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Baby überstreckt sich: Ursachen und Übungen

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Im Mutterleib nimmt der Fötus auf Grund des Platzmangels eine zusammengerollte Körperhaltung ein. Diese Körperhaltung ist auch unter dem Namen Embryonalhaltung oder Embryonalstellung bekannt. Diese Position ist den Kindern auch nach der Entbindung bekannt und deshalb fühlen sie sich in der Regel besonders wohl, wenn sie eng eingepackt, etwas zusammengerollt liegen. Sich zu überstrecken, ist für ein Neugeborenes nicht normal. Einige Babys zeigen nach der Geburt dennoch eine solch überstreckte Körperhaltung.

Hinweis

In der Regel weint ein Säugling sehr stark, wenn er sich derart überstreckt. Es zeigt sich unruhig, wirft den Kopf nach hinten und überstreckt sowohl Brust- als auch Halswirbelsäule. Wenn Eltern ein solches Überstrecken bei ihrem Baby bemerken, sollten sie einen Kinderarzt aufsuchen um eine mögliche Störung ausschließen zu können.

Ursachen

Die fünf häufigsten Ursachen

Die Ursachen dafür, dass sich ein Baby überstreckt, können vielfältig sein. In den meisten Fällen ist diese eher ungewöhnliche Körperhaltung auf eine der folgenden fünf Ursachen zurückzuführen.

Eine vaginale Geburt beginnt in der Regel allmählich. Sowohl die werdende Mutter als auch das Ungeborene können sich relativ langsam darauf einstellen. Wird ein Kind jedoch mit Hilfe eines Kaiserschnitts oder sogar einer Notsecio auf die Welt gebracht, wird es vollkommen unvorbereitet aus dem Mutterleib herausgerissen.

Eine solche Geburt kann nicht nur bei der Mutter sondern vor allem auch bei dem Neugeborenen ein Trauma verursachen. Im Falle eines geplanten Kaiserschnitts versucht der Arzt natürlich, das Baby möglichst behutsam zu entwickeln. Wenn jedoch, wie im Falle eines Notkaiserschnitts, Zeitnot besteht und das Kind so schnell wie möglich entbunden werden muss, so kann es durchaus passieren, dass es mit starker Kraft aus der Gebärmutter gezogen wird. In Folge dessen zeigen sich bei vielen Neugeborenen und Säuglingen Blockaden, die zu schwerwiegenden Problemen führen können. Solche Blockaden können auch bei einem geplanten Kaiserschnitt entstehen. Die Gefahr ist jedoch bei einem Notkaiserschnitt deutlich größer.

Auch im Zuge der sogenannten Wachstums- beziehungsweise Entwicklungsschübe kann häufig beobachtet werden, dass die Säuglinge damit beginnen, sich zu überstrecken.

Ein Wachstumsschub ermöglicht es dem Kind, die Welt mit anderen Augen zu erblicken. Es lernt neue Fähigkeiten und kann seine Umgebung auf eine vollkommen neue Art und Weise wahrnehmen. Je nachdem, welcher der bekannten Entwicklungsschübe durchlaufen wird, können die motorischen, emotionalen und geistigen Fortschritte so immens sein, dass sie für das Kind besonders schwer zu bewältigen sind. Ein Entwicklungsschub bedeutet deshalb immer auch Stress und dieser kann dazu führen, dass sich der Säugling überstreckt. In solchen Phasen ist es besonders wichtig, dass die Eltern dem Kind ausreichend lange Ruhezeiten ermöglichen. Außerdem helfen feste Abläufe und Routinen dabei, dem Säugling den Entwicklungsschub zu erleichtern.

Die mit Abstand häufigste Ursache dafür, dass sich ein Säugling überstreckt, ist Schmerz. In den ersten Monaten nach der Entbindung ist der Darm noch nicht sonderlich gut ausgereift. Auf Grund dessen entwickeln viele Säuglinge mitunter starke Bauchschmerzen, die unter dem Begriff 3-Monats-Koliken bekannt sind. Gefördert werden diese Koliken durch die Luft, die beim Trinken und Schreien in den Magen-Darm-Trakt des Kindes gelangt. Betroffene Säuglinge beginnen deshalb gewöhnlich damit, die Beinchen an den Körper zu ziehen und sich anschließend stark zu überstrecken. Der stetige Wechsel dieser Körperhaltungen kann ihnen dabei helfen, die Luft über den After abzulassen.

Eltern können ihren Säuglingen dabei helfen, indem sie dessen Beinchen immer wieder langsam in Richtung Bauch führen und danach ausstrecken. Außerdem können Kümmelzäpfchen, Bauchmassagen und Wärmekissen dabei helfen, die Schmerzen zu lindern.

Jeden Tag wirken auf ein Neugeborenes/ einen Säugling unzählige, mitunter vollkommen unbekannte Reize ein. Es lernt immer schärfer zu sehen, besser zu hören, zu fühlen und die Welt selbstständig zu erkunden. Die Entwicklung all dieser wichtigen Fähigkeiten kann jedoch mit einer Menge Stress verbunden sein. Hinzu kommen die Umgebungsgeräusche, denen ein Kind tagtäglich ausgesetzt ist. Ob das nun die spielenden Geschwister, der Fernseher, Musik oder Verkehrslärm ist, für ein Baby sind all diese Geräusche oftmals schwer zu verarbeiten. Gleiches gilt auch für visuelle Eindrücke, denen das Kind ausgesetzt ist.

In vielen Fällen hat diese Reizüberflutung Folgen. Babys, die am Tag zu vielen Reizen ausgesetzt waren, zeigen dies häufig dadurch, dass sie am Abend vermehrt weine, schlechter in den Schlaf finden und/oder sich überstrecken. Eltern können dem jedoch vorbeugen, indem sie dem Säugling ausreichende Ruhezeiten gewähren und es vor überflüssigen Reizen schützen. Besonders hilfreich kann es sein, wenn das Baby im Tagebuch, ganz nah am Körper von Mutter oder Vater getragen wird. Auf diese Weise nimmt es den beruhigen Geruch seiner Bezugspersonen wahr und hört jenes Geräusch, das es am besten kennt: den Herzschlag.

Kindern, die an dem sogenannten KISS-Syndrom leiden, neigen dazu ihren Kopf besonders häufig in den Nacken zu überstrecken. Bei den betroffenen Säuglingen lassen sich in der Regel Blockaden im Bereich der ersten beiden Halswirbel nachweisen. Grund für diese Blockaden ist häufig eine Geburt per (Not-) Kaiserschnitt.

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