Auch wenn es im ersten Moment kompliziert klingt, ist das Insulinspritzen nach einer professionellen Schulung im Großen und Ganzen eine einfach durchzuführende Technik. Durch das eigenständige Insulinspritzen können Betroffene ihren Alltag wieder selbst gestalten.
Insulin muss unter die Haut als sogenannte subkutane Injektion gespritzt werden. Dafür stehen mehrere Systeme zur Verfügung: Insulin-Pens, Insulinspritzen mit Nadeln, Insulinpumpen.
Heutzutage werden Insulinpens von zirka 95% der insulinpflichtigen DiabetikerInnen verwendet. Insulinpens enthalten bereits fertig gemischte und aufgezogene Insulin-Patronen. Das vereinfacht die Anwendung und verkürzt das Verfahren des Spritzens, da vor der Anwendung lediglich die gewünschte Dosis auf dem Pen eingestellt werden muss.
Insulinpens haben Ähnlichkeit mit einem etwas größeren Kugelschreiber und können daher gut mitgenommen werden. Es gibt Insulinpens zur Einmalanwendung oder zur öfteren Anwendung. Bei Insulinpens zur Mehrfachverwendung kann die Patrone, die das Insulin enthält, ausgetauscht werden.
Wichtig ist, dass vor jeder Injektion eine neue Nadel benutzt werden muss. Ein Insulinpen sollte außerdem niemals geteilt werden, da es große hygienische Gefahren mit sich bringt.
Zusammengefasst sind die Vorteile des Insulinpens sowohl die einfache Nutzung, die Wiederverwendbarkeit, die Möglichkeit sehr geringe Dosen zu applizieren und die einfachere Handhabung bei Einschränkungen des Sehens. Der Nachteil besteht hauptsächlich in den höheren Kosten im Vergleich zu Nadeln und Spritzen.
Bei der Verwendung von Insulin-Nadeln und Spritzen muss vor der Anwendung das Insulin erst von einer Ampulle eigenständig aufgezogen werden, bevor es unter die Haut gespritzt wird. Es gibt verschiedene Arten von verwendeten Insulin und damit unterscheidet sich auch die Art des Aufziehens aus der Ampulle sowie die Injektion.
Nachdem sich Arzt/Ärztin und Patientin für ein Insulin und eine Methode entschieden haben, erfolgt eine ausführliche Schulung auf das gewählte Produkt, sodass der Patient es zu Hause selbst durchführen kann. Insulinnadeln- mit spritzen stellt die kostengünstigere Variante dar. Allerdings werden viele Nachteile aufgezeichnet, darunter die Umständliche Anwendung, die erhöhte Gefahr eine falsche Dosis zu wählen und das größere Risiko einer Verunreinigung.
Das Spritzen von Insulin mit Nadeln gilt als veraltetes Konzept und wird demnach nicht mehr als Mittel der Wahl empfohlen.
Das Spritzen von Insulin ins Unterhautgewebe läuft sowohl mit Insulin-Pens als auch mit Insulinspritzen mit -nadeln ähnlich ab.
Als Insulinpumpen werden Systeme zur kontinuierlichen Insulininjektion bezeichnet. Sie bestehen aus einem kleinen Gerät außerhalb des Körpers - der Insulinpumpe - die durch einen kleinen Plastikschlauch - dem Katheter - mit einer kleinen Nadel, die in das Unterhautfettgewebe reicht - der Kanüle - verbunden wird. Diese Kanüle sitzt am Bauch, Po oder Oberschenkel, ähnlich wo auch die Einstichstelle beim Pen sein soll. PatientInnen, die die Insulinpumpe verwenden, werden für den selbstständigen Wechsel der Kanüle und des Katheterschlauchs sowie die Handhabung des Pumpsystems geschult. Die Pumpe gibt kontinuierlich kurzwirksames Insulin in den Körper ab, was der Basalrate entspricht. Vor jeder Mahlzeit muss selbstständig durch einen Knopfdruck ein Bolus an Insulin verabreicht werden. Als gute Unterstützung bei Insulinpumpen gilt das Continuous Glucose Monitoring (CGM). Das ist ein kleines Gerät, eingesetzt an der Hinterseite der Oberarme, das den Blutzucker kontinuierlich messen kann und damit die regelmäßigen Fingerstiche ersetzt. Manche Insulinpumpsysteme können sich schon automatisch mit den CGM-Geräten verbinden und ihre Basalrate so eigenständig anpassen.
Gründsätzlich wird Insulin ins Unterhautfettgewebes von Bauch, Oberschenkel oder Gesäß und in seltenen Fällen auch der Oberarme, gespritzt.
Insulin wird an verschiedenen Körperstellen unterschiedlich stark in die Blutbahn aufgenommen. Der Grund dafür liegt in der Menge des Fetts unter der Haut, wo das Insulin gespritzt wird.
Das Insulin wird umso langsamer aufgenommen, desto mehr Fett vorhanden ist.
Daher wird grundsätzlich gesagt, dass Insulin am schnellsten durch Spritzen im Bauch aufgenommen wird. Langsamer wirkt es hingegen durch Applikation in Oberschenkel bzw. Gesäß.
Aufgrund der unterschiedlichen Aufnahmegeschwindigkeit wird von einigen Experten empfohlen, die Insuline, je nach ihrer erwünschten Wirkung an verschiedenen Körperstellen zu spritzen:
Bolusinsuline, also jene, die vor dem Essen gespritzt werden, sollen am besten in den Bauch verabreicht werden um eine möglichst schnelle Wirkung zu erzielen. Basisinsuline, insbesondere jene, die am Abend injiziert wird, sollte dagegen eher in die Oberschenkel oder das Gesäß verabreicht werden, um eine langsamere kontinuierliche Aufnahme zu erreichen.
Sinnvoll erscheint außerdem, dass PatientInnen sich für eine Körperregion für eine bestimmte Tageszeit entscheiden. Innerhalb dieser Körperregion sollte die Einstichstelle ständig gewechselt werden.
Neben der optimalen Injektionsstelle führen noch andere Faktoren zur stärkeren oder schwächeren Wirkung von Insulin im Körper:
Die Einstechstelle sollte nicht ständig am selben Platz liegen. Der Grund dafür ist, dass Insulin eine lokale Reaktion auslösen kann, die einerseits die weitere Aufnahme des Insulins beeinträchtigen, andererseit zu Schmerzen führen kann.
Neben lokaler Hautrötungen beziehungsweise kleinen allergischen Reaktionen besteht der größte Nebeneffekt auf eine Reaktion des Fettgewebes auf das eingespritzte Insulin. Diese Reaktion wird Lipodystrophie genannt und kann sich entweder durch eine Verminderung des Fettgewebes an der Spritzstelle oder auch durch eine Vermehrung, das spürt man dann als Knuppel unter der Haut, zeigen.
Wird Insulin nun an diesen Stellen gespritzt, kann es nicht mehr regelrecht aufgenommen werden. Außerdem erscheinen die veränderten Hautstellen oft als kosmetisch störend und können in manchen Fällen auch Schmerzen verursachen. Neben dieser Lipodystrophien können auch noch andere Umstände die Insulinaufnahme beeinträchtigen. Ist die Haut aus irgendeinem Grund wärmer als für gewöhnlich, wird das Insulin schneller aufgenommen. Beispiele hierfür sind ein vorangegangenes körperliches Training, Saunas oder eine vorangegangene Massage. Im Gegensatz dazu weiß man zum Beispiel, dass bei Rauchern das Insulin langsamer beziehungsweise nicht so gut aufgenommen wird, da Rauchen die Blutversorgung generell einschränkt.
Insulinpens sind die Mittel der Wahl bei insulinpflichtigen DiabetikernInnen. In Deutschland verwenden 95% der Betroffenen Insulinpens. Sie sind den Spritzen mit Nadeln weitaus überlegen - der einzige relavante Nachteil besteht in den vermehrten Kosten von Pens gegenüber Insulinspritzen. In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Vor- und Nachteile als Vergleich von Insulinpens und Insulinspritzen aufgelistet.
Vor- und Nachteile | Insulinpens | Insulin-Spritzen |
---|---|---|
Handhabung | Einfach und intuitiv | Erfordert Übung und Geschicklichkeit |
Dosierung | Vorgefüllte Einheiten, genaue Dosierung möglich | Manuelle Dosierung, Fehleranfälligkeit |
Transport | Kompakt und leicht, ideal für unterwegs | Größer und unhandlicher |
Diskretion | Unauffällig, kann in der Öffentlichkeit verwendet werden | Auffällig, kann unangenehm sein |
Hygiene | Geschlossenes System, geringeres Risiko für Infektionen | Offenes System, höheres Risiko für Infektionen |
Kosten | In der Regel teurer | Günstiger |
Nachhaltigkeit | Weniger Abfall durch wiederverwendbare Pens | Mehr Abfall durch Einweg-Spritzen |
Flexibilität | Verschiedene Pen-Typen für individuelle Bedürfnisse | Standardisierte Spritzen, weniger Auswahl |
Kompatibilität | Kompatibel mit verschiedenen Insulinen | Nicht alle Insuline sind für Spritzen geeignet |
Schmerzen | In der Regel schmerzfreie Injektion | Kann schmerzhaft sein |
Technische Probleme | Selten auftretende Probleme | Nadelbruch oder Verstopfung möglich |
Insulinpumpen bringen viele Vorteile mit sich. Allerdings sind auch Nachteile damit verbunden.
Mithilfe von Insulinpumpen kann am ehesten eine dem gesunden, normalen Insulinsystem des Körpers nachgeahmte Insulin-Versorgung gewährleistet werden. Der Blutzuckerspiegel kann also durch die Insulinpumpentherapie am besten im Normbereich gehalten werden.
Damit können mithilfe von Pumpensystemen Langzeitfolgen sowie Zustände von Unter- und Überzuckerung am ehesten abgewendet werden.
Die Kombination von Pumpentherapien und CGM (continous glucose monitoring) Systemen vereinfacht das Halten des Blutzuckerspiegels im Normbereich und wird daher empfohlen.
Für das tägliche Leben bringen Insulinpumpen ebenso Vorteile mit sich: Der Tagesablauf kann flexibler gestaltet werden, wovon vor allem Menschen mit einem stark variierenden Tagesablauf profitieren. Mittels Insulinpumpe kann nämlich durch einen einfachen Knopfdruck ein Bolus Insulin abgegeben werden, während die Basalrate weiterläuft.
Durch die Pumpentherapie kann damit sowohl der Zeitpunkt der Nahrungszufuhr flexibler gewählt werden, als auch mit Situationen mit erhöhten Insulinbedarf (erhöhte körperliche Tätigkeit, Krankheit, Operation) besser umgegangen werden.
Zusätzlich wird das mehrmals tägliche Stechen durch eine Pumpentherapie umgangen. Die Kanüle muss in der Regel nur alle 2-3 Tage gewechselt - und damit neu gestochen - werden.
Ein weiterer Vorteil ist, dass auch nur ganz kleine Mengen Insulin durch die Pumpentherapie verabreicht werden kann. Das liegt unter anderem auch daran, dass es im Vergleich zur Pen- oder Spritzentherapie weniger Variation in der aufgenommenen Insulinmenge gibt. Dadurch wird auch der tägliche Blutzuckerspiegel konstant gehalten.
Ein großer Pluspunkt ist überdies, dass die Insulingabe durch außenstehende Personen vereinfacht wird. Dies hat natürlich vor allem Vorteile bei Pumpentherapien von Kleinkindern oder Menschen, die nicht in der Lage sind, sich selbst um ihre Insulinzufuhr zu kümmern.
Einer der größten Nachteile sind die höheren Kosten im Gegensatz zu Insulinpens oder Insulinnadeln. In vielen Fällen übernimmt die Versicherung dennoch die Pumpentherapie.
Ein weiterer Nachteil stellen pumpenassoziierte Probleme und Komplikationen dar. Mitunter verursachen Insulinpumpen lokale Infektionen oder Kontaktallergien an der Einstichstelle. Diese zeigen sich meist durch Rötungen, Schwellungen oder Bläschenbildung und sollten von einem Arzt oder einer Ärztin untersucht werden.
Es kann auch zu vor allem kosmetisch störenden Narbenbildungen im Bereich der Kanülenstelle kommen. In seltenen Fällen kann es auch unter Pumpentherapie zu einer Lipodystrophie kommen.
Wenn ein akutes Problem auftritt, kommt es schneller zu Stoffwechselentgleisungen, da nur kurzwirksames Insulin verwendet wird.
Akute Probleme könnten abgerissene, abgeknickte oder verstopfte Katheter, Blut oder Luftblasen im Katheterschlauch oder gar ein irrtümliches Entfernen beim Spielen oder Sport sein. Man kann sich gut vorstellen, dass vor allem Kinder von diesen Problemen schnell betroffen sind, weswegen vor allem bei unseren Kleinsten besondere Vorsicht geboten ist.
Beim Verwenden von Insulinpumpen muss besonders genau auf das Monitoring der Blutzuckerspiegel geachtet werden um einen Unter- und Überzucker zu vermeiden!
Aus diesen Punkten ergibt sich, dass eine Pumpentherapie nur etabliert werden kann, wenn der/die PatientIn nach ausführlicher Schulung durch SpezialistInnen sicher im Umgang mit dem System ist.
Auch eine gute Anbindung und Betreuung eines qualifizierten diabätologischen Teams ist Voraussetzung für eine Insulinpumpentherapie. Das bringt natürlich einen erhöhten Zeitaufwand und eine große Gewissenhaftigkeit im Umgang mit seiner Erkrankung mit sich.
Zusammengefasst erfordert die Insulinpumpentherapie:
An sich gilt der Insulin-Pen als Mittel der Wahl für alle insulinpflichtigen DiabetikerInnen. Etwa 95% der Betroffenen in Deutschland verwenden einen Insulin-Pen.
Die Indikation der Insulin-Pumpen-Therapie ist streng zu stellen und vor allem bei folgenden Konstellationen in Erwägung zu ziehen:
Schlussendlich ist die Frage "Sollte ich eine Insulinpumpe oder einen Pen nutzen?" eine individuelle zu beantworten und sollte nach gründlicher Abwägung gemeinsam mit dem behandelten Diabetes-Team entschieden werden.
Nein, Insulin ist bis dato nur als subkutane Injektion erhältlich.
Dass das ständige Spritzen von Medikamenten für insulinpflichtige DiabetikerInnen eine große Belastung darstellen kann, ist gut nachvollziehbar. Doch trotz intensiver Bemühungen hat man bis heute keine andere Darreichungsform als die subkutane ("unter die Haut") oder intravenöse ("in die Vene") Applikation von Insulin auf dem Markt gebracht. Vor einigen Jahren erhielt ein inhalatives Insulin (also Insulin, das man einatmet) zumindest teilweise eine Marktzulassung. Da dieses allerdings mehr Nachteile als Vorteile mit sich brachte, wurde es schlussendlich von der Arzneimittelbehörde gesperrt. Natürlich wäre Insulin in Tablettenform wohl die angenehmste Lösung. Hier stehen ForscherInnen allerdings vor dem großen Problem, dass Insulin im Magen-Darm-Trakt zu rasch abgebaut wird. In näherer Zukunft kann daher nicht mit Insulin-Tabletten gerechnet werden.
Das Finden einer neuen Form der Insulinanwendung steht weiterhin im Fokus der Forschung.
Letzte Änderung: 11. Februar 2024
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