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In­su­lin rich­tig sprit­zen

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Geschrieben von
Leyla Al-Sayegh (Ärztin)

Kurzgesagt
  • Insulin ist ein Medikament, das subkutan, also unter die Haut, im Bereich des Bauchs, Gesäß oder Oberschenkel gespritzt werden muss. Das kann durch Insulinpens, Insulinspritzen mit Nadeln oder Insulinpumpensystemen erfolgen. Die Technik ist dabei durch unterstützende Schulungen einer professionellen Diabetes-Teams relativ einfach zu erlernen.
  • Insulinpens sind die gängigsten Hilfsmittel zur Insulinapplikation. Sie sind teilweise mehrfach verwendbar, die Dosis kann vor jedem Stechen individuell eingestellt werden, sie sind klein und gut transportabel und die Anwendung wird als relativ einfach angesehen.
  • Insulinspritzen mit Nadeln werden als Mittel der Wahl heutzutage nicht mehr empfohlen, allen voran wegen der erhöhten Infektionsgefahr und der Umständlichkeit in der Anwendung.
  • Insulinpumpen stellen eine geeignete Alternative für Insulinpens dar, sind aber bis dato wegen ihrer erhöhten Kosten sowie der komplexeren Handhabung deutlich seltener Vertreten und nur bei gewissen Indikationen sinnvoll.
  • Mit Hilfe der Diabetes-SpezialistInnen wird für jede/n Betroffenen die individuell beste Methode - Nadel und Spritze/ Pen/ Pumpe -, die nötige Dosis, die einfachste Technik sowie die günstigste Einspritzstelle herausgearbeitet, sodass die korrekte Anwendung kein Problem mehr darstellen sollte.

Wie spritzt man Insulin richtig ins Unterhautfettgewebe?

Auch wenn es im ersten Moment kompliziert klingt, ist das Insulinspritzen nach einer professionellen Schulung im Großen und Ganzen eine einfach durchzuführende Technik. Durch das eigenständige Insulinspritzen können Betroffene ihren Alltag wieder selbst gestalten.

Wissenswert

Insulin muss unter die Haut als sogenannte subkutane Injektion gespritzt werden. Dafür stehen mehrere Systeme zur Verfügung: Insulin-Pens, Insulinspritzen mit Nadeln, Insulinpumpen.

Insulin-Pens

Heutzutage werden Insulinpens von zirka 95% der insulinpflichtigen DiabetikerInnen verwendet. Insulinpens enthalten bereits fertig gemischte und aufgezogene Insulin-Patronen. Das vereinfacht die Anwendung und verkürzt das Verfahren des Spritzens, da vor der Anwendung lediglich die gewünschte Dosis auf dem Pen eingestellt werden muss.

Insulinpens haben Ähnlichkeit mit einem etwas größeren Kugelschreiber und können daher gut mitgenommen werden. Es gibt Insulinpens zur Einmalanwendung oder zur öfteren Anwendung. Bei Insulinpens zur Mehrfachverwendung kann die Patrone, die das Insulin enthält, ausgetauscht werden.

Achtung

Wichtig ist, dass vor jeder Injektion eine neue Nadel benutzt werden muss. Ein Insulinpen sollte außerdem niemals geteilt werden, da es große hygienische Gefahren mit sich bringt.

Zusammengefasst sind die Vorteile des Insulinpens sowohl die einfache Nutzung, die Wiederverwendbarkeit, die Möglichkeit sehr geringe Dosen zu applizieren und die einfachere Handhabung bei Einschränkungen des Sehens. Der Nachteil besteht hauptsächlich in den höheren Kosten im Vergleich zu Nadeln und Spritzen.

Insulinnadeln und -spritzen

Bei der Verwendung von Insulin-Nadeln und Spritzen muss vor der Anwendung das Insulin erst von einer Ampulle eigenständig aufgezogen werden, bevor es unter die Haut gespritzt wird. Es gibt verschiedene Arten von verwendeten Insulin und damit unterscheidet sich auch die Art des Aufziehens aus der Ampulle sowie die Injektion.

Nachdem sich Arzt/Ärztin und Patientin für ein Insulin und eine Methode entschieden haben, erfolgt eine ausführliche Schulung auf das gewählte Produkt, sodass der Patient es zu Hause selbst durchführen kann. Insulinnadeln- mit spritzen stellt die kostengünstigere Variante dar. Allerdings werden viele Nachteile aufgezeichnet, darunter die Umständliche Anwendung, die erhöhte Gefahr eine falsche Dosis zu wählen und das größere Risiko einer Verunreinigung.

Hinweis

Das Spritzen von Insulin mit Nadeln gilt als veraltetes Konzept und wird demnach nicht mehr als Mittel der Wahl empfohlen.

Das selbstständige Spritzen von Insulin

Wissenswert

Das Spritzen von Insulin ins Unterhautgewebe läuft sowohl mit Insulin-Pens als auch mit Insulinspritzen mit -nadeln ähnlich ab.

  1. 01
    Überprüfen der Materialien Vor jeder Anwendung sollte vor allem darauf geachtet werden, ob das richtige Insulin verwendet wird, ob es so aussieht, wie es aussehen soll, ob äußerliche Schäden am Material sichtbar sind, ob noch genug von dem nötigen Insulin vorhanden ist und ob die gewählte Nadel die richtige Länge hat.
  2. 02
    Vorbereitung Vor jeder Anwendung muss die Insulindosis, wie bei der Schulung gelernt, eingestellt werden. Bei der Verwendung von Nadeln muss auf das korrekte Aufziehen geachtet werden. Beim Pen wird die korrekte Dosis direkt am Stift eingestellt. Anschließend sollte der Insulinfluss getestet werden. Unabhängig von der gewählten Injektions-Art muss immer eine neue Nadel verwendet werden!
  3. 03
    Wählen der Injektionsstelle und des Einstichwinkels Insulin kann am Bauch, Oberschenkel oder ins Gesäß appliziert werden. Grundsätzlich soll Insulin ins Unterhautfettgewebe eingespritzt werden, damit die schmerzärmste und gleichzeitig effektivste Anwendung gewährleistet wird. Dafür ist es wichtig, die richtige Länge der Nadel und den richtigen Einstechwinkel zu wählen. Falls nötig kann auch eine Hautfalte angehoben werden. Das vorherige Desinfizieren der Haut ist NICHT unbedingt nötig (außer bei auffälliger lokaler Verschmutzung der Haut).
  4. 04
    Einstechen der Nadel Der Pen wird in den allermeisten Fällen im 90° Winkel an die Haut angelegt und der Kolben anschließend gedrückt bis die Dosisanzeige "0" anzeigt. Der korrekte Winkel bei Verwendung der Nadel wird in der Schulung gelehrt. Auch hier drückt man den Kolben komplett durch, sodass kein Insulin in der Spritze verbleibt. Bei beiden Systemen sollten die Materialien nach kompletter Injektion noch etwa 5-10 Sekunden in Ruhe gehalten werden, um sicher zu gehen, dass das gesamte Insulin vom Körper aufgenommen wurde.
  5. 05
    Beendigung des Vorgangs Das Material kann einfach von der Einstichstelle wieder entfernt werden. Wenn Blut oder klare Flüssigkeit aus der Einstichstelle kommt, sollte noch für einige Sekunden Druck auf die Stelle ausgeübt werden. Rubbeln und Wischen ist zu vermeiden!
  6. 06
    Nachbereitung Die verwendete Nadel sollte sofort entsorgt werden. Sie soll NICHT in den normalen Mülleimer, sondern in eine durchstichsichere Box geworfen werden. Manche Pens haben außerdem ein integriertes System um ein sicheres Entfernen zu gewährleisten.

Insulinpumpen

Als Insulinpumpen werden Systeme zur kontinuierlichen Insulininjektion bezeichnet. Sie bestehen aus einem kleinen Gerät außerhalb des Körpers - der Insulinpumpe - die durch einen kleinen Plastikschlauch - dem Katheter - mit einer kleinen Nadel, die in das Unterhautfettgewebe reicht - der Kanüle - verbunden wird. Diese Kanüle sitzt am Bauch, Po oder Oberschenkel, ähnlich wo auch die Einstichstelle beim Pen sein soll. PatientInnen, die die Insulinpumpe verwenden, werden für den selbstständigen Wechsel der Kanüle und des Katheterschlauchs sowie die Handhabung des Pumpsystems geschult. Die Pumpe gibt kontinuierlich kurzwirksames Insulin in den Körper ab, was der Basalrate entspricht. Vor jeder Mahlzeit muss selbstständig durch einen Knopfdruck ein Bolus an Insulin verabreicht werden. Als gute Unterstützung bei Insulinpumpen gilt das Continuous Glucose Monitoring (CGM). Das ist ein kleines Gerät, eingesetzt an der Hinterseite der Oberarme, das den Blutzucker kontinuierlich messen kann und damit die regelmäßigen Fingerstiche ersetzt. Manche Insulinpumpsysteme können sich schon automatisch mit den CGM-Geräten verbinden und ihre Basalrate so eigenständig anpassen.

Wo ist der optimale Injektionsort: Bauch, Oberschenkel oder Po?

Gründsätzlich wird Insulin ins Unterhautfettgewebes von Bauch, Oberschenkel oder Gesäß und in seltenen Fällen auch der Oberarme, gespritzt.

Insulin wird an verschiedenen Körperstellen unterschiedlich stark in die Blutbahn aufgenommen. Der Grund dafür liegt in der Menge des Fetts unter der Haut , wo das Insulin gespritzt wird.

Wissenswert

Das Insulin wird umso langsamer aufgenommen, desto mehr Fett vorhanden ist.

Daher wird grundsätzlich gesagt, dass Insulin am schnellsten durch Spritzen im Bauch aufgenommen wird. Langsamer wirkt es hingegen durch Applikation in Oberschenkel bzw. Gesäß.

Aufgrund der unterschiedlichen Aufnahmegeschwindigkeit wird von einigen Experten empfohlen, die Insuline, je nach ihrer erwünschten Wirkung an verschiedenen Körperstellen zu spritzen:

Bolusinsuline, also jene, die vor dem Essen gespritzt werden, sollen am besten in den Bauch verabreicht werden um eine möglichst schnelle Wirkung zu erzielen. Basisinsuline, insbesondere jene, die am Abend injiziert wird, sollte dagegen eher in die Oberschenkel oder das Gesäß verabreicht werden, um eine langsamere kontinuierliche Aufnahme zu erreichen.

Hinweis

Sinnvoll erscheint außerdem, dass PatientInnen sich für eine Körperregion für eine bestimmte Tageszeit entscheiden. Innerhalb dieser Körperregion sollte die Einstichstelle ständig gewechselt werden.

Neben der optimalen Injektionsstelle führen noch andere Faktoren zur stärkeren oder schwächeren Wirkung von Insulin im Körper:

  • Verwendete Insulindosis: Wird viel Insulin auf einmal gespritzt, kommt es zur langsameren Aufnahme im Vergleich zu geringeren Dosen.
  • Injektionstechnik: Der Einstichwinkel und die Tiefe sind für die richtige Wirksamkeit ausschlaggebend. Applikationen in die oberflächliche Haut oder tiefliegende Muskulatur verursachen darüber hinaus Schmerzen.
  • Blutfluss im Unterhautfettgewebe: Stärkere Durchblutung führt zu vermehrter Insulinaufnahme. Die Durchblutung wird durch erhöhte Hauttemperatur gefördert, beispielsweise durch vorangegangene Saunagänge, heiße Außentempertur, hohe körperliche Aktivität oder Massagen. Dahingegen wird die Durchblutung durch kalte Hauttemperaturen oder auch hohem Nikotinkonsum erniedrigt und das Insulin dementsprechend schlechter aufgenommen.
  • Vergangene Zeit seit Anbruch des Pens/ der Ampulle: In der Regel sollte ein Pen oder eine Ampulle nicht länger als 30 Tage verwendet werden um die ausreichende Wirkung zu gewährleisten. Bei einigen Ausführungen ist eine längere Verwendungszeit möglich.
  • Individuelle Eigenschaften: Jeder Mensch ist unterschiedlich. Dasselbe Insulin mit derselben Verabreichungstechnik kann bei unterschiedlichen Individuen daher andere Reaktionen auslösen. Die perfekte Dosis- und Technikfindung kann deswegen einige Zeit in Anspruch nehmen.

Warum sollte man die Einstichstelle ständig wechseln?

Die Einstechstelle sollte nicht ständig am selben Platz liegen. Der Grund dafür ist, dass Insulin eine lokale Reaktion auslösen kann, die einerseits die weitere Aufnahme des Insulins beeinträchtigen, andererseit zu Schmerzen führen kann.

Neben lokaler Hautrötungen beziehungsweise kleinen allergischen Reaktionen besteht der größte Nebeneffekt auf eine Reaktion des Fettgewebes auf das eingespritzte Insulin. Diese Reaktion wird Lipodystrophie genannt und kann sich entweder durch eine Verminderung des Fettgewebes an der Spritzstelle oder auch durch eine Vermehrung, das spürt man dann als Knuppel unter der Haut, zeigen.

Wird Insulin nun an diesen Stellen gespritzt, kann es nicht mehr regelrecht aufgenommen werden. Außerdem erscheinen die veränderten Hautstellen oft als kosmetisch störend und können in manchen Fällen auch Schmerzen verursachen. Neben dieser Lipodystrophien können auch noch andere Umstände die Insulinaufnahme beeinträchtigen. Ist die Haut aus irgendeinem Grund wärmer als für gewöhnlich, wird das Insulin schneller aufgenommen. Beispiele hierfür sind ein vorangegangenes körperliches Training, Saunas oder eine vorangegangene Massage. Im Gegensatz dazu weiß man zum Beispiel, dass bei Rauchern das Insulin langsamer beziehungsweise nicht so gut aufgenommen wird, da Rauchen die Blutversorgung generell einschränkt.

Insulinpens vs. Spritzen: Was ist besser?

Insulinpens sind die Mittel der Wahl bei insulinpflichtigen DiabetikernInnen. In Deutschland verwenden 95% der Betroffenen Insulinpens. Sie sind den Spritzen mit Nadeln weitaus überlegen - der einzige relavante Nachteil besteht in den vermehrten Kosten von Pens gegenüber Insulinspritzen. In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Vor- und Nachteile als Vergleich von Insulinpens und Insulinspritzen aufgelistet.

Vor- und Nachteile Insulinpens Insulin-Spritzen
Handhabung Einfach und intuitiv Erfordert Übung und Geschicklichkeit
Dosierung Vorgefüllte Einheiten, genaue Dosierung möglich Manuelle Dosierung, Fehleranfälligkeit
Transport Kompakt und leicht, ideal für unterwegs Größer und unhandlicher
Diskretion Unauffällig, kann in der Öffentlichkeit verwendet werden Auffällig, kann unangenehm sein
Hygiene Geschlossenes System, geringeres Risiko für Infektionen Offenes System, höheres Risiko für Infektionen
Kosten In der Regel teurer Günstiger
Nachhaltigkeit Weniger Abfall durch wiederverwendbare Pens Mehr Abfall durch Einweg-Spritzen
Flexibilität Verschiedene Pen-Typen für individuelle Bedürfnisse Standardisierte Spritzen, weniger Auswahl
Kompatibilität Kompatibel mit verschiedenen Insulinen Nicht alle Insuline sind für Spritzen geeignet
Schmerzen In der Regel schmerzfreie Injektion Kann schmerzhaft sein
Technische Probleme Selten auftretende Probleme Nadelbruch oder Verstopfung möglich

Was sind die Vorteile von Insulinpumpen?

Insulinpumpen bringen viele Vorteile mit sich. Allerdings sind auch Nachteile damit verbunden.

Vorteile

Mithilfe von Insulinpumpen kann am ehesten eine dem gesunden, normalen Insulinsystem des Körpers nachgeahmte Insulin-Versorgung gewährleistet werden. Der Blutzuckerspiegel kann also durch die Insulinpumpentherapie am besten im Normbereich gehalten werden.

Damit können mithilfe von Pumpensystemen Langzeitfolgen sowie Zustände von Unter- und Überzuckerung am ehesten abgewendet werden.

Hinweis

Die Kombination von Pumpentherapien und CGM (continous glucose monitoring) Systemen vereinfacht das Halten des Blutzuckerspiegels im Normbereich und wird daher empfohlen.

Für das tägliche Leben bringen Insulinpumpen ebenso Vorteile mit sich: Der Tagesablauf kann flexibler gestaltet werden, wovon vor allem Menschen mit einem stark variierenden Tagesablauf profitieren. Mittels Insulinpumpe kann nämlich durch einen einfachen Knopfdruck ein Bolus Insulin abgegeben werden, während die Basalrate weiterläuft.

Durch die Pumpentherapie kann damit sowohl der Zeitpunkt der Nahrungszufuhr flexibler gewählt werden, als auch mit Situationen mit erhöhten Insulinbedarf (erhöhte körperliche Tätigkeit, Krankheit, Operation) besser umgegangen werden.

Zusätzlich wird das mehrmals tägliche Stechen durch eine Pumpentherapie umgangen. Die Kanüle muss in der Regel nur alle 2-3 Tage gewechselt - und damit neu gestochen - werden.

Ein weiterer Vorteil ist, dass auch nur ganz kleine Mengen Insulin durch die Pumpentherapie verabreicht werden kann. Das liegt unter anderem auch daran, dass es im Vergleich zur Pen- oder Spritzentherapie weniger Variation in der aufgenommenen Insulinmenge gibt. Dadurch wird auch der tägliche Blutzuckerspiegel konstant gehalten.

Ein großer Pluspunkt ist überdies, dass die Insulingabe durch außenstehende Personen vereinfacht wird. Dies hat natürlich vor allem Vorteile bei Pumpentherapien von Kleinkindern oder Menschen, die nicht in der Lage sind, sich selbst um ihre Insulinzufuhr zu kümmern.

Nachteile

Einer der größten Nachteile sind die höheren Kosten im Gegensatz zu Insulinpens oder Insulinnadeln. In vielen Fällen übernimmt die Versicherung dennoch die Pumpentherapie.

Ein weiterer Nachteil stellen pumpenassoziierte Probleme und Komplikationen dar. Mitunter verursachen Insulinpumpen lokale Infektionen oder Kontaktallergien an der Einstichstelle. Diese zeigen sich meist durch Rötungen, Schwellungen oder Bläschenbildung und sollten von einem Arzt oder einer Ärztin untersucht werden.

Es kann auch zu vor allem kosmetisch störenden Narbenbildungen im Bereich der Kanülenstelle kommen. In seltenen Fällen kann es auch unter Pumpentherapie zu einer Lipodystrophie kommen.

Achtung

Wenn ein akutes Problem auftritt, kommt es schneller zu Stoffwechselentgleisungen, da nur kurzwirksames Insulin verwendet wird.

Akute Probleme könnten abgerissene, abgeknickte oder verstopfte Katheter, Blut oder Luftblasen im Katheterschlauch oder gar ein irrtümliches Entfernen beim Spielen oder Sport sein. Man kann sich gut vorstellen, dass vor allem Kinder von diesen Problemen schnell betroffen sind, weswegen vor allem bei unseren Kleinsten besondere Vorsicht geboten ist.

Hinweis

Beim Verwenden von Insulinpumpen muss besonders genau auf das Monitoring der Blutzuckerspiegel geachtet werden um einen Unter- und Überzucker zu vermeiden!

Aus diesen Punkten ergibt sich, dass eine Pumpentherapie nur etabliert werden kann, wenn der/die PatientIn nach ausführlicher Schulung durch SpezialistInnen sicher im Umgang mit dem System ist.

Auch eine gute Anbindung und Betreuung eines qualifizierten diabätologischen Teams ist Voraussetzung für eine Insulinpumpentherapie. Das bringt natürlich einen erhöhten Zeitaufwand und eine große Gewissenhaftigkeit im Umgang mit seiner Erkrankung mit sich.

Achtung

Zusammengefasst erfordert die Insulinpumpentherapie:

  • eine gewissenhafte Außeinandersetzung mit der Erkrankung Diabetes mellitus
  • die nötigen technischen Fertigkeiten zur Bedienung des Systems
  • die zeitlichen und kognitiven Möglichkeiten, engmaschige Kontrollen des Blutzuckerspiegels durchzuführen (vor allem in den ersten Monaten)
  • das Wissen um den richtigen Umgang bei etwaigen Komplikationen

Sollte ich eine Insulinpumpe oder einen Pen nutzen?

An sich gilt der Insulin-Pen als Mittel der Wahl für alle insulinpflichtigen DiabetikerInnen. Etwa 95% der Betroffenen in Deutschland verwenden einen Insulin-Pen.

Die Indikation der Insulin-Pumpen-Therapie ist streng zu stellen und vor allem bei folgenden Konstellationen in Erwägung zu ziehen:

  • Bei unbefriedigender Stoffwechseleinstellung bzw. wenn die individuellen Therapieziele unter konventioneller Insulintherapie nicht erreicht werden
  • Bei starken Blutzuckerschwankungen
  • Bei immer wieder auftretenden Zuständen der Unterzuckerung (vor allem nachts)
  • Bei lediglich geringem Insulinbedarf
  • Bei unregelmäßigen Tagesabläufen (täglich variierende körperliche Belastungen, Schichtarbeiten, Sportler,...)
  • Bei geplanter oder beginnender Schwangerschaft
  • Bei Säuglingen oder Kleinkindern

Wissenswert

Schlussendlich ist die Frage "Sollte ich eine Insulinpumpe oder einen Pen nutzen?" eine individuelle zu beantworten und sollte nach gründlicher Abwägung gemeinsam mit dem behandelten Diabetes-Team entschieden werden.

Gibt es weitere Methoden Insulin zu verabreichen?

Nein, Insulin ist bis dato nur als subkutane Injektion erhältlich.

Dass das ständige Spritzen von Medikamenten für insulinpflichtige DiabetikerInnen eine große Belastung darstellen kann, ist gut nachvollziehbar. Doch trotz intensiver Bemühungen hat man bis heute keine andere Darreichungsform als die subkutane ("unter die Haut") oder intravenöse ("in die Vene") Applikation von Insulin auf dem Markt gebracht. Vor einigen Jahren erhielt ein inhalatives Insulin (also Insulin, das man einatmet) zumindest teilweise eine Marktzulassung. Da dieses allerdings mehr Nachteile als Vorteile mit sich brachte, wurde es schlussendlich von der Arzneimittelbehörde gesperrt. Natürlich wäre Insulin in Tablettenform wohl die angenehmste Lösung. Hier stehen ForscherInnen allerdings vor dem großen Problem, dass Insulin im Magen-Darm-Trakt zu rasch abgebaut wird. In näherer Zukunft kann daher nicht mit Insulin-Tabletten gerechnet werden.

Hinweis

Das Finden einer neuen Form der Insulinanwendung steht weiterhin im Fokus der Forschung.

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