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Behandlung von Niereninsuffizienz

Profilbild von Dr. med. Danny  Jazmati Geschrieben von Dr. med. Danny Jazmati
  • Medikamentöse Therapie: Flüssigkeitshaushalt, Wassertabletten, Fettsenker, Blutdruckeinstellung, Diabetes Medikamente, Vitamin D
  • Nicht-Medikamentös: ausgewogene Ernährung, Proteinzufuhr reduzieren, Phosphatarm
  • Dialyse: Verfahren zum Blutaustausch
  • Nierentransplantation: Austausch der Niere durch Spenderorgan von Totem oder Lebendem

Wie wird eine Niereninsuffizienz medikamentös Behandelt?

Wasserhaushalt

Bei einer Niereninsuffizienz ist die genaue Kontrolle des Wasserhaushaltes des Körpers ein zentraler Bestandteil der Therapie. Dabei sollte eine ausgeglichene Flüssigkeitszufuhr, die in etwa 2 Litern am Tag entspricht, durchgeführt werden, um Wasseransammlungen im Körper auf der einen Seite und Austrocknung auf der anderen Seite zu vermeiden.

Diese sogenannte Bilanzierung kann eine Herausforderung in der Behandlung der Niereninsuffizienz darstellen.

Wassertabletten

In frühen Phasen der Niereninsuffizienz kann die Ausscheidung von Flüssigkeit, die bei einer reduzierten Nierenfunktion häufig eingeschränkt ist, mit Wassertabletten unterstützt werden.

Diese Wassertabletten werden Diuretiker genannt. In fortgeschritteneren Stadien sind die Tabletten häufig nicht mehr so gut wirksam. Schleifendiurektika sind eine Form von Diuretika, die bein einer chornischen Niereninsuffizienz häufig noch lange wirksam sind. Die Wahl des optimalen Diuretikums muss von einem erfahrenen Arzt unter Abwägung aller Chancen und Risiken getroffen werden, insbesondere in Zusammenschau der potenziellen Nebenwirkungen wie einem Ungleichgewicht der Elektrolyte oder einer Dehydration des Patienten. Es ist wichtig, dass der Patient unter Einnahme dieser Wassertabletten ärztlich überwacht wird.

Blutdruck

Die weitere medikamentöse Therapie richtet sich vor allem nach den Symptomen des Patienten. Da ein hoher Blutdruck die Niere weiter schädigen kann, sollte der Blutdruck optimal eingestellt werden.

Die Niere ist ein Filtersystem in dem Blut zu Urin abgefiltert wird. Bei einem zu stark hohen Blutdruck wird dieses Filtersystem weiter belastet und die Filter werden undichter, sodass Substanzen, die normalerweise im Blut verbleiben sollen, durch die Filter gelangen. Dies gilt insbesondere für Proteine, die für unseren Körper sehr wertvoll sind und von einer gesunden Niere normalerweise nicht ausgeschieden werden. Der Blutdruck sollte unter 130 zu 80 sein, jedoch wenn Proteine (über ein Gramm pro Tag im Urin) vorhanden sind, sogar unter 125 bis 75 Milligramm. Eine gute Blutdruckeinstellung ist für das Fortschreiten der Nierenerkrankung von großer Relevanz. Bei der Wahl des optimalen Medikamentes sind ACE-Hemmer besonders vorteilhaft, da sie nierenschonend sind.

Fette

Die Niereninsuffizienz stellt ein erhöhtes Risiko für Herzkreislauferkrankungen dar. Daher sollte bei Patienten mit einer Niereninsuffizienz das Gefäßsystem maximal geschützt werden.

Da schlechte Fette wie LDL das Gefäßsystem schädigen, ist das Ziel einer Senkung der schlechten Fette teilweise über eine medikamentöse Therapie.

Erythropoetin

Die Niere stellt einen entscheidenden Faktor bei der Blutbildung dar. In der Niere wird Erythropoetin gebildet, das die Bildung von Hämoglobin, dem Sauerstofftransporteur, im Blut unterstützt.

Bei einer Funktionseinschränkung der Niere wird Erythropoetin in geringeren Mengen gebildet. Es kann eine Blutarmut, auch renale Anämie genannt, entstehen. Daher kann Erythropoetin medikamentös ersetzt werden. Die Nachteile von Erythropoetin sind eine erhöhte Thromboseneigung und ein gesteigerter Blutdruck. Manchmal ist Erythropoetin auch nicht wirksam bei Patienten mit Dialyse, bei terminaler Niereninsuffizienz , da durch die hohen Blutverluste auch viel Eisen verloren wird. Eisen ist wichtig für die Blutbildung. In diesen Fällen sollte neben Erythropoetin auch Eisen ersetzt werden.

Vitamin D

Für den Knochenhaushalt ist Vitamin D wichtig. Vitamin D wird in unserem Körper aus Cholesterin hergestellt. Die Niere ist besonders wichtig bei der Herstellung von Vitamin D. Eine Schädigung der Nierenfunktion führt auch zu einer Schädigung des Knochens, was in die Behandlung der Niereninsuffizienz integriert werden muss.

In manchen Fällen kommt es zu einer erhöhten Phosphatkonzentration. Hier kann es sinnvoll sein, Medikamente zu geben, die Phosphat binden.

Welche Medikamente sollte man bei einer bestehenden Niereninsuffizienz vermeiden?

Grundsätzlich muss jedes Medikament bei Vorhandensein einer Niereninsuffizienz geprüft werden. Die Entscheidung richtet sich nicht nur danach, ob eine chronische Niereninsuffizienz vorliegt, sondern auch danach, wie stark die Nierenfunktion bei der Niereninsuffizienz ausgeprägt ist.

Eine personalisierte Beratung durch die Ärztin oder den Arzt bzw. die Apothekerin oder den Apotheker ist daher bei der Wahl des richtigen Medikaments unerlässlich.

Hierbei helfen zur Diagnostik Laborwerte wie GFR, Cystatin C und Kreatinin, um die Nierenfunktion eines Patienten bewerten zu können.

Folgende Medikamente sollten insbesondere, neben vielen anderen bei einer chronischen Niereninsuffizienz kritisch hinterfragt werden:

  • Bestimmte Schmerzmittel: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) (Ibuprofen)
  • Einige Antibiotika und Antivirale Medikamente
  • Bestimmte Diuretika
  • Kaliumsparende Medikamente
  • Kontrastmittel für bildgebende Verfahren

Welche nicht-medikamentösen Methoden der Behandlung einer Niereninsuffizienz gibt es?

Modifikationen bzw. Anpassungen des Lebensstils können dazu beitragen, den Fortschritt der Nierenerkrankungen zu verlangsamen und Symptome, die infolge des Nierenversagens auftreten, zu verbessern.

Ausreichend Trinken- jedoch nicht im Übermaß und angepasst an das Stadium

Bei einem Nierenversagen ist insbesondere der Flüssigkeitshaushalt des Körpers gefährdet. Um weitere Komplikationen einer erhöhten Flüssigkeitszufuhr einzuschränken, stellt eine ausreichende, aber in jedem Fall nicht übermäßige Flüssigkeitsaufnahme, die mit dem Stadium der Niereninsuffizienz abgestimmt ist, einen wichtigen Teil der Lebensstilmodifikation dar.

Hierbei können auch digitale Anwendungen helfen, die Patientin oder den Patienten an das Trinken zu erinnern.

Körperliche Aktivität

Eine regelmäßige körperliche Aktivität verbessert die Herz-Kreislauf-Gesundheit, die infolge der Niereninsuffizienz geschädigt sein kann. Ein gesundes Körpergewicht durch eine ausreichende Ernährung und eine regelmäßige körperliche Aktivität kann neben einem Beitrag zur allgemeinen Gesundheit die Nierenfunktion verbessern.

Stress reduzieren

Es gibt Studien, die zeigen, dass Stress sich negativ auf eine chronische Niereninsuffizienz auswirken kann, sodass spezielle Techniken zur Stressreduktion wie Meditation oder Yoga einen positiven Einfluss auf die Nierenfunktion haben können.

Medikamente und Rauchen

Ganz besonders wichtig ist das Vermeiden von schädlichen Substanzen. Dabei ist insbesondere Vorsicht bei der Einnahme von Medikamenten geboten. Jedes Medikament sollte kritisch auf eine mögliche Nierenschädigung hinterfragt werden. Ein ganz besonders wichtiger Veränderung des Lebensstils ist die Aufgabe des Rauchens. Rauchen trägt massiv zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion bei.

Ernährungsumstellung

Die Ernährung kann zu einer Verbesserung der Symptomatik beitragen.

Proteine

Lange wurde diskutiert, dass eine eiweißarme Ernährung förderlich sein kann und die Filter der Niere besser schonen kann. Aktuell werden in etwa 0,6 bis 0,8 Gramm pro Kilogramm empfohlen. Diese Theorie ist aber nicht unumstritten.

Körpergewicht

Bei der Ernährung sollte insbesondere auf ein gesundes Körpergewicht Wert gelegt werden, da dieses auch zu einer Verbesserung des Blutdrucks beitragen kann. Auch sollte berücksichtigt werden, dass die Ernährung nicht zu viel Salz enthält. Salz kann weiteres Wasser in der Blutbahn an sich ziehen und damit die Flüssigkeit im Gefäßsystem erhöhen, was zu einer weiteren Steigerung des Blutdrucks führen kann.

Cholesterin

Eine fettreiche Ernährung sollte vermieden werden, da insbesondere schlechte Cholesterine einen Einfluss auf das ohnehin bei Niereninsuffizienz vorgeschädigte Herz-Kreislauf-System haben können.

Elektrolyte

Da die Niere den Elektrolythaushalt beeinflussen kann und zu einer Erhöhung von Kalium führen kann, sollte eine kaliumarme Diät gewählt werden. Bananen sollten aufgrund der hohen Kaliumkonzentration bei Patienten mit Niereninsuffizienz vermieden werden. Phosphat kann auch deutlich erhöht sein. Daher sollten Nahrungsmittel mit hoher Phosphatkonzentration wie Nüsse oder Schmelzkäse vermieden werden.

Dialyse

Eine wichtige Aufgabe der Niere ist es, das Blut von Giftstoffen zu reinigen und die Elektrolyte in unserem Körper in einer ausgewogenen Balance zu halten. Dabei wird das Blut durch die Niere gefiltert, gute Bestandteile des Blutes bleiben im Körper und schlechte Bestandteile werden ausgeschieden. Über die Ausscheidung und eine genaue Abstimmung bleibt die Elektrolytkonzentration in unserem Körper konstant. Da die Elektrolyte viele wichtige Prozesse in unserem Körper steuern, kann ein Ungleichgewicht bei einer progredienten Niereninsuffizienz gefährlich sein. Die Dialyse ist eine Behandlung, die durchgeführt wird, wenn die Niere nicht mehr in der Lage ist, das Blut zu filtern. Die Entscheidung zur Dialyse kann getroffen werden, wenn bestimmte Elektrolyte so hoch sind, dass sie gefährlich werden. Dies ist häufig beim Kalium der Fall. Erhöhte Kaliumkonzentrationen können einen Herzstillstand auslösen, der lebensgefährlich sein kann. Auch wenn Gifte, was man an den Abfallstoffen wie z.B. Harnstoff im Blut messen kann, in zu hoher Konzentration im Blut sind, kann eine Dialyse durchgeführt werden. Die Dialyse ist eine Blutwäsche, die die Filterfunktion der Niere übernimmt. Es gibt hierbei zwei verschiedene Verfahren.

Hämodialyse

Bei dieser Dialyse wird das Blut über einen Schlauch zu einer Maschine geleitet, die das Blut reinigt. Das gereinigte Blut wird zurück in den Körper geführt. Die Behandlung ist sehr effektiv, muss aber in einem Krankenhaus oder einem speziellen Zentrum durchgeführt werden, wofür der Patient mehrmals pro Woche mehrere Stunden anwesend sein muss.

Peritonealdialyse

Hierbei wird eine spezielle Flüssigkeit in den Bauchraum geleitet, die dazu führt, dass Abfallstoffe und überschüssiges Wasser aus dem Blut in diese Flüssigkeit aufgenommen werden. Die Flüssigkeit kann wieder abgelassen werden und durch neue Flüssigkeit ersetzt werden. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass der Patient es auch von zu Hause durchführen kann.

Nierentransplantation

Im Endstadium einer Niereninsuffizienz, bei der die Nieren quasi gar nicht mehr arbeiten, besteht die Möglichkeit, die Niere auszutauschen. Per Definition gibt es zwei verschiedene Arten von Nierentransplantationen. Bei der Lebendspende wird die gespendete Niere von einer lebenden Person, in der Regel einem Familienmitglied oder einem engen Freund, gespendet. Da man auch mit einer einzelnen Niere lebensfähig ist, kann von den beiden vorhandenen Nieren eine abgegeben werden. Bei einer Totenspende wird ein Spendeorgan einer verstorbenen Person, die einen Organspendeausweis besitzt, transplantiert. Es dauert zurzeit etwa drei bis vier Jahre, bis ein Spendeorgan gefunden werden kann, dass passend ist.

Wie kann man eine Niereninsuffizienz vorbeugen?

Etwa ein Drittel der Menschen in Europa sind von einer Niereninsuffizienz gefährdet. Daher stellt die Vorsorge bzw. Prävention einen wichtigen Bestandteil in der allgemeinen Gesundheitsvorsorge dar. Regelmäßige ärztliche Konsultationen und Untersuchungen, einschließlich einer Blutuntersuchung auf Cystatin C, Creatinin und der GFR, stellen die wichtigste Vorsorgeuntersuchung dar. Zur Vorsorge sollte insbesondere ein hoher Blutdruck kontrolliert und verhindert werden. Bei Patienten mit Diabetes mellitus sollen die Blutzuckerlevel optimal eingestellt werden. Rauchen kann die Nierenfunktion substanziell verschlechtern, daher sollte auf Rauchen verzichtet werden. Eine sportliche Aktivität von über 60 Minuten pro Tag kann das Risiko für eine Niereninsuffizienz deutlich reduzieren. Hochprozentiger Alkohol kann zu einer Nierenschädigung beitragen und sollte vermieden werden.

Ist eine Niereninsuffizienz heilbar?

Grundsätzlich ist eine Niereninsuffizienz, sobald sie eingetreten ist, nicht mehr heilbar und verschlechtert sich im Verlauf. Die Verschlechterung der Niereninsuffizienz kann jedoch durch eine effektive Behandlung verlangsamt werden. Ein wichtiger Teil der Behandlung ist die Therapie der zugrunde liegenden Ursachen. Dies betrifft in Deutschland vor allem Diabetes mellitus und einen erhöhten Blutdruck sowie die Wahl der Medikamente. Der Lebensstil, einschließlich der Diät, des Rauchverzichts, der regelmäßigen Aktivität und der Gewichtskontrolle, kann dabei helfen, die fortschreitende Erkrankung aufzuhalten. Insbesondere regelmäßige Untersuchungen und Tests können bei einer optimalen, stadiengerechten Therapie hilfreich sein.

Wie ist die Prognose bei der Behandlung einer Niereninsuffizienz?

Bei einer Niereninsuffizienz handelt es sich um eine ernstzunehmende Erkrankung. Die chronische Niereninsuffizienz kann zum Tod führen und die Lebenserwartung der Betroffenen stark einschränken. Viele Menschen können aber trotz der Erkrankung ein nahezu normales Leben führen und eine normale Lebenserwartung erreichen. Wichtig ist hierbei eine optimale Behandlung und Überwachung der Erkrankung.

Die häufigste Todesursache bei einer chronischen Niereninsuffizienz ist eine Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems.

Regelmäßige Voruntersuchungen beim Hausarzt können dabei Helfen, die Diagnose frühzeitig zu stellen und den Verlauf der Erkrankung positiv zu beeinflussen. Bei den meisten Betroffenen tritt eine dialysepflichtige Erkrankung nicht auf.

Letzte Änderung: 14. Januar 2024

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