Babyschwimmen als solches hat mit wirklichem Schwimmen wenig gemein. Vielmehr ist das Babyschwimmen eine Art Wassergymnastik mit Säuglingen und Kleinkindern. Dabei ziehen, tragen oder schaukeln die Bezugspersonen, in der Regel Mutter oder Vater, das Baby mit speziellen Grifftechniken durch das Wasser.
Empfohlen wird der Start des Babyschwimmens in einem Alter von vier bis achtzehn Lebensmonaten, wichtig ist dabei aber eine besondere Anpassung des Schwimmbades.
Bereits in den 70er Jahren entstand der Trend zum Babyschwimmen. Grundlage war die Überlegung, dass das Wasser die natürliche Umgebung eines Babys im Mutterleib nachstellt. Aus diesem Grund wurde davon ausgegangen, dass sich Säuglinge und Kleinkinder in eben dieser Umgebung auch außerhalb der Gebärmutter wohlfühlen und besonders gut entspannen können.
Das Babyschwimmen soll dem Säugling Ruhe vermitteln, die Beweglichkeit fördern und sie nach und nach auch an das spätere Schwimmen heranführen. Wasser soll auch nach der Geburt etwas vollkommen Normales für die Kinder bleiben.
Babyschwimmen ist aber nicht in jedem Gewässer möglich. Experten empfehlen einige wichtige Gegebenheiten, die dringend einzuhalten sind.
Zum Beispiel muss das Wasser in dem Becken, in dem das Babyschwimmen stattfindet Trinkwasserqualität haben. Das bedeutet auch, dass die gesamte Filtertechnik der Schwimmanlage den gesetzlichen Vorschriften genügen muss.
Besonders gut geeignet ist zudem eine Wassertemperatur von ungefähr 32 bis 34 Grad Celsius. Grundsätzlich gilt dabei: Je jünger die Babys sind, desto wärmer sollte das Wasser sein. Neben der Wassertemperatur ist auch die Umgebungstemperatur beim Babyschwimmen streng geregelt. Zum Schutze der Gesundheit sollte diese nicht unter 30 Grad Celsius liegen.
Die meisten Schwimmanstalte, die Babyschwimmen anbieten, geben als idealen Zeitpunkt zum Starten ein Alter zwischen vier und achtzehn Monaten an. Prinzipiell ist das Babyschwimmen jedoch schon ab der sechsten Lebenswoche eines Säuglings möglich.
Säuglinge in diesem Alter haben nämlich einen speziellen Atemschutzreflex, der unter dem Begriff Tauchreflex bekannt ist. Der Tauchreflex ist ein Schutzmechanismus, der bei allen Lebewesen, die mit einer Lunge atmen, in Wasser beobachtet werden kann. Im Zuge dieses Reflex wird durch Stimulation des Parasympathikus die Atmung zum Stillstand gebracht, die Herzfrequenz reduziert und auf diese Weise der Sauerstoffverbrauch gedrosselt.
Auf Grund des Atemschutzreflex liegt es nahe, dass ein Baby gefahrlos im Wasser tauchen kann. Dieser angeborene Reflex bleibt jedoch nicht lebenslang bestehen, sondern verliert sich ungefähr im dritten bis sechsten Lebensmonat.
Regelmäßiges Babyschwimmen wirkt sich nachweislich positiv auf die Entwicklung eines Säuglings aus.
Durch die beim Babyschwimmen geförderte Bauchlage, wird das sogenannte Reflexkriechen des Kindes stimuliert. Dies geschieht durch eine Aktivierung der auergestreiften Skelettmuskulatur. Das Reflexkriechen ist ein Bewegungsablauf, der die wesentlichsten Bestandteile der Fortbewegung beinhaltet: bestimmte Lagesteuerung, Aufrichtung gegen die Schwerkraft und gezielte Schrittbewegungen der Arme und Beine. Dadurch wird die Koordination der zum Beispiel fürs Krabbeln wichtigen Bewegungsmuster deutlich früher aktiviert.
Außerdem werden die Empfindungen des Babys beim Babyschwimmern deutlich verstärkt. Vor allem die Bewegungsempfindungen können dabei intensiviert werden, denn im Wasser gelingen den Kunden Bewegungen zu denen sie an Land lange noch nicht fähig sind. Grund dafür ist vor allem der Auftrieb innerhalb des flüssigen Mediums. Die noch sehr schwach ausgebildete Muskulatur des Babys muss also nicht gegen die Schwerkraft ankämpfen um Arme oder Beine in eine andere Position zu bringen. Die Wahrnehmung und das Körperbewusstsein können auf diese Weise enorm gesteigert werden.
Die Bewegungsfreiheit im Wasser ermöglicht es außerdem, die Muskulatur des Säuglings zu stärken, was sich wiederum positiv auf die motorische Entwicklung auswirkt.
Darüber hinaus schult das Babyschwimmen die Körperkoordination und den Gleichgewichtssinn des Kindes. Dieser Effekt kann vor allem für Säuglinge mit verzögerter Entwicklung besonders gewinnbringend sein.
Viele Eltern berichten außerdem, dass die Kinder nach dem Babyschwimmen deutlich leichter in den Schlaf finden. Grund dafür sind die großflächigen Berührungsreize, die durch den Wasserwiderstand auf die Hautoberfläche auftreffen und auf diese Weise die unter der Haut liegenden Nervenfasern aktivieren.
Auch auf die Atmung hat das Babyschwimmen eine positiven Einfluss. Die empfohlene Wassertemperatur von 31 bis 33 Grad Celsius regt nachweislich das Herz-Kreislaufsystem der Säuglinge an. Durch wechselnde Ab- und Auftauchbewegungen beschleunigt und vertieft sich die Atmung des Säuglings und bei einem längerem Aufenthalt im Wasser verlängern und vertiefen sich die Atemzüge. Auf Grund des Drucks, der auf den Brustkorb der Säuglinge einwirkt, wird ein vermehrtes Ausatmen stimuliert und auf diese Weise die Atemhilfsmuskulatur gekräftigt.
Da diese das Kind innerhalb des Wassers halten, wird dessen Urvertrauen zunehmend gestärkt. Das Babyschwimmen hilft also beim sogenannten Bonding. Dabei spielt auch der Kontakt der nackten Haut von Bezugsperson und Säugling im Wasser eine entscheidende Rolle.
Außerdem lernen die Bezugspersonen den Säugling und dessen Bedürfnisse durch das gemeinsame Bewegen und Spielen im Wasser besser kennen. Wenn im Zuge des Babyschwimmens zudem gemeinsam getaucht wird, stärkt das zusätzlich das Vertrauen des Babys zu seiner Bezugsperson, denn unterhalb der Wasseroberfläche erleben sie gemeinsam eine andere Welt.
Besonders wichtig beim Babyschwimmen ist auch die Stärkung der Bindung zwischen den Babys und deren Bezugspersonen.
Babyschwimmen kann zwar viele positive Effekte auf die Säuglinge haben, ist aber nicht immer ohne Einschränkungen zu empfehlen. Es gibt sogar Situationen, von denen ganz klar von einer Teilnahme am Babyschwimmen abzuraten ist. Dies gilt vor allem dann, wenn das Baby über längere Zeit besonders ängstlich auf das Medium Wasser reagiert.
Zu Beginn kann die Vorsicht des Babys gegenüber dem Wasser vollkommen normal sein, sollte es sich jedoch nich beruhigen, muss das Schwimmen abgebrochen werden.
Auch für Babys, die besonders Anfällig für die Ausbildung von Allergien sind und/oder an Asthma leiden, ist das Babyschwimmen nicht zu empfehlen. Gleiches gilt für Babys mit Infektanfälligkeit und/oder schwachem Immunsystem
Letzte Änderung: 28. Oktober 2022
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