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Bilirubin: Ist ein gelbes Baby gefährdet?

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Der sogenannte Neugeborenenikterus (Ikterus neonatorum), also die Gelbfärbung der Haut nach der Geburt, betrifft ungefähr 60 Prozent aller Säuglinge innerhalb der ersten Tage Lebenstage.

Unter dem Begriff Bilirubin versteht man einen gelb-bräunlichen Farbstoff, der beim Abbau roter Blutkörperchen, sogenannter Erythrozyten, entsteht. Dieser Farbstoff kann normalerweise über die Leber ausgeschieden werden. Steigt dessen Konzentration im Blut jedoch stark an, so beginnt das Bilirubin damit, sich im Gewebe abzulagern. Besonders schnell sieht man das an den Skleren, also dem weißen Anteil des Auges.

In diesem Zusammenhang spricht man vom sogenannten Sklerenikterus. Außerdem setzt sich das Bilirubin in den Schleimhäuten und der Haut ab. Ein Ikterus kann aber auch in Zusammenhang mit einer Funktionseinschränkung der Leber stehen. Neben der für den Ikterus typischen Gelbfärbung, zeigt sich der Urin der Betroffenen häufig dunkler, wohingegen der Stuhl ein helleres, entfärbtes Aussehen annimmt.

Grundsätzlich kann ein Ikterus in jedem beliebigen Lebensalter in Erscheinung treten. Unmittelbar nach der Geburt tritt er jedoch am häufigsten auf.

Wissenswert

Ungefähr 60 Prozent aller Neugeborenen entwickeln in den ersten Lebenstagen eine ausgeprägte Gelbfärbung der Haut (Neugeborenenikterus). Genau genommen zeigt sich der Neugeborenenikterus durch einen erhöhten Bilirubinspiegel meist zwischen dem 2. und 3. Lebenstag des Kindes.

Ausgehend von diesem Tag nimmt die gelbe Färbung von Skleren und (Schleim)haut stetig zu, bis sie ungefähr am 5. Tag nach der Geburt ihr Maximum erreicht. Ab dem 5. Tag sollte sich der Ikterus allmählich zurückbilden und letztendlich um den 10. Lebenstag zur Gänze verschwunden sein. Wenn der Ikterus länger als bis zum 10. Tag nach der Geburt vorliegt, spricht man von einem Ikterus prolongatus.

Der Neugeborenenikterus ist vollkommen harmlos und hat in den meisten Fällen keinen Krankheitswert.

Ursachen für ein gelbes Baby

Tritt eine Gelbsucht beim Erwachsenen auf, so ist das zumeist ein Hinweiß auf eine Schädigung der Leber. Im Falle des Neugeborenenikterus sieht dies jedoch ganz anders aus. Die nach der Geburt auftretende Gelbfärbung der Skleren, Schleimhäute und Haut stellt vielmehr eine Anpassungsstörung dar.

Innerhalb des Mutterleibes verfügte das Ungeborene über rote Blutkörperchen, deren Häm-Gruppe einen speziellen chemischen Aufbau aufweist. Auf Grund dieses Aufbaus sind die fetalen Erythrozyten dazu in der Lage Sauerstoff vom mütterlichen Blut aufzunehmen.

Die kindlichen roten Blutkörperchen haben demnach eine deutlich höhere Affinität zu Sauerstoff, als die Erythrozyten der Mutter. Nach der Geburt werden diese fetalen Erythrozyten abgebaut und durch Blutkörperchen mit normaler Hämgruppe ersetzt. Bei dem Abbau des fetalen Hämoglobins fällt jedoch Bilirubin an, das in derart hohen Mengen häufig nicht suffizient über die Leber ausgeschieden werden kann. In Folge dessen lagert es sich zuerst in den Skleren und dann in den Schleimhäuten und der Haut des Neugeborenen an.

Die Probleme beim Abbau des Bilirubins resultieren aber nicht bloß aus dessen Menge. Darüber hinaus muss beachtet werden, dass die Leber eines Neugeborenen noch nicht vollständig ausgereift ist. Aus diesem Grund ist die Leistung des Organs deutlich niedriger als bei Erwachsenen.

Achtung

Es ist aber auch möglich, dass die Intensität durch eine vorliegende Erkrankung des Neugeborenen deutlich gesteigert wird. Dies ist vor allem bei Kindern mit Sichelzellanämie oder einer Blutgruppenunverträglichkeit, zwischen dem Blut der Mutter und des Kindes, der Fall.

Bei den betroffenen Kindern zeigt sich der Ikterus gewöhnlich unmittelbar nach der Geburt, also bereits am ersten Lebenstag.

Behandlung eines gelben Baby

Es ist nicht in jedem Fall notwendig einen Neugeborenenikterus auf Grund von angesammeltem Bilirubin zu therapieren. Tatsächlich verschwindet die Gelbfärbung bis zum 10. Lebenstag der meisten Kinder ohne medizinische Intervention.

Der Neugeborenenikterus muss jedoch immer dann behandelt werden, wenn die Konzentration des Bilirubins einen Wert von 18 mg/dl übersteigt. In diesen Fällen spricht man von einem sogenannten Ikterus Gravis. Grund für die Behandlungsbedürftigkeit eines derart ausgeprägten Ikterus ist die Gefahr, dass sich bei den betroffenen Neugeborenen ein sogenannter Kernikterus entwickelt.

Bei einem Kernikterus lagert sich das Abbauprodukt der Erythrozyten in den Ganglienzellen des Stammhirns ab. Auf Grund dessen besteht die Gefahr, dass es zu anhaltenden Hirnschäden oder sogar zum Tode kommt.

Behandlungsmethoden für ein gelbes Baby

Die Wahl der am besten geeigneten Behandlungsmethode richtet sich in der Regel nach der tatsächlichen Bilirubinkonzentration. Besonders geeignet sind dabei die sogenannte Fototherapie und die Austauschtransfusion.

Bei der Fototherapie wird das Neugeborenen mit bläulichem Licht, das eine Wellenlänge von 460nm aufweist, bestrahlt. Dieses Licht ist dazu in der Lage das angesammelte Bilirubin zu spalten und dabei in sogenanntes direktes Bilirubin umzuwandeln. Direktes Bilirubin kann, im Gegensatz zum indirekten Bilirubin, über den Urin ausgeschieden werden. Mit Hilfe der Fototherapie wird die Leber enorm entlastet.

Wenn die Konzentration an Bilirubin besonders hoch ist, reicht eine Fototherapie oftmals nicht mehr aus und/oder braucht zu lange um einen ausreichenden Effekt zu erzielen. In diesen schweren Fällen des Neugeborenenikterus kann eine Austauschtransfusion hilfreich sein.

Bei diesem Verfahren wird das gesamte Blut des Neugeborenen mit Hilfe von Transfusionen ausgetauscht. Besonders häufig wird dieses Therapieverfahren bei Neugeborenen mit Blutgruppenunverträglichkeit angewendet.

Neben den eben genannte medizinischen Interventionen, kann auch eine Steigerung der Trinkmenge dabei helfen, die Konzentration an Bilirubin im Kreislauf des Kindes zu senken. Durch das vermehrte Füttern soll die Darmaktivität so gesteigert werden, dass das Bilirubin über die Galle entfernt werden kann. Dabei ist es irrelevant, ob das betroffene Kind gestillt oder mit der Flasche ernährt wird.

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