine andere Erkrankung hindeutet. Personen, die an einer Niereninsuffizienz leiden, weisen oftmals Wassereinlagerungen auf.

Außerdem kann sich die gesunkene Funktionsfähigkeit der Nieren in Form von Müdigkeit und allgemeiner Abgeschlagenheit bemerkbar machen.

Im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch findet eine körperliche Untersuchung statt. Wenn der Verdacht auf das Vorliegen einer Niereninsuffizienz besteht, liegt der Schwerpunkt dieser Untersuchung auf der Prüfung der Nieren und der ableitenden Harnwege.

Obwohl der Verdacht auf das Vorliegen einer Niereninsuffizienz besteht, müssen auch anderen Nierenerkrankungen in Betracht gezogen werden. Es ist folglich nicht bloß wichtig, die Niereninsuffizienz zu beweisen.

Auch der Ausschluss der möglichen Differenzialdiagnosen ist von besonderer Bedeutung. Zu Beginn inspiziert der Arzt den Körper des betroffenen Patienten auf sichtbare Veränderungen. Das können zum Beispiel Wassereinlagerungen im Bereich der Füße und Beine sein.

Außerdem beklopft der Arzt die Nierenlager und prüft sie auf Klopfschmerzhaftigkeit. Sollte dabei ein Schmerzreiz hervorgerufen werden, liegt der Verdacht auf eine Entzündung nahe.

Außerdem sollten bei den betroffenen Patienten im Zuge der körperlichen Untersuchung unbedingt die Vitalparameter bestimmt und eine Blutabnahme durchgeführt werden. Bei dieser Blutuntersuchung ist der Anstieg des Kreatinins und die Abnahme des ausgeschiedenen Harnvolumens von besonderem Interesse. Kreatinin ist ein Eiweiß.

Durch die Menge an Kreatinin im Blut, kann man Rückschlüsse darauf ziehen, wie gut die Nieren arbeiten. Entsprechend der genauen Werte findet eine Gradeinteilung der Niereninsuffizienz (1 bis 3) statt.

Darüber hinaus können im Blut weitere wichtige Werte bestimmt werden. Man kann zum Beispiel durch die Ermittlung der sogenannten Entzündungsparameter (weiße Blutkörperchen, CRP und Blutsenkungsgeschwindigkeit) das Vorliegen von entzündlichen Prozessen ausschließen. Auch eine Untersuchung des Urins sollte unbedingt durchgeführt werden. Der Urin des Patienten wird vor allem auf Blut oder veränderte rote Blutkörperchen überprüft.

Hilfreich kann ein Ultraschall der Nieren sein. In wenigen Fällen ist auch die Entnahme von Gewebeproben aus der Niere notwendig. Die Entnahme von Gewebeproben nennt man in so einem Fall Biopsie.

Stadien der chronischen Niereninsuffizienz in Abhängigkeit der Filter-Leistung:

Dafür bestimmt der Arzt im Blut die sogenannte "Glomeruläre Filtrationsrate (GFR - Maß für die Filter-Leistung der Nieren)". Anhand dieses Wertes wird die Niereninsuffizienz in verschiedene Stadien eingeteilt, die für Therapie und Prognose relevant sind.

  • Stadium 1* ≥90 mL/min/1,73 m2
  • Stadium 2* 60–89 mL/min/1,73 m2
  • Stadium 3 30–59 mL/min/1,73 m2
  • Stadium 4 15–29 mL/min/1,73 m2
  • Stadium 5 <15 mL/min/1,73 m2 (Nierenversagen)

*nur bei bestehendem Nierenschaden (Hinweise in Blut- und Urinwerten oder Bildgebung), sonst kein Krankheitswert

Therapie bei einer Niereninsuffizienz

Wichtig ist eine Kontrolle der Flüssigkeitsaufnahme, also der Trinkmenge. Diese sollte im Regelfall ca. 2 Liter pro Tag betragen. Eine "Austrocknung", folglich eine zu geringe Trinkmenge, sollte dringend vermieden werden. In bestimmten Fällen ist die Einnahme von Medikamenten erforderlich, die die Harnausscheidung fördern.

Die Zusammensetzung des Blutes sollte regelmäßig kontrolliert werden. Dabei achtet man auch auf den Säure-Basen-Haushalt des Körpers. Dieser sollte ausgeglichen sein. Spezielle Formen der Leistungs-Einschränkungen der Nieren können auch die Einnahme anderer Medikamente erforderlich machen.

Falls die Leistungs-Einschränkungen durch Abflussbehinderungen zustande kommen, können diese Abflussbehinderungen evtl. operativ beseitigt werden.

Hat die Leistung der Nieren zu stark abgenommen, müssen die Aufgaben der Nieren durch eine Maschine übernommen werden. Dabei wird das Blut der Betroffenen dann außerhalb des Körpers gefiltert und dem Patienten dann wieder zugeführt. Dieses Verfahren wird Dialyse genannt.

Letztlich ist in einigen Fällen auch eine Nieren-Transplantation eine mögliche Therapie-Option. Diese Option sollte von den Ärzten auch mit den Patienten besprochen werden.

Wie ist die Prognose einer Niereninsuffizienz?

Die Prognose ist prinzipiell davon abhängig, wie stark die Schäden der Nieren sind und wie intensiv versucht wird, die Nieren anschließend zu schützen/ zu entlasten. Stellen die Nieren Ihre Arbeit ein, kommt es zum Nierenversagen. Ohne Therapie endet ein Nierenversagen in kurzer Zeit tödlich.

In Deutschland gibt es >60.000 Dialysepatienten.

Die Dialyse ist ein sehr zeitaufwendiger Prozess, der je nach Schwere der Erkrankung mehrmals pro Woche durchgeführt werden muss. Dafür muss ein Krankenhaus oder ein spezialisiertes Zentrum aufgesucht werden. Die Beschwerden und der extreme zeitliche Aufwand schränkt die Lebensqualität der Betroffenen häufig extrem ein.

Die Prognose der chronischen Niereninsuffizienz ist kritisch. Die Lebenserwartung der Betroffenen wird meist immens eingeschränkt. Durch Komplikationen des Herz-Kreislauf-Systems und Infektionen, liegt bei chronisch niereninsuffizienten, dialysepflichtigen Patienten, die krankheitsbedingte Sterblichkeit bei ca. 15-20 %.

Durch eine frühe und konsequente Therapie, kann sich zumindest der Zeitpunkt, in dem eine Dialyse oder eine Organtransplantation notwendig wird, hinausgezögert werden.

Prävention einer Verschlechterung der Filter-Leistung, wenn schon Nierenschäden bestehen:

  • Vermeidung von Nikotinkonsum.
  • Vermeiden der Einnahme von NASR (nichtsteroidales Antirheumatikum): Schmerzmittel, die zu Nierenschäden führen bzw. diese verstärken können. Hierzu zählen u.a. Ibuprofen oder Aspirin.
  • Vermeiden anderer Nieren-belastender Medikamente. Das betrifft überwiegend solche Medikamente, die über die Niere ausgeschieden werden. Mitunter gibt es Medikamente mit ähnlichen Funktionen, die zum Beispiel über die Leber ausgeschieden werden. Diese belasten dann weniger die Nieren und schonen diese.
  • Strenge Einstellung des Blutdrucks (medikamentös), sodass der Blutdruck optimal für die Nierenfunktion ist

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Niereninsuffizienz

In Abhängigkeit der Erkrankungsschwere und des Verlaufs sind Kontrolluntersuchungen nötig.

Zusammenfassung

Nierenschäden sind eine ernste Erkrankung, die je nach Schwere der Erkrankung tödlich enden können. Daher sollten Patienten mit einer Erkrankung aus diesem Bereich regelmäßig Kontrolltermine bei ihrem behandelnden Arzt wahrnehmen und auf ihre Lebensweise achten bzw. diese unbedingt umstellen.

Quellen
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Häufig gestellte Fragen

Die Niereninsuffizienz ist nur durch eine Nieren-Transplantation heilbar. Aber auch hier gibt es die Möglichkeit erneut an einer Schädigung der Nieren zu erkranken.

Das ist individuell und von verschiedenen Faktoren abhängig.

Bei einem akuten Nierenschaden ist eine Erholung der Nieren in manchen Fällen möglich. Bei chronischen Nierenschäden sind die Schäden aber dauerhaft.

Das ist individuell und von verschiedenen Faktoren abhängig.

Die Filter-Leistung der Nieren ist bereits vor dem völligen Versagen eingeschränkt. Diese Einschränkungen können sich unterschiedlich äußern. Das ist von sehr vielen Faktoren abhängig und so nicht zu beantworten.

Einschränken sollten beim Verzehr von Nahrungsmitteln mit hohem Phosphatgehalt gemacht werden (z.B. Nüsse, Müsli, Innereien und Vollkornbrot, Milchprodukte wie Milch, Joghurt und Buttermilch). Ebenso sollten kaliumreiche Lebensmittel (z.B. Bananen) nur in geringem Maß genossen werden.

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