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Nackenschmerzen

Profilbild von Dr. Moritz Wieser Geschrieben von Dr. Moritz Wieser
Physiotherapeut behandelt eine patientin mit nackenschmerzen

Einleitung 

Schmerzen im Bereich des Nackens können sehr unangenehm sein und die Lebensqualität beeinträchtigen. Meistens sind sie jedoch harmlos und bessern sich nach einigen Tagen oder auch Wochen von selbst. Die Symptome treten dabei nicht ausschließlich im Nacken auf, sondern können auch in den Schulter-Arm-Bereich ausstrahlen. Neben Nackenschmerzen tritt häufig eine eingeschränkte Beweglichkeit der Halsmuskulatur auf.

Insgesamt sind Schmerzen im Nackenbereich in der westlichen Welt ein häufiges gesundheitliches Thema. Etwa zwei von drei Menschen leiden im Laufe ihres Lebens an Nackenschmerzen, wobei Frauen in allen Altersklassen häufiger betroffen sind. Die jährlichen gesellschaftlichen Kosten der Erkrankung sind sehr hoch.

Es gibt verschiedene psychosoziale Einflussfaktoren, die eine Chronifizierung von Schmerzen im Nackenbereich begünstigen. Hierzu zählen etwa Depressionen, Ängstlichkeit, vermindertes Selbstwertgefühl, ungünstige Bewältigungsstrategien wie beispielsweise Katastrophisierung, ein schlechter Schlaf und belastende Probleme in der Familie sowie im Berufsleben.

 

Formen von Nackenschmerzen

Medizinische Synonyme für Nackenschmerzen sind das Zervikalsyndrom sowie ein zervikales, zervikobrachiales oder auch zervikomedulläres Syndrom.

Wie beim Rückenschmerz wird bei Nackenschmerzen meist ein spezifischer von einem unspezifischen Schmerz unterschieden. Gerade bei chronischen Nackenschmerzen bleibt die Ursache jedoch oft unklar – hier spricht man dann von einem „unspezifischen Nackenschmerz“. Ebenso können die Symptome je nach zeitlichem Auftreten in akut, subakut und chronisch eingeteilt werden.

Die Ursache von Nackenschmerzen sind oft muskuläre Nackenverspannungen. Diese Verspannungszustände können zeitweise oder auch andauernd bestehende Schmerzen unterschiedlicher Stärke und Qualität auslösen, die in die Arme oder den Kopfbereich ausstrahlen.

Einteilung der Nackenschmerzen nach Dauer:

  • Akut: Dauer des Schmerzes bis zu drei Wochen
  • Subakut: Dauer des Schmerzes vier bis zwölf Wochen
  • Chronisch Dauer des Schmerzes länger als drei Monate
  • Immer wiederkehrend: maximal vier Wochen beschwerdefreie Phase, anschließend erneutes Auftreten von Schmerzen.

Verschiedene Untersuchungen aus der Radiologie, der Elektrophysiologie oder der Biomechanik können die Ursachen der Probleme oftmals nicht komplett aufklären. Eine weitere Einteilungsmöglichkeit von Nackenschmerzen ist die Unterteilung in axiale und radikuläre Schmerzen.

Axiale Schmerzen

Axiale Nackenschmerzen treten vorwiegend im Bereich der Halswirbelsäule auf. Manchmal strahlen sie auch in die Schultern aus.

Radikuläre Schmerzen

Radikuläre Nackenschmerzen strahlen meist entlang der Nervenverläufe aus. Sie können beispielsweise in den Hinterkopf hochziehen oder auch in den Arm ausstrahlen. Oft werden diese Schmerzen durch eingeklemmte oder gereizte Nerven verursacht.

Ein möglicher Auslöser ist etwa eine veränderte Bandscheibe der Halswirbelsäule. Diese Bandscheibe kann daraufhin auf einen Nerv drücken. Der eingeklemmte Nerv führt dann zu beeinträchtigten Reflexen beziehungsweise einer verminderten Muskelkraft im Arm oder auch zu Kribbelempfindungen.

 

Schmerzqualität: Wie schmerzt der Nacken?

Nackenschmerzen sind meist dumpf, drückend und manchmal auch brennend. Sie liegen oft zwischen Hinterhaupt und Rumpf, wobei der Schultergürtel oft mitbetroffen ist. Der Beginn ist schleichend und auch das Fortschreiten wird von Betroffenen als schleichend angegeben.

Die Hauptbeschwerden bei Schmerzen der Nackenmuskulatur können von Bewegungseinschränkungen der Halswirbelsäule sowie von einer Ausstrahlung der Schmerzen in den Kopf oder Arm begleitet sein. Manchmal werden die Probleme auch von Missempfindungen oder Taubheit begleitet.

 

Die verschiedenen Symptome umfassen:

  • Schmerz im Halswirbelsäulen-Bereich
  • Steifheit und ein Gefühl der Spannung im Nacken, in den Schultern, im oberen Rücken oder in den Armen
  • Schmerzen bei Drehung oder beim Bewegen des Kopfes
  • Taubheits- oder Fremdgefühl in den Schultern oder in den Armen
  • Kopfschmerzen
  • Ohrenschmerzen
  • Probleme beim Gehen

Nur selten stellen ernste Erkrankungen oder Notfälle Ursachen für Probleme im Nackenbereich dar.

In folgenden Situationen und bei diesen Anzeichen ist eine rasche ärztliche Hilfe empfehlenswert:

  • Ein vorausgegangener Unfall
  • Der Kopf lässt sich nicht mehr zur Brust bewegen (Genickstarre)
  • Kontrollverlust beim Harnlassen oder Stuhlgang
  • Kopfschmerz mit Übelkeit, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit oder Schwindelgefühl
  • langandauernde starke Schmerzen in Ruhe und in Bewegung
  • ungewollter Gewichtsverlust, Schüttelfrost oder Fieber
  • Nervenstörungen, Lähmungserscheinungen oder Probleme bei der Bewegung des Armes oder der Finger
  • Andauerndes Kribbeln, häufig eingeschlafene Hände oder Beine, Schwäche in den Beinen und Probleme mit der Balance

Ursachen: Wie Nackenschmerzen entstehen

In den meisten Fällen werden Nackenschmerzen mit sogenannten muskulären oder ligamentären Dysfunktionen (Fehlfunktionen der Bänder) erklärt, die sich auf eine Fehlhaltung, schlechte Ergonomie, Stress oder chronische Muskelschwäche zurückführen lassen.

Betroffene berichten oft über unspezifische Schmerzen. Etwa 90 % der Nackenschmerzen sind unspezifisch, das heißt es lässt sich keine organische Ursache für die Problematik finden.

Aber auch eine Vielzahl von Erkrankungen und andere Umstände können die Problematik verursachen. Dabei gehören Abnützungen der Bandscheiben, der Wirbelkörper oder der benachbarten Gelenke zu den häufigsten Ursachen der Beschwerden.

Auch Verletzungen, Entzündungen oder Tumoren können die Symptome auslösen. Oftmals führen die Veränderungen zu einer Kompression eines Spinalnervs oder des Rückenmarks.

Als wichtigste Auslöser für Nackenschmerzen gelten Übergewicht (Adipositas ), Schwangerschaft, anstrengende körperliche Arbeit (etwa Bauarbeiter oder Krankenschwestern), hohes Lebensalter, chronischer Stress und Fehlhaltungen (z. B. bei Computerarbeit).

Zusätzliche Risikofaktoren für die Entwicklung von Nackenschmerzen umfassen:

  • Bewegungsmangel
  • Vorwiegend sitzende Tätigkeiten
  • Angst und Depressionen, psychische Leiden

Beispielhafte Auslöser für Nackenschmerzen:

  • Eine schwache Muskulatur und Überlastung: Langes Sitzen (z. B. am Schreibtisch) kann zu Schmerzen sowie Steifheit im Nacken- beziehungsweise Schulterbereich führen. Auch anstrengende Tätigkeiten, bei denen der Kopf in den Nacken gelegt wird (etwa das Streichen einer Decke) oder Sportarten wie Rennradfahren oder Brustschwimmen können muskuläre Probleme verursachen.

  • Abnützung der Halswirbelsäule: Im Laufe des Lebens treten an der Wirbelsäule verschiedene normale Abnützungserscheinungen auf: Die Bandscheiben werden dünner und es können sich kleine Zacken an den Wirbelkörperrändern bilden. Durch diese Veränderungen kann die Halswirbelsäule weniger beweglich werden, allein löst sie aber eher selten Nackenprobleme aus.

  • Schleudertrauma: Diese Art der Verletzung kann bei Auffahrunfällen im Auto passieren. Durch einen heftigen Aufprall wird der Kopf schnell vor- und zurückgeschleudert. Die Folge sind meist kleine Verletzungen im Muskel- und Bindegewebe, schmerzhafte Verspannungen und eine eingeschränkte Nackenbeweglichkeit für einige Tage. Oft bilden sich die Symptome rasch und vollständig wieder zurück.

  • Bandscheibenvorfall oder Verengung des Wirbelkanals: Wenn der Wirbelkanal verengt ist oder vorgewölbtes beziehungsweise ausgetretenes Bandscheibengewebe auf eine Nervenwurzel drückt, kann es zu Nackensymptomen kommen, die in die Schulter oder den Arm ausstrahlen. Ein Bandscheibenvorfall kann aber auch symptomfrei bleiben.

 

Nackenschmerzen können zudem als Begleiterscheinung bei entzündlichen Erkrankungen der Wirbelsäule, Problemen im Kiefer oder bei starkem Kopfschmerz auftreten. Bei unklaren Beschwerden im Nackenbereich muss von vornherein auch das Bild einer Hirnhautentzündung (Meningitis) bedacht sowie ausgeschlossen werden.

Bei Jugendlichen und Erwachsenen sind die folgende Symptome hinweisend auf eine Hirnhautentzündung:

  • Fieber
  • Nackensteifigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Bewusstseinsstörung

 

Verschiedene Erkrankungen und Nackensymptome

Leiden Sie an Hals- beziehungsweise Nackenschmerzen, ist ein viraler Infekt die wahrscheinlichste Ursache für Nackenprobleme. Neben geschwollenen Lymphknoten im Halsbereich ist eine Schonhaltung des Kopfes verantwortlich für Nackenschmerz bei einer Grippe oder einer Erkältung.

Im Frühstadium kann Morbus Parkinson einseitige Verspannungen der Nacken- und Schultermuskulatur aufgrund eines Dopaminmangels auslösen. Dopamin ist ein Botenstoff, der unter anderem für die Steuerung der Körperbewegungen wichtig ist. Bei der Erkrankungen sterben Nervenzellen ab, die für die Produktion von Dopamin in den motorischen Regionen des Gehirns zuständig sind.

Treten etwa 14 Tage nach einem bekannten Zeckenbiss Nackenschmerzen in Kombination mit Nackensteifheit, Lichtempfindlichkeit und Kopfschmerzen auf, kann eine FSME-Infektion für die Probleme ursächlich sein. Durch die Entzündung sowie Schwellung der Hirn- und Rückenmarkshäute wird die Kopfbewegung meist unangenehm.

Bei einem Verdacht auf eine FSME-Infektion sollte der Hausarzt frühzeitig aufgesucht werden. Auch Borrelien können durch einen Zeckenbiss übertragen werden und zu Nackenproblemen führen. Beides sind behandlungsbedürftige Erkrankungen, die von einer Ärztin oder einem Arzt abgeklärt beziehungsweise behandelt werden sollten.

Nackenschmerzen und Rückenprobleme sind sehr häufige Symptome bei MS. Grund dafür ist wahrscheinlich eine Fehlhaltung, die durch die einseitigen Belastungen aufgrund von Gleichgewichtsproblemen oder schwacher Beinmuskulatur entsteht.

Viele Betroffene mit einer fortgeschrittenen MS verbringen zudem die meiste Zeit des Tages im Liegen. Dieser Mangel an Bewegung begünstigt ebenfalls muskuläre Nackenverspannungen.

Neben den Hauptsymptomen wie Müdigkeit und Gewichtszunahme kann ein steifer Hals auch ein Zeichen für eine Schilddrüsenunterfunktion (Hashimoto-Thyreoiditis) sein. Grund hierfür ist ein Mangel der wichtigen Schilddrüsenhormone T3 und T4. Durch diese Verknappung kommt es zu einem Abbau von Proteinen in der Muskulatur.

Ein zusätzlicher Grund sind Antikörper gegen körpereigene Zellen (Autoantikörper), die die Muskulatur angreifen. So werden Verspannungen und Verhärtungen im Nackenbereich ausgelöst.

Treten zusätzlich zu Nackenschmerzen vergrößerte Lymphknoten im Halsbereich auf, kann auch Krebs als Ursache für die Nackenprobleme infrage kommen. Bleiben Erkältungssymptome aus, sollten Sie eine Ärztin oder einen Arzt zur Abklärung aufsuchen.

Zwar können auch virale Infekte und Erkältungen zu vergrößerten Lymphknoten führen, aber auch Tumore oder Metastasen im Halsbereich machen sich manchmal durch einen Nackenschmerz bemerkbar.

Häufigkeit und Verlauf

Das jährliche Auftreten von Nackenschmerzen wird in der Bevölkerung der westlichen Welt auf etwa 15 % geschätzt. Über 60 % der Erwachsenen leiden einmal in ihrem Leben an ausgeprägten Nackenschmerzen. 5 % dieser Personen fühlen sich durch die Symptomatik in ihrer Lebensqualität deutlich eingeschränkt. In jeder Altersklasse überwiegt dabei der Frauenanteil.

Grundsätzlich steigt mit zunehmendem Alter das Risiko, dass die Nackenschmerzen zu einem längerfristigen Problem werden. Auch bei Menschen, die bereits mit Rückenschmerzen oder einem Bandscheibenvorfall zu tun hatten, sind die Probleme oft hartnäckig. Meistens sind Nackenschmerzen vorübergehend und vergehen nach kurzer Zeit wieder. Bei manchen Menschen können die Schmerzen jedoch auch chronisch werden oder auch immer wieder auftreten.

Oft ist es auch durch bildgebende Untersuchungen wie beispielsweise der Magnetresonanztomographie (MRT ) nicht möglich, eine eindeutige Ursache für Nackenschmerzen festzustellen: Die Knochen, Bänder und Nerven der Halswirbelsäule liegen eng beieinander, wodurch eine sichere Feststellung des Problems oft nur schwer möglich ist.

Wie lange Nackenschmerzen, die durch ein Schleudertrauma ausgelöst wurden, anhalten hängt oft von der Stärke des Aufpralls ab. Betroffene, die der Unfall psychisch belastet oder die sich große Sorgen über die Unfallfolgen machen, haben oft längere und ausgeprägtere Symptome.

 

Diagnose bei Nackenschmerzen: Wann müssen Sie zum Arzt?

In der Arztpraxis beziehungsweise in der Klinik werden zuerst meist einige Fragen zu den Schmerzen und den möglichen Auslösern gestellt. Beispielsweise, ob man vor kurzer Zeit einen Unfall hatte oder ob es in letzter Zeit starke körperliche Belastungen oder auch vermehrten Stress gegeben hat.

Bei der daraufhin folgenden körperlichen Untersuchung geht es zu Beginn darum, gefährliche Ursachen wie etwa eine Hirnhautentzündung auszuschließen. Dazu tastet die Ärztin oder der Arzt den Hals- und Nackenbereich ab, untersucht die Beweglichkeit des Kopfes, die Pupillen sowie die Reflexe in den Armen und den Schultern.

Jüngere Patient:innen

Bei jüngeren Menschen liegt die Hauptursache von Nackenproblemen oft in einer Überlastung oder Fehlhaltung der Halswirbelsäule. Auch eine ungünstige Position beim Schlafen, Verletzungen von Muskeln und Bändern sowie Unfälle (Traumata) können die Symptome auslösen.

Ältere Patient:innen

Bei älteren Menschen tritt der chronische Nackenschmerz häufiger auf, da sie öfters an Knorpelverschleiß beziehungsweise an krankhafte Veränderungen der Bandscheiben und der Zwischenwirbelgelenke leiden. Weitere mögliche Auslöser für Schmerzen der Halswirbelsäule sind Entzündungen, Osteoporose (Knochenschwund), Tumore oder die Erkrankung Morbus Scheuermann.

Derzeitige Leitlinien

Laut den derzeitigen Empfehlungen sollten alle Patient:innen mit Nackenschmerzen, die länger als 6 Wochen bestehen, und die auf eine konservative Therapie (z. B. Schmerzmittel) nicht ansprechen, einer bildgebenden Untersuchung zugeführt werden. Ausgenommen hiervon sind Patient:innen mit neurologischen Ausfällen oder Anzeichen einer Infektion beziehungsweise Tumorerkrankungen. Hier sollte eine Bildgebung frühzeitig initiiert werden.

Der richtige Arzt bei Nackenschmerzen

Schmerzen sind oft ein Warnsignal. Ärzt:innen sprechen hier auch von sogenannten „red flags“. Der erste Ansprechpartner bei Schmerzen und Verspannungen im Nackenbereich ist der Hausarzt. In den meisten Fällen kann er mithilfe von Physiotherapie, physikalischer Medizin und Schmerzmitteln die Nackenschmerzen erfolgreich lindern.

So wird auch einer Chronifizierung der Schmerzen vorgebeugt. Liegen starke Veränderungen an der Wirbelsäule vor (z. B. Arthrose der Gleitwirbel), die als Auslöser für den Nackenschmerz infrage kommen, wird der Hausarzt eine Überweisung an einen Orthopäden veranlassen.

Bildgebende Verfahren

Im Rahmen der Abklärung hat sich insbesondere die Magnetresonanztomographie (MRT) durch ihre hohe Sensitivität zum Goldstandard in der Diagnostik von Bandscheibenvorfällen sowie von spinalen und neuroforaminalen Engen entwickelt.

Weitere diagnostische Maßnahmen, neben den konventionell radiologischen Röntgenaufnahmen und Funktionsaufnahmen, sind bei Frakturverdacht die native Computertomografie (CT) und bei Kontraindikationen für eine MRT-Diagnostik die Myelo-CT-Untersuchung.

Bei neurologischen Symptomen können weitere Untersuchungsverfahren wie etwa die elektrophysiologische Diagnostik mittels Elektromyografie oder Elektroneurografie dazukommen. Durch diese Verfahren lassen sich, die von Patient:innen empfundenen Symptome quantifizieren, was häufig zu einer Entlastung führt und der Stigmatisierung von Betroffenen entgegenwirken kann.

 

Behandlung von Nackenschmerzen

Meistens findet die Ärztin oder der Arzt bei Nackenschmerzen keinen Hinweis auf eine schwere Erkrankung. Durch die ärztliche Beratung sollen Sie dabei unterstützt werden, selbst etwas zur Heilung sowie zur Prophylaxe der Schmerzen beizutragen. Die Ärztin oder der Arzt wird in einem Gespräch meist nicht medikamentöse Maßnahmen sowie mögliche unterstützende medikamentöse Maßnahmen besprechen.

Ziele der Therapie

Behandlungsziele bei degenerativen Veränderungen des Hals-Nacken-Bereiches sind die Schmerzreduktion, die funktionelle Verbesserung sowie die Vermeidung von neurologischen Symptomen. Diese Ziele lassen sich bereits bei über 70 % der Fälle durch eine konservative Therapie erreichen.

Die wissenschaftliche Evidenz der konservativen Behandlung ist jedoch nicht immer eindeutig gegeben. Ausgenommen von einem abwartenden oder konservativen Vorgehen sind traumatische instabile Verletzungen des Nackenbereichs, Erkrankungen mit neurologischen Ausfallerscheinungen (z. B. Nervenausfällen), Tumoren oder Infektionen.

Die Wirksamkeit der meisten Behandlungen bei unspezifischen Nackenschmerzen ist wissenschaftlich nicht ausreichend untersucht. Wärmeanwendungen, zum Beispiel mit Wärmflaschen oder Wärmepflastern, sind einfache Möglichkeiten, die man gegebenenfalls selbst ausprobieren kann, um die Symptome zu lindern. Weitere Möglichkeiten sind Dehn- und Kräftigungsübungen, Heilmassagen oder Schmerzmedikamente aus der Apotheke.

 

Stärkung der Muskulatur

Gegen einfachen Nackenschmerz empfehlen Ärzt:innen oftmals regelmäßige Bewegung und eine Muskelstärkung. Diese Maßnahmen können oft auch schon während der Schmerzen begonnen werden. Ein Ruhigstellen oder Schonung ist selten hilfreich und nicht empfehlenswert.

Besonders wirksam ist eine Mischung aus Ausdauersport, Kraftübungen der Rumpfmuskeln und Dehnungsübungen. Einfache Übungen tragen zur Vorbeugung und Linderung von Verspannungen und Symptomen bei. Hierfür gibt es auch eigene Ratgeber in Buchform.

Wichtig ist es, dass körperliche Übungen regelmäßig und auch selbst zu Hause oder am Arbeitsplatz durchgeführt werden. Um zu vermeiden, dass sich Nackenschmerzen chronifizieren, sollten man Übungen und regelmäßige Bewegung auch nach der Besserung der Schmerzen fortführen.

Anwendungen von Wärme und Kälte

Für eine Symptomlinderung beziehungsweise um die Nackensteifheit zu verbessern, kann eine Anwendung von Wärme hilfreich sein – beispielsweise mit einer warmen Badewanne oder einer heißen Dusche. Wärmepads oder auch vorgewärmte Handtücher können direkt und für etwa 10 bis 15 Minuten auf den verspannten Bereich gelegt werden. Die Anwendung von Wärme kann dabei mehrmals täglich wiederholt werden.

Auch Kälte kann bei akutem Schmerz die Symptome im Nackenbereich lindern. So eignen sich etwa Coolpacks oder auch ein nasses beziehungsweise mit Eiswürfeln gefülltes Handtuch zur Behandlung.

Beim Kühlen beziehungsweise bei der Anwendung von Kälte sollte immer ein dünnes Tuch zwischen Haut und Kältequelle liegen. So werden Erfrierungen der Haut vermieden.

 

Weitere Maßnahmen zur Linderung

Bei akutem Schmerz:

  • Mobilisation durch Physiotherapeut:innen
  • Auflockerung mittels Massagen durch Physiotherapeut:innen

Bei chronischem Schmerz:

  • Die Anlage von Elektronen auf der Haut – Elektrotherapie wie z. B. TENS
  • Entspannungstechniken
  • TCM (z. B Akupunktur)
  • Verhaltenstherapie
  • Schmerztherapien und psychologische Unterstützung
  • Manuelle Medizin

 

Medikamentöse Schmerztherapie

Die medikamentöse Behandlung mit Schmerzmitteln soll starke Nackenschmerzen lindern, damit Betroffene wieder aktiv sein können. Die Arzneimittel sollten allerdings nicht andauernd, sondern nur vorübergehend eingenommen werden.

Bei akutem Nackenschmerz können die Medikamente Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac die Beschwerden bessern. Diese Medikamente gehören zur Gruppe der Nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR). NSAR haben einige Nebenwirkungen, vor allem auf den Magen Darm-Trakt.

Hier kann eine zusätzliche Gabe von Magenschutz (z. B. Omeprazol 20 mg)  hilfreich sein, um einem Magengeschwür vorzubeugen. Werden NSAR nicht oder nur schlecht vertragen beziehungsweise gibt es schon Vorerkrankungen wie etwa bekannte Blutungen im Magen-Darm-Trakt kann auf eine Therapie mit Paracetamol umgestellt werden.

Bei länger anhaltenden Schmerzzuständen können Ärzt:innen auch stärkere Medikamente zur Schmerzbekämpfung verschreiben (schwache Opioide wie z. B. Tilidin oder Tramadol). Ob Ibuprofen- oder Diclofenac-Salben tatsächlich gegen Nackenschmerzen helfen, ist derzeit nicht ausreichend wissenschaftlich belegt.

Auch kann ein Therapieversuch mit pflanzlichen Wirkstoffen wie Arnika versucht werden, um die Durchblutung zusätzlich zu verbessern. Noradrenerge oder noradrenerg-serotonerge Antidepressiva (z. B. Amitryptilin), finden oft als Co-Medikation Anwendung in einem therapeutischen Gesamtkonzept bei chronischem Schmerz.

Maßnahmen zur Vorbeugung

Maßnahmen zur Vorbeugung eines steifen Nackens umfassen die Vermeidung von Überlastungen beziehungsweise auch einer schlechten Körperhaltung. Die HWS wird durch eine gut ausgeprägte Rücken- und Bauchmuskulatur nachhaltig entlastet.

Diese Bewegungsübungen können bei Muskelverspannungen hilfreich sein:

  • Krafttraining zur Stärkung der HWS-Muskeln
  • Gesunde Sitzhaltung
  • Rückenschule
  • Ausdauersport
  • Dehnungsübungen

Zur Prophylaxe von Nackenschmerz eignen sich:

  • Bewegung nach Neigung und Fähigkeit
  • Schulung auf Basis eines biopsychosozialen Krankheitsmodells
  • Beratung zu nackengerechten Maßnahmen am Arbeitsplatz

Bei starkem chronischen Schmerz spielt oftmals auch eine individuelle Schmerztherapie eine große Rolle. Sie wird meist von Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen angeboten, die auf die Betreuung von Patient:innen mit langanhaltendem Schmerzen spezialisiert sind. Eine Schmerzbewältigungsstrategie kann Menschen dabei helfen, so mit den Symptomen umzugehen, dass sie nicht mehr den Alltag dominieren.

Das richtige Kissen bei Nackenschmerzen:

Die Position des Kopfes sollte beim Schlafen grundsätzlich etwas tiefer sein als der Nacken. So wird sichergestellt, dass die Halswirbelsäule im Vergleich zur restlichen Wirbelsäule eine gerade Linie bildet – sowohl bei Rücken- als auch bei Seitenschläfern. Das Kopfkissen muss also nachgiebig sein und den Kopf stützen, ohne dass dabei die Nackenmuskulatur aktiviert wird. Ein Kissen mit Memory-Schaum, das immer wieder in seine Ausgangsform zurückkehrt, ist für die Vorbeugung von Nackenschmerzen generell am besten geeignet.

Triggerpunkte bei Nackenschmerzen:

Triggerpunkte sind winzige Muskelverhärtungen. Oft können sie als kleine Knötchen im Muskel auch von außen tastbar sein. Drückt man auf Triggerpunkte, strahlen die Schmerzen häufig in andere Körperbereiche aus. Oft verursachen solche Punkte in den Schulterblättern Nackenschmerzen. Durch Massagen mit der Faszienrolle lassen sich diese Triggerpunkte ganz leicht von selbst behandeln. Auch Akupunkturbehandlungen oder die Akupressur können Triggerpunkte auflösen.

 

Operation

Ein Eingriff bei chronischen Nackenschmerzen ist nur empfehlenswert, wenn eine konkrete Ursache bestimmt wurde, die sich durch einen Eingriff möglicherweise verbessern lässt – beispielsweise, wenn Bandscheibengewebe auf einen Nerv drückt. Bandscheibenvorfälle bilden sich aber häufig auch von selbst zurück, weshalb eine Operation meist wenige Vorteile bietet. Hinzu kommt, dass Eingriffe im Bereich der Halswirbelsäule oft risikoreich sind. Deshalb ist es wichtig, die Vor- und Nachteile einer Operation genau mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt abzuwägen.

 

Indikationen für einen operativen Eingriff bei Nackenschmerzen sind:

  • Eine zunehmende Schwächung der Muskeln
  • Schmerzen unter einer konservativen Therapie die länger als 6–12 Wochen andauern
  • Rückenmarks-Schädigung
  • Neurologische Symptome mit zunehmendem Buckel

Bei den operativen Verfahren unterscheidet man verschiedene anteriore (vordere) von posterioren (hinteren) Eingriffen.

Anteriore Operationen im Nackenbereich:

  • Nukleoplastie
  • Zervikale Diskektomie und Fusion
  • Zervikale anteriore Korpektomie
  • Zervikaler Bandscheibenersatz

Posteriore Eingriffe im Nackenbereich:

  • Zervikale Laminotomie und Foraminotomie
  • Zervikale Laminoplastie
  • Zervikale Laminektomie

Worauf können Sie selbst Acht geben können:

  • Körperhaltung: Achten Sie auf eine gesunde und gerade Körperhaltung. Der Kopf, der Nacken und die Körpermitte sollten möglichst immer auf einer Linie sein. Vermeiden Sie auch häufiges gebücktes Gehen oder Sitzen. Achten Sie auch bei der Verwendung des Handys auf diese Tipps.

 

  • Sitzen und Arbeiten: Längeres Arbeiten oder auch Tätigkeiten mit einem gebeugten oder überstreckten Nacken können Schmerzen auslösen. Auch langes Arbeiten mit angehobenen Armen oder Arbeiten über Kopf sind oftmals ungünstig. Wenn Sie sitzend arbeiten, ändern Sie möglichst oft die Position. Lockern Sie den Bereich des Nackens und der Schultern immer wieder von neuem auf. Dazu eigenen sich etwa Übungen wie Schulterkreisen oder Dehnungen durch seitliches Kopfneigen.

 

  • Sport: Bestimmte Sportarten mit einem überstreckten Nacken wie etwa Brustschwimmen mit dem Kopf über Wasser oder Rennradfahren können bei häufiger Anwendung Nackenschmerzen verursachen. Sportarten wie etwa Yoga, Gymnastik, Tanzen oder Laufen sind grundsätzlich jedoch für alle Menschen mit Nackenproblemen ratsam. Auch Spazierengehen in der Mittagspause trägt zur allgemeinen Fitness bei und wirkt HWS-Problemen entgegen. Radfahren sollte bei Nackenschmerzen vermeiden werden, da bei längeren Touren der Kopf oftmals überstreckt wird. Die Nackenmuskulatur muss somit Kraft aufbringen, um den Kopf in dieser Position zu bewahren. Brustschwimmer sollten auf Kraul- oder Rückenschwimmen umsteigen.

 

  • Schlafen: Es kann auch helfen, die Schlafposition bei Nackenschmerzen zu verändern. Kopf und Nacken sollten immer in einer Linie mit dem Körper sein. Verwenden Sie keine zu hohen Kopfpolster und vermeiden Sie das Schlafen am Bauch.

Der richtige Fahrradlenker bei Nackenschmerzen:

Wenn Sie zu Nackenproblemen neigen, sollte der Fahrradlenker nicht zu tief sein. Achten Sie zudem auf die Ellenbogen-Position. Ist der Lenker zu weit weg, sind die Arme gestreckt, was zu Schulter-Verspannungen führen kann. Diese Verspannungen wirken sich oft auch ungünstig auf die Nackenprobleme aus.

Quellen
  • Schaps, Klaus-Peter: Gesundheitsstörungen, 1. Auflage, Springer, 2008
  • Casser, Hans-Raimund: Rückenschmerzen und Nackenschmerzen, 1. Auflage, Springer, 2016
  • Riedl, Bernhard: Basiswissen Allgemeinmedizin, 1. Auflage, Springer, 2017
  • Mader, Frank H.: Allgemeinmedizin und Praxis, 8. Auflage, Springer, 2018
  • Benrath, Justus: Repetitorium Schmerztherapie, 5. Auflage, Springer, 2020

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