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Die Auswirkungen von COPD auf das Verdauungssystem: Warum der Bauch dicker wird

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung bringt viele Begleiterkrankungen (auch Komorbiditäten genannt) mit sich. Die Erkrankung kann dabei viele Organsysteme des Körpers negativ beeinflussen unteranderem auch das Verdauungssystem.

Der Umfang der Komorbiditäten reicht von weiteren Krankheiten der Lunge über Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychischen Problemen bis hin zum Tumorleiden.

Auch der Magen-Darm-Trakt und der Stoffwechsel können durch COPD betroffen sein. Im Allgemeinen wird in Bezug auf COPD - vor allem im Endstadium - ein Verlust der Muskel- und Fettmasse, was zu Untergewicht führt, häufig gesehen.

Dieser Ernährungszustand wird auch als Kachexie bezeichnet und entsteht zusammengefasst gesagt durch die Erhöhung des Energieverbrauchs wegen der erschwerten Atemarbeit und dem Mangel an aktiven Muskelaufbau sowie einer Mangelernährung der Betroffenen.

Hinweis

Im Gegensatz dazu zeigen aktuelle Daten auch einen Zusammenhang zwischen COPD und Übergewicht.

Gründe für Übergewicht bei COPD

Übergewicht bzw. die Gewichtszunahme werden überwiegend in der Anfangsphase der Erkrankung beobachtet. Der Grund dafür ist naheliegend: Der Kalorienverbrauch in Form von körperliche Aktivität sinkt, während die Kalorienzufuhr durch Nahrungsaufnahme gleich bleibt.

Wer an COPD leidet bekommt schlechter Luft - dies gilt ganz besonders bei körperlicher Anstrengung. Um dem unangenehmen Zustand der Atemnot aus dem Weg zu gehen, bewegen sich Betroffene automatisch weniger.

Die Essgewohnheiten ändern sich dabei in den meisten Fällen nicht. Als Konsequenz legt man an Fettmasse zu. Dieses Phänomen wurde auch bei Menschen, die (noch) nichts von ihrer COPD wussten, gesehen.

Ein anderer, allerdings überaus seltener Grund für eine Gewichtszunahme ist ein Einnahmefehler von Corticosteroiden (Cortison), das bei COPD Anwendung findet. Die Liste von Nebenwirkungen, die bei einer lang andauernden Tabletten- oder Spritzenbehandlung von Cortison-Präparaten entstehen können, ist lang.

Wissenswert

Im Zusammenhang mit systemischer Cortison-Einnahme und Übergewicht fällt vor allem der Begriff der "Stammfettsucht": Durch die künstliche Zufuhr von Corticosteroiden kommt es zu einer Fettverteilungsstörung mit Fettzunahme im Gesicht ("Vollmondgesicht"), Nacken und Rumpfbereich sowie Fettverlust an den Extremitäten.

Doch kein Grund zur Sorge bei der Cortison-Therapie bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung! Cortison wird bei der COPD allen voran inhalativ - also als Spray - angewendet. Das bedeutet, dass der Wirkstoff direkt in den Atemwegen (wo er gebraucht wird) wirkt. Nur eine ganz kleine Menge gelangt dabei in den Körper, sodass keine Nebenwirkungen, die den ganzen Körper betreffen, auftreten können.

In Tablettenform findet Cortison nur bei Exazerbationen, also akuten Verschlechterungen, Anwendung. Die Einnahme ist hier allerdings streng auf einige Tage beschränkt, weswegen man keinesfalls mit Nebenwirkungen rechnen muss.

Neben diesen zwei Gründen der Gewichtszunahme unter COPD, werden noch weitere Auslöser für eine Vergrößerung des Bauches (ohne Gewichtszunahme) beschrieben.

Einerseits kann eine falsche Atmung zu einem aufgeblähtem Bauch führen: Durch die erschwerte Lungenatmung, verschlucken Betroffene manchmal sehr viel Luft, die sich im Magen-Darm-Bereich sammelt, wodurch der Bauch dicker wirkt.

Andererseits ist ein sogenanntes "Lungenemphysem" Teil des Symptomkomplexes bei fortgeschrittener COPD. Das Emphysem beschreibt dabei einen Einschluss von Luft in der Lunge: Durch die Verengung der Atemwege ist das Abatmen der Luft nämlich schwieriger als das Einatmen. Als logische Folge sammelt sich immer mehr Luft in den kleinsten Abschnitten des Atemweg-Baums, wodurch es zu einer Überblähung der Lunge kommt.

Von außen kann das als Fassthorax erkannt werden: Der untere Teil des Brustkorbs erscheint verbreitert, das Brustbein wirkt hervorgewölbt, die Rippen verlaufen eher horizontal als nach schräg unten und der Oberbauch wirkt gebläht.

Auswirkungen von Übergewicht auf COPD

Überschüssiges Gewicht wirkt sich negativ auf die täglichen Symptome sowie die Häufigkeit und den Schweregrad von Exazerbationen aus. Durch überschüssige Kilos muss das Herz grundsätzlich mehr Arbeit leisten, wodurch schon leichte Aktivitäten bei Menschen mit COPD zu Atemnot führen können.

Außerdem besteht für Menschen, die sowohl an COPD als auch an Übergewicht leiden, ein erhöhtes Risiko an Komorbiditäten, wie Herzkreislaufproblemen, Bluthochdruck , Zuckerkrankheit oder gesteigerten Blutfettwerten, zu erkranken.

Hinweis

Dem Erhalt des Normalgewichts sollte daher große Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Dem "dicken Bauch" bei COPD entgegenwirken

Wer bemerkt, dass er ungewollt an Körpergewicht zulegt, sollte eine Arzt/eine Ärztin aufsuchen. Diese/r wird mit Hilfe von gezielten Fragen die Hintergründe der Gewichtszunahme herausfinden. Allen voran wird der Arzt/ die Ärztin aktuell eingenommene Medikamente sowie bekannte Erkrankungen erfragen.

In den allermeisten Fällen liegt dem Übergewicht bei bestehender COPD die verminderte körperliche Aktivität und die überschüssige Kalorienzufuhr zugrunde.

Hinweis

Regelmäßige körperliche Aktivität sind bei Menschen mit COPD einer der wichtigsten Faktoren, um Komorbiditäten vorzubeugen.

Sportliche Maßnahmen und eine hohe Alltagsaktivität bewirken nicht nur den Erhalt der Muskelmasse auf längerer Sicht, sondern sind auch für das Halten des Normalgewichts unbedingt notwendig.

Hinweis

Am besten ist es, eine Aktivität je nach persönlicher Vorliebe zu wählen, sodass diese leichter regelmäßig verfolgt werden kann.

Beispielsweise sind tägliche langsame Spaziergänge, Gartenarbeit oder das Erledigen von Haushaltstätigkeiten im angepassten Tempo bereits ausreichend um der COPD entgegen zu wirken.

Neben der allgemeinen körperlichen Bewegung sind die gezielte Physiotherapie inklusive Atemtherapie wichtige Behandlungsschritte, die schon im Frühstadium Einsatz finden sollten.

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