Als Hallux rigidus wird eine krankhafte Versteifung des Großzehengrundgelenks auf Grund einer
Die Großzehe wird durch das Großzehengrundgelenk mit dem 1. Knochen des Mittelfußes verbunden. Insgesamt bestehen Zehen aus 2 Knochen, die durch ein Gelenk - das sogenannte "Interphalangealgelenk" verbunden sind. Von Außen ist das Großzehengrundgelenk dort zu sehen, wo die Abspaltung der Großzehe vom Fuß beginnt.
Das Interphalangealgelenk ist dann das letzte Gelenk des Fußes. Das Großzehengrundgelenk sorgt dafür, dass wir den großen Zeh hoch zum Fußrücken oder auch hinab zur Fußsohle bewegen können. Auch im Interphalangealgelenk sind wir fähig das Endglied der Zehen zur Fußsohle hin zu bewegen, das Abknicken in Richtung des Fußrückens ist jedoch nicht möglich.
Grundsätzlich besteht jedes Gelenk aus mindestens zwei Knochen die aufeinandertreffen, sodass die Möglichkeit einer Bewegung entsteht. Auf jeder Gelenksfläche eines Knochen liegt wie eine Schutzkappe ein Gelenksknorpel. Er sorgt dafür, dass die Knochen harmonisch aneinander vorbeigleiten können ohne beschädigt zu werden. Das Gelenk ist außerdem von einer Bindehauthülle - der Gelenkskapsel - umgeben.
Diese umschließt und stabilisiert einerseits das gesamte Gelenk, andererseits produziert sie an ihrer innenliegenden Schicht die wichtige Gelenksflüssigkeit. Die Gelenksflüssigkeit ist das Schmiermittel des Gelenks: Erst durch diese Schmiere kann die reibungslose Bewegung gewährleistet werden.
Eine Arthrose kann in allen Gelenken des menschlichen Körpers entstehen und beschreibt eine Gelenkabnützung. Bei diesem Vorgang werden die einzelnen Bestandteile des Gelenks so beschädigt, dass ein reibungsloser Ablauf nicht mehr möglich ist. Es kommt zur Gelenksreizung, Schwellung, Schmerzen und schließlich zu Bewegungseinschränkung bis hin zum vollständigen Funktionsverlust, also einer Versteifung im Gelenk.
Der Hallux rigidus - der Gelenksverschleiß im Großzehengrundgelenk - ist der zweithäufigste Auslöser für Schmerzen und Fehlstellungen am Beginn des großen Zeh. Häufiger ist nur der sogenannte Hallux valgus, bei dem es zu einem Abweichen der Großzehe hin zu den anderen Zehen und somit einen Hinausweichen des Großzehengrundgelenks kommt.
Eine Arthrose ist immer eine Abnützungserscheinung im Gelenk. Wie es zu dieser Verschleißerscheinung kommt, kann verschiedene Gründe haben. Wieso es gerade in isoliert in diesem Zehengelenk häufig zu Abnützungen kommt, ist bis heute nicht vollständig geklärt.
Fest steht, dass ein Hallux rigidus - eine Gelenksabnützung im Großzehengrundgelenk - durch verschiedene Faktoren begünstigt wird.
Zu den häufigsten Risikofaktoren zählen Verletzungen, vor allem, wenn diese immer wieder auftreten. Wiederkehrende Entzündungen, beispielsweise im Rahmen von Stoffwechselerkrankungen wie der
Aber auch eine primäre Form der Gelenksabnutzung - also ohne einen auslösenden Faktor identifizieren zu können, kommt vor.
Eine Arthrose entsteht immer schleichend. Zuerst kommt es zu kleinen Verletzungen und Rissen im Gelenksknorpel, die ohne entsprechende Maßnahmen immer weiter in Richtung Knochen reichen. Wenn diese Risse tatsächlich bis an den Knochen gelangen, reagiert der Knochen mit der Ausbildung von Knochensporen, sogenannten "Osteophyten".
Diese Osteophyten können in den Gelenksspalt stehen, wo sie die Bindegewebskapsel reizen. Eine Entzündung und Schwellung entsteht. Die vermehrte Flüssigkeit im Gelenk wird durch die Knorpelrisse in den Knochen gedrückt, wo dann kleine flüssigkeitsgefüllte Bläschen - sogenannte "Knochenzysten" - entstehen.
Gleichzeitig wird der Spalt zwischen den aufeinandertreffenden Knochenteilen durch die Abnützung der Knorpel immer schmäler. All diese kleinen Veränderungen führen zu immer stärker werdenden Schmerzen und Bewegungseinschränkungen bis hin zum völligen Funktionsverlust.
Ein Hallux rigidus verursacht Schmerzen bei Bewegungen im Großzehengrundgelenk. Der Schmerz tritt vor allem bei der Dorsalextension - also der Bewegung der Großzehe in Richtung des Fußrückens auf. Das betrifft im Alltag vor allem die Abrollbewegung des Vorfußes.
Vereinfacht gesagt bedeutet das, dass das normale Gangbild schmerzbedingt beeinträchtigt ist: Betroffene setzen den Fuß beim Gehen entweder nur auf die Ferse oder aber am seitliche Fußrand auf. Auch das Stehen und Gehen auf den Zehenspitzen wird unmöglich.
Eine gefürchtete Komplikation ist, dass eine Schonhaltung oder ein krankhaftes Gangbild erlernt wird. Das könnte nach und nach eine negative, schädigende Auswirkung auf alle Gelenke des menschlichen Körpers haben.
Im Vollbild der Erkrankung kommt es zum totalen Funktionsverlust des Gelenks, also zur Gelenksversteifung.
Der Gelenksverschleiß im Großzehengrundgelenk ist ein langsam fortschreitender Prozess. Es können 4 Stadien unterschieden werden, die sich einerseits von der Ausprägung der Beschwerden, als auch vom Grad der Gelenkszerstörung im Röntgenbild unterscheiden.
Das Ausmaß des Röntgenbefund muss nicht unbedingt mit der Schwere der Beschwerden übereinstimmen.
Streng genommen wird nur das Vollbild der Abnützung im Großzehengrundgelenk, also das Stadium 4, als Hallux rigidus bezeichnet.
Falls Bewegungen am Abgang der Großzehe auftreten, wenn das Gehen schmerzhaft ist und das Abrollen bzw. der Zehenspitzenstand unmöglich wird, sollte ein Arzt/ eine Ärztin aufgesucht werden.
Diese/r wird zuerst mit Hilfe von gezielten Fragen erste Hinweise für die Ursache der Beschwerden sammeln wollen. Dazu sollten Informationen zu Dauer, Qualität, Lokalisation, auslösenden Faktoren und bereits angewandten Hilfsmitteln gegeben werden. Aber auch allgemeiner gehaltene Fragen, beispielsweise zu Grunderkrankungen, Voroperationen, andere Beschwerden oder auch zum Allgemeinbefinden, dem sozialen, familiären und beruflichen Umfeld und Ähnlichem werden gestellt.
Daraufhin folgt eine klinische Untersuchung. Das betroffene Gelenk wird dazu genau inspiziert, abgetastet und bewegt. Eventuell werden auch Funktionstests (Gehen, Zehenspitzenstand, aktives Bewegen) beurteilt. Diese kurze Untersuchung könnte eventuell kurz Schmerzen verursachen, ist aber für den weiteren Verlauf überaus notwendig!
Eine Röntgenuntersuchung des Vorfuß ist nicht zu umgehen um die endgültige Diagnose stellen zu können. Dadurch kann auch der ungefähre Grad der Arthrose festgestellt werden, was für die weiterführende Therapie und die Prognose äußerst wichtig ist.
Arthrosen im Großzehengrundgelenk können entweder konservativ oder operativ therapiert werden. Bei der Entscheidung spielen sowohl PatientInnen-bezogene Faktoren, wie das Alter, die Beweglichkeit, Nebenerkrankungen, Arthrose-Stadium und individuelle Wünsche und Erwartung als auch die Expertise des behandelten ÄrztInnen-Teams eine Rolle.
Prinzipiell sollte mit einer konservativen Therapie gestartet werden. Das Hauptziel der konservativen Therapie ist die Linderung der Beschwerden. In vielen Fällen wird außerdem das Fortschreiten der schmerzhaften Abnützungserscheinung bei richtiger Durchführung der Therapiemaßnahmen verlangsamt. Sie erzielt vor allem in frühen Stadien großartige Erfolge.
Zu den konservativ-therapeutischen Methoden gehören zum einen die Behandlung mit Schmerzmittel. Diese können entweder als Salbe lokal auf die betroffene Region aufgetragen oder für die stärkere Wirksamkeit in Tablettenform eingenommen werden. Schmerzmittel helfen schnell bei der Bekämpfung der Beschwerden. Sie können dazu beitragen, die Schmerzen so weit zu reduzieren, dass das korrekte Auftreten und sogar ein konkretes unterstützendes Training wieder durchgeführt werden können.
Vor allem bei der langfristigen Anwendung von Schmerzmedikamenten können allerdings Nebenwirkungen auftreten, weswegen mit einem Arzt/einer Ärztin am besten vor der längerfristigen Einnahme Rücksprache gehalten werden sollte.
Schmerztabletten können NICHT die Ursache bekämpfen, weswegen sie nur als unterstützende Maßnahme und zur akuten Schmerzlinderung sinnvoll sind.
Falls die Wirkung der Schmerzmedikation nicht ausreichend ist, besteht die Möglichkeit einer sogenannten intraartikulären Injektionstherapie. Dabei werden entzündungshemmende und schmerzstillende Mittel direkt ins Gelenk gespritzt. Meistens wird dafür eine Mischung aus Kortison und einem nervenbetäubenden Mittel, einem Lokalanästhetikum, verwendet. Diese Art der Therapie sollte nur von SpezialistenInnen (meistens: OrthopädInnen) durchgeführt werden. Meistens sind mehrere Sitzungen notwendig. In vielen Fällen können die Schmerzen damit zumindest für einige Wochen oder Monate verschwinden.
Um das schmerzende Gelenk bei Bewegung zu entlasten, gilt eine individuell angepasste Schuheinlagen bzw. Schuhzurichtungen als Standardmethode. Dabei wird die schmerzhafte Abrollbewegung mit verschiedenen Methoden so unterstützt, dass ein normales Gehen möglich ist. Diese orthopädischen Hilfsmittel sind neben der Reduktion des Bewegungsschmerzes vor allem wichtig, um Beschwerden in umliegenden Gelenken, die durch ein Schonhaltung entstehen können, zu vermeiden.
Die Anordnung muss über FachärztInnen (OrthopädInnen) erfolgen, die nach einem Gespräch mit dem Betroffenen über die beste Option entscheidet. Die Anfertigung erfolgt an sich über gelernte OrthopädietechnikerInnen.
Die gezielte Bewegungstherapie unter physiotherapeutischer Anleitung wird bei Schmerzen im Bewegungsapparat immer empfohlen. Ihre Aufgabe ist es, die umliegenden Muskeln so zu stärken, dass das Gelenk entlastet wird. Außerdem wird ein schonendes, schmerzlinderndes Gangbild erlernt um schädigende Bewegungsabläufe oder Schonhaltungen zu verhindern. Durch regelmäßiges Kräftigen der Muskulatur kann das Fortschreiten der Erkrankung aufgehalten werden.
Eine Operation sollte dann in Erwägung gezogen werden, wenn es zu keiner Besserung der Symptome durch konservative Maßnahmen kommt. Auch eine besonders starke Formveränderung oder eine nicht aushaltbare Bewegungseinschränkung lassen an chirurgische Maßnahmen denken.
Es gibt eine große Vielfalt an chirurgischen Optionen, die zur Linderung der Hallux rigidus-Beschwerden beitragen sollen. Die Wahl des Operationsverfahren ist vom Grad der
Grundsätzlich wird zwischen gelenkserhaltenden und gelenksversteifenden Behandlungsoptionen unterschieden. Als Faustregel gilt: je geringer der Grad der
Die sogenannte Mikrofrakturierung findet ihr Anwendung vor allem in frühen Stadien der Arthrose und nur bei umschriebenen Knorpelschädigungen. Dabei werden in einer kleinen Operation Löcher in den noch gesunden Knochen unter dem verletzten Knochen gebohrt. Dadurch tritt frisches Blut aus, das sogenannte Stammzellen enthält.
Diese Stammzellen haben die Fähigkeit, sich in jedes Körpergewebe weiter zu entwickeln. Beim Herausschwemmen bleiben sie an den verletzten Knorpelstrukturen hängen und füllen innerhalb von 6-8 Wochen den Knorpel wieder auf. Nach der Operation soll das Gelenk für etwa 6 Wochen nur teilbelastet werden.
Die Cheilektomie beschreibt ein Verfahren bei dem die Knochensporen, die während der Arthrose entstehen, in einem operativen Eingriff entfernt werden.
Dieses Verfahren findet vor allem bei geringgradigen oder mäßigen Arthrosen Anwendung, bei denen vor allem die Bewegungseinschränkung (z.B. die Abrollbewegung beim Gehen) eingeschränkt ist ohne dabei große Schmerzen zu verursachen.
Ein weiteres Verfahren für beginnende Arthrose mit leichten Schmerzen aber störender Bewegungseinschränkung ist die Osteotomie. Dabei wird ein Teil des betroffenen Knochens meistens keilförmig und mittig entfernt. Damit stehen die Gelenkspartner entweder in geänderten Winkel oder in weiterer Entfernung zueinander. Das Resultat ist eine Entlastung des Gelenksdrucks und damit der Bewegungseinschränkung.
Die Arthrodese wird auch "Gelenksversteifung" genannt. Sie gilt als Standardverfahren bei ausgeprägten Arthrose-Stadien und wird vor allem bei jungen, aktiven Betroffenen durchgeführt. Bei der Arthrodese wird das Gelenk mit Schrauben und Platten in funktioneller Haltung versteift.
Etwa 6 Wochen lang nach Operation sollte ein spezieller Vorfußentlastungsschuh unter Vollbelastung getragen werden. Das Ergebnis gilt generell als sehr zufriedenstellend.
Bei älteren Patienten mit fortgeschrittener Gelenksabnützung steht das Einsetzen einer Prothese im Raum. Dieses Verfahren bietet allerdings zur Zeit noch häufig Komplikationen, weswegen es nicht standardmäßig empfohlen wird.
Der Hallux rigidus ist ein schmerzhafter, bewegungseinschränkender Zustand und wird von vielen Betroffenen als einschränkend im Alltag beschrieben. Vor allem das eingeschränkte Gehen macht vielen Menschen mit Hallux rigidus zu schaffen.
Die gute Nachricht ist, dass die stadiengerechte Therapie zu zufriedenstellenden Ergebnissen führt. Wichtig ist, dass die Diagnose so schnell wie möglich gestellt wird! Dadurch kann auch die Behandlung früh genug gestartet und somit die schwersten Komplikationen vermieden werden.
Letzte Änderung: 28. Mai 2023
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