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Blähungen

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Geschrieben von
Inga Jerrentrup (Ärztin)

Blähungen stellen in der Bevölkerung ein weitverbreitetes, oft lästiges Gesundheitsproblem dar. Meist versteckt sich hinter der vermehrten Gasansammlung im Magen-Darm-Trakt kein krankhaftes Geschehen - ursächlich sind häufig eine falsche Ernährung, hastiges Essen oder aber vermehrter Stress.

Blähungen, im medizinischen Kontext häufig als Meteorismus bezeichnet, beschreiben eine übermäßige Gasansammlung im Verdauungstrakt, der Abgang dieser Gasansammlungen über das Rektum wird hingegen als Flatulenz bezeichnet.

Wissenswert

Circa 10 - 30 % der Bevölkerung geben an, regelmäßig vom Gefühl des Aufgetriebenseins betroffen zu sein. Dabei sind Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer.

Symptome bei Blähungen

Die vermehrte Gasansammlung geht häufig mit einem allgemeinen Unwohlsein und Bauchschmerzen einher. Viele Betroffene berichten zusätzlich von Völlegefühl, Aufstoßen und eingeschränktem Appetit, auch Übelkeit kann in einzelnen Fällen auftreten.

Meist kommt es zu einer Zunahme des Bauchumfangs, was Betroffene häufig daran merken, dass der Hosenbund unangenehm auf den Bauch drückt. Auch können laute rumorende Darmgeräusche auftreten, welche als Borborygmi bezeichnet werden.

Kommt es zur Lösung der festsitzenden Darmgasansammlungen, leiden Betroffene unter Flatulenzen, die eine enorme Beeinträchtigung im Alltag darstellen können.

Einen Sonderfall stellt das sogenannte Roemheld-Syndrom dar: Kommt es im Rahmen von Blähungen zu einer Ansammlung der Darmgase im oberen Magen-Darm-Trakt und somit im Oberbauch. Als Folge kann es zum Auftreten von Herzbeschwerden mit einhergehender Kurzatmigkeit kommen. Dies lässt sich durch den erhöhten Druck erklären, der aufgrund der Luftansammlung von unten gegen das Zwerchfell wirkt.

Ursachen von Blähungen

Ursachen im Überblick

Die möglichen Ursachen von Blähungen sind vielfältig. Häufig liegen dem Phänomen keine schwerwiegenden Erkrankungen zugrunde, jedoch sollten wiederkehrende, den Alltag einschränkende Blähungen in jedem Fall ärztlich abgeklärt werden.

Blähungen entstehen zumeist infolge einer vermehrten Darmgasbildung. Der menschliche Dickdarm ist von einer großen Menge an Bakterien besiedelt, welche die sogenannte Darmflora bilden.

Diese erfüllt zahlreiche Funktionen: So ist sie zum Beispiel hilfreich bei der Verdauung von Kohlenhydraten, dient der Produktion verschiedener Vitamine und spielt eine wichtige Rolle in unserer Immunabwehr sowie bei der Verdrängung anderer, krankheitsauslösender Bakterien. Im Dickdarm befinden sich dabei bis zu einer Billion Bakterien pro Gramm Stuhl.

Normalerweise werden aufgenommene Kohlenhydrate im Dünndarm aufgespalten und über die Darmschleimhaut resorbiert. Kommt es unter anderem im Rahmen einer Fehlernährung oder der übermäßigen Zufuhr von Ballaststoffen dazu, dass unverdaute Kohlenhydrate den Dickdarm erreichen, dienen diese den dort heimischen Darmbakterien als Nahrung. Sie werden unter anderem zu kurzkettigen Fettsäuren, Wasserstoff und Kohlendioxid abgebaut, welches letztlich die Blähungen bedingt.

Auch ein vermehrtes Verschlucken von Luft kann zu einem erhöhten Gasvolumen im Magen-Darm-Trakt führen. Dafür ist meist eine Verhaltensstörung verantwortlich, welche unter anderem durch emotionalen Stress oder Angst verstärkt werden kann. Hastiges Essen und der Verzehr stark kohlensäurehaltiger Getränke kann ebenfalls dazu beitragen.

Es kann jedoch auch im Rahmen einer eingeschränkten Darmbeweglichkeit, der sogenannten Motilitätsstörung, zu einem fehlenden Abgang der Darmgase kommen, sodass sich Darmgase ansammeln und die typischen Beschwerden hervorrufen können.

Es gibt zahlreiche Lebensmittel, die Blähungen verursachen können. Dazu zählen vor allem ballaststoffreiche Nahrungsmittel, da diese, wie oben bereits beschrieben, im Dickdarm unter Bildung von Wasserstoff und Kohlendioxid weiterverdaut werden. Bei Neigung zu Blähungen sollte daher vor allem auf sämtliche Kohlsorten verzichtet werden.

Dazu zählen unter anderem Weißkohl, Wirsing und Brokkoli, aber auch Mais, Zwiebeln, Knoblauch und Gurken können Blähungen verstärken. Für ihre blähende Wirkung sind auch Hülsenfrüchte bekannt, wozu zum Beispiel Bohnen und Linsen zählen.

Generell schwer verdauliche Lebensmittel, wie Vollkornprodukte oder auch Pilze, können ebenfalls die Bildung von Darmgasen fördern, sodass ihr Verzehr eingeschränkt werden sollte.

Je nach Empfindlichkeit des Einzelnen kann auch ein vermehrter Verzehr von Fruktose und Sorbit, einem Zuckeralkohl, Blähungen hervorrufen. Zu den Obstsorten mit einem hohen Fruktose- und Sorbitgehalt zählen unter anderem Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen und jegliches Trockenobst.

Diverse Nahrungsmittelintoleranzen können mit Blähungen einhergehen. Zu den häufigsten zählt dabei die Laktoseintoleranz . Bei der Laktoseintoleranz verfügen die Betroffenen über eine zu geringe Menge des Enzyms, welches für die Spaltung von Laktose in Galaktose und Glukose verantwortlich ist, die sogenannte Laktase.

Dies führt dazu, dass unverdaute Laktose bis in den Dickdarm gelangt, wo sie unter Gasbildung von Bakterien gespalten wird. Das gleiche Prinzip gilt für die ebenfalls weitverbreitete Fruktoseintoleranz .

Das Reizdarmsyndrom ist eine sehr häufige Erkrankung, welche bei Frauen in etwa doppelt so häufig auftritt wie bei Männern, und ebenfalls ursächlich für Blähungen sein kann. Dabei kommt es zu länger als drei Monate bestehenden, die Lebensqualität einschränkenden Magen-Darm-Beschwerden, welche oft mit Veränderungen des Stuhlgangs vergesellschaftet sind.

Die genaue Ursache der Erkrankung ist bis heute nicht bekannt, psychische Belastungen führen jedoch zu einer Verschlimmerung der Beschwerden. Das Reizdarmsyndrom tritt gehäuft nach Darminfektionen auf. Symptome des Reizdarmsyndroms sind Bauchschmerzen , Völlegefühl, laute Darmgeräusche und Blähungen.

Frauen sind häufig im Rahmen des Menstruationszyklus von vermehrten Blähungen betroffen. Diese treten dabei vor allem vor und während der Menstruation auf und stellen einen Teil des sogenannten prämenstruellen Syndroms dar.

Diagnose bei Blähungen

Die Diagnostik bei neu aufgetretenen oder sich wiederholenden Blähungen besteht zunächst aus einem ausführlichen ärztlichen Gespräch. Dieses sollte eventuelle Vorerkrankungen, die das Auftreten von Blähungen begünstigen könnten, sowie Ernährungsgewohnheiten und die eingenommenen Medikamente beinhalten. Weiterhin wichtig sind die Erfassung der genauen Beschwerden sowie der zeitliche Verlauf. In der Regel schließt der Arzt eine ausführliche körperliche Untersuchung an.

Je nach Verdachtsdiagnose stehen nun mehrere diagnostische Schritte zur Verfügung: Es kann eine Untersuchung des Stuhls erfolgen, die eventuell auftretende, aber nicht sichtbare Blutbeimengungen darstellen kann.

Auch eine Blutuntersuchung mit Erfassung der Entzündungsparameter kann hilfreich sein, um entzündliche Erkrankungen auszuschließen. Mithilfe der Sonografie lassen sich die Bauchorgane darstellen, um mögliche krankhafte Befunde festzustellen.

Hinweis

Es existieren zahlreiche spezielle Untersuchungen, wie zum Beispiel diverse Atemtests zum Ausschluss von Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder eine Magen- und Darmspiegelung, die hilfreich sein können, die genaue Diagnose zu stellen. Welche Untersuchung in welcher Reihenfolge durchgeführt wird, ist abhängig von der Beschwerdesymptomatik und der am naheliegendsten Diagnose.

Mögliche Therapieansätze bei Blähungen

Die Therapie richtet sich sehr stark nach der zugrundeliegenden Ursache der Blähungen. Generell wird zwischen der kausalen Therapie, bei der die Ursachen behandelt werden, und der rein symptomatischen Therapie, die vor allem die Beschwerdelinderung zum Ziel hat, unterschieden.

Sollte nach ausgiebiger Prüfung der eingenommenen Medikamente der Verdacht bestehen, dass eine Medikamentennebenwirkung für die Blähungen verantwortlich ist, kann gegebenenfalls nach Rücksprache mit dem Arzt ein Auslassversuch erfolgen, um das verantwortliche Medikament zu identifizieren.

Infrage kommen dabei unter anderem Acarbose und Metformin - dies sind oral eingenommene Medikamente gegen Diabetes mellitus , sowie Orlistat - ein Medikament zur Behandlung von krankhaftem Übergewicht.

Einen weiteren kausalen Therapieansatz stellt vor allem bei diagnostizierten Nahrungsmittelunverträglichkeiten eine Ernährungsumstellung dar. So sollte bei Zöliakie auf eine lebenslange glutenfreie Ernährung geachtet werden, sowie bei Fruktose- und Laktoseintoleranz eine Fruktose- und Laktose-arme Kost bevorzugt werden.

Liegt den vermehrten Blähungen eine unzureichende Funktion der Bauchspeicheldrüse zugrunde, eine sogenannte exokrine Pankreasinsuffizienz , kann gegebenenfalls ein Ersatz der normalerweise von der Bauchspeicheldrüse produzierten Verdauungsenzyme erfolgen. Dazu nehmen Betroffene in Zusammenhang mit Mahlzeiten Tabletten ein, welche die benötigten und in zu geringem Maße produzierten Enzyme enthalten und somit die Verdauung unterstützen können.

Zur symptomatischen Therapie von Blähungen gehört vorrangig die Einhaltung einer Diät, welche weitestgehend auf blähende Lebensmittel verzichtet. Wie oben bereits erläutert gehören dazu vor allem Kohlgemüse, Hülsenfrüchte, Zwiebeln, Knoblauch, einige Obstsorten, sowie generell eine stark ballaststoffhaltige Ernährung.

Hinweis

Der Konsum kohlensäurehaltiger Getränke und künstlicher Süßungsmittel sollte nur eingeschränkt erfolgen. Auch eine bewusste Veränderung bestimmter Verhaltensweisen kann sich als hilfreich erweisen: So sollten Mahlzeiten in Ruhe eingenommen werden. Meist werden häufige, kleine Mahlzeiten besser vertragen.

Während der Mahlzeiten sollten Gespräche auf ein Mindestmaß reduziert werden, um das Verschlucken von Luft zu vermeiden.

Auch ein Verdauungsspaziergang nach dem Essen kann Abhilfe verschaffen.

Zur Lösung von festsitzenden Blähungen kann die Gabe von oberflächenaktiven Entschäumern erfolgen, dazu zählen unter anderem Präparate wie "Lefax" oder "SAB Simplex". Dabei handelt es sich um Medikamente in Saft- oder Tablettenform, welche nach der Einnahme für eine Lösung der Blähungen sorgen und somit gegen eventuell auftretende Schmerzen helfen können. Auch die Einnahme von krampflindernden Mitteln, wie zum Beispiel "Buscopan" kann erleichternd wirken.

Im Bereich der Naturheilkunde haben sich vor allem Tees aus Fenchel, Anis und Kümmel bei der Behandlung von Blähungen bewährt.

Blähungen vorbeugen

Zur Vermeidung der lästigen Blähungen sollte auf den Verzehr von blähenden Lebensmitteln verzichtet werden. Ausreichende Bewegung und stuhlregulierende Maßnahmen, welche einer Verstopfung vorbeugen, können sich als hilfreich erweisen.

Zusammenfassung

Blähungen treten auf, wenn sich Gas im Verdauungstrakt ansammelt, und sind ein normaler Vorgang ohne Krankheitswert. Er tritt bei den meisten Menschen mehrfach am Tag auf.

Wenn diese Luftansammlung aber zu Schmerzen führt und die tägliche Aktivität beeinträchtigt, kann eine Anpassung der Ernährung, körperliche Betätigung und ggf. sogar Medikamente dabei helfen, Blähungen zu lindern.

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