Geschrieben von Jessica Papic (Ärztin)
Jeder Mensch ist hin und wieder von Müdigkeit betroffen. Dabei besteht auch erstmal kein Grund zur Sorge, denn besonders in stressigen Lebensphasen kommt die Nachtruhe bei einer Vielzahl der Menschen zu kurz. Die häufigsten Ursachen für Müdigkeit sind Schlafmangel, körperliche und seelische Anstrengung und Überarbeitung. Die Müdigkeit ist also ein Hinweis des Körpers, dass er dringend eine Pause braucht. Außerdem ist sie in der Regel ein Zeichen dafür, dass dem Organismus etwas fehlt. Das kann zum Beispiel Sauerstoff, Flüssigkeit oder Bewegung sein. Müdigkeit kann zudem auftreten, wenn die Immunabwehr aktiv ist und sich der Körper beispielsweise gegen bakterielle Erreger zur Wehr setzt.
Fühlt man sich jedoch ständig müde und abgeschlagen, so kann das unter Umständen
auf eine Erkrankung hinweisen und einer gezielten Behandlung bedürfen. In diesen Fällen
ist die Müdigkeit, genauso wie
In diesem Zusammenhang spricht man von der sogenannten „inneren Uhr“. Innerhalb des Körpers kommt es deshalb, durch die inneren Uhr gesteuert, zu einer bedarfsgerechten Ausschüttung verschiedener Botenstoffe, Hormone und Eiweiß. Zudem ist die Körpertemperatur ein wichtiger Bestandteil des Systems von Wachheit, Müdigkeit und Schlaf. Im Laufe des Tages verändert sie sich und regt auf diese Weise den Wechsel von Wachsein und Müdigkeit an.
Darüber hinaus gibt es auch Signale, die außerhalb des Körpers liegen und dieses System beeinflussen. In diesem Zusammenhang spielen vor allem die Tageszeit, Licht und die Dunkelheit eine entscheidende Rolle. Wie viel Schlaf ein Mensch braucht, hängt zum einen von dessen Alter und zum anderen von dessen Gewohnheiten ab. Es gibt Menschen, die augenscheinlich einfach mit weniger Schlaf zurechtkommen, als andere. Wie sich das langfristig auf den Körper auswirkt, ist in der Regel nicht absehbar.
Im Allgemeinen geht man davon aus, dass ein Säugling ungefähr 14 bis 17 Stunden Schlaf am Tag benötigt. Je älter man wird, desto weniger Schlag braucht der Körper. Mit 14-17 Jahren sind es noch circa 8-10 Stunden, während ein Senior mit ungefähr 65 Jahren nur noch 7-8 Stunden täglich schlafen muss.
Wenn man unter Müdigkeit leidet, muss man nicht unbedingt einen Arzt aufsuchen. Das gilt vor allem dann, wenn sich die Müdigkeit nur hin und wieder bemerkbar macht und nicht mit anderen Beschwerden einhergeht. Vorsicht ist hingegen immer dann geboten, wenn die Müdigkeit über einen längeren Zeitraum anhält, der Schlaf nicht mehr erholsam ist und sich Phasen mit Müdigkeit nicht mit wachen, aktiven Zeiten abwechseln. Auch wenn Schlaf, Erholung oder Bewegung die Müdigkeit nicht bessern, sollte die Ursache zeitnah abgeklärt werden.
Ausgeprägte Müdigkeit kann dazu führen, dass die allgemeine Leistungsfähigkeit enorm abfällt und der Alltag deshalb spürbar belastet wird. Auch in diesen Fällen ist es sinnvoll, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Besonders wichtig ist eine umfangreiche Diagnostik zudem immer dann, wenn neben der Müdigkeit weitere Beschwerden auftreten. Zu den dabei relevanten Beschwerden zählen:
Der erste Ansprechpartner bei anhaltender Müdigkeit ist in der Regel der Hausarzt, der üblicherweise die Krankengeschichte und das Lebensumfeld des Betroffenen kennt. In vielen Fällen kann der Hausarzt die Ursache für die Müdigkeit selbst finden. Sollte dies nicht so einfach möglich sein, zieht er für die weiterführende Diagnostik einen Spezialisten hinzu.
Müdigkeit ist nicht selten und muss nicht unbedingt ein Hinweis auf eine zugrunde liegende Erkrankung sein. Jeder Mensch erlebt im Laufe seines Lebens Phasen, in denen er mal mehr und mal weniger von Müdigkeit geplagt wird. Vorsicht ist zum Beispiel immer dann geboten, wenn die Müdigkeit über einen längeren Zeitraum anhält und/oder den Alltag des Betroffenen deutlich beeinflusst.
Chronischer Schlafmangel: Die persönlichen Lebensgewohnheiten haben einen entscheidenden Einfluss auf den Biorhythmus der Menschen. Personen, die zu spät Zubettgehen und dann zu früh Aufstehen müssen, führen ihr Leben entgegen des normalen, gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus, was auf lange Sicht krank machen kann.
Bewegungsmangel: Viel Bewegung und ein aktiver Lebensstil machen den Menschen, entgegen der landläufigen Annahme, nicht unbedingt müde. Es ist sogar wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen, die sich regelmäßig körperlich fordern, weniger häufig unter Müdigkeit leiden.
Ungesunde Ernährung:
Auch die Art der Ernährung nimmt einen Einfluss darauf, ob
man sich fit oder abgeschlagen fühlt. Nach dem Essen einer großen, fett- und
kalorienreichen Mahlzeit, wird deutlich mehr Blut in den Magen-Darm-Trakt geleitet.
Gleichzeitig werden andere Organe, beispielsweise das
Übergewicht: Übergewichtige Menschen leiden erwiesenermaßen deutlich öfter unter ausgeprägter Müdigkeit als schlanke Personen. Die Ursachen dafür können vielfältig sein. Besonders häufig liegt bei den Betroffenen jedoch das sogenannte Adipositas assoziierte Hypoventilations-Syndrom sein. Dieses Syndrom führt dazu, dass der Patient nicht richtig atmen kann oder will. Es kommt zu einem Sauerstoffmangel, der wiederum zu Müdigkeit führt.
Flüssigkeitsmangel: Durch Flüssigkeitsmangel wird das Blut dickflüssiger und kann deshalb weniger schnell im Kreislauf zirkulieren. Auf diese Weise kann auch das Gehirn nur noch langsam mit Sauerstoff versorgt werden. Der Sauerstoffmangel im Gehirn wiederum verursacht Müdigkeit. Aus diesem Grund ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr essenziell.
Stress: Stress kann dazu führen, dass man unter anhaltender Müdigkeit leidet. Mit kurzzeitigem Stress kann der Körper in der Regel gut umgehen. Wenn auf eine kurze Stressphase eine angemessene Pause folgt, ist das kein Problem. Problematisch wird es jedoch immer dann, wenn der Stress lange anhält.
Schlecht gelüftete Räume:
Auch der Aufenthalt in schlecht belüfteten Räumen kann
zur Müdigkeit führen. Grund ist die Tatsache, dass der Sauerstoffgehalt innerhalb eines
Raumes mit der Zeit abnimmt. Sobald eine gewisse Grenze unterschritten ist, wird im
Blutarmut:
Die roten Blutkörperchen, sogenannte Erythrozyten, sind im Körper dafür
zuständig, Sauerstoff zu binden, zu transportieren und anschließend im Zielorgan
abzugeben. Sie stellen also die Sauerstoffversorgung der Organe und des Gehirns
sicher. Kommt es nun zu einem Absinken der Anzahl der roten Blutkörperchen (
Stoffwechselerkrankungen:
Eine
Tumore:
Viele Tumorarten machen sich erst in einem fortgeschrittenen Stadium durch
Symptome, die man einem Organ zuordnen kann, bemerkbar. Müdigkeit ist jedoch bei
einigen Krebsarten ein recht frühes Anzeichen. Vor allem bei Blutkrebs (
Chronische Erkrankungen:
Chronische Erkrankungen, zum Beispiel Herzinsuffizienz
(Herzschwäche),
Psychische Erkrankungen:
Neben den körperlichen Leiden können auch psychische
Erkrankungen dazu führen, dass die Energie des Betroffenen sichtbar schwindet. Vor
allem in Falle einer
Hypotonie: Wenn eine Hypotonie vorliegt, zirkuliert das Blut deutlich langsamer und mit weniger Energie durch den Blutkreislauf. Bei den betroffenen Personen kann dies zu Schwindel und Kopfschmerzen führen. Langfristig bemerken die meisten Menschen, die an einem sehr niedrigen Blutdruck leiden, zudem, dass sie eine ausgeprägte Müdigkeit entwickeln.
Medikamente: Einige Arzneimittel sind dafür bekannte, dass sie bei den Anwendern zur Müdigkeit führen können. Das betrifft vor allem Antidepressiva und Neuroleptika. Außerdem wirken sich auch Blutdrucksenker und Antihistaminika, die man bei Allergien einnimmt, ermüdend auf den Patienten aus.
Drogen: Nahezu alle suchterzeugenden Substanzen sind dazu in der Lage, bei deren Einnahme ausgeprägte Müdigkeit hervorzurufen. Das gilt nicht nur für illegale Drogen, sondern auch für Alkohol und Nikotin.
Auch das sogenannte chronische Erschöpfungssyndrom (Chronic fatique syndrome, CFS,
chronisches Müdigkeitssyndrom) zeichnet sich durch anhaltende, schwere Müdigkeit aus.
Dieses Syndrom ist jedoch strikt von Müdigkeit durch Schlafmangel, Stress, Blutarmut,
Krebs & Co. zu unterscheiden. Bei dem chronischen Müdigkeitssyndrom handelt es sich
um ein komplexes Krankheitsbild, das bei den Betroffenen zu anhaltender Erschöpfung
ohne erkennbaren Grund führt. Betroffene Patienten leiden zusätzlich unter
Die Diagnostik bei Patienten, die unter anhaltender Müdigkeit leiden, gliedert sich in verschiedene Abschnitte.
Zu Beginn findet in der Regel ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt. Im Zuge dieses Gesprächs sollten die bei dem betroffenen Patienten vorliegenden Beschwerden so genau wie möglich beschrieben werden. Außerdem ist es besonders wichtig, möglicherweise bestehende Begleitsymptome zu benennen und zu prüfen, ob diese mit der anhaltenden Müdigkeit in Zusammenhang stehen können. Bei der Diagnostik stellt der Arzt unter anderem folgende Fragen:
Darüber hinaus spielen die Krankengeschichte des Patienten und dessen Familienanamnese hinsichtlich maligner Erkrankungen in der Diagnostik bei ungewolltem Gewichtsverlust eine entscheidende Rolle. Grund dafür ist die Tatsache, dass eine genetische Komponente bei Tumorerkrankungen nicht ausgeschlossen werden kann.
Außerdem ist es sinnvoll bei Personen, die unter stark ausgeprägter Müdigkeit leiden, eine Blutuntersuchung durchzuführen. Im Zuge dieser Untersuchung können beispielsweise die sogenannten Entzündungsparameter bestimmt werden. Sollten innerhalb des Körpers der Patienten entzündliche Prozesse vorliegen, so steigen die Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und das c-reaktive Protein (CRP) an. Der Blutzucker sollte zudem bestimmt werden.
In Abhängigkeit davon, welche Verdachtsdiagnose nach dem Arzt-Patienten-Gespräch und der Blut- und körperlichen Untersuchung besteht, werden weitere diagnostische Methoden eingeleitet. Zu den dabei wichtigen Untersuchungen zählen die Aufzeichnung der Hirnströme im Schlaflabor (sogenanntes EEG) und eine Elektrokardiogramm (EKG).
Wenn beispielsweise ein Tumor vermutet wird, können bildgebende Verfahren dabei helfen, dessen Lokalisation exakt nachzuweisen. Außerdem können weitere Informationen über ein möglicherweise vorliegendes Geschwür bei einer Biopsie des verdächtigen Gewebes gewonnen werden.
Die Wahl der am besten geeigneten Behandlungsstrategie bei Patienten, die unter anhaltender, ausgeprägter Müdigkeit leiden, hängt maßgeblich mit der zugrunde liegenden Ursache zusammen. Wenn die Beschwerden durch eine bakterielle Infektion hervorgerufen werden, erfolgt die Therapie über die Einnahme von Antibiotika.
Kann bei einem Patienten mit extremer Müdigkeit hingegen ein Pilz nachgewiesen
werden, ist die Einnahme eines pilztötenden Mittels (Fungizid) indiziert.
In Abhängigkeit davon, welche Beschwerden neben der Müdigkeit vorliegen, kann die
Einnahme verschiedener Medikamente zur symptomatischen Behandlung sinnvoll sein.
Vor allem, wenn der Betroffene unter Schmerzen leidet, kann die Anwendung von
Schmerzmitteln dabei helfen, diese effektiv zu lindern. Im Zuge dessen eignen sich vor
allem jene Schmerzmittel, die neben der schmerzlindernden auch eine
entzündungshemmende Komponente besitzen.
Unkomplizierte Infekte wie die
Bei der Behandlung der Schlafapnoe spielt die Gewichtsreduktion eine entscheidende Rolle. In der Regel reicht es schon aus, wenn der Patient ein paar Kilogramm verliert, um des Nachts zuverlässig atmen und infolgedessen besser schlafen zu können. Darüber hinaus wirkt sich der Verzicht auch Alkohol und Nikotin positiv auf die nächtliche Atmung aus. In besonders ausgeprägten Fällen können spezielle Atemmasken oder Aufbisschienen verschrieben werden. Auch die Durchführung einer operativen Korrektur ist unter gewissen Umständen möglich.
Wenn die Müdigkeit des Patienten mit einer Krebserkrankung in Zusammenhang steht, muss eine deutlich umfangreichere Behandlung eingeleitet werden. In erster Linie wird stets versucht, den Tumor operativ zu entfernen. Außerdem können bei Bedarf eine Chemo- oder Strahlentherapie durchgeführt werden. Neben den körperlichen Ursachen für das Auftreten der Beschwerden können auch psychische Erkrankungen ursächlich sein. In diesen Fällen besteht die Behandlung aus einer Kombination aus Verhaltenstherapie und regelmäßiger Bewegung. Bei Bedarf können zudem unterstützende Medikamente verschrieben werden.
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Geschrieben von
Jessica Papic
Medizinisch geprüft am
11. Nov. 2022
Begriffe
Eisenmangel
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