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Herzinsuffizienz

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Wenn eine Herzinsuffizienz diagnostiziert wird, ist es normal, dass man sich überfordert fühlt. Es kann schwierig sein zu wissen, was Sie erwartet und wie Sie mit Ihrer Erkrankung umgehen sollen. Dieser Artikel enthält wichtige Informationen, die Ihnen helfen, die Ursachen und Symptome der Herzinsuffizienz besser zu verstehen, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie Sie mit Ihrer Erkrankung umgehen können.

Außerdem erhalten Sie wichtige Tipps zur Vorbeugung von Herzinsuffizienz und zur Verbesserung Ihrer Herzgesundheit. Mit diesem Wissen werden Sie besser in der Lage sein, fundierte Entscheidungen über Ihre Gesundheit zu treffen und die notwendigen Schritte zur Verbesserung Ihrer Lebensqualität zu unternehmen.

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Herzinsuffizienz?

Bei einer vorliegenden Herzinsuffizienz (Herzschwäche) ist das Herz nicht mehr dazu in der Lage, ausreichende Mengen sauerstoffreiches Blut durch den Körper zu transportieren. Das Herz kann seine primäre Funktion also nicht mehr vollumfänglich erfüllen.

Die Herzinsuffizienz gilt in Deutschland und dem Rest der westlichen Welt als eine der häufigsten Todesursachen.

Die Ursachen für die Entstehung einer Herzinsuffizienz können besonders vielfältig sein. In den meisten Fällen liegt der Leistungsminderung des Herzens jedoch eine Verkalkung der Herzkranzgefäße (Koronargefäße) zugrunde. Man spricht bei dieser Erkrankung von einer sogenannten Koronaren Herzkrankheit (kurz: KHK).

Die eigentliche Schwächung des Herzmuskels beruht in diesen Fällen darauf, dass die Kalk-Plaques in den Koronargefäßen deren Durchmesser deutlich verringern können. Aus diesem Grund kann das Blut nicht mehr adäquat hindurchfließen und den Herzmuskel versorgen.

Infolgedessen wird der Herzmuskel zunehmend weniger mit dem benötigten Sauerstoff versorgt und büßt deshalb an Leistungsfähigkeit ein.

Die Gefahr im Laufe des Lebens eine Herzinsuffizienz zu erleiden, besteht im Grunde für jeden Menschen.

Wissenswert

Dennoch wurden einige Risikofaktoren benannt, die die Wahrscheinlichkeit für die Ausbildung einer kardialen Leistungsminderung deutlich steigern. Zu diesen Risikofaktoren gehören zum Beispiel Diabetes mellitus als Vorerkrankung oder ausgeprägte Adipositas .

Auch für Raucher und/oder Menschen, die regelmäßig große Mengen an Alkohol trinken, besteht eine deutlich erhöhte Gefahr für die Entstehung einer Herzinsuffizienz.

Was sind die Symptome einer Herzinsuffizienz?

Die Beschwerden einer Herzinsuffizienz können grob danach eingeteilt werden, welche Herzhälfte besonders belastet ist. Theoretisch kann also von einer Links- oder Rechtsherzinsuffizienz die Rede sein, wobei die Grenzen fließend sind und oftmals eine gesamte, also Globalinsuffizienz vorliegt.

Im Falle der Linksherzinsuffizienz ist die Pumpleistung der linken Hälfte des Herzens deutlich eingeschränkt. Infolgedessen beginnt das Blut damit, sich in die Lungengefäße zurückzustauen. In diesem Zusammenhang spricht man von einer sogenannten Stauungslunge. Eine Stauungslunge ist besonders gefährlich, da sie das Risiko birgt, dass es zu Wasseransammlungen in der Lunge selbst (Lungenödeme) kommt.

Mögliche Beschwerden der Linksherzinsuffizienz sind Luftnot, Hustenanfälle mit schaumigem Auswurf und körperliche Abgeschlagenheit. Die Luftnot zeigt sich bei den Betroffenen zu Beginn der Erkrankung nur unter körperlicher Anstrengung. Mit zunehmender Funktionseinbuße des Herzmuskels kommt es im Verlauf aber auch in Ruhe zu Atembeschwerden.

Einige Betroffene klagen auch über Schwindel oder Verwirrtheit. Flaches Liegen verschlimmert oft die Atemnot, sodass Betroffene sich angewöhnen, im Sitzen zu schlafen oder mehrere Kissen zu benutzen, sodass der Oberkörper erhöht ist.

Im Falle der Rechtsherzinsuffizienz sind vor allem der rechte Vorhof und die rechte Kammer des Herzmuskels beeinträchtigt. Die rechte Seite des Herzens ist die Seite, in die das sauerstoffarme Blut aus dem Körper ausgehend von der Hohlvene zuerst geleitet wird. Von dort wird das Blut weiter in die Lunge gepumpt. In der Lunge, genauer gesagt in den Alveolen der Lunge wird das Kohlenstoffdioxid, das an die roten Blutkörperchen angelagert ist, abgegeben und gegen Sauerstoff "eingetauscht".

Das sauerstoffreiche Blut fließt anschließend in die linke Herzhälfte und wird von dort aus wieder in den Körperkreislauf gepumpt. Bei Patienten, die an einer Rechtsherzinsuffizienz leiden, kommt es deshalb zu einem vermehrten Blutstau vor dem Herzen. Dieser Blutstau führt unter anderem zu Wassereinlagerungen im Körper (Ödeme).

Diese zeigen sich zum Beispiel als angeschwollene Beine, Bauchwasser ("Aszites") oder Vergrößerungen von Leber und Milz . In der Regel sind die Ödeme abends am stärksten ausgeprägt. Morgens können, aufgrund der Körperlage beim Schlafen, vor allem die Beine deutlich schlanker sein als am Abend.

Wenn bei einem Betroffenen eine globale , also das ganze Herz betreffende, Herzinsuffizienz vorliegt, zeigt sich die Pumpleistung beider Teile des Herzens als deutlich reduziert. Bei den Erkrankten zeigen sich in diesem Fall sowohl Symptome der Rechts- als auch Beschwerden der Linksherzinsuffizienz.

Hinweis

Allgemein besteht durch die sinkende Herzleistung und der damit einhergehende Sauerstoffminderversorgung der Organe meist ein starkes Erschöpfungsgefühl und das Bedürfnis nach körperlicher Ruhe.

Wie wird die Herzinsuffizienz diagnostiziert?

Untersuchungen bei Herzinsuffizienz

Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer Herzinsuffizienz gliedert sich gewöhnlich in verschiedene Abschnitte.

Zu Beginn findet in der Regel ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt. Im Zuge dieses Gesprächs werden die bei dem betroffenen Patienten wahrgenommenen Beschwerden so genau wie möglich besprochen. Auch die möglicherweise vorliegenden Begleitsymptome spielen in der Diagnostik bei Verdacht auf Herzinsuffizienz eine entscheidende Rolle.

Besonders wichtig dabei ist, zu eruieren, welche dieser Symptome mit einer Herzinsuffizienz in Zusammenhang stehen könnten und ob die Zusammenschau der Beschwerden tatsächlich auf die vermutete Erkrankung hinweist. Die Schilderung der für die vermutete Erkrankung typischen Beschwerden können nämlich bereits gute Hinweise auf eine Herzinsuffizienz liefern.

Darüber hinaus spielen die Krankengeschichte des Patienten und dessen Familienanamnese im Zuge des Arzt-Patienten-Gesprächs eine tragende Rolle. Die Herzinsuffizienz wird je nach Art der Beschwerden und Herzleistung in vier Grade eingeteilt (NYHA I bis IV, stehend für "New York Heart Association").

Im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch findet eine gezielte kardiologische Untersuchung statt. Zu Beginn dieser Untersuchung wird normalerweise ein 12-Kanal-EKG angefertigt.

Bei der Auswertung dieses EKG wird auf jedwede Veränderung, etwa Hinweise auf einen stattgefundenen Infarkt, geachtet. Der tatsächliche Grad der Herzinsuffizienz, beziehungsweise die EF des Herzens, lässt sich mithilfe einer Echokardiografie ermitteln.

Mit Hilfe eine Blutuntersuchung kann ermittelt werden, wie stark das Herz des Patienten bereits belastet ist. Hierbei gilt erneut, dass es sich bei der Herzinsuffizienz nur um die Funktionseinschränkung des Herzens handelt, nicht um eine eigenständige Erkrankung.

Daher sollte bei Feststellung einer Herzinsuffizienz immer nach der Ursache gesucht werden, um eine angemessene Behandlung einzuleiten. Der Laborparameter mit der stärksten Aussagekraft für eine Herzschwäche ist BNP bzw. Pro-BNP.

Eine Herzkatheteruntersuchung kann erforderlich sein, um möglichst viele kardiologische Erkrankungen ausschließen zu können.

Eine genauere Einteilung der Erkrankung bietet die sogenannte NYHA-Klassifikation der Herzinsuffizienz.

Dabei handelt es sich um eine Einteilung der Stadien nach dem Beschwerdegrad.

  • NYHA I: Keine körperlichen Symptome in Ruhe oder bei alltäglicher Belastung.
  • NYHA II: Leichte Einschränkungen bei der körperlichen Belastbarkeit, aber noch keine Symptome in Ruhe.
  • NYHA III: Schon bei alltäglicher körperlicher Belastung hohe Einschränkungen. Beschwerden wie Erschöpfung, Herzrhythmusstörungen , Luftnot und "Brustenge" (Angina Pectoris ) treten schon bei geringer Belastung auf.
  • NYHA IV: Symptome zeigen sich bei jeder körperlichen Belastung und in Ruhe. Betroffene sind meist immobil und in ihrem täglichen Leben auf dauerhafte Hilfe angewiesen.

Darüber hinaus lässt sich die Herzinsuffizienz nach der Auswurfleistung des Herzmuskels unterscheiden. Wenn das Herz trotz Beeinträchtigung noch genug Blut in den Körper auswerfen kann, nennt man das eine erhaltene Auswurfmenge. Die sogenannte Ejektionsfraktion liegt in diesen Fällen zwischen 60 und 70 Prozent (Normalwert). Im Gegensatz dazu steht die verminderte Auswurfleistung.

Diese wurde durch die Europäische Herzgesellschaft (ESC) in drei verschiedene Gruppen eingeteilt.

  • Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer EF (HFrEF, EF<40%)
  • Herzinsuffizienz mit mittelgradiger EF (HFmrEF, EF = 40-49%)
  • Herzinsuffizient mit erhaltener EF (HFpEF, EF beträgt mind. 50%)

Therapie bei Herzinsuffizienz

Die Behandlung der Beschwerden erfolgt rein symptomatisch. Das bedeutet, dass die Herzinsuffizienz damit nicht heilend behandelt wird, sondern lediglich die Beschwerden lindern kann. Zur Verfügung stehen eine Reihe Medikamente, die helfen können.

In der Regel werden Medikamente eingesetzt, die den Blutdruck verringern, die Sauerstoffversorgung des Herzens verbessern, den Körper entwässern und ggf. die Schlagkraft des Herzens steigern. Die Behandlung und Kombination der Medikamente kann sich je nach Wirkung zwischen Personen unterscheiden.

Hinweis

In jedem Falle sollte eine Therapie der Grunderkrankung erfolgen.

Wie ist die Prognose einer Herzinsuffizienz?

Je nach Schweregrad der Herzinsuffizienz verändert sich die Prognose dramatisch. Im Anfangsstadium beträgt die Wahrscheinlichkeit ein Jahr zu überleben über 90 %. Im Endstadium beträgt diese Wahrscheinlichkeit nur noch 50 %. Bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer Herzinsuffizienz ist demnach die zügige Diagnostik und das schnelle Einleiten einer geeigneten Therapie entscheidend für das Outcome.

Was wären neue Behandlungsansätze bei Herzinsuffizienz?

Durch eine rasche, medizinische Behandlung kann die Prognose stark verbessert werden. Daher sollte eine Behandlung nicht durch naturheilkundliche Verfahren verzögert oder aufgeschoben werden.

Empfehlungen zur Nachsorge bei Herzinsuffizienz

Gerade in der Anfangszeit ist eine sehr enge hausärztliche Anbindung notwendig, um die richtige Kombination und Dosis der Medikamente gemeinsam herauszufinden. Dabei sollten alle Probleme und Ängste bzgl. der Medikamente offen und ehrlich besprochen werden. Es sollten in keinem Fall eigenständig ohne Rücksprache Medikamente abgesetzt oder erhöht werden.

Dies kann zur plötzlichen Verschlimmerung führen. Bei einer gut eingestellten Medikation und der Behandlung der Grunderkrankung können langfristig gute Ergebnisse erzielt werden.

Zusammenfassung

Herzinsuffizienz beschreibt den Zustand, bei dem das Herzen nicht mehr seine volle Leistung erbringen kann. Dies ist meist Folge einer zugrundeliegenden Herz- oder Lungenerkrankung und äußert sich in Luftnot, Abgeschlagenheit und Wassereinlagerungen.

Durch eine gute Medikamenteneinstellung können die Beschwerden gelindert werden.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Das Einnehmen ärztlich verschriebener Medikamente gegen Herzinsuffizienz kann die Herzleistung oft enorm verbessern. Zudem können Betroffene selbst durch Gewichtsreduzierung und regelmäßige, leichte sportliche Aktivität die Herzfunktion verbessern.

Häufige Erkrankungen, die zu einer Herzinsuffizienz führen sind eine koronare Herzerkrankung und die COPD.

Mögliche Beschwerden einer Linksherzinsuffizienz sind Luftnot, erst nur bei Belastung, später auch in Ruhe, Hustenanfälle mit schaumigem Auswurf und körperliche Abgeschlagenheit. Die Rechtsherzinsuffizienz äußert sich über einen vermehrten Blutstau vor dem Herzen. Dieser führt u.A. zu Wassereinlagerungen im Körper ("Ödeme") z.B. angeschwollene Beine, Bauchwasser ("Aszites") oder Vergrößerung von Leber und Milz.

Das EKG liefert eine Aussage darüber, ob sich der Herzmuskel als Reaktion auf vermehrte Anstrengung umgebaut hat.

Je nach zugrundeliegender Erkrankung kann sich eine Herzinsuffizienz vollständig zurückbilden oder unheilbar fortschreiten.

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Herzinsuffizienz einfach erklärt

Häufigkeit

  • Jahresprävalenz über 18 Jahre: ca 4.6%
  • Frauen > Männer

Risikofaktoren

  • Hypertonie
  • KHK
  • Myokardinfarkt
  • Herzklappenfehler
  • Angeborener Herzfehler
  • Kardiomyopathie
  • Endokarditis
  • Myokarditis

Ursachen

  • Herzinfarkt
  • Hypertonie
  • Diabetes mellitus
  • Herzklappenfehler
  • Angeborener Herzfehler
  • Kardiomyopathie
  • Endokarditis
  • Myokarditis

Symptome

  • verminderte Leistungsfähigkeit
  • Atemnot
  • Tachykardie
  • Zyanose
  • Ödeme
  • Husten
  • Schwindel

Komplikationen

  • Herzrhythmusstörungen
  • Pneumonien
  • Ödeme

Diagnose

  • Anamnese
    • Ist ihre körperliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt?
    • Bekommen sie unter Belastung schnell Atemnot?
    • Haben sie in Ruhe Atemnot?
    • Haben sie einen schnellen Herzschlag?
    • Werden ihre Haut und/oder Lippen hin und wieder blau?
    • Leiden sie an Ödemen?
    • Müssen sie bei Belastung oft husten?
    • Leiden sie an Schwindel?
    • Hatten sie einen Harzinfarkt?
    • Leiden sie an einem angeborenen Herzfehler?
    • Sind bei ihnen Erkrankungen der Herzklappen bekannt?
    • Haben sie Diabetes mellitus?
    • Sind bei ihnen andere Herzerkrankungen bekannt?
  • Körperliche Untersuchung
    • kardiologische Untersuchung: Auskultation Herz und Lunge, Zeichen der Herzinsuffizienz
  • Echokardiografie
    • Darstellung der Herzklappen, der Herzinnenräume und Herzwände
    • Messung der EF
  • Elektrokardiografie
    • Langzeit EKG zur Erfassung von möglichen Rhythmussstörungen
  • Laboruntersuchung
    • Blutuntersuchung: Elektrolyte (Natrium, Kalium), BNP,
  • Röntgen-Thorax

Differenzial Diagnose

  • Lungenembolie

Therapie

  • Medikamente
  • Konservative Behandlung
  • Operation

Präventionsmaßnahmen

  • Nikotinverzicht
  • Bewegung
  • kardiovaskuläre Risikofaktoren abbauen

Prognose

  • Eine Herzinsuffizienz ist nicht heilbar.

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