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Metformin

Kurzgesagt

Metformin ist eine sehr gute Behandlungsoption für Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2. Besonders übergewichtige Patienten profitieren von den Effekten des Medikaments.

Die blutzuckersenkende Wirkung wird vor allem geschätzt, da es infolge der Behandlung zu keiner Unterzuckerung und Gewichtszunahme kommt. Diese beiden Eigenschaften machen Metformin besonders attraktiv gegenüber anderen oralen Behandlungsformen.

Bei Beachtung der Kontraindikationen ist die Einnahme auch sehr sicher und gut verträglich.

Metformin gehört zu der Gruppe der Biguanidine. Diese Wirkstoffgruppe wurde schon 1950 zur Therapie von Diabetes Typ 2 eingesetzt. Diese sogenannten oralen Antidiabetiker wurden dann in den 1970er Jahren nach Auftreten von Azidosen (Übersäuerungen des Körpers) und damit zusammenhängenden Todesfällen zurückhaltend verordnet. Metformin ist jedoch der Wirkstoff, welcher sich in dieser Wirkstoffgruppe durchsetzen konnte.

Das auch nicht grundlos. Es zeigten sich sehr positive Auswirkungen bei Therapien von übergewichtigen Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2. Außerdem traten die gefürchteten Azidosen bei Beachtung der Kontraindikationen selten auf.

Somit erlebt Metformin mittlerweile eine Art Renaissance und wird vermehrt verordnet. Die Wirkmechanismus ist trotzdem noch nicht abschließend geklärt. Klar ist jedoch, dass es zu einer verminderten Glukoseabgabe aus der Leber kommt, was in weiterer Folge zu einer Vermeidung von hohen Blutzuckerspiegeln führt.

Wirkungsmechanismus von Metformin

Wie Metformin im Körper seine Wirkung entfaltet

Die Einnahme von Metformin erfolgt oral. Danach wird das Medikament resorbiert und im Körper verteilt. Die Senkung des Blutzuckerspiegels erfolgt nicht über eine vermehrte Freisetzung von Insulin, sondern über die Hemmung der Glucoseabgabe der Leber .

Eine weitere Besonderheit von Metformin ist, dass es bei gesunden Menschen zu keiner Senkung des Blutzuckerspiegels kommt. An dem Wirkort der Leber kommt es dann durch Metformin zu einer Beeinflussung des Energiestoffwechsels.

Die für den Energiestoffwechsel zuständigen Mitochondrien, eine Zellorganelle in den Leberzellen, sind der genaue Wirkort von Metformin. Hier reichert sich der Wirkstoff an und führt dazu, dass eine schwache Hemmung dieses Energiestoffwechsels folgt. Genauer betrachtet, kommt es zu einer Stimulierung bestimmter Proteinkinasen.

Diese Proteinkinasen regulieren Stoffwechselvorgänge der Leberzellen. Werden nun dieses Proteinkinasen aktiviert, kommt es zur Hemmung von Enzymen. Diese Enzyme sind vor allem am Fettstoffwechsel und am Glucosestoffwechsel beteiligt.

Daraus resultiert erstens die gewünschte Wirkung der Hemmung der Gluconeogenese. Diese Gluconeogenese ist der Vorgang zur Bildung von Glucose im Blut und spielt eine zentrale Rolle in der Regulierung des Blutzuckerspiegels.

Durch die Freisetzung der Glucose kommt es zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels. Durch die Hemmung der Gluconeogenese kann also auch die Glucosekonzentration im Blut gesenkt werden. Diese gewünschte Wirkung von Metformin setzt erst einige Tage nach der Ersteinnahme ein.

Theorien, dass es zur Hemmung der Aufnahme von Glucose aus dem Darm kommt, konnten noch nicht bestätigt werden. Ebenfalls wird vermutet, dass Metformin einen Effekt auf die Aufnahme von Glucose in Skelettmuskeln hat. Die vollständige Aufklärung des Wirkmechanismus ist also noch nicht erfolgt. Zudem wird durch den Einfluss auf den Fettstoffwechsel eine positive Wirkung erzielt. Es kommt zu einer Senkung der Triglyceride und zu einer Zunahme des HDL-Cholesterins.

Die Senkung der Triglyceride ist wünschenswert, da eine Erhöhung dieser Blutfettwerte das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu leiden, stark erhöht. Zudem ist die Erhöhung des HDL-Cholesterinwerts wünschenswert, das einen schützenden Effekt auf die Blutgefäße besitzt. HDL-Cholesterin bindet nämlich freies Cholesterin und transportiert es ab.

Damit kommt es zur Verhinderung von Ablagerungen des Cholesterins in Blutgefäßen und in weiterer Folge zu einem niedrigeren Risiko an Arteriosklerose (krankhafte Veränderung von Arterien) zu erkranken.

Indikationen von Metformin

Diabetes Typ 2

Metformin ist das Mittel der Wahl bei der Behandlung von Diabetes Typ 2. Bei Diabetes Typ 2 kommt es durch eine vermindertes Reagieren auf das Hormon Insulin zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel. Das hat zur Folge, dass der Zucker, welcher im Blut vorhanden ist, nicht mehr in die Zellen gelangt.

Die Folgen sind Müdigkeit , Durst, häufiges Wasserlassen, Potenzstörungen, verminderte Heilungsprozesse von Wunden, vermehrte Infekt-Neigung und Hungerattacken. Die Symptomatik umfasst jedoch weitreichendere Symptome.

Vor allem eine dauerhafte Erhöhung der Blutzuckerwerte kann schwerwiegende Auswirkungen mit sich bringen. Besonders die Schädigung von Blutgefäßen und Nerven wird gefürchtet. Es kommt zu Nervenschädigungen, die sich durch vermindertes Schmerzempfinden und Einschränkungen in der Motorik äußern. Die Schädigungen an Blutgefäßen können, je nach der betroffenen Körperregion, lebensbedrohlich sein.

Die Folgen sind eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, an Herzinfarkt oder Herzschwäche zu erkranken. Zudem ist das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden drastisch erhöht. Sogenannte Retinopathien, die durch Schäden an den Blutgefäßen der Netzhaut entstehen, können ebenfalls auftreten. Hier kommt es zu Gesichtsfeldausfällen bis hin zur Erblindung.

Um all diese gravierenden Komplikationen zu vermeiden, wird Metformin eingenommen.

Wissenswert

Besonders übergewichtige Patienten profitieren von diesem Medikament.

In vielen Studien konnte gezeigt werden, dass Metformin die Wahrscheinlichkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zusammenhang mit Diabetes deutlich senkt.

Die effektive Blutzuckersenkung stellt ein gutes und sicheres Wirkprofil für Diabetes Typ-2 dar. Metformin stellt zudem eine gute Alternative zu anderen oralen Antidiabetikern dar. Ganz besonders wird geschätzt, dass es bei Metformin nicht zu einer Unterzuckerung der Patienten kommen kann.

Das liegt daran, dass eine direkte Wirkung auf das Hormon Insulin ausbleibt. Bei anderen oralen Antidiabetikern kann es sehr wohl zu Unterzuckerung kommen, da eine verstärkende Wirkung auf das Insulin ausgeübt wird.

Dosis von Metformin

Hinweis

Dosierung laut: Aktories, Förstermann, Hofmann, Starke (2011): „Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie“, 11. Auflage, München, Elsevier Verlag:

Zu Beginn Tagesdosen von: 500-850mg

Im Abstand von einigen Tagen kann die Dosis schrittweise erhöht werden.

Die maximale Tagesdosis beträgt: 2500mg

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen bei Metformin

Die Nebenwirkungen von Metformin betreffen vor allem den Magen-Darm-Trakt und treten meist am Beginn der Therapie auf. Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit , Blähungen und Durchfälle sind im Zusammenhang mit der Einnahme von Metformin möglich.

Sehr selten kann es zu einer Azidose, also einer Übersäuerung des Körpers kommen. Das kann zu lebensbedrohlichen Zuständen führen. Die Sterblichkeit beträgt 50 %. Deshalb sollten die Kontraindikationen beachtet werden. Besonders gefährdet sind Patienten, die Einschränkungen der Nieren und Leberfunktion aufweisen.

Diese Azidose wird verursacht durch eine verminderte Umsetzung von Laktat im Energiestoffwechsel. Das Enzym zur Umsetzung von Laktat, die Laktatdehydrogenase, wird indirekt durch Metformin blockiert. Dadurch kommt es zu einer Anreicherung von Laktat und in weiterer Folge zu einer Azidose mit tödlichen Folgen.

Ebenfalls zu erwähnen ist, dass es zu einer verminderten Vitamin B Aufnahme infolge der Einnahme von Metformin kommen kann. Die Folgen sind Müdigkeit, Schwäche und Blutarmut. Von dieser unerwünschten Wirkung wurde jedoch sehr selten berichtet.

Kontraindikationen

Metformin ist besonders kontraindiziert bei Erkrankung, die mit einem Sauerstoffmangel bestimmter Gewebe einhergehen. Beispiele dafür wären Herzinsuffizienz , Lungenerkrankungen oder Störungen im Säure-Basen Haushalt.

Personen, die an Leberfunktionsstörungen leiden, dürfen ebenfalls nicht mit Metformin therapiert werden.

Wissenswert

Da die Eliminierung des Wirkstoffes ausschließlich in der Niere passiert, muss der Patient eine normale Nierenfunktion besitzen. Nierenfunktionsstörungen sind streng kontraindiziert.

Bei älteren Patienten sollte eine Überwachung der Nierenwerte infolge der Therapie erfolgen, um Störungen der Nierenfunktion und damit verbundene Komplikationen zu vermeiden.

Hinweis

Menschen, die regelmäßig und übermäßig Alkohol trinken, dürfen ebenfalls nicht mit Metformin therapiert werden. Da der übermäßige Alkoholkonsum zu einer Übersäuerungen des Blutes führt, ist eine gleichzeitige Einnahme von Metformin nicht erlaubt. Es kann hier ebenfalls zu lebensbedrohlichen Übersäuerungen kommen.

Von einer Einnahme in der Schwangerschaft ist ebenfalls abzuraten.

Wechselwirkung

Die Wechselwirkungen von übermäßigem Alkoholkonsum sollten beachtet werden. Die Wahrscheinlichkeit, eine Azidose zu erleiden, wird hier erhöht.

Hinweis

Die gleichzeitige Einnahme von Metformin in Zusammenhang mit Röntgenuntersuchungen sollte unterlassen werden. Es kann zu einer Wechselwirkung mit Kontrastmitteln kommen, die eine schwere Niereninsuffizienz auslösen können.

Arzneimittel, die einen Anstieg des Blutzuckerspiegels bewirkten, sollten ebenfalls nicht zusammen mit Metformin eingenommen werden. Außerdem ist die Einnahme von harntreibenden Mitteln und Metformin verboten. Auch hier gibt es eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, an einer Lakatazidose zu erkranken.

Exkurs

Die wirklich einzige gängige Diagnose für die Gabe von Metformin ist die Diabetes mellitus Erkrankung. Das Metformin wird jedoch zunehmend wie eine Art Wundermittel in der Literatur gesehen. Es scheint auch eine Wirkung zu geben, die möglicherweise in der Bekämpfung von Krebserkrankungen eine Rolle spielen kann.

Diese Daten sind aber nicht gesichert und auch nur mit großer Vorsicht zu interpretieren. Sie beruhen auf Auswertungen, in denen gesammelte Daten angesehen werden, ohne dass die Fragestellung zu Beginn der Datenaufnahme bekannt war. Solche Daten sind immer sehr fehleranfällig.

Ferner gibt es sehr wenige Daten, sodass diese auch nur sehr eingeschränkt interpretiert werden können. Ein weiterer Punkt ist, dass die vorhandenen Daten häufig auch gegensätzliche Aussagen zeigen, sodass am Ende kein abschließendes Urteil möglich ist.

In einer Kohorte von Patienten mit einem EGFR positivem Lungenkrebs . Das ist eine Sonderform des Lungenkarzinoms, das in der Regel bei nicht rauchenden Frauen auftritt (Es gibt natürlich auch andere Betroffene) und als Ursache eine Genmutation hat.

Diese Patienten werden im metastasierten Zustand, anders als Patienten ohne EGFR Mutation, nicht mit einer Chemotherapie behandelt, sondern mit einer Tablettentherapie, die einen Antikörper gegen das EGFR Molekühl enthält. Mit dieser Therapie konnten bei Patienten sehr lange Verläufe erreicht werden. Bei Patienten, die genau diese Therapie nehmen schien es einen Vorteil zu geben, wenn gleichzeitig Metformin genommen wurde.

Diese Patienten schienen länger ohne Rezidiv zu leben. Es gibt wenig Erklärungsmöglichkeiten, die für Metformin zur Krebstherapie sprechen, dennoch wurden ähnliche Phänomene auch bei anderen Erkrankungen beobachtet.

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