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Mundhygiene im Alter: Die wachsende Bedeutung präventiver Maßnahmen

Gerd_Goestemeyer

Interview mit PD Dr. med. dent. Gerd Göstemeyer

Über PD Dr. med. dent. Gerd Göstemeyer:

Seit Januar 2022 ist PD Dr. med. dent. Gerd Göstemeyer als Oberarzt in der Abteilung für Zahnerhaltungskunde, Präventiv- und Kinderzahnmedizin an der renommierten Charité in Berlin tätig. Diese Position nahm er nach einer mehr als ein Jahrzehnt langen Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter in derselben Abteilung an, die er im September 2010 begonnen hatte und bis Januar 2022 ausführte. Vor seinem Eintritt in die Charité arbeitete er von Oktober 2002 bis September 2010 als Zahnarzt in einer Gemeinschaftspraxis in Hildesheim. Sein akademischer Werdegang ist ebenfalls beeindruckend. Im Dezember 2019 schloss er seine Habilitation ab. Zuvor hatte er im September 2011 seine Promotion zum Dr. med. dent. abgeschlossen. Den Grundstein für seine berufliche Laufbahn legte er im September 2002, als er seine Approbation als Zahnarzt erhielt.

Herr Göstemeyer, wie würden Sie die Bedeutung der prophylaktischer Mundhygienemaßnahmen im Alter generell beschreiben?

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Prophylaktische Mundhygienemaßnahmen gewinnen bei älteren Patienten zunehmend an Bedeutung. Vor einigen Jahren noch hatte ein Großteil der älteren Patienten nur noch wenige oder gar keine eigenen Zähne mehr. Durch die Fortschritte bei der Prävention und Versorgung oraler Erkrankungen (z.B. Karies) in jungen Jahren, behalten aber immer mehr ältere Patientenviele ihrer eigenen Zähne bis ins hohe Alter. Diese Zähne brauche eine entsprechende Pflege, um sie vor oralen Erkrankungen zu schützen. Damit steigt der Bedarf an effektiven Prophylaxemaßnahmen in dieser Patientengruppe.

Gibt es Unterschiede bei der Durchführung prophylaktischer Mundhygienemaßnahmen zwischen jungen und älteren Patienten?

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Im Prinzip gibt es keinen ausgeprägten Unterschied zwischen jungen und älteren Patienten in Bezug auf die durchzuführenden Maßnahmen und deren Ziele. Bei älteren Patienten ist jedoch zu beachten, dass sie durch altersbedingte Veränderungen (z.B. Demenz) mitunter nur eingeschränkt behandlungsfähig sind. Daher brauchen sie oft bei der Durchführung häuslicher Mundhygienemaßnahmen Unterstützung.

Welchen Einfluss hat die Ernährung auf die Zahn- und Mundgesundheit im Alter?

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Wie auch bei jüngeren Patienten stellt ein vermehrter Zuckerkonsum den wichtigsten Faktor bei der Entstehung von Karies dar. Da ältere Patienten heutzutage mehr eigene Zähne haben, an denen dann Karies entstehen kann, ist es auch für diese Patienten wichtig, sich zahngesund zu ernähren – also die Menge und Aufnahmefrequenz von zuckerhaltigen Lebensmitteln zu begrenzen.

Wie wichtig ist Fluorid im Alter und in welcher Form sollte es angewendet werden?

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Fluoride sind unser wichtigstes Mittel gegen Karies und sollten entsprechend auch bei älteren Patienten, wenn sie noch eigene Zähne haben, eingesetzt werden. Wie auch bei jüngeren Patientenempfehlen wir als Basisfluoridierung 2-mal täglich mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta die Zähne zu Putzen. Bei Patienten mit Wurzelkaries – der häufigsten Kariesform im Alter – werden auch oft Fluoridzahnpasten empfohlen, die einen deutlich höheren Fluoridgehalt als Standard-Zahnpasten haben. In klinischen Studien war hochfluoridhaltige Zahnpasta signifikant wirksamer für die Wurzelkariesprävention als eine normalfluoridhaltige Zahnpasta.

Welche Tipps haben Sie für die tägliche Mundpflege älterer Menschen zu Hause?

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Wie bereits erwähnt, haben ältere Patienten oft Einschränkungen, welche ihnen die Durchführung von Mundhygienemaßnahmen erschweren. Neben verfügbaren Hilfsmitteln bei motorischen Einschränkungen, wie zum Beispiel Griffverstärkungen für Zahnbürsten oder der Einsatz einer elektrischen Zahnbürste, ist oft auch die Unterstützung durch pflegende Angehörige oder Pflegepersonal notwendig. Die Aufgabe von Zahnärzten und Prophylaxeassistenten besteht dann darin, die am Pflegeprozess beteiligten Personen für den jeweiligen Patienten entsprechend zu unterweisen.

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