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Aktuelle Therapieoptionen bei Kniearthrose

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Interview mit Priv.-Doz. Dr. med. Manuel Weißenberger

Über Priv.-Doz. Dr. med. Manuel Weißenberger:

Dr. med. Manuel Weißenberger ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und ausgewiesener Arthrosespezialist. Sein wissenschaftlicher und klinischer Schwerpunkt ist die Arthrosebehandlung und regenerative Medizin. Wissenschaftlich beschäftigt er sich insbesondere mit innovativen stammzellbasierten Verfahren sowie mit modernen Methoden des Knorpel-Tissue Engineering zur Herstellung hyalinen Gelenkknorpelgewebes. Sein operativer Schwerpunkt liegt in der Primär- und Wechsel-/Revisionsendoprothetik des Hüft- und Kniegelenkes. Er ist Leiter der Arbeitsgruppe „Arthroseforschung und Knorpel-Tissue Engineering “ am Lehrstuhl für Orthopädie der Universität Würzburg sowie Leiter der Abteilung für Hüft- und Knieendoprothetik am OCW – Orthopädie Chirurgie Würzburg .

Was sind aus Ihrer Sicht die vielversprechendsten neuen Technologien oder Ansätze in der Behandlung von Kniearthrose?

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Aktuell stehen in der Forschung zur Arthrosebehandlung vorallem 3 große Ansätze im Vordergrund: 1. Stammzellbasierte Verfahren (mit z. B. mesenchymalen Stammzellen, sog. MSC´s). 2. Verfahren des Knorpel-Tissue Engineering mit speziellen Zellen, Wachstumsfaktoren und Biomaterialien zur Nachahmung der Knorpel-Knochen-Einheit 3. Antiinflammatorische, medikamentöse Ansätze (zur Beeinflussung der Entzündungsaktivität bei Arthrose) Daneben kommt zunehmend der Phänotypisierung verschiedener Arthroseformen eine Bedeutung zu: Arthrose ist nicht gleich Arthrose. Es gibt z. B. Arthrose nach Unfällen (posttraumatische Arthrose) sowie Arthrose bei anatomischen Deformitäten (Varusgonarthrose = O-Bein-Kniearthrose). Arthrose wird zunehmend also auch auf einer „tieferen“, molekularbiologischen Ebene betrachtet und erforscht. Womöglich wird dies auch in Zukunft die Behandlungsmöglichkeiten der Arthrose beeinflussen und erweitern.

Auf welcher Grundlage sollte aus Ihrer Sicht die Entscheidung zwischen einer nicht-operativen Behandlung (konservative Therapie) und einer Knieendoprothese (operative gelenkersetzende Therapie) getroffen werden?

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Jede Arthrosebehandlung sollte stets mit einer konservativen Therapie beginnen: Physiotherapie zur Kräftigung der knieumspannenden Muskulatur und Erhalt/Verbesserung der Beweglichkeit, ggf. Einlagenversorgung zur Korrektur einer Achsenfehlstellung des Beines, Akupunktur als spezielle Schmerztherapie, Aktivitätsanpassung hin zu gleichmäßigen Bewegungsformen wie Fahrradfahren, Schwimmen, Gymnastik, Gewichtsoptimierung/-reduktion, ggf. antientzündliche, schmerzlindernde Medikamente (NSAR) als Stoßtherapie, ggf. lokale Gelenkinfiltrationen mit Cortison, Hyaluronsäure oder Eigenblut (Platelet Rich Plasma = PRP). Ist der Leidensdruck des Patienten hoch und versagen konservative Maßnahmen kann der Patient zusammen mit seinem behandelnden Orthopäden die Entscheidung zur Knieendoprothese bei endgradiger Kniearthrose stellen. Die Knieendoprothetik ist mittlerweile zu einem sicheren operativen Verfahren mit guter Aussicht auf Schmerzlinderung und Funktionsverbesserung geworden. Moderne abriebarme und hypoallergene Implantate, Roboter-assistierte Knieendoprothetik sowie Fast Track-Konzepte (schnell wieder im Alltag mobil sein) sind nur einige wichtige Stichpunkte. Die Knieendoprothetik hat sich in den letzten Jahrzehnten extrem weiterentwickelt und kann bei endgradiger Kniearthrose eine sinnvolle Therapieoption für den Patienten darstellen. Kommen Sie auf mich zu, ich berate Sie diesbezüglich sehr gerne ausführlich nach dem aktuellsten Wissensstand und stets unter Berücksichtigung Ihrer individuellen Situation.

Wie hoch ist das Risiko von Komplikationen bei einer Knieendoprothese (insbesondere für eine Infektion) und was kann die Patientin bzw. der Patient tun, um dieses Risiko zu minimieren?

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Die Implantation einer Knieendoprothese stellt ein sehr standardisiertes, sicheres operatives Verfahren dar. Durch Schaffung von sogenannten Endoprothetikzentren soll die operative Versorgung mit einer Knieendoprothese noch sicherer und besser gemacht werden, sagt der zertifizierte Hauptoperateur Privatdozent Dr. Weißenberger. Eines der Hauptrisiken neben den allgemeinen OP-Risiken (wie Blutung, Nervenverletzung, Allergie, Thrombembolie) bleibt die periprothetische Infektion, also ein tiefgehender Infekt der Knieendoprothese. Das Risiko hierfür liegt nach aktuellen Daten bei ca. 0,5 bis 1 %. Patienten sollten vor einer Knieendoprothese unbedingt auf einen gesunden Zahnstatus sowie guten Zehen-/Nagelstatus achten. Des Weiteren sollten auch andernorts keine Infektionen im Körper bestehen. Übergewicht oder ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus gelten als weitere, beeinflussbare Risikofaktoren für eine periprothetische Infektion. Durch Minimierung dieser Risikofaktoren, sterile Maßnahmen im OP, eine Single-Shot-Gabe eines Breitspektrumantibiotikums vor der Operation und zügiges, atraumatisches Operieren kann das Risiko für eine Infektion der Prothese auf ein Minimum reduziert werden.

Wie können Betroffene aus Ihrer Sicht sicherstellen, dass Sie die bestmögliche Therapie erhalten?

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Von einer Kniearthrose betroffene Patienten sollten sich stets in einer spezialisierten Klinik oder einer spezialisierten Praxis für Arthrosetherapie beraten lassen. Es sollten stets alle Optionen der konservativen und operativen gelenkerhaltenden und gelenkersetzenden Therapie mit dem Patienten besprochen werden. Sollte die Indikation zu einer Knieendoprothese mit dem Patienten zusammen gestellt werden, empfehle ich die operative Versorgung bei einem Spezialisten für Knieendoprothetik, der durch hohe Fallzahlen eine große Expertise mitbringt. Gerne können Sie sich jederzeit bei mir in unserer Praxis OCW – Orthopädie Chirurgie Würzburg in einem ausführlichen, persönlichen Gespräch beraten lassen, sollten Sie an einer Arthrose erkrankt sein.

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