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Woher kommt der helle Stuhl bei Bauchspeicheldrüsenkrebs?

Profilbild von Dr. med. Danny  Jazmati Geschrieben von Dr. med. Danny Jazmati
  • Pankreaskarzinom: Ein Krebs, der in der Bauchspeicheldrüse entsteht und oft spät entdeckt wird, was die Heilungschancen reduziert.
  • Stuhlveränderungen: Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs kann der Stuhl heller, schmierig, klebrig und übelriechend werden.
  • Mikrobiom: Die Gesamtheit aller Mikroorganismen, hauptsächlich Bakterien, die in unserem Körper leben, insbesondere im Darm.
  • Mikrobiom und Krebs: Veränderungen im Mikrobiom können auf das Vorhandensein von Krebs hinweisen und Informationen über die Prognose des Patienten liefern.
  • Stuhluntersuchung: Eine nicht-invasive Methode, die potenziell ein Pankreaskarzinom frühzeitig diagnostizieren kann.
  • Tumormarker CA19-9: Ein spezifischer Blutwert, der bei vielen Menschen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs erhöht ist.
  • Kombinierte Diagnose: Die Kombination von Mikrobiom-Untersuchungen und dem Tumormarker CA19-9 könnte in der Zukunft eine effektive Methode zur Früherkennung von Pankreaskarzinom bieten.

Frau auf der Toilette sitzend

Der Stuhlgang bei Bauchspeicheldrüsenkrebs hat eine typische Veränderung der Farbe (hellere Farbe als gewöhnlich und glänzend) und Konsistenz (schmierig und klebrig ).

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist ein langes Organ, das sich hinter dem Magen befindet und verschiedene Enzyme, die für die Verdauung benötigt werden, sowie die Hormone Insulin und Glukagon produziert.

Die Veränderung des Stuhlgangs ist neben den typischen Zeichen von Bauchspeicheldrüsenkrebs, wie Schmerzen im Bereich des Bauches oder des Rückens, Übelkeit und Appetitverlust, Gelbsucht (Ikterus), Blähungen, ein aufgeblähter Bauch (Gummibauch) und die Erstmanifestation eines neu vorher noch nie beschriebenen Diabetes mellitus ein charakteristisches Zeichen, dass zur Diagnosefindung beitragen kann.

Ein Krebs der Bauchspeicheldrüse kann über zwei Mechanismen die Farbe im Stuhl verändern. Dieses ist zum einen, dass die Funktionselemente der Bauchspeicheldrüse (Enzyme) nicht mehr richtig produziert werden können und zum anderen, das der Gallensaft nicht mehr in den Darm gelangt.

Der Stuhlgang erscheint heller als üblich, hat eine schmierige oder klebrige Konsistenz, glänzt und verströmt einen unangenehmen, übel riechenden Geruch (auch als Fettstuhl bezeichnet).

Fehlende Enzymproduktion

Die Bauchspeicheldrüse hat zwei Haupttypen von Zellen: exokrine und endokrine. Die exokrinen Zellen machen den größten Teil der Bauchspeicheldrüse aus und produzieren Enzyme, die in den Dünndarm abgegeben werden, um bei der Verdauung der Nahrung zu helfen. Die endokrinen Zellen machen einen kleinen Teil der Bauchspeicheldrüse aus und produzieren Hormone, die in den Blutkreislauf abgegeben werden.

Die von den exokrinen Zellen produzierten Enzyme helfen bei der Aufspaltung von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen. Das Hormon Insulin, das von den endokrinen Zellen produziert wird, trägt zur Regulierung des Blutzuckerspiegels bei. Das Hormon Glukagon, das ebenfalls von den endokrinen Zellen produziert wird, hilft, den Blutzuckerspiegel anzuheben, wenn er zu niedrig ist

Ein Krebs, der in die Bauchspeicheldrüse eingewachsen ist, kann das Gewebe zerstören und zu einem Funktionsverlust des Organs führen (Pankreasinsuffizienz).

Pankreasinsuffizienz ist ein Zustand, bei dem die Bauchspeicheldrüse nicht in der Lage ist, genügend Enzyme oder Hormone für eine ordnungsgemäße Verdauung oder Blutzuckerregulierung zu produzieren.

Wenn ein Tumor den Bauchspeicheldrüsengang blockiert, kann ein Mangel an Bauchspeicheldrüsensaft im Darm zu schlechter Aufnahme von Nährstoffen führen. Dieses kann einen Durchfall verursachen.

Gewichtsverlust: Durch die mangelhafte Verdauung und Aufnahme von Nährstoffen kann es zu ungewolltem Gewichtsverlust kommen, der sich auch in der Konsistenz und Menge des Stuhls widerspiegeln kann.

Die Nahrung wird unverdaut über den Darm ausgeschieden. In diesem Fall kann der Stuhl aufgrund des höheren Fettgehalts übel riechenden, voluminös und fettig erscheinen. Häufig beschreiben Patienten, dass der Stuhl ungewöhnlich blass erscheint.

Der Urin verfärbt sich dunkler, während der Stuhlgang heller wird. Zudem zeigt sich ein Juckreiz über den gesamten Körper. Dies sind Anzeichen einer Gelbsucht (Ikterus).

Farbe des Stuhls Mögliche Ursache beim Pankreaskarzinom
Heller oder lehmfarbener Blockade des Gallengangs, verminderte Bilirubinausscheidung
Fettiger, öliger Stuhl Mangelhafte Verdauung von Fetten aufgrund unzureichender Pankreasenzyme
Dunkel oder teerartig Blutungen im oberen Verdauungstrakt, das teilweise verdaut wurde

Blockade des Gallengangs

Bilirubin ist eine orangefarbene Substanz, die entsteht, wenn ein Stoff in den roten Blutkörperchen abgebaut wird. Bilirubin gelangt in die Leber, wo es dann in der Galle ausgeschieden wird. Von hier gelangt Billirubin in den Magen-Darm-Trakt.

Im Magen-Darm-Trakt wird Bilirubin von Darmbakterien zu einem anderen Stoff abgebaut. Ein Teil wird durch den Urin ausgeschieden. Dieses gibt dem Urin seine gelbe Farbe. Ein anderer Teil wird über den Darm ausgeschieden und gibt dem Stuhl die bräunliche Farbe.

Von einer Gallengangsobstruktion spricht man, wenn der Gallengang, der die Galle von der Leber in den Darm leitet, blockiert ist. Dies kann aus verschiedenen Gründen geschehen, unter anderem durch Bauchspeicheldrüsenkrebs. Wenn der Gallengang blockiert ist, kann die Galle nicht mehr in den Darm gelangen

Wenn also durch den Krebs der Gallengang blockiert ist, gelangt Billirubin nicht in den Darm und der Stuhl erhält nicht seine bräunilche Farbe, sondern erscheint weißlich/gelblich.

Durchfall ist ein sehr unspezifisches Symptom und kann auch auf viele andere Erkrankungen hinweisen. Neben Bauchspeicheldrüsenkrebs, können auch andere Krebserkrankungen, wie zum Beispiel Darmkrebs Durchfall verursachen.

Stuhlveränderungen

Krankheit Stuhlveränderung
Reizdarmsyndrom Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung
Morbus Crohn Durchfall, oft blutig
Colitis ulcerosa Blutiger Durchfall
Zöliakie Fettiger, übelriechender Stuhl
Gastroenteritis Wassriger Durchfall
Darmkrebs Blut im Stuhl, schwarzer Stuhl
Hämorrhoiden Blut auf dem Stuhl oder Toilettenpapier
Gallenblasenerkrankung Heller oder lehmfarbener Stuhl
Pankreatitis Fettiger, öliger Stuhl
Laktoseintoleranz Durchfall nach Milchprodukten
Pankreaskrebs Heller Stuhl, unverdaute Nahrung im Stuhl

Mikrobiom: Mögliche Früherkennung aus dem Stuhl

Bei vielen Krebserkrankungen gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Mikrobiom und dem Auftreten von Krebs. Um es einfach auszudrücken: Das Mikrobiom ist die Gesamtheit aller Mikroorganismen, vor allem Bakterien, die in unserem Körper, hauptsächlich im Darm, leben. Sie beeinflussen viele Funktionen unseres Körpers, von der Verdauung bis zum Immunsystem.

Diese Veränderungen im Mikrobiom lassen sich durch eine Untersuchung des Stuhls feststellen. Mehrere unabhängige Studien haben nun gezeigt, dass diese Stuhluntersuchung potenziell eine Möglichkeit bietet, ein Pankreaskarzinom frühzeitig zu diagnostizieren. Das ist besonders bedeutsam, da es aktuell keine zuverlässigen Früherkennungstests für diese Art von Krebs gibt.

Interessanterweise scheint diese spezifische Mischung von Bakterien im Stuhl nicht nur darauf hinzuweisen, ob Krebs vorhanden ist, sondern auch Informationen über die Prognose des Patienten zu liefern.

Ein zugrundeliegender Mechanismus könnte sein, dass das Mikrobiom an der Immunantwort gegen den Tumor beteiligt ist.

In Experimenten mit Ratten wurde beispielsweise gezeigt, dass die Wirksamkeit der Immuntherapie von der spezifischen Zusammensetzung des Mikrobioms abhängt. Bemerkenswerterweise führte eine Stuhltransplantation in diesen Versuchen dazu, dass der Tumor auf die Immuntherapie ansprach.

Das Mikrobiom ist im Grunde die Gesamtheit aller Mikroorganismen, hauptsächlich Bakterien, die in unserem Körper leben, insbesondere in unserem Darm. Diese Bakterien und Mikroorganismen spielen eine entscheidende Rolle bei vielen Funktionen unseres Körpers, von der Verdauung bis zum Immunsystem.

Sie können sich das Mikrobiom wie ein Ökosystem vorstellen, in dem jede Art von Bakterien eine bestimmte Rolle spielt, und die Balance dieser Bakterien kann unsere Gesundheit beeinflussen.

Das Mikrobiom erweist sich als noch aussagekräftiger in der Vorhersage eines Pankreaskarzinoms, wenn es mit einem spezifischen Blutwert kombiniert wird, dem sogenannten Tumormarker CA19-9.

Durch die Kombination dieser beiden nicht-invasiven Untersuchungen könnte es in naher Zukunft möglich sein, ein Pankreaskarzinom in einem so frühen Stadium zu identifizieren, in dem es noch vollständig heilbar ist.

Letzte Änderung: 24. Januar 2024

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PD Dr. med. Rüdiger Braun studierte von 2004 – 2011 als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes Medizin an der Universität Hamburg. Es fol...

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