Die allermeisten Typ-1-Diabetes-Erkrankungen zählen zu den Autoimmunerkrankungen, nur bei wenigen Fällen konnte kein Nachweis einer überschießenden Immunreaktion als Auslöser nachgewiesen werden.
Unabhängig der genauen Ursache: Anders als beim Typ-2-Diabetes gilt also nicht ein ungesunder Lebensstil als Auslöser dieser Erkrankung. Deswegen wird der Diabetes Typ oft schon in der Kindheit oder Jugend festgestellt und kann nicht durch Änderungen der Lebensführung beeinflusst werden.
Der Typ-1-Diabetes unterscheidet sich vom Typ-2-Diabetes, dem sogenannten Altersdiabetes, außerdem dadurch, dass es schon in frühen Phasen zu einem absoluten Insulinmangel kommt. Das zeigt dann auch klar, dass sich die Therapien bei diesen zwei Erkrankungen unterscheiden müssen:
Typ-1-Diabetikerinnen und -Diabetiker sind heutzutage (noch) immer von einer
Kurz gesagt: ja,
Aber: Es wird zwar eine familiäre Häufung beim Diabetes Mellitus Typ 1 beobachtet, die Erkrankung kann aber auch bei Individuen ohne positive Familiengeschichte von der Zuckerkrankheit vom Typ 1 gesehen werden. Insgesamt wird geschätzt, dass nur bei etwa 10% aller Typ-1-Diabetiker eine positive Familiengeschichte zu finden ist.
Bei jedem Betroffenen, können auf jeden Fall ein oder mehrere Gene in der DNA gefunden werden, die für die Entwicklung der Erkrankung zuständig sind.
Um tiefer ins Detail zu gehen: Die Entstehung der Erkrankung wird durch eine Mutation (also eine Veränderung zur Normvariante) von mehreren Genen verursacht. Dabei wurden wenige Genveränderungen mit großem Einfluss (z.B. bei sogenannten "HLA-Genen") und mehrere Genveränderungen mit nur wenig Einfluss gefunden.Andersrum gibt es aber auch Gene, die vor der Entstehung eines Typ-1-Diabetes schützen können!
Um das Risiko der genetischen Vererbung von Diabetes Typ 1 besser einschätzen zu können, wenden wir uns wieder der praxisnäheren Daten zu:
Gibt es gar keine Diabetes mellitus Typ 1-Fälle in der Familiengeschichte, liegt das Risiko bei etwa 0,4% an der Zuckerkrankheit vom Typ 1 zu erkranken. Wenn die Eltern an Diabetes Mellitus Typ 1 erkrankt sind, ist das Risiko für das Kind ebenfalls einen Typ 1 Diabetes Mellitus zu entwickeln, bei etwa 6%. Ist ein Geschwisterteil erkrankt, liegt das Risiko für alle anderen Geschwisterteile bei durchschnittlich 5%.
Das größte Risiko haben natürlich eineiige Zwillinge. Besteht bei einem Zwilling Diabetes Typ 1, liegt das Risiko für den anderen Zwilling bei etwa 33-50%, ebenfalls Typ 1 Diabetes zu entwickeln.
Neben diesen genetischen Faktoren zählen übrigens auch körpereigene Mechanismen und Umweltfaktoren zu den Risikofaktoren der Erkrankungentstehung.
Auch Umweltfaktoren zählen zu den wichtigen Einflüssen einer Diabetes-Mellitus-Typ-1-Entwicklung. Welche Umwelteinflüsse wie genau und warum zur Krankheitsentstehung beizutragen scheinen, konnte bislang nicht vollständig geklärt werden. Deswegen wird derzeit intensiv, vor allem durch Zwillings- und Familienstudien, weiter erforscht, um genauere Einschätzungen zum Einfluss der Umweltfaktoren auf die Typ-1-Diabetes-Erkrankung zu finden.
Bislang werden mehrere äußerliche Einflüsse als Risikofaktoren diskutiert:
Im Übrigen konnte bislang definitiv kein Zusammenhang zwischen Impfungen im Kindesalter und der Entwicklung von Typ-1-Diabetes gefunden werden.
Wie bei allen Autoimmunerkrankungen wird nicht ein auslösender Faktor allein, sondern ein Zusammenspiel aus mehreren Umständen als ursächllich vermutet. Bislang ist klar, dass genetische Einflüsse und Umwelteinflüsse die größten Risikofaktoren für eine Entstehung des
Wie schon erwähnt, zählt der Diabetes mellitus Typ 1 in der Vielzahl an Fällen zu den Autoimmunerkrankungen. Bei dieser Art von Krankheit richten sich also die Abwehrzellen des Körpers gegen gesunde körpereigene Strukturen. Diese werden dabei vom eigenen Körper durch sogenannte "Auto-Antikörper" (griechisch "auto = selbst") gefunden, zerstört und abgebaut.
Das geht so weit, bis die angegriffenen Gewebe ihrer eigenen Funktion nicht mehr nachkommen können. Je nach Erkrankung werden verschiedene Arten von Antikörpern produziert, die sich eben dann gegen verschiedene Gewebe richten.
Im diesem Fall wenden sich die Autoantikörper des Diabetes mellitus Typ 1 grob gesagt gegen die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Diese Zellen finden sich grüppchenweise in der Bauchspeicheldrüse, weswegen sie auch "Inselzellen" genannt werden. So wird die Insulinproduktion im Laufe der Zeit immer weiter reduziert, bis gar kein Insulin mehr hergestellt werden kann.
Das Insulin ist ein unglaublich wichtiges Hormon für den Körper. Durch das Insulin kann der Blutzucker (auch Glucose genannt) nämlich erst in jede einzelne Körperzelle, aufgenommen werden, wo er für die Energiegewinnung verwendet wird. Bildlich gesprochen kann man sich das Insulin also wie den Schlüssel für eine Tür vorstellen, durch die die Glucose erst in die Zelle gelangt.
Also: Durch Autoantikörper gibt es wenig Insulin. Ohne Insulin ist dem lebensnotwendige Zucker der Zugang zu den Zellen für die Energiegewinnung verwehrt. Die Organe gehen zu Grunde.
Im tiefer ins Detail zu gehen, gibt es nicht nur eine Unterart von Autoantikörper, die sich gegen die Insulinproduktion wenden, sondern mehrere unterschiedliche Gruppen, die man im Blut durch modernste Techniken schon auffinden kann:
Bei vielen Betroffenen können schon vor Ausbruch der Erkrankungssymptome Antiköper im Blut nachgewiesen werden. Daher gelten gesunde Individuen, bei denen ein oder mehrere dieser Autoantikörper im Blut nachgewiesen werden, als sehr gefährdet, später an
In ganz seltenen Fällen (etwa 5%) kann keine Autoimmun-Reaktion als zugrundeliegender Mechanismus festgestellt werden. In diesem Fall wird die Erkrankung als "idiopathisch" beschrieben. Wie es hierbei zur Entwicklung der Erkrankung kommt, konnte trotz intensiver Forschung noch nicht festgestellt werden.
Ja, ein Gentest bei Verwandten von an Diabetes Typ 1 erkrankten Menschen kann theoretisch dabei helfen, das Individuelle Risiko abzuschätzen. Damit kann bei einer Kombination aus negativer Familiengeschichte und negativer DNA-Testung auf bekannte Genmutationen in etwa abgeschätzt werden, dass nur 1 unter 5000 Menschen an Typ 1 Diabetes erkrankt.
Im Unterschied dazu entwickelt zirka 1 von 4 Menschen bei 2 Risiko-Mutationen plus positiver Familiengeschichte einen Diabetes mellitus Typ 1. Gerade wird für Neugeborene in Deutschland im Rahmen einer klinischen Studien ein Gentest angeboten, um das Risiko zur Entwicklung von Typ-1-Diabetes bei Elternteilen mit der Erkrankung zu erkennen.
Dennoch wird nach aktueller Datenlage die genetische Testung bis lang nicht als zielführend eingestuft. Viel sinnvoller unter dem aktuellen Stand der Wissenschaft erscheint das Testen auf die bereits bekannten Autoantikörper als Screeningmethode für Risikopatienten - also Menschen mit an Typ 1 Diabetes erkrankten Verwandten. Bei vielen Betroffenen können nämlich schon vor Symptomstart gewisse Autoantikörper im Blut nachgewiese werden.
Diese Antikörper-Nachweise sind so akkurat, dass mit deren Hilfe eine Stadieneinteilung des Typ-1-Diabetes erfolgen kann:
Das Wissen um bestehende Antikörper ist besonders bei Kindern unter 5 Jahren mit an Typ-1-Diabetikern als Elternteil von Relevanz, weil SpezialisteInnen durch die nachgewiesenen Antikörper durch einen Autoantikörper-Risiko-Rechner (ABRS) in etwa abschätzen kann, ob und wann die Erkrankung zu Symptomen führen kann.
Bislang wurde in Europa trotz intensiver Forschung noch kein Mittel zur Vorbeugung von Diabetes mellitus Typ-1 auf den Markt gebracht. Vorbeugende Behandlungsmaßnahmen sind weiterhin Gegenstand der intensiven Forschung.
Aktuell zielt die Therapie des Diabetes Mellitus Typ 1 eher auf einen Ersatz des fehlenden Insulins ab. Vor allem wird darauf geachtet, dass die Erkrankten ihre hohe Lebensqualität beibehalten und keine akuten sowie Langzeitprobleme entwickeln.
Für einige Menschen ist die Therapie der Erkrankung allerdings schwieriger und diese Ziele können nicht erreicht werden. Zusätzlich weiß man, dass die Therapie des
Daher ist eine Therapie zur Erkrankungsmodifikation gerade Gegenstand der Forschung. Es besteht eine Vielzahl von Studien mit verschiedenen Ansätzen:
Bis zuletzt konnten allerdings keine zufriedenstellenden Ergebnisse mit wenigen Nebenwirkungen trotz hoher Wirkung erzielt werden.
Letzte Änderung: 29. November 2023
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