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Kniearthrose

Die Kniearthrose (lat. Gonarthrose) ist eine Gelenkerkrankung, die durch eine Abnützung der einzelnen Gelenkanteile, in erster Linie des Knorpels, im Knie entsteht.

Eine "Arthrose" wird auch "Gelenksverschleiß" genannt. Grundsätzlich kann eine Arthrose in jedem Gelenk des Körpers auftreten. Eine Arthrose entsteht langsam fortschreitend und ohne Entzündungszeichen. Sie wird daher als "degenerative Erkrankung" bezeichnet. Sie entwickelt sich durch ein Missverhältnis zwischen eigentlicher Belastbarkeit und bestehender Belastung des Gelenks. Anders gesagt, kann man sich diese Erkrankung in etwa so vorstellen, dass durch ständige (Fehl-)Belastung des betroffenen Gelenks die einzelnen Gelenksbestandteile abgenützt werden, sodass der Bewegungsablauf nicht mehr reibungslos harmoniert.

Daraus kann man auch leicht ableiten, dass die Arthrose hauptsächlich im Alter, durch regelmäßige hohe Beanspruchung und nach Verletzungen auftritt.

Symptome von Arthrose im Knie

Hinweis

Die Abnützung im Kniegelenk macht sich schleichend und vor allem durch Schmerzen bemerkbar.

Die Kniegelenksarthrose verursacht je nach Grad der Abnützung verschiedene Symptome. Beschwerden einer Kniearthrose beginnen sich schleichend bemerkbar zu machen. Die Anfangsphase, gekennzeichnet durch einen beginnenden Abbau der Knorpelmasse, kann über Jahre hinweg komplett symptomlos sein. Typischerweise äußern sich erste Symptome dann durch ein Gefühl der Steifheit und Spannung im Gelenk. Darauf folgt ein "Anlaufschmerz", also Schmerzen beim Beginn einer Bewegung. Erste Muskelverspannungen schon in dieser Phase auftreten.

Danach rückt zuerst ein Belastungsschmerz in den Vordergrund. Schlussendlich folgt der der Dauerschmerz. Das Gelenk schmerzt also auch in völliger Ruhe. Diese Symptome treten vor allem morgens auf, aber auch der Nachtschmerz wird von vielen Betroffenen beschrieben.

In weiterer Folge kommen auch schmerzbedingte Bewegungseinschränkungen vor, das heißt, dass die Ausführung mancher Bewegungen nicht mehr schmerzfrei möglich ist. Verursacht wird dies durch eine Entzündung im Gelenk, die durch den vermehrten Abrieb des Knorpels entsteht. Meistens bildet sich dabei durch die Entzündung zusätzlich ein Erguss, also eine Schwellung im Gelenk. Dieses Stadium wird auch als "aktivierte Arthrose" bezeichnet.

Bei weiterem Fortschreiten der Erkrankung entwickelt sich eine Instabilität im Kniegelenk. Die Belastbarkeit ist massiv eingeschränkt. In extremen Fällen kann es zu Kontrakturen, also Verkürzungen von Muskeln, Sehnen und Bändern kommen. Diese bringen Fehlstellungen, weitere Gelenksinstabilitäten und Verkümmerung von Muskeln mit sich, sodass das Gelenk schlussendlich nicht mehr voll funktionsfähig ist.

Ein unbehandelter Verschleiß im Kniegelenk kann das normale Leben schon in der Anfangszeit der Erkrankung schwer beeinträchtigen, da häufig Schwierigkeiten bei alltäglichen Tätigkeiten, wie beim Gehen (z.B. Hinken), An- und Auskleiden (Instabilität) oder Heben von Gegenständen (schmerzbedingte Bewegungseinschränkung) auftritt.

Ursachen für Arthrose im Knie

Fast jede Arthrose entsteht durch eine nicht optimale Mechanik des betroffenen Gelenks: Ständige Fehl- beziehungsweise Überbelastung führt zum Verschleiß der Gelenksbestandteile, vor allem des Gelenkknorpels.

Das Knie ist eines der komplexesten Gelenke im menschlichen Körper. Das gesunde menschliche Kniegelenk wird durch das Zusammentreffen von drei Knochen gebildet: Femur (Oberschenkelknochen), Tibia (Unterschenkelknochen) und Patella (Kniescheibe). Auf jeder dieser 3 Gelenkflächen sitzt ein Gelenksknorpel auf, der dafür sorgt, dass zwischen zwei Knochen kein direkter Kontakt besteht. Dadurch wird das reibungslose, schmerzlose Gleiten bei der Bewegung im Knie ermöglicht.

Zusätzlich wird das Knie noch durch insgesamt 4 Bänder (2 Seitenbänder, 2 Kreuzbänder) sowie 2 halbmondförmigen Knorpel (Innenmeniskus, Außenmeniskus) unterstützt. Eine Gelenkskapsel aus Bindegewebe umhüllt das gesamte Gelenk, sodass eine Gelenkshöhle, die mit spezieller Gelenksflüssigkeit ("Synovia") gefüllt ist, entsteht. Alle diese Bestandteile sind wichtig, denn sie sorgen für den optimalen Bewegungsablauf im Kniegelenk.

Bei der Kniearthrose kommt es zum schrittweisen Abbau des für die Gleitfähgikeit so wichtigen Gelenkknorpels. Der Gelenkknorpel muss - wie jedes andere Gewebe im Körper - mit Nährstoffen ausreichend versorgt werden, damit er seine Funktion richtig ausüben kann. Dabei ist der Knorpel ein sehr empfindliches Gewebe, da er kaum regenerationsfähig ist: Vereinfacht gesagt, kann sich ein Knorpel nach Verletzungen nicht gut selbst heilen. Erfährt der Gelenkknorpel nun ständig kleine mechanische Schädigungen (z.B. bei Fehlbelastung) wird er immer weiter abgebaut und nicht mehr wieder aufgebaut.

Schrittweise entstehen dadurch zuerst oberflächliche dann immer tiefer reichende Spalten ("Fissuren") im Knorpel, die zum Verlust der Knorpelmasse führen. Als Reaktion darauf wird nun im darunter liegendem Knochen vermehrt Knochenmaterial gebildet. Sogenannte "Osteophyten" (kleine Knochensporne) entstehen, die ins Gelenk ragen und gegebenenfalls eine Entzündungsreaktion und Schmerzen im Gelenk auslösen. Betroffene bemerken das, wenn sich eine Schwellung mit Flüssigkeit im Gelenk bildet.

Im weiteren Stadium ist der Knorpel soweit abgenützt, dass der Knochen völlig frei liegt. Die Knochenflächen im Gelenk treffen dann direkt (ohne Knorpel als Schutz) aufeinander, was zu massiven Schmerzen, Schutzhaltungen und Fehlstellungen im Knie führt.

Risikofaktoren für Arthrose im Knie

Für die Entwicklung einer Arthrose im Knie gibt es mehrere Risikofaktoren. Insgesamt verursachen alle erdenklichen Umstände, die zu einer Mehrbelastung im Kniegelenk führen, eine höhere Wahrscheinlichkeit eine Arthrose zu entwickeln.

Der größte, leider unbeeinflussbare Risikofaktor ist das Alter. Je älter man wird, desto mehr Beanspruchung hat das Gelenk schon erfahren. Ein weiterer unbeeinflussbarer Faktor ist das Geschlecht: Insgesamt sind Frauen häufiger betroffen als Männer.

Achtung

Die Vielzahl an Risikofaktoren wird durch den eigenen Lebensstil verursacht und könnte demnach verhindert werden.

So ist beispielsweise bekannt, dass körperliche Schwerarbeit, übermäßiger kniebelastender Sport, unachtsame, wiederholte Bewegungen sowie Verletzungen die Entstehung einer Gelenkabnützung beschleunigen.

Einer der wichtigsten, vermeidbaren Risikofaktoren ist das Übergewicht: Je mehr Kilogramm unsere Knie tragen müssen, desto größer ist die tägliche Beanspruchung und desto wahrscheinlicher ist die Entstehung eines Gelenkverschleiß im Knie.

Ebenso hat man durch eine Achsenfehlstellung des Beines (X- oder O-Beine) ein erhöhtes Risiko einen Gelenkverschleiß zu entwickeln. Bei normalen Verhältnissen bilden Hüft-, Knie- und Sprunggelenk eine Gerade. Dadurch wird das Gewicht, das das Knie tagtäglich aushalten muss, gleichmäßig verteilt.

Bei Menschen mit sogenannten X-Beinen (lat. "Genu varum") bildet sich der größte Druck jedoch an der Innenseite des Kniegelenks. Dem stehen die O-Beine (lat. "Genu valgum"), wo der meiste Druck am äußeren Gelenksanteil entsteht. Diese unausgeglichenen Druckverhältnisse verursachen nach Jahren eine einseitige Mehrbelastung des Gelenkknorpels, was am Ende zur (einseitigen) Kniegelenksarthrose führt.

Häufigkeit

Die Gonarthrose ist eine im Alter häufig auftretende Erkrankung. Im Mittel leiden etwas 24% aller über 60-Jährigen an einem schmerzenden Gelenksverschleiß im Knie.

Eine Kniegelenksarthrose kann in primäre und sekundäre Formen eingeteilt werden. Primäre Formen entstehen ohne ersichtlichen Grund, also ohne Vorerkrankung, Verletzung oder übermäßiger Belastung. Frauen sind dabei häufiger Betroffen als Männer. Dem gegenüber steht die häufigere sekundäre Form, die durch eine Vorbelastung des Kniegelenks, beispielsweise durch Verletzungen, nach wiederholten Entzündungen, im Rahmen einer Grunderkrankung (beispielsweise bei zu hohen Harnsäurewerten, "Hyperurikämie") oder bei mechanischen Überlastungen (oft ausgelöst durch Übergewicht oder Beinachsenfehlstellungen) verursacht wird.

Das Alter spielt für beide Formen eine entscheidende Rolle. Jüngere Menschen sind häufig nur durch besondere Beanspruchung betroffen. Beispielsweise nach schweren Verletzungen, früh aufgetretenden, immer wieder kehrenden Entzündungen im Rahmen einer Grunderkrankung oder extrem belastenden wiederholten Bewegungen (Schnellsportarten, Skifahren,...).

Verlauf

Die Kniegelenksarthrose ist ein schleichender, chronischer Prozess. Symptome treten klassischerweise langsam auf, verändern ihren Qualität und Intensität mit dem Fortschreiten der Erkrankung.

Anfangs äußert sich die Kniearthrose durch ein Spannungs- und Steifigkeitsgefühl, gefolgt von Anlauf-, Bewegungs- und Dauerschmerzen, bis hin zu schmerzhaften Einschränkungen bei Bewegung und Belastung in Kombination mit Fehlstellungen, Muskelverkümmerungen und einer Instabilität der umgebenden Gelenke.

Der typische Verlauf beginnt mit schmerzendem Spannungsgefühl und morgendlichen Anlaufschmerzen, bis die betroffene Person den Arzt/die Ärztin aufsucht. Nach einigen Tests und Untersuchungen wird dann die Diagnose gestellt. Schmerzmittel werden bei Bedarf verordnet, Physiotherapie, Schuheinlagen, Ernährungstherapie (eventuell mit knorpelunterstützenden Nahrungsergänzungsmittel) oder andere unterstützende Maßnahmen werden verschrieben.

Bei Fortschreiten der Erkrankung oder Versagen dieser Optionen wird die Behandlung nach Rücksprache mit dem behandelten MedizinerIn wahrscheinlich um mehr invasive Maßnahmen, wie Kortison- oder Hyaluronsäureinjektionen direkt im Gelenk erweitert. Andere Methoden, wie die Eigenbluttherapie (ACP-Therapie) oder RSO werden individuell angeboten.

Wenn der Knorpelschaden auch für diese Therapien zu weit fortgeschritten ist, steht die Operation als erfolgsversprechendes Konzept zur Verfügung. Vor jedem chirurgischen Eingriff erfolgen informative und beratende Gespräche mit dem behandelten Arzt/Ärztin, wo etwaige Fragen, Optionen und Nebenwirkungen genau besprochen werden.

Folgen

Hinweis

Unbehandelte Verläufe verursachen durch die auftretenden Schmerzen, die Instabilität und die mögliche Fehlstellung eine Einschränkung im normalen Tagesablauf und ein erhöhtes Risiko für Verletzungen.

Bei ausgeprägten Befunden kann es beispielsweise zu einem hinkenden Gangbild kommen. Alltäglichen Tätigkeiten, wie Ankleiden, Heben von Gegenständen, Bahn oder Bus Ein- und Ausstiegen und Radfahren kann nicht mehr problemlos nachgegangen werden. Speziell durch die Instabilität kann es schneller zu Unfällen oder Verletzungen kommen, die dann wiederum ihre Komplikationen nach sich ziehen.

Diagnose von Arthrose im Knie

Meist suchen Betroffene wegen Schmerzen im Knie den Arzt/die Ärztin auf, der verschiedene diagnostische Schritte einleitet.

Durch ein Gespräch über die medizinische Vorgeschichte, die auftretenden Symptome und den Verlauf der Beschwerden wird die erste Verdachtsdiagnose gestellt. Dabei werden vor allem Fragen zu aktuellen Beschwerden, den Verlauf der Symptome, verbessernde und verschlechternde Umstände und vorangegenange Verletzungen oder Erkrankungen gestellt. Mögliche Begleiterkrankungen, wie Fieber , Schmerzen in anderen Gelenken, Atemnot oder Veränderungen beim Stuhl- und Harndrang werden eruiert.

Eine Untersuchung des gesamten Körpers mit Fokus auf das betroffene Gelenk und das Durchführen von einfachen Bewegungstests ist ebenso von großer Wichtigkeit. Dabei wird speziell auf etwaige sichtbare Veränderungen, wie Rötungen oder Schwellungen Druck- oder Bewegungsschmerzen oder Instabilität im Gelenk geachtet. Zeichen einer "aktivierten Arthrose" ist das Vorhandensein eines Erguss, also einer Schwellung im Kniegelenk.

Dabei kommt es beim Durchführen der Bewegungstests zum Phänomen der "tanzenden Patella" - der "tanzenden Kniescheibe": Das Bein wird komplett ausgestreckt, beim Druck auf die Kniescheibe wird diese dann in die Flüssigkeit gedrückt, sodass sie beim Loslassen "tanzend" wieder in die Ausgangsposition zurückfedert.

Dabei ist wichtig zu wissen, dass diese Untersuchung kurzzeitig Schmerzen verursachen kann, sie dennoch wichtig und wegweisend ist!

Endgültige Sicherheit kann nur durch eine Röntgenuntersuchung gegeben werden. Das Röntgenbild sollte dabei immer in 2 Ebenen aufgenommen werden, also von hinten und seitlich. Zusätzlich können Funktionsaufnahmen (z.B. bei angewinkeltem Knie) verlangt werden. Mit einer Ganzbeinaufnahme kann der erfahrende DiagnostikerIn eine vorhandene Achsenfehlstellung feststellen.

Bei der Durchleuchtung der Knochen erkennt der MedizinerIn typische Verschleißerscheinungen. Klassischerweise sieht man im Röntgenbild eine Verschmälerungen des Gelenkspalts. Außerdem scheinen die aufeinandertreffenden Knochen im Gelenk nicht mehr ganz passend aufeinander zu treffen. Zusätzlich können Knochen-Neubildungen, sogenannte "Osteophyten", erkennbar als Zacke oder Sporn, oder Zysten auftreten.

Je nach Ausprägung des Röntgenbefundes kann der Arzt/die Ärztin (Spezialist: RadiologeIn) verschiedene Grade der Gonarthrose unterscheiden, die für die weitere Therapieplanung wichtig sind.

Im Einzelfall können weitere Untersuchungen gefordert sein. Darunter fallen Röntgen-Funktionsaufnahmen und/oder Spezialprojektionen zur Darstellung der Bandstabilität oder der Beinachse, die Sonographie, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztherapie (MRT).

Eine Untersuchung des Bluts oder einer eventuell auftretenden Gelenksflüssigkeit im Knie können weitere Hinweise für Ursachen oder Begleiterkrankungen geben. Diese Maßnahmen sind besonders zum Ausschluss anderer Erkrankungen sinnvoll.

Differenzialdiagnosen

Nicht immer werden die Schmerzen im Kniegelenk durch Abnützungserscheinungen verursacht. Es gibt noch einige andere Erkrankungen, die der Grund der quälenden Symptome sein können.

Eine Verletzung des Meniskus im Kniegelenk kann sowohl akut als auch chronisch auftreten.

Bei akute Verletzungen kommt es meistens durch Rotationsbewegungen zu einem schmerzhaften Einriss des Meniskus.

Bei chronischen, degenerativen Formen geht kein akutes Trauma voraus. Es werden dabei oft über lange Zeit komplizierte Risse gebildet. Der Meniskus imponiert "zerfasert". Diese Form kann wie die Kniegelenksarthrose durch verschiedene Vorerkrankungen, wie zu hohe mechanische Belastung, Achsenfehlstellungen oder wiederholte kleine Verletzungen verursacht werden.

Im Gegensatz zur Gonarthrose kann eine Meniskusverletzung nicht im Röntgen festgestellt werden. Hier ist die Magnetresonanztomographie (MRT) das Mittel der Wahl. Bei schmerzhaften Meniskuseinrissen ist immer die Operation die empfohlene Therapieform, bei der der Meniskus unvollständig oder im Gesamten entfernt wird.

Oft führt eine unbehandelte Verletzung des Meniskus in zweiter Folge zu einer Kniegehelnksarthrose.

Zu den häufigsten entzündlichen Ursachen von Knieschmerzen stehen die rheumatoide Arthritis sowie die Gichtarthropathie.

Die rheumatoide Arthritis ist eine chronische entzündliche Erkrankung des ganzen Körpers. Sie verläuft schubförmig und beginnt häufig an den kleinen Gelenken (Finger- und Zehenknöchel, Handgelenke,..) mit Schwellungen und Schmerzen. Begleitet wird die Erkrankung oft durch Allgemeinsymptome, beispielsweise Fieber oder Krankheitsgefühl.

Bei lang anhaltenden Entzündungen kann im betroffenen Gelenk eine Arthrose entstehen. Die Therapie wird medikamentös durchgeführt und sollte so schnell wie möglich unter Betreuung eines Spezialisten begonnen werden.

Die Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, genauer gesagt sind die Harnsäurewerte, die normalerweise über die Niere ausgeschieden werden, im Blut erhöht. Die Harnsäure kann sich dann im Gelenk absetzen und dort Probleme verursachen. Ein akuter Anfall wird häufig entweder beim Fasten oder aber durch den Verzehr von purinhaltigen Mahlzeiten (Wurstprodukte, Innereien, Fruchtgetränke, Süßigkeiten,...) getriggert.

Es kommt zur Entzündung in einem Gelenk (meistens Großzehengelenk) mit Schmerzen, Rötung, Schwellung und Überwärmung - das Knie ist dabei nur selten betroffen. Therapiert wird mit Schmerzmedikamenten und Harnsäure-reduzierenden Tabletten.

Sogenannte "Bursen" (Schleimbeutel) findet man in vielbeanspruchten Gelenken. Ihre Aufgabe ist es eine Verbesserung der Gleichfähigkeit von Muskelsehnen entlang des Knochens zu schaffen. Eine Bursitits beschreibt demnach eine Entzündung des Schleimbeutels. Diese kann durch erhöhte Beanspruchung oder durch einen Sturz oder Schlag auf das Gelenk entstehen.

Sie äußert sich durch Druckschmerz, Rötung, Überwärmung, Schwellung und Funktionseinschränkung und wird durch Ruhigstellung, Kühlung und Schmerzmittelgabe behandelt. Bei immer wiederkehrenden Entzündungen kann der Schleimbeutel außerdem operativ entfernt werden.

Behandlungsmöglichkeiten für Arthrose im Knie

Der Therapieplan sollte immer gemeinsam von MedizinerIn und PatientIn erarbeitet werden, damit die bestmöglichen Behandlungsoptionen aus medizinischer Sicht mit den Wünschen der Betroffenen übereingestimmt werden.

Basismaßnahmen

In jedem Fall sollten Basismaßnahmen durchgeführt werden. Dazu zählen vor allem die Gewichtsreduktion, falls Übergewicht vorliegt. Zusätzlich sollten Betroffene auf die Vermeidung von gelenksschädigenden Bewegungen, wie Skifahren oder Sportarten, die viel Schnellkraft beanspruchen (z.B. Tennisspielen), achten. Bewegungen wie Schwimmen, Wandern und Radfahren gelten als weniger belastend und sollten deswegen regelmäßig ausgeübt werden.

Professionelle Unterstützung

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit sich professionelle Unterstützung zu holen.

  • Massagen und Wärmetherapien können eine Schmerzlinderung herbeiführen.
  • PhysiotherapeutInnen erstellen einen individuellen Trainingsplan zum einen für den richtigen Muskelaufbau, zum anderen zur Wiederherstellung der Gelenksstabilität. Damit kann eine Entlastung der knöchernen Strukturen im Kniegelenk erreicht und der weitere Knorpelabbau verhindert werden.
  • ChiropraktikerInnen helfen durch manuelle Medizin.
  • Mit physikalischer Therapie kann beispielsweise durch Anwendung von Lasern, speziellen Nervenstimulationen, elektrophysikalischer Therapie oder Stoßwellentherapie Linderung geschaffen werden.
  • Mit Hilfe einer Ergotherapie erlernt man gelenksschonenden Verhalten unter verschiedenen Gesichtspunkten.
  • Bandagisten können mit Hilfe von passenden Verbands- beziehungsweise Stützmaterials, Schuheinlagen sowie mit orthopädische Hilfsmittel, wie einem Gehstock, Erleichterung schaffen.
  • Medizinischen Rehabilitation oder Kuren bieten die Möglichkeit langfristig den ehemaligen Gesundheitszustand wieder herzustellen.

Medikamentöse Therapie

Als nächsten Schritt kann auf schmerzlindernde Medikamente (NSAR) zurückgegriffen werden. Hierbei sollten zuerst Salbenverbände zur Anwendung kommen. Bei zu geringer Wirkung kann auf Schmerztabletten zurückgegriffen werden. Die Rücksprache mit MedizinerInnen ist dabei auf jeden Fall notwendig um die individuell korrekte Dosis sowie mögliche Nebenwirkungen und Risikofaktoren zu besprechen.

Vor allem bei Menschen über 60 Jahren ist hier besondere Vorsicht geboten. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Schmerzmittel zwar die Symptome bekämpfen, die Ursachen damit jedoch nicht behandelt werden!

Unterstützend können die Nahrungsergänzungsmittel "Chondroitinsulfat" und "Glucosamin" eingenommen werden, denen sowohl eine schmerzlindernde als auch eine knorpelaufbauende Wirkung nachgesagt wird.

Ist die medikamentöse Therapie in Tablettenform nicht ausreichend, kann durch besonders erfahrene ÄrzteInnen regelmäßig Injektionen ins schmerzende Knie mit Corticosteroiden (Kortison) und Lokalanästhetika ("Vereisungsmittel") verabreicht werden. Neben der Kortison-Behandlung ist auch das Spritzen von Hyaluronsäure ins Kniegelenk eine Möglichkeit, die sich in den letzten Jahren bewährt hat.

Die Behandlung mit Hyaluronsäure ist allerdings nur in den ersten Stadien der Kniearthrose sinnvoll. Sie unterstützt die Gelenksflüssigkeit ("Synovia") in ihrer Funktion als Schmiermittel des Gelenks und blockiert zusätzlich die Knorpelzerstörung. Auch diese Form der Therapie sollte nur durch erfahrene Spezialisten (vor allem Orthopäden) durchgeführt werden.

Weiterführende Maßnahmen

In Kombination mit der klassischen Schultherapie kommen naturheilkundliche Verfahren, wie Akupunktur, Hydrotherapie (Training im Wasser), Schlammpackungen oder die Anwendung von Beinwellextrakt-Gel erfolgreich zum Einsatz. Auch Magnetfeldtherapie und Sauerstofftherapie zeigen gute Erfolgschancen.

Als relativ neue Behandlungsform wird die ACP-Therapie (autologeous conditioned Plasma; "Eigenbluttherapie") angewendet. Dabei wird das eigene Blut des Patienten entnommen, speziell aufbereitet und daraufhin ins betroffene Gelenk gespritzt, wo es durch die im Blut enthaltenen natürlichen Heilungsstoffe und Wachstumsfaktoren zur Knorpel-Neubildung anregt.

Auch die Radiosynoviorthese (RSO) kann bei Versagen anderer konservativer (nicht operativer) Maßnahmen Anwendung finden. Dabei wird ein radioaktives Präparat in das Kniegelenk gespritzt, das zu einer Entzündungshemmung führt.

Operative Therapie

In einigen Fällen ist der Schaden im Kniegelenk schon so groß beziehungsweise der subjektive Leidensdruck so ausgeprägt, dass nur noch eine operative Therapie Linderung schaffen kann.

Dabei stehen verschiedene chirurgische Verfahren zur Auswahl. Jede Maßnahme sollte individuell, je nach Ursache des Gelenkverschleiß, Ausmaß des Schadens, und Alter sowie Aktivitätszustand der Betroffenen gemeinsam von PatientIn und MedizinerIn entschieden werden.

Insbesondere bei jüngeren PatientenInnen (<50 Jahre) und Frühstadien der Arthrose wird auf einen Erhalt des körpereigenen Gelenks geachtet.

Außerdem unterscheidet man minimalinvasive Eingriffe, bei denen das Gelenk nicht komplett eröffnet werden muss offenen Verfahren. Die minimalinvasiven Maßnahmen helfen allerdings hauptsächlich bei verletzungsbedingten Gelenksknorpelabnützungen und NICHT beim chronischen Gelenksverschleiß.

  • Gelenkspiegelung ("Arthroskopie"): Eine Gelenksspiegelung ist zur Behandlung des Gelenkverschleiß nicht empfohlen. Sie ist lediglich dann sinnvoll, wenn eine andere Verletzung, wie z.B. eine Meniskusfraktur als ursächlich angesehen wird und deswegen saniert werden muss.
  • Mikrofrakturierung und Abrasionsarthroplastik: Diese Verfahren werden nur bei verletzungsbedingten Knorpelschäden oder im Frühstadium der Gonarthrose bei lokalen Defekten angewandt. Sie folgen dem Prinzip, dass durch kleine Verletzungen des Knochens körpereigenes Material mit Stammzellen aus dem Knochen ausströmt. Diese Stammzellen haben die Fähigkeit, sich in das Defekte Knorpelgewebe umzuwandeln, wodurch der Knorpel so wieder aufgebaut wird. Die Verfahren unterscheiden sich nur durch die Arbeitsweise: Während bei der Mirkofrakturierung gezielt Löcher in den Knochen gebohrt werden um kleine Knorpeldefekte reparieren zu können, wird bei der Abrasionsarthroplastik mit einer Fräse gearbeitet, wodurch größere Defekte erneuert werden können.
  • Autologe Chondrozytentranplantation (ACT): Dieser Eingriff ist eine Möglichkeit bei verletzungsbedingten Schäden am Knorpel und sollte NICHT bei Gonarthrosen - also einem Verschleiß - angewandt werden. Die ACT ist ein Verfahren, bei dem in einer Gelenksspiegelung gesundes Knropelmaterial entnommen wird um im nächsten Schritt im Labor vermehrt werden zu können. In einem zweiten Eingriff erfolgt die Wiedereinpflanzung der eigenen Knorpelzellen.

In manchen Fällen sind größere Eingriffe notwendig. Einerseits kann damit die Ursache bekämpft werden - wie bei der Beinachsenumstellung -, andererseits können bei schwerwiegenden Defekten gelenksersetzende Verfahren notwendig sein. Diese Verfahren sollten in Erwägung gezogen werden, wenn die Schmerzen länger als 6 Monate bestehen und konservative Therapiemaßnahmen versagen.

  • Beinachsenumstellung ("Umstellungsosteotomie"): Falls eine Beinachsenfehlstellung vorliegt, kann eine offene Operation zur Begradigung der Beinachse durchgeführt werden. Damit wird die Ursache der mechanischen Mehrbelastung im Kniegelenk bekämpft und ein Fortschreiten der Erkrankung verhindert. Diese Operation findet vor allem bei jungen Menschen mit beginnenden Knie-Problemen Anwendung.
  • Kniegelenksersatz: Ein Ersatz des Kniegelenks ist notwendig, wenn der Knorpelschaden zu weit fortgeschritten ist, um die Schmerzsymptomatik anders noch verbessern zu können. Auch hier gibt es verschiedene Verfahren, die ein unterschiedliches Ausmaß des Gelenksersatz annehmen: Unikondyläre Endoprothesen, patellofemorale Endoprothesen und Totalendoprothesen. Bei dieser Art der Operation wird immer der zerstörte Anteil des Gelenks entfernt und durch künstliches Material ersetzt. Einerseits kann lediglich die mediale oder laterale Gelenksfläche am Ober- und Unterschenkelknochen ersetzt werden, wichtige Strukturen wie Bänder und und die Gelenkskapsel bleiben dabei erhalten ("Unikondyläre Endoprothese"). Das kommt vor allem bei PatientenInnen vor, die an O- oder X-Beinen leiden. Oft ist allerdings eine Totalendoprothese (K-TEP) als langfristige effektive Option notwendig, also ein totaler Ersatz des Kniegelenks. Auch hierbei stehen wieder je nach Bedarf verschiedene Verfahren und Techniken zur Verfügung. Die beste individuelle Methode sollte vor Operation mit dem behandelten MedizinerIn geklärt werden.
  • Im äußersten Notfall, bei ausgedehnten Defekten und massiven Fehlhaltungen kann eine Gelenksversteifung ("Arthrodese") durchgeführt werden.

Bei zirka 85% zeigen sowohl gelenkerhaltende als auch die meisten gelenkersetzende operative Maßnahmen eine gute Prognose in Bezug auf Schmerzreduktion und langfristige Funktionsfähigkeit des Knies. Wichtig ist hierbei vor allem, dass die vom Arzt/Ärztin empfohlenen Maßnahmen und Kontrolltermine bestmöglich eingehalten werden, um ein optimales Outcome zu erzielen.

Was kann ich selbst tun, um meine Knie zu stärken?

Hinweis

Die beste Therapie besteht - wie so häufig - in der Vorbeugung der Erkrankung.

Grundsätzlich ist für alle Menschen ein achtsamer Umgang mit dem Körper im Alltag zu empfehlen: unphysiologische, ruckartige, belastende Bewegungen sollten im Alltag, Beruf und im Sport vermieden werden. Ein Erhalt des Normalgewichts reduziert eine unnötige Mehrbelastung im Kniegelenk. Zu den besonders kniegelenks-schonenenden Sportarten zählen beispielsweise Schwimmen und Radfahren. Auch spezielle, von PhysiotherapeutInnen gezeigte Kräftigungs- und Stabilitätsübungen können helfen.

Wichtig ist es auch, bei Beginn von Beschwerden oder dem Verdacht einer Abnützungserscheinung ÄrzteInnen aufzusuchen, denn je früher die Kniegelenksarthrose erkannt wird, desto erfolgreicher kann die Behandlung durchgeführt werden.

Wenn schon eine Arthrose diagnostiziert wurde, kann man durch Einhalten von Basismaßnahmen (siehe oben) ein schnelles Fortschreiten verhindern. Regelmäßige Kontrollen beim behandelten ÄrzteInnen-Team und andauerndes Training mit kräftigenden, stabilisierenden Übungen über PhysiotherapeutenInnen werden ebenso dringend empfohlen.

Naturheilkundliche Verfahren können darüber hinaus konsultiert werden. Neben von Spezialisten durchgeführten Maßnahmen (z.B. die Akupunktur) kann man sich auch selbst durch richtige Ernährung und Ergänzung von Mineralstoffen und Vitaminen helfen.

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