Dass sich der Körper im Zuge des Alterns verändert, ist uns allen bewusst. Dass sich aber auch die Persönlichkeit im Laufe der Jahre wandeln kann, das wissen die wenigsten.
Dabei können die Veränderungen des Körpers mit den psychischen Veränderungen in Zusammenhang stehen. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Beeinflussung einer bestimmten Fähigkeit und möglicherweise vorliegende Schmerzen, den alten Menschen verbittert und launisch werden lassen. Es gibt aber auch ältere Menschen, die nach Jahren voller Stress und persönlicher Entbehrungen regelrecht aufblühen.
Wichtige Hinweise für Angehörige und Betroffene
Unsere ideale Vorstellung ist es, dass wir im hohen Alter umgeben von unseren Kindern und Ekelkindern leben können. Leider ist das oftmals eine Wunschvorstellung, denn wenn es die Kinder einmal in die Ferne gezogen hat, werden Besuche oftmals eher selten. Viele alte Menschen fühlen sich dann natürlich einsam. Einsamkeit im Alter kann einen entscheidenden Einfluss auf die Persönlichkeit haben. Auch bei verhältnismäßig stabilen Menschen, kann sie auf Dauer starke psychische Beeinträchtigungen hervorrufen. Das passiert vor allem dann, wenn einige enge Freunde oder gar Geschwister bereits verstorben sind. Bei den Senioren entwickelt sich dadurch häufig das Gefühl, alleine auf der Welt zu sein. Einge verlieren im Laufe der Zeit sogar den Willen weiterzuleben.
Auch das Gefühl nicht mehr gebraucht zu werden, setzt einigen älteren Menschen enorm zu. Wenn man in früheren Zeiten von der ganzen Familie umgeben war und alle ver- beziehungsweise umsorgt hat und im Alter plötzlich ohne Aufgabe da steht, fühlt man sich langfristig nicht mehr gebraucht. Das passiert auch, wenn man schlicht nicht mehr dazu in der Lage ist bestimmte Aufgaben zu erfüllen.
Außerdem entwickelt sich die Welt um die alten Menschen herum stetig weiter. Es werden neue, moderne Techniken entwickelt, von denen die Senioren irgendwann keine Ahnung mehr haben. Auch dies kann das Gefühl der Unzulänglichkeit verstärken.
All diese Umstände können dazu führen, dass der ältere Mensch emotional mehr und mehr belastet wird. Im Laufe der Zeit kann dies ziemlich deutliche Veränderungen der Persönlichkeit zur Folge haben. Ältere Menschen können eine vorher ungekannte Reizbarkeit oder auch Ängstlichkeit entwickeln. Andere Senioren verlieren sich in Traurigkeit, obwohl sie in jüngerer Jahren stets sehr fröhlich und unbeschwert durchs Leben gegangen sind.
Darüber hinaus ist es ebenso häufig, dass Charaktereigenschaften, die bereits das ganze Leben lang vorhanden waren, noch einmal stärker hervortreten. Eine Person, die zum Beispiel immer schon sehr dominant und bestimmend war, möchte im Alter vielleicht immer noch den Ton angeben und versucht deshalb seine Angehörigen zu befehligen. Dass das nicht immer auf Begeisterung stößt ist nachvollziehbar.
Veränderungen der ursprünglichen Persönlichkeit im Zuge des Alterns sind keine Seltenheit. Sie können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein und von Person zu Person andere Ursachen haben. Darüber hinaus können Änderungen der Psyche im Alter auch mit einer Erkrankung, zum Beispiel einer Demenz, in Zusammenhang stehen. Bei diesem Krankheitsbild stellen Unruhe, Reizbarkeit und gesteigerte Ängstlichkeit typische Symptome dar.
Außerdem leiden viele alte Menschen, die eine Demenz aufweisen, an zunehmender Vergesslichkeit. Ein gewisses Maß an nachlassendem Erinnerungsvermögen ist jedoch im Alter auch ohne dass eine Erkrankung vorliegt, ganz normal. Von daher ist es häufig sehr schwer abschätzbar, ob Behandlungsbedarf besteht.
Es ist deshalb besonders wichtig den betroffenen Angehörigen genau zu beobachten. Denn eine Demenz geht weit über bloße Vergesslichkeit hinaus. In vielen Fällen sind die älteren Menschen mit dieser Erkrankung irgendwann nicht mehr in der Lage dazu, ihre eigenen Angehörigen zu erkennen.
Auch die Tatsache, dass die eigenen Kinder mit anderen Personen verwechselt werden, stellt bei Menschen, die an Demenz leiden, keine Seltenheit dar.
In frühen Phasen der Erkrankung beginnen die Betroffenen häufig damit, Dinge an den falschen Orten abzulegen. Dabei kann zum Beispiel der Hausschlüssel, der immer auf der Kommode neben der Tür abgelegt wurde, plötzlich im Kühlschrank landen.
Nach einer Weile beginnen die Erkrankten dann diese Dinge zu suchen und nicht wieder aufzufinden. Außerdem sind einige Demenzkranke schon in einem frühen Krankheitsstadium nicht mehr dazu in der Lage, Orte, an denen sie ihr Leben lang waren, nicht mehr zu erkennen. In dieser Phase kommt es nicht selten vor, dass sie sich bei Spazieren gehen verlaufen und völlig verängstlich aufgegriffen werden.
Besonders problematisch ist oftmals auch, dass die betroffenen Personen zu Beginn der Erkrankung nicht einordnen können, was mit ihnen passiert. Sie bemerken in der Regel zwar, dass sie Dinge verwechseln und immer wieder über Erinnerungslücken stolpern, aber mit einer Erkrankung können sie diese Auffälligkeiten nicht in Zusammenhang bringen.
Aus diesem Grund werden sie häufig reizbar. Werden sie auf diese Auffälligkeiten angesprochen, so reagieren sie sauer und abwehrend. Besonders häufig gehen aber auch eine zunehmende Unruhe und/oder Ängstlichkeit mit dem Erkrankungsbeginn einher.
Für Angehörige von Senioren, bei denen man Persönlichkeitsveränderungen im Zuge des Alterns beobachtet, ist es besonders wichtig, zu klären, ob diese Veränderungen mit einer Erkrankung in Zusammenhang stehen können. Sobald der Verdacht auf das Vorliegen einer Demenz besteht, sollte ein Facharzt hinzugezogen werden.
Letzte Änderung: 28. Oktober 2022
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