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COPD und häusliche Pflege: Wann professionelle Pflege benötigt wird

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Geschrieben von
Leyla Al-Sayegh (Ärztin)

Bei manchen Menschen mit COPD ist eine intensive Pflege im häuslichen oder stationärem Setting im Verlauf der Erkrankung angebracht. Vor allem in späteren Stadien der COPD ist eine professionelle Pflege unumgänglich.

Manche Betroffene benötigen dahingegen schon in früheren Stadien der Erkrankung Unterstützung.

Verlauf der COPD

Wissenswert

Die COPD ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung.

Praktisch bedeutet das für Betroffene, dass eine schleichende Verschlechterung eintreten wird. Das Anfangsstadium der COPD präsentiert sich meist nur durch wenige bis gar keine Symptome.

Die meisten Betroffenen berichten von Husten mit Auswurf und allmählich stärker Atemproblemen unter Belastung. Im Laufe der Zeit verschlechtern sich die auftretenden Beschwerden - Husten, Auswurf und Atemnot nehmen zu.

Hinzu kommt eine Häufung von Exazerbationen, also akuten Verschlechterungen, die ebenfalls mit dem Fortschreiten der Erkrankung auftritt.

Vorerst werden die Symptome vor allem durch körperliche Anstrengung verschlimmert. Im weiteren Verlauf kann die Atmung jedoch auch schon in Ruhe eingeschränkt sein.

Alles in Allem wirkt sich die verminderte Sauerstoffaufnahme auf den gesamten Organismus aus. Zu den Folgeerscheinungen im fortgeschrittenerem Zustand zählen unter anderem Blutarmut, Muskelschwund und psychische Erkrankungen.

Damit beginnt ein Teufelskreis, denn all dies sind Probleme im menschlichen Körper, die gemeinsam mit den klassischen COPD-Symptomen zu einer Leistungsschwäche und verminderten Motivation zur Bewegung und körperlichen Aktivität führen.

Oft gehen dadurch mit einer COPD nicht nur die unangenehmen körperlichen Folgen, sondern auch Einschränkungen im Sozial-, Familien- und Alltags-Leben einher.

Häufig kapseln sich Betroffene von ihrem Umfeld ab, einerseits aus Scham, andererseits um keine Belastung darzustellen. Zudem meiden sie körperliche Anstrengungen um das beängstigende Gefühl der Atemnot zu umgehen.

Erst werden sportliche Aktivitäten abgesagt, nach und nach werden dann auch Alltags-Bewegungen, wie Einkaufen, Haushalt oder Gartenarbeit zur Qual.

Hinweis

Dabei wäre es unglaublcih wichtig, die körperliche Aktivität im angepassten Tempo und so gut als möglich weiter fortzuführen. Damit wirkt man sowohl der Atemnot als auch auf längerer Sicht dem Muskelschwund entgegen.

Insgesamt bleibt man so länger mobil und die Lebensqualität bleibt länger erhalten.

Die ambulante Pflege bei COPD

Solang die Möglichkeit besteht, dass der/die an COPD-Erkrankte zuhause ohne oder mit Unterstützung zurecht kommt, kann der/ die Betroffene natürlich im bekannten Umfeld wohnen.

Ab welchem Zeitpunkt weitere pflegerische Hilfe zu Hause erforderlich ist, hängt in erster Linie von den Wünschen der Betroffenen und deren Umfeld selbst ab.

Unabhängig vom notwendigen Unterstützungsausmaß gibt es einige Basismaßnahmen, die zur Verbesserung des häuslichen Umfelds von Betroffenen selbst oder deren Angehörigen eingehalten werden sollten:

  1. 01
    Vermeidung von Schimmelbildung Regelmäßiges Lüften und die Überprüfung von Räumen (insbesondere Badezimmer) und Pflanzen auf Schimmel vermeiden, dass die reizenden Pilzsporen in die Luft gelangen
  2. 02
    Entfernung von Staub Neben regelmäßigem (feuchten!) Staub wischen und Boden saugen sollten auch Polsterüberzüge und Vorhänge ab und an gewaschen werden, um eingelagerten Staub zu reduzieren.
  3. 03
    Regelmäßiges Stoßlüften Lüften ist wichtig zur Kontrolle der Luftfeuchtigkeit. Dauerhaftes Lüften könnte allerdings das Eindringen von Schadstoffen von außen begünstigen, weswegen Stoßlüften bevorzugt wird.

Für die intensivere ambulante Pflege stehen darüber hinaus je nach Wunsch der Betroffenen sowie deren Angehörige verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.

Wissenswert

An sich gilt: Sind Maßnahmen zur Behandlung der Krankheit bzw. die Bewältigung des Alltags selbstständig nicht mehr durchführbar, so sollte Unterstützung von außen in Anspruch genommen werden.

Einerseits können vor allem einfache pflegerische Tätigkeiten und Unterstützungen im Alltag durch Nahestehende erfolgen. Gerade Tätigkeiten wie der wöchentliche Einkauf und anstrengendere Haushaltsaktivitäten (z.B. Bodenwischen, Fensterputzen) können den Betroffenen abgenommen werden.

Die aktive Beschäftigung mit den Erkrankten sollte dabei allerdings nicht vernachlässigt werden! Kurze Spaziergänge, das Lösen von Denkaufgaben oder lediglich das Führen netter Gespräche tragen erheblich zur Lebensqualität für kranke Menschen im Allgemeinen bei.

Hinweis

Eine ausreichende Schulung und Informationen über das Krankheitsbild sowie Möglichkeiten der Unterstützung sollten für die passende häusliche Pflege im Vorhinein eingeholt werden. Vor allem der Umgang mit Notfallsituationen sollte dabei im Vordergrund stehen.

Manchmal fühlen sich Menschen mit COPD und deren Angehörige überfordert und mit ihrem Problem alleine gelassen. Spätestens dann sollte das Angebot des ambulanten Pflegedienst in Betracht gezogen werden.

Hier stehen ausgebildete Pflegekräfte zur professionellen Unterstützung zur Verfügung.

Insgesamt bieten die professionellen Pflegedienste ein großes Spektrum an Leistungen an:

  • medizinische Pflege zu Hause Verbandwechsel, verordnete Spritzentherapien
  • Arzt-Begleitung bei Terminen
  • Durchführen von Alltagstätigkeiten Einkaufen, Haushalt und Putzen kann vom Pflegeteam übernommen werden
  • Förderung der körperlichen und geistigen Gesundheit Spaziergänge, Kräftigungsübungen, Ernährungs-Unterstützung, Pflegen sozialer Kontakte, Gehirnjogging und Körperpflege machen einen großen Teil der Arbeit des ambulanten Pflegeteams aus

Wissenswert

Das ambulante Pflegeteam kommt je nach Bedarf der PatientInnen nach gemeinsamer Absprache über das Pflegeausmaß und gewünschte zeitliche Beanspruchung zum Betroffenen nach Hause.

Der mögliche Unterstützungsumfang reicht von Erledigen des Wocheeinkaufs bis hin zur 24h-Betreuung zu Hause.

Generell wird die Pflegebedürftigkeit von Erkrankten vom Staat finanziell unterstützt. Je nach Land und zuständiger Stelle können die Leistungen allerdings unterschiedlich verrechnet werden.

Am besten ist es, sich vorab im Internet oder den/die behandelten MedizinerIn über die Möglichkeit von Pflegegeldern zu informieren.

Zur weiteren Unterstützung für betreuende Angehörige stehen Selbsthilfe- und Angehörigengruppen und diverse Beratungsstellung zur Verfügung.

Die stationäre Pflege bei COPD

Ist die Pflege zu Hause für einen gewissen Zeitraum nicht möglich, fühlen sich Angehörige überfordert oder möchten einmal in den Urlaub fahren, steht die Kurzzeitpflege (für 6-8 Wochen im Jahr) in einem Krankenhaus oder Pflegeheim zur Verfügung.

Wenn ein längeren Zeitraum der externen Pflege gewünscht wird, sollte man sich frühzeitig um einen Platz im Pflegeheim bemühen. Viele Betroffene bevorzugen eine 24h-Betreuung und wollen Angehörigen nicht zur Last fallen.

Ein positiver Aspekt (vor allem für pflegende Angehörige) ist außerdem, dass die medizinischen und pflegerischen Maßnahmen mit dem Fortschreiten der Erkrankung immer komplexer werden.

Um einer Überforderung entgegen zu wirken, darf die Pflege gerne in professionelle Hände gegeben werden. Ein weiterer Vorteil für Nahestehende und die Erkrankten selbst ist, dass die verbleibende gemeinsame Zeit viel eher mit intensiven, liebenswerten Gesprächen und nicht mit pflegerischen Tätigkeiten vollgepackt ist.

Manchmal ist in Situationen der akuten Verschlechterung der Symptome auch ein Krankenhausaufenthalt notwendig. Es ist von großer Wichtigkeit, die Symptome der Exazerbation zu erkennen, sodass eine schnellstmögliche Betreuung im Krankenhaus erfolgen kann.

Achtung

Zu den Symptomen der akuten COPD-Exazerbation zählen:

  • Zunahme der Atemnot
  • häufigerer, stärkerer Husten
  • Vermehrung des Auswurfs und der Schleimproduktion
  • Änderung der Farbe und Konsistenz des abgehusteten Schleims: meist gelb-grün und zäher
  • Anstieg der Atemfrequenz
  • Verschlechterung der Belastbarkeit
  • Auftreten von Begleitphänomenen: Müdigkeit , Krankheitsgefühl, eventuell Fieber (>38°C)

Es ist möglich, dass vor allem bei fortgeschrittener Erkrankung vom Krankenhaus eine weitere intensivere Betreuung zu Hause empfohlen wird. Im Normalfall erhalten Angehörige dann Informationen und Unterstützung vom Krankenhauspersonal selbst.

Pflege im Endstadium der COPD

Wird für die letzte Lebensphase eine professionelle Unterstützung gewünscht, so stehen verschiedene spezielle Wahlmöglichkeiten zur Verfügung.

Wenn der Betroffene im häuslichen Umfeld bleiben möchte, kann ein spezialisiertes ambulantes Palliativteam den/ die Betroffenen in regelmäßigen Abständen zuhause besuchen.

Um eines dieser "Palliativ-Care-Teams" in Anspruch zu nehmen, sollte mit dem Hausarzt/ der Hausärztin Rücksprache gehalten werden, sofern eine Einleitung nicht über das Krankenhaus erfolgt.

Ist die Versorgung in den eigenen vier Wänden nicht möglich oder unerwünscht, stehen stationäre Palliativ-Einrichtungen in spezialisierten Kliniken oder Pflegeheimem mit Palliativstation oder einem Hospiz zur Verfügung.

Hier liegt der Vorteil vor allem darin, dass eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung durch ein ausgebildetes Team bestehend aus PflegerInnen, ÄrztInnen und Mitarbeitern anderer sozialer Dienste (PsychologInnen, soziale Dienste, TherapeutInnen,...) angeboten wird.

Wissenswert

Die Palliativmedizin zielt nicht auf die Heilung der Erkrankung ab. Das große Ziel jeder palliativen Versorgung ist es, die Lebensqualität und Selbstbestimmung bis zum Lebensende zu fördern und allen beteiligten professionellen Rat und Trost zu spenden.

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