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Wachstumsschub: Entwicklungsschübe Ihres Babys im Überblick

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Im Verlauf des ersten Lebensjahres macht ein Säugling einen enormen Wandel durch. Vom vollkommen hilflosen Neugeborenen entwickelt es sich zum Baby, das bereits dazu in der Lage ist sich selbstständig fortzubewegen. Während einige der Kinder zum ersten Geburtstag erst krabbeln, können andere bereits laufend die Welt erkunden. Das, was Säuglinge innerhalb dieses ersten Lebensjahres lernen und erfahren, ist enorm und mit keinem anderen Zeitraum des Lebens zu vergleichen.

Dabei entwickeln die Kinder die wichtigsten Fähigkeiten schubförmig. Das bedeutet, dass sie neue Dinge lernen und diese erst festigen, bevor sie wiederum weitere Fähigkeiten entdecken. Aus diesem Grund hat man sogenannte Wachstumsschübe definiert.

Der Begriff Wachstumsschub beim Baby ist dabei jedoch irreführend, denn er meint nicht das körperliche Wachstum der Säuglinge. Vielmehr handelt es sich bei den unter dem Begriff Wachstumsschübe bekannten Phasen um Entwicklungsschübe, in denen die Säuglinge in ihrer motorischen und kognitiven Entwicklung sprunghaft Fortschritte machen.

Wissenswert

Innerhalb des ersten Lebensjahres oder vielmehr der ersten 14 Lebensmonate machen Säuglinge insgesamt acht solcher Entwicklungssprünge durch. Diese Sprünge treten in der Regel zu nahezu festen Zeiträumen auf.

  • 1. Schub - ab 5. Woche
  • 2. Schub - ab 8. Woche
  • 3. Schub - ab 12. Woche
  • 4. Schub - ab 19. Woche
  • 5. Schub - ab 26. Woche
  • 6. Schub - ab 37. Woche
  • 7. Schub - ab 46 Woche
  • 8. Schub - ab 55. Woche

Hinweis

Wichtig dabei ist jedoch, dass sich die Entwicklungsschübe nicht nach dem tatsächlichen, sondern nach dem errechnete Entbindungstermin richten. Bei einem Säugling, der zum Beispiel 3 Wochen zu früh geboren wurde, ist erst nach 5 plus 3 Wochen (da es drei Wochen zu früh geboren wurde), also nach 8 Wochen, mit dem 1. Schub zu rechnen.

Die Eltern bemerken in den meisten Fällen schon Tage bis Wochen vorher, dass das Kind in einen neuen Entwicklungsschub startet. Grund dafür ist die Tatsache, dass es eine Reihe typischer Anzeichen dafür gibt, dass es sich wieder motorisch und kognitiv weiterentwickelt.

Die meisten Babys sind in der Zeit vor und vor allem während eines Entwicklungsschubs deutlich anstrengender, unzufriedener und weinerlicher als die Eltern es gewohnt sind. Sie brauchen mehr Rückhalt und Geborgenheit und fordern diese durch stetigen Körperkontakt zur Bezugsperson ein.

Außerdem zeigt sich ein bevorstehender oder bereits stattfindender Entwicklungsschub bei vielen Säuglingen dadurch, dass sie plötzlich wieder mehr Milchnahrung benötigen.

Die einzelnen Wachstumsschübe

Für die Eltern ist besonders wichtig zu wissen, dass jedes Babys sein eigenes Tempo hat und auch die Zeitpunkte, zu denen sie neue Fähigkeiten erlernen lediglich Mittelwerte sind. Von diesen Mittelwerten können einzelne Kinder natürlich abweichen, ohne, dass dies einen krankhaften Charakter hat.

Ab der 5. Lebenswoche nach dem errechneten Geburtstermin wird der Säugling plötzlich deutlich aufmerksamer. Er beginnt damit die Umwelt genauer wahrzunehmen, beginnt zu Lachen und zu Glucksen.

In dieser Phase sind viele der Säuglinge häufiger wach und wollen mehr Milchnahrung zu sich nehmen. Sie suchen vermehrt den Kontakt zu Mutter oder Vater, sind weinerlich und bedürfen viel Aufmerksamkeit.

Eltern helfen ihrem Kind durch diese Phase, wenn sie es vermehrt auf dem Arm oder im Tagebuch tragen. Viel enger Körperkontakt gibt dem Säugling die Nähe, die es zu diesem Zeitpunkt dringend braucht.

Ungefähr in der 8. Lebenswoche beginnen sich die Sinnen des Säuglings zu schärfen. Zu diesem Zeitpunkt setzt das Farbsehen nach und nach ein.

Auch im 2. Wachstumsschub zeigen sich Säuglinge deutlich sensibler als die Eltern es vielleicht gewohnt sind. Sie beginnen damit zu fremdeln und suchen vermehrt die Nähe zur Hauptbezugsperson.

Mutter und Vater sollten dem Kind nun Sicherheit geben und dabei helfen, die Welt Schritt für Schritt mit neuen Augen kennenzulernen. Säuglinge lieben in dieser Phase Dinge, die die Sinne reizen. Das kann sowohl ein Mobile als auch eine Spieluhr sein.

Mit dem Beginn der 12. Lebenswoche beginnen Säuglinge damit ein Sozialverhalten zu entwickeln. Sie beginnen mit ihren Eltern und Geschwistern zu kommunizieren und üben, ihre Stimme gezielt einzusetzen. Auch die Bewegungen des Kindes werden im Laufe des 3. Entwicklungsschubs immer gezielter.

Das Baby testet lautstark aus, wozu die eigene Stimme in der Lage ist.Es beginnt zu Kreischen, zu Glucksen und andere Geräusche von sich zu geben. Auch das Bedürfnis für Milchnahrung zeigt sich als deutlich gesteigert.

Eltern sollten auf die Entwicklung des Kindes eingehen und mit ihm kommunizieren. Das hilft dem Baby seine Fähigkeiten zu verbessern und fördert das Vertrauen.

Mit der 19. Woche nach dem errechneten Geburtstermin beginnt ein besonders langer und anstrengender Wachstumsschub. Der Säugling wächst und beginnt damit gezielt jene Muskeln aufzubauen, die es bei der Fortbewegung benötigt. Zudem fangen die meisten Kinder in dieser Phase an zu Zahnen.

Auch während des 4. Schubs haben die Säuglinge in der Regel deutlich mehr Hunger. Sie zeigen sich unruhig und brauchen wiederum viel Nähe und Geborgenheit. In den meisten Fällen werden die Intervalle, in denen die Babys während der Nacht schlafen, im 4. Schub wieder kürzer.

Die Eltern sollten ihrem Kind nun genau die Nähe geben, die es benötigt. Feste Rituale können dabei helfen, den Tagesablauf zu strukturieren und dem Kind auf diese Weise Sicherheit zu geben.

Das Baby beginnt ungefähr in der 26. Lebenswoche damit, das Prinzip von Ursache und Wirkung kennenzulernen. Es versteht Zusammenhänge allmählich immer besser. Auch die Stimme des Kindes entwickelt sich weiter, wodurch es bald dazu in der Lage ist, neue Laute zu formen. In diesem Schub lernt das Baby seine eigenen Gefühle kennen. Es ist vermehrt wütend, ängstlich aber zeigt auch deutlicher, wenn es glücklich ist. Innerhalb des 5. Wachstumsschubs brauchen Säuglinge besonders viel Aufmerksamkeit und Sicherheit. Die Eltern sollten viel mit ihm sprechen.

Der 6. Schub ist besonders wichtig für die motorischen Fähigkeiten des Kindes. Die meisten Säuglinge beginnen in dieser Zeit sich aktiv mit dem Krabbeln auseinanderzusetzen. Sie werden neugieriger und erforschen ihre Umwelt.

Auch in diesem Schub braucht das Kind in der Regel deutlich mehr Nahrung und Geborgenheit. Es ist aber auch sinnvoll, zu diesem Zeitpunkt damit zu beginnen, dem Kind erste Grenzen zu setzen.

Ab der 46. Lebenswoche möchte das Kind noch aktiver werden. Zu diesem Zeitpunkt reicht das Sitzen und Krabbeln den meisten nicht mehr aus. Sie beginnen damit sich an Dingen hochzuziehen und die Welt in aufrechter Körperhaltung zu entdecken. Viele der Kinder beginnen nun auch mit dem Laufen.

Babys können in dieser Phase deutlich launischer und unzufrieden wirken. Wenn sie etwas möchten, das aber nicht so funktioniert, werden sie wütend und frustriert.

Für die Eltern heißt es „Durchhalten“. Menschen lernen durch Wiederholungen. Mit etwas Geduld hat das Kind bald gelernt sich so fortzubewegen, wie es das zu diese Zeitpunkt braucht.

In der Zeit um die 55. Lebenswoche befindet sich das Kind am Übergang zwischen Baby und Kleinkind. Falls noch nicht geschehen, beginnen sie nun damit die ersten Schritte zu machen.

Die Emotionen des Kindes zeigen sich in dieser Phase als sehr wechselhaft. Lachen und Weinen liegen dicht beieinander.

Eltern müssen nun konsequent bleiben, denn die Kindern beginnen damit Grenzen ganz bewusst immer und immer wieder auszutesten. Vor allem das Zubettgehen wird innerhalb des 8. Wachstumsschubs sehr viel nervenaufreibender.

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