Was seit Langem vermutet wurde, kann jetzt bestätigt werden: Wer permanent zu kurz schläft, erkrankt wahrscheinlicher an
Das Thema Schlaf wird sowohl von Expertengruppen, als auch in Freundesgruppe gerne und oft diskutiert – kein Wunder, denn Schlafen müssen wir bekanntlich alle. In der heutigen, schnelllebigen, leistungsorientierten Welt kommt der Schlaf jedoch für viele zu kurz! Dabei wäre erholsamer Schlaf in vielerlei Hinsicht äußerst wichtig.
Schlaf spendet Energie, Schlaf fördert das Gedächtnis, Schlaf steigert die Leistungsfähigkeit, Schlaf unterstützt die Problemlöse Fähigkeit, Schlaf verbessert die körpereigenen Abwehrkräfte und: ausreichend Schlaf schützt vor Demenz! Das konnte eine kürzlich durchgeführte Studie jetzt beweisen.
Viele Studien postulierten bereits einen Zusammenhang zwischen der Schlafmenge und der Entstehung von verschiedensten Krankheiten. Auch die Demenz stand immer wieder im Mittelpunkt, wenn es um unqualitativen Schlaf als Auslöser von Krankheiten ging.
Den endgültigen Beweis der Verbindung zwischen der Schlafdauer und der Demenz-Entwicklung liefert nun eine Studie, die im Jahr 2021 in der renommierten Zeitschrift „Nature Communications“ erschienen ist. Die Studie zeichnet sich im Gegensatz zu allen bis dahin durchgeführte Untersuchungen durch einige Besonderheiten aus, durch die der korrekte Zusammenhang zwischen der Schlafdauer und der Entwicklung von Demenz erst abgebildet werden kann: Zum einen wurde das Startalter aller TeilnehmerInnen auf zirka 50 Jahre festgesetzt und zum anderen wurde ein sehr langer Untersuchungszeitraum von über 30 Jahren gewählt.
Diese 2 Punkte sind wichtig, da die Demenz eine Erkrankung ist, die sich schleichend innerhalb von bis zu 20 Jahren entwickelt. So kann durch die Auswahl der langen Beobachtungsphase und des relativ jungen Alters zum Startzeitpunkt eine schon vorbestehende Demenz-Tendenz sowie eine Demenz-Entwicklung aus anderen Ursachen ausgeschlossen werden. Außerdem wurden in die Studie insgesamt eine unglaubliche Anzahl von 7959 Personen eingeschlossen, weswegen die Ergebnisse gegenüber vorherigen Studien mit geringerer Fallzahl eindeutig mehr Aussagekraft aufweisen.
Insgesamt gesehen können die Ergebnisse aufgrund der Studieneigenschaften als realitätsgetreu und glaubhaft gesehen werden.
Insgesamt wurden die 7959 TeilnehmerInnen jeweils für durchschnittlich beeindruckende 25 Jahre von frühestens 1985 bis 2016 begleitet. Die Daten wurden jeweils in Abschnitten von 4-5 Jahren erhoben. Das ermöglicht nun eine zusammenfassende Auflistung der durchschnittlichen Schlafdauer aller ProbandInnen im Alter von 50, 60 und 70 Jahren. Diese Ergebnisse wurden dann mit entstandenen Demenzfällen in Zusammenhang gesetzt.
Als normale Schlafdauer wurden 7 Stunden pro Tag angesehen. Zu kurz schlafen Personen mit weniger als 6 Stunden Schlaf pro Tag und zu langer Schlaf wird mit über 8 Stunden festgesetzt.
Um einen korrekten Zusammenhang zwischen der Schlafmenge und der Demenzentstehung herstellen zu können, ist es wichtig, andere Demenz-fördernde- oder Stör-Faktoren auszuschließen. Deswegen wurde das Ergebnis in Hinsicht auf soziodemographische Daten (z.B. Geschlecht), gesundheitsbeeinflussendes Verhalten (z.B. Rauchen), Erkrankungen des Herzkreislaufsystems und psychische bzw. mentale Krankheiten angepasst.
Von der faszinierenden Anzahl von 7959 ProbandInnen entwickelten 521 Personen innerhalb vom Beobachtungszeitraum von zirka 25 Jahren pro Person eine Demenz. Nachdem die Ergebnisse angepasst und damit etwaige andere Auslöser ausgeschlossen wurden, konnte eindeutig festgestellt werden: Wer permanent zu kurz schläft, entwickelt mit höherer Wahrscheinlichkeit im Alter eine Demenz!
Dass zum Erkrankungsbild der Demenz auch eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus gehört, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Doch mit diesem Ergebnis ist nun klar: Auch ein Schlafmangel Jahrzehnte VOR Beginn jeglicher dementiellen Entwicklungen, ist ein wichtiger Risikofaktor für die Entstehung der Demenz-Erkrankung.
Im Übrigen konnten keine Unterschiede zwischen Mann und Frau festgestellt werden – für beide Geschlechter gilt: Eine angemessene Schlafdauer von zirka 7h pro Nacht schützt vor
Erstaunlicherweise konnte in dieser Studie auch gezeigt werden, dass der Zusammenhang zwischen kurzer Schlafdauer und Demenz nicht auf die psychische Gesundheit zurückzuführen ist. Dabei ist nicht außer Acht zu lassen, dass durch viele Forschungen bestätigt wurde, dass sich psychische Probleme enorm auf die Schlafqualität und Menge auswirken. Im Falle der Demenzentwicklung ist es allerdings nicht relevant, ob zusätzlich eine psychische Erkrankung besteht: zu kurzer Schlaf führt immer wahrscheinlicher zu Demenz im Vergleich normal langem Schlaf.
Außerdem wurde zur Überraschung aller und im Gegensatz zu einigen Vorstudien, keine direkte Verbindung zwischen zu langem Schlaf und einer Demenzentwicklung festgestellt. Dabei räumt das Forscherteam allerdings ein, dass vergleichsweise wenige Daten zu Langschläfern vorlagen und das Ergebnis deswegen mit Vorsicht zu betrachten ist. In einigen anderen, glaubhaften Studien wurde nämlich eindeutig eine negative Auswirkung von zu langem Schlaf in Bezug auf dementielle Entwicklungen beobachtet.
Warum genau zu kurzer Schlaf eine Demenzentwicklung begünstigt, kann bisher noch nicht abschließend erklärt werden. Was sicher ist: Der Schlaf ist ein natürliche Heilungs- und Entschlackungsvorgang des Körpers. Wenn die notwendige Schlafmenge des Körpers nicht erreicht wird, kann die wichtige körpereigene "Säuberung" NICHT stattfinden – die Entstehung von verschiedensten Krankheiten wird dadurch gefördert.
Im Fall der Demenz wird vermutet, dass mehrere Prozesse gleichzeitig eine Rolle spielen. Durch die mangelnde Ruhezeit, kommt es vermutlich zu einer Entzündung von Nervenzellen, zu einer Gefäßverkalkung, die eine Minderversorgung des Gehirns zur Folge hat und zur Ablagerung von verschiedenen Abfallprodukten (z.B. Amyloid-ß oder Alpha-Synucleinen) im Gehirn, die bei Demenzkranken häufig nachgewiesen werden können.
Schlussendlich ist zu sagen: Eine Schlafzeit von zirka 7h pro Tag im mittleren Lebensalter schützt nachgewiesener Weise vor dem kognitiven Abbau im Alter.
Letzte Änderung: 15. März 2023
Verwandte Artikel
Demenz
Wie Demenz die Körperhaltung beeinflusst
Demenz
Stadien bei Demenz: Ein Verlauf in 4 Phasen
Demenz
Demenz-Erkennung: Gesichtsausdruck als Frühwarnzeichen?
Demenz
Was ist Demenz: Definitionen der häufigsten Formen
Demenz
Demenz vorbeugen - 12 wissenschaftliche Tipps
Demenz
Frontotemporale Demenz
Demenz
Umgang mit Demenz: Pflege von Angehörigen
Unsere Artikel sollen Ihnen einen ersten Eindruck von einem medizinischen Thema
vermitteln. Sie ersetzen keine ärztliche Untersuchung und Beratung.
Wir übernehmen keine Gewähr für die inhaltliche Richtigkeit und Vollständigkeit der Darstellung.
Copyright © 2022, Medisiegel. All rights reserved.