Das Magengeschwür beschreibt einen tiefen Defekt der Magenschleimhaut, der das darunter liegende Gewebe offenlegt. Neben Magengeschwüren können Geschwüre auch im nachgeschalteten Darmabschnitt, dem Zwölffingerdarm, vorkommen.
Das Zwölffingerdarm-Geschwür ist dabei circa dreimal so häufig wie das Magengeschwür.
Die Inzidenz des Magengeschwürs in Deutschland liegt bei ca. 200/100.000 Einwohnern, wobei Männer und Frauen in etwa gleich häufig betroffen sind. Das Alter bei Ersterkrankung liegt meist jenseits des 50. Lebensjahrs.
Die Rate der Neuerkrankungen ist aufgrund effektiver medikamentöser Gegenmaßnahmen sukzessiv gesunken. Die ist der Goldstandard zur Diagnose des Magengeschwürs. Häufig werden Magengeschwüre auch als Zufallsbefund im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung entdeckt.
Was sind die Ursachen und Risikofaktoren eines Magengeschwürs?
Die Magenschleimhaut kleidet den Magen von innen gänzlich aus, und schützt diesen effektiv vor der ätzenden Wirkung der Magensäure. Aufgrund verschiedener Mechanismen kann es über eine gewisse Zeit zu Beschädigungen dieser schützenden Schleimschicht kommen.
Der hauptauslösende Faktor für die Entstehung eines Magengeschwürs ist die Besiedlung des Magens mit dem Stäbchenbakterium "Helicobacter pylori". Es ist für ca. 75 % der Magengeschwüre verantwortlich. Durch seine Konstellation ist es dem Bakterium möglich der normalerweise desinfizierenden Wirkung der Salzsäure des Magens zu entkommen und sich zu vermehren. Diese Erkenntnis wurde durch die beiden Wissenschaftler Barry Marshall und John Robin Warren in den 1980er Jahren erstmals gewonnen und in Selbstversuchen vor der Weltgemeinschaft verteidigt. Durch diese Versuche erhielten die beiden Männer für ihre Entdeckungen den Medizin-Nobelpreis.
Das Bakterium Helicobacter pylori sorgt zeitgleich dafür, dass der schützende Schleim verringert wird, und es zu einer verstärkten Säureabgabe im kommt. Durch diesen Mechanismus wird die Magenwand geschädigt. Hält der Reiz durch die Säure lange an, ist grundsätzlich ein Defekt der Magenwand bis hin zum Magendurchbruch möglich. Helicobacter pylori verursacht fast immer eine chronische Entzündung der Magenschleimhaut (=Gastritis), jedoch nur in etwa 15-20 % auch ein Magengeschwür.
Weitere Faktoren, die die Entstehung eines Magengeschwürs begünstigen, sind die Einnahme der sogenannten "nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR)" wie und Diclofenac - da sie die Produktion von Prostaglandinen behindern. Ein Magengeschwür durch die Einnahme von NSAR wird auch "peptisches Ulkus" genannt und tritt bei bis zu 4 % aller Patienten, die lange Zeit NSARs einnehmen, auf.
Auch die Einnahme von Antidepressiva wie Citalopram, Escitalopram, das Rauchen, der Genuss von Alkohol, das Kaffee trinken und ein Alter von >65Jahren kann die Entstehung eines Magengeschwürs begünstigen. Bei der kombinierten Einnahme von Kortisonpräparaten und NSAR wie , ist das Risiko für das Auftreten eines Magengeschwürs bis zu 15-fach erhöht. Aufgrund dieses hohen Risikos ist bei einer gleichzeitigen Einnahme immer die Kombination mit einem Protonenpumpenhemmer muss.
Andere auslösende Faktoren für ein Magengeschwür sind beispielsweise Stress im Zuge von schweren Verbrennungen und Aufenthalten auf der Intensivstation (sogenannte Stressulzera), Gastrinome (Gastrin-produzierende Tumore), , postoperativ nach Teilentfernungen des Magens, Hyperparathyreoidismus, , , , systemische Mastozytose und Infektionen wie CMV, oder .
Begünstigende Faktoren für ein Magengeschwür sind zusammengefasst:
- Genetische Veranlagung für Magengeschwüre
- Psychosoziale Stress-Situationen
- Ein ungesunder Lebensstil mit Konsum vieler Genussmittel (Alkohol, Zigaretten, Kaffee)
- Eine chronische Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis)
- Ein hohes Lebensalter
Was sind die Symptome eines Magengeschwürs?
Die typischen Symptome des Magengeschwürs umfassen einen Schmerz im Oberbauch mittig oder linksseitig betont, der insbesondere kurze Zeit nach der Nahrungsaufnahme auftritt. Der Schmerz kann jedoch auch unabhängig von der Nahrungsaufnahme beginnen oder unspezifisch sein.
Die Oberbauchschmerzen werden häufig als krampfartig, drückend, stechend, dumpf, ziehend und zur linken Körperseite hin ausstrahlend, beschrieben. Oft kommt es bei Nahrungskarenz zu einer deutlichen Besserung der Schmerzen. Schmerzen in der Nacht sind dagegen besonders typisch für ein Zwölffingerdarm-Geschwür.
Manche Menschen entwickeln im Zuge des Magengeschwürs auch Abneigungen gegen gewisse Lebensmittel. Hiervon betroffen sind insbesondere Speisen, welche die Produktion der Magensäure stark anregen. Dazu zählen etwa Wein, Kaffee, fette Speisen, scharfe Gewürze und Frittiertes.
Falls das Magengeschwür in den Magen hinein blutet, finden sich unter Umständen Zeichen einer Blutarmut (). Bei starken Blutungen kann es zum Erbrechen von Blut kommen. Dieses Blut ist nach Kontakt mit der Magensäure dunkel verfärbt, sodass in diesem Rahmen auch häufig von "kaffeesatzartigem Erbrechen" gesprochen wird. Weitere unspezifischer Symptome können ein Völlegefühl, , Aufstoßen, , Übelkeit und Gewichtsverlust sein.
Stärkere Blutungen im Magen können sich als schwarzer, klebriger Stuhlgang (sogenannter Teerstuhl) bemerkbar machen. Falls es zu einem Bluterbrechen kommt, kann dies auch immer zu einem Kreislaufversagen führen. Es erfordert daher immer eine intensive Betreuung und Therapie in einem Krankenhaus.
Wie wird das Magengeschwür diagnostiziert?
Beim Verdacht auf ein Magengeschwür ergeben sich Hinweise darauf meist bereits aus den beschriebenen Beschwerden. Der Arzt wird eine körperliche Untersuchung mit Blutuntersuchung anordnen. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall und MRT können Hinweise auf den Magen als Ursache liefern.
Die endgültige Diagnose wird mittels "ÖGD- Ösophagogastroduodenoskopie" gestellt, also im Rahmen einer "Magenspiegelung". Hierbei wird der Gastroenterologe eine Probenentnahme durchführen, die im Nachgang durch die Pathologie auf das Vorhandensein des o.g. Stäbchenbakteriums oder andere krankheitsauslösende Ursachen untersucht wird. Durch die endoskopische Untersuchung können mögliche Defekte oder Krebsvorstufen frühzeitig und effektiv erkannt werden. Sollte ein Magengeschwür bluten, kann diese Blutung während der ÖGD Untersuchung durch den Arzt gestillt werden.
Die Magenspiegelung ist dabei der Goldstandard für die Diagnose und bietet die höchste Sensitivität aller verfügbaren Untersuchungsmethoden. Sie ist in der Regel nicht schmerzhaft und Komplikationen wie die Durchstoßung des Magens oder Verletzungen des Kehlkopfs beziehungsweise des Magens sind sehr selten.
Im Gegensatz zu Geschwüren im Zwölffingerdarm können Magengeschwüre durch einen bösartigen Tumor ausgelöst werden. Jedes Magengeschwür ist dabei prinzipiell verdächtig, weshalb es auch immer mit einer Endoskopie und einer zusätzlichen Biopsie nachkontrolliert werden muss.
Aufwendige und in der Aussage eher unsichere Tests umfassen sogenannte Atemtests, und Stuhlganguntersuchungen.
Therapie bei Magengeschwür
In Westeuropa bilden sich mehr als ein Drittel aller Magengeschwür-Fälle von allein zurück. Insbesondere, wenn auf schleimhaut-schädigende Faktoren verzichtet wird. Dazu zählen vor allem das Rauchen, Alkoholkonsum und übermäßiger Stress. Hierzu empfiehlt es sich einen besseren Umgang mit Stress zu erlernen und gegebenenfalls eine psychotherapeutische Unterstützung in Erwägung zu ziehen.
Die Therapie der Besiedlung mit dem Bakterium "Helicobacter pylori" erfolgt hingegen mit einer kombinierten Antibiotikatherapie. Zur Anwendung kommen entweder die sogenannte "Französische Trippeltherapie" oder die "Italienische Trippeltherapie". Beide Therapien dauern dabei 7 Tage an. Ca. 6-8 Wochen nach dieser Kombinationstherapie sollte der Erfolg über eine erneute kontrolliert werden. Bei konsequenter Einnahme der Medikamente liegt der Behandlungserfolg regelmäßig bei über 90 %. Magengeschwüre, die nach sechs Monaten unter medikamentöser Therapie nicht abheilen, müssen operiert werden.
Die Italienische-Triple-Therapie besteht aus:
- Protonenpumpenhemmer (PPI)
- Metronidazol (Antibiotikum, 2-mal 400mg/täglich)
- Clarithromycin (Antibiotikum, 2-mal 500mg/täglich)
Die Französische-Triple-Therapie besteht aus:
- Protonenpumpenhemmer (PPI)
- (Antibiotikum, 2-mal 1000mg/täglich)
- Clarithromycin (Antibiotikum, 2-mal 500mg/täglich)
Weiters gibt es noch eine sogenannte Sequenzial-Therapie, welche über 10 Tage angewendet wird. Diese besteht aus:
- Tag 1-10: Protonenpumpenhemmer (PPI)
- Tag 1-5: Amoxicillin (2-mal 1000mg/täglich)
- Tag 6-10: Metronidazol (2-mal 500mg/täglich) plus Clarithromycin (2-mal 500mg/täglich)
Zu Unterdrückung der Säuresekretion des Magens können verschiedenste Medikamente angewendet werden. Beispielsweise finden hier Protonenpumpenhemmer, Histamin-2-Rezeptor-Blocker, Antazida, Sucralfat, und Analoga von Prostaglandinen Anwendung.
Allgemein sollten jegliche Reize auf den Magen verhindert werden, die die Magenschleimhaut in ihrer Struktur beeinflussen. Dazu gehört Kaffeekonsum, Rauchen, Alkoholgenuss, übermäßiger Stress und die Einnahme von sog. NSAR. wie oder Diclofenac.
Treten immer wieder Magen-Ulzera nach erfolgreicher Therapie auf, handelt es sich um die sogenannte chronisch-rezidivierende Ulkuskrankheit. Kommt es im Rahmen eines Magengeschwürs zur Komplikation eines Magendurchbruchs, stellt dies die Indikation zur Notfall-Operation dar.
Wie ist die Prognose eines Magengeschwürs?
Da Magengeschwüre meist auf der Basis einer Gastritis () entstehen, ist es notwendig die Ursache der Entzündung zu beseitigen, um einen langfristigen Heilungserfolg zu erzielen. Hierzu zählt neben dem Verzicht auf für den Magen provozierende Substanzen wie Kaffee und Alkohol auch eine ärztliche Therapie. Der behandelnde Arzt wird unterstützend unter Umständen sogenannte PPI (wie bspw. , Omeprazol) verschreiben, die die Produktion der schädigenden Magensäure drosseln sollen. Insgesamt neigen Patienten, die bereits in der Vergangenheit ein Magengeschwür hatten dazu, erneut eines zu entwickeln.
Komplikationen, die im Zuge eines Magengeschwürs auftreten können sind: Magenblutungen (bei etwa 15 % aller Ulkus-Patienten), eine Perforation der Magenschleimhaut mit Verletzung von Nachbarorganen (durch Magensäure) und eine Verengung des Magenausgangs durch ein Ulkus im Bereich des Magenausgangs.
Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Magengeschwür
In der Folge eines Magengeschwürs wird Ihr Arzt unter Umständen einen sog. Protonenpumpeninhibitor (PPI) verschreiben, sowie die Nachuntersuchung der Magenschleimhaut veranlassen. Der Verzicht auf Alkohol, Nikotin und Kaffee ist ein weiterer wichtiger Baustein in der zügigen Regeneration der beschädigten Magenschleimhaut.
Jedes Magengeschwür sollte dabei 8-12 Wochen nach erfolgter Diagnosestellung, mittels einer Magenspiegelung, nachkontrolliert werden.
Zusammenfassung
Das Magengeschwür ist ein tiefer Defekt der Magenschleimhaut, der in 90 % durch eine bakterielle Fehlbesiedlung des Magens mit dem Bakterium Helicobacter pylori entsteht. Die kausale Therapie dieser Ursache ist eine Kombinationstherapie von zwei Antibiotika mit einem Magensäurehemmer (PPI). Die konsequente Reduktion des Konsums von Kaffee, Zigaretten und Alkohol sowie die Stressreduktion kann nachhaltig dazu beitragen, eine gesunde Magenschleimhaut auszubilden.