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Arbeiten mit COPD: Tipps und Anpassungen am Arbeitsplatz

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Geschrieben von
Inga Jerrentrup (Ärztin)

Für viele Menschen ist ihr Beruf mehr, als nur ein Mittel, um das eigene Leben finanzieren zu können: Der Arbeitsplatz stellt für viele den Hauptaufenthaltsort dar. Die Kollegen werden zu den Menschen, mit denen wir die meiste Zeit verbringen.

Unsere Arbeit vermittelt uns im besten Fall das Gefühl, gebraucht zu werden und unsere Talente an der richtigen Stelle der Gesellschaft zielführend einbringen zu können.

Mit den Einschränkungen, die mit einer chronischen Erkrankung wie der COPD einhergehen, kann auch die Fähigkeit, den erlernten Beruf in gewohntem Maße auszuüben eingeschränkt werden.

Dies ist jedoch nicht zwangsläufig immer der Fall und stets abhängig vom Stadium der Erkrankung, dem Ausmaß der Beschwerden, sowie nicht zuletzt von der ausgeübten Tätigkeit.

Kommunikation ist Alles

Auch wenn das Sprechen über die eigenen Einschränkungen den Betroffenen häufig schwer fällt, so stellt es einen der zentralen Punkte bei der Bewältigung des Arbeitsalltages dar.

Ein Vorgesetzter kann nur auf gegebenenfalls vorliegende Einschränkungen reagieren, wenn er von diesen weiß und versteht, was dahintersteckt.

Ein offener Umgang mit der eigenen Erkrankung und den damit verbundenen Problemen kann zu größerem Verständnis, vor allem bezüglich möglicherweise langer Fehlzeiten, führen. Dazu sollte das Gespräch in ruhigem Rahmen ohne Zeitdruck gesucht werden.

Hilfe annehmen

Sofern das Kollegium über die Erkrankung Bescheid weiß, können Aufgaben eventuell neu verteilt werden oder auf eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit, die tagesabhängig unterschiedlich sein kann, bestmöglich reagiert werden.

Zumeist reagieren die Menschen um einen herum hilfsbereit. Betroffene sollten die ihnen angebotenen Hilfestellungen annehmen, um sich selbst den Arbeitsalltag zu erleichtern.

Anpassungen des Arbeitsplatzes besprechen

Schwere Pakete tragen, viele Außendiensttermine oder der Umgang mit potentiell ansteckenden Patienten - in den verschiedenen Berufen gibt es viele Gegebenheiten, die sich mit einer fortgeschrittenen COPD nur schlecht vereinbaren lassen.

Doch nur weil der Arbeitsalltag bisher so aussah, heißt dies nicht, dass dies nicht zu änderrn wäre. Auch diesbezüglich ist eine offene Kommunikation essentiell: Meist reagieren Arbeitgeber verständnisvoll und es lassen sich Möglichkeiten und Lösungen finden, den Arbeitsplatz insofern umzustrukturieren, dass ein angenehmes Arbeiten im Rahmen der Möglichkeiten des Betroffenen umgesetzt werden kann.

Selbstfürsorge

Nach dem Feierabend ist es vor allem als chronisch Kranker wichtig, auf sich selbst zu achten. Betroffene wissen meist am Besten, was ihnen gut tut: Ob dies ein entspannter Spaziergang mit dem Hund oder ein Fernsehabend auf dem Sofa ist - erlaubt ist, was gut tut!

Eine chronische Erkrankung geht mit einer großen psychosozialen Belastung einher. Tägliche Schmerzen, Luftnot und Müdigkeit nagen an der guten Stimmung.

Fragen nach der gesundheitlichen und privaten Zukunft begleiten die Betroffenen täglich. Umso wichtiger ist es, sich bewusst Ruhezeiten zu nehmen und Dinge zu tun, die Freude bereiten.

Nur eine ausgeglichene Psyche kann einen guten Umgang mit der Erkrankung ermöglichen und somit auch Einfluss auf den Verlauf nehmen.

Schwerbehinderung

Bei den Gesprächen mit den Vorgesetzten oder im Falle der Arbeitsplatzsuche kann es von Vorteil sein, einen schriftlichen Nachweis über die eigenen Einschränkungen vorweisen zu können. Dafür eignet sich in Deutschland am Besten der sogenannte Schwerbehindertenausweis. Doch was steckt dahinter und wie bekommt man ihn?

Einen Schwerbehindertenausweis erhält in Deutschland jeder, der nach Antragstellung einen Grad der Behinderung (GdB) von 50 Prozent anerkannt bekommt. Der Antrag ist beim zuständigen Versorgungsamt zu stellen. Dies kann der Patient selbstständig mit Hilfe eines Online-Formulars machen.

Dabei sind Angaben zur Person, zu behandelnden Ärzten und Beschwerden sowie Einschränkungen zu leisten. Das Versorgungsamt fordert nach der Antragstellung Befunde aus den behandelnden Kliniken und Praxen an.

Ärzte können auch aufgefordert werden, schriftlich Stellung zu den Alltagseinschränkungen des Betroffenen zu nehmen.

Die Anerkennung des jeweiligen Grades der Behinderung erfolgt immer entsprechend der Alltagseinschränkungen, nicht anhand einer bestimmten Diagnose. So ist es zum Beispiel nicht möglich, pauschal zu sagen, welchem Grad der Behinderung eine COPD entspricht.

Die meisten Vorteile, zum Beispiel ein verbesserter Kündigungsschutz, und Nachteilsausgleiche können erst ab einem GdB von 50 Prozent in Anspruch genommen werden.

Nähere Informationen, welche Möglichkeiten bei welchem Grad der Behinderung bestehen, können Betroffene beim zuständigen Versorgungsamt erhalten.

Wissenswert

Ein Schwerbehindertenausweis kann in Deutschland beim Versorgungsamt vom Betroffenen selbst beantragt werden. Entscheidend für den Grad der Behinderung ist dabei nicht die Diagnose, sondern die damit verbundenen Einschränkungen im Alltag.

Erwerbsminderung

Je länger die Erkrankung andauert, desto einschränkender können die Beschwerden im Alltag werden: Viele COPD-Betroffene benötigen im Laufe der fortschreitenden Erkrankung eine Heim-Sauerstofftherapie.

Dies kann unter anderem einer der Gründe dafür sein, dass das tägliche Arbeiten nicht länger möglich ist. Doch wie geht es dann finanziell weiter? Um die Frage zu beantworten, wollen wir uns die Erwerbsminderungsrente genauer anschauen:

Die Erwerbsminderungsrente bezeichnet eine Rentenzahlung der Deutschen Rentenversicherung vor dem eigentlichen Renteneintrittsalter, wenn eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt (nicht nur im eigenen erlernten Beruf) aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen nicht mehr oder nur eingeschränkt möglich ist.

Wenn Betroffene weniger als drei Stunden am Tag arbeitsfähig sind, so erhalten sie die volle Erwerbsminderung. Können Betroffene weniger als sechs Stunden aber mehr als drei Stunden täglich arbeiten, so besteht Anspruch auf eine teilweise Erwerbsminderung. Diese Zahlungen ersetzen beziehungsweise ergänzen die Lohnzahlungen.

Prinzipiell ist das Ziel der Rentenversicherung jedoch immer zuerst, die Arbeitsfähigkeit wieder herzustellen, zum Beispiel mit Rehabilitationsmaßnahmen.

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